Die Chemotherapie ist eine wichtige Säule der Krebsbehandlung. Um gemeinsam mit den behandelnden Ärzten am Therapieerfolg arbeiten zu können, sollten Sie als Patient so gut wie möglich über die Behandlung informiert sein.

Gibt es „natürliche“ Alternativen zur Chemotherapie?

In vielen Fällen ist die Chemotherapie aus medizinischer Sicht ein wichtiger Schritt, um gezielt gegen die Erkrankung anzugehen. Dennoch macht sie vielen Betroffenen Angst.

Beim ersten Gedanken verbinden viele Patienten eine Chemotherapie mit aggressiver oder gar „vergiftender“ Wirkung und fürchten sich insbesondere vor belastenden Nebenwirkungen wie Haarausfall, Erbrechen und Übelkeit.

Dies kann dazu führen, dass manche Krebspatienten nach Alternativen zur Chemotherapie suchen, die weniger eingreifend sind.

Zu den „alternativen“ Heilverfahren, die angeboten werden, zählen ganz unterschiedliche Behandlungsansätze von Krebsdiäten über esoterische Methoden bis hin zu Naturheilverfahren mit unbewiesener Wirksamkeit. Solche Behandlungsmethoden können eine Chemotherapie jedoch nicht ersetzen.

Unter bestimmten Voraussetzungen können bestimmte Methoden eine Chemotherapie aber möglicherweise sinnvoll ergänzen. Solche ergänzenden Verfahren werden dann „komplementäre Methoden“ genannt. Viele dieser Methoden stärken das Wohlbefinden und fördern eine wohltuende, innere Kraft. So gibt es Hinweise, dass Sie eine Akupunktur bei Übelkeit währen der Chemotherapie unterstützen kann und das Qi-Gong, Tai Chi oder Yoga dabei helfen können, Ihre Lebensqualität zu steigern.  

Um sich vor unseriösen Anbietern zu schützen, sollten Sie sich über ergänzende Verfahren immer gut informieren und dies auch mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen. Nicht zuletzt ist es wichtig, Ihren Arzt über jegliche Einnahme von Arzneien aus anderen Heilverfahren zu informieren, da diese sowohl Nebenwirkungen als auch Wechselwirkungen mit der Chemotherapie verursachen können.

Deshalb: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, erkundigen Sie sich über die Chemotherapie und sammeln Sie zuverlässige Informationen. Holen Sie Stimmen anderer Krebspatienten ein und lernen Sie aus deren Erfahrung mit der Chemotherapie. Wenn Sie befürchten, dass Ihr Wunsch nach einer ergänzenden Therapiemethode Ihren Arzt verärgern könnte, erkundigen Sie sich bei einem anderen Arzt über ihr Vorhaben. Eine zweite Arztmeinung zu den verschiedenen Therapiemöglichkeiten für Krebspatienten bietet beispielsweise das nächstgelegene Tumorzentrum.

Ansprechen auf die Chemotherapie

Die Ärzte, von denen Sie die Chemotherapie erhalten, sind Fachärzte auf dem Gebiet der Krebsbehandlung (Fachärzte für Onkologie) und speziell für die Anwendung verschiedener Chemotherapien ausgebildet. Sie verfügen über Erfahrungen darüber, wie die unterschiedlichen Formen und Dosierungen der Krebsmedikamente (Zytostatika) wirken. Die Entscheidung darüber, welches Medikament für Ihre Situation in Frage kommt, stützt sich auf detaillierte Kenntnisse über den Tumor, seine Ausbreitung und eine sorgfältige Risiko-Nutzen-Analyse. Dennoch wirkt eine Chemotherapie nicht bei allen Patienten gleich, und eine Methode, dies bereits vor Beginn der Behandlung vorherzusagen, gibt es leider nicht.

Wenn eine Chemotherapie bei einem Patienten nicht anspricht, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass er von keiner Chemotherapie profitieren kann. Möglicherweise ist eine andere Medikamentenkombination dennoch wirksam.

Heute stehen für die Chemotherapie bei Darmkrebs neben den Standardmedikamenten auch neuere Zytostatika zur Verfügung. Dies bietet beim Versagen eines ersten Therapieversuches (erste Linie) immer auch die Möglichkeit einer weiteren, d.h. Zweit- oder auch Drittlinientherapie mit veränderten Medikamentenkombinationen und -dosierungen.

Teilnahme an einer klinischen Studie?

Für viele Krebspatienten bedeutet die Möglichkeit, an einer Studie mit viel versprechenden Medikamenten teilzunehmen, auch eine zusätzliche Therapiechance.

Jedes heute zugelassene Medikament musste vor seiner Zulassung eine klinische Probephase durchlaufen. Das Gleiche gilt für die unterschiedlichen Behandlungsschemata mit deren verschiedenen Dosierungen und Wirkstoffkombinationen. Solche klinischen Studien werden unter strengen Regeln durchgeführt. Dabei steht die Sicherheit, die Aufklärung und Entscheidungsfreiheit des Patienten stets im Vordergrund. Die Teilnahme ist stets freiwillig. Der teilnehmende Patient kann aber auch jederzeit seine Teilnahme beenden und aus der Studie aussteigen. 

Klinische Studien haben in Deutschland leider immer noch das "Versuchskaninchen-Image"  ein Vorurteil, das bei den strengen Regeln, nach denen klinische Studien durchgeführt werden, nicht gerechtfertigt ist. Zudem sind diese wissenschaftlichen Untersuchungen mit Patienten der Motor für Therapieverbesserungen, von denen Menschen heute wie auch in Zukunft profitieren werden. Ein Fortschritt in der Medizin ist ohne klinische Studien undenkbar. Auch dies gilt es bei einer Entscheidung für oder gegen eine Teilnahme zu bedenken.

So könnte es sein, dass in Ihrem Fall einiges für eine Behandlung mit einer neueren Chemotherapieform spricht, deren Wirksamkeit und Verträglichkeit gerade in klinischen Studien geprüft wird. Vor einer Entscheidung sollten Sie ausführlich mit Ihrem Arzt klären, welche Vorteile und Risiken die Studientherapie gegenüber der Standardtherapie für Sie hätte.

Schädigt die Chemotherapie das Immunsystem?

Manche Patienten stellen sich die Wirkung der Chemotherapie sehr aggressiv, zerstörend und anhaltend vor. Eine Chemotherapie erfolgt in Behandlungsintervallen (Zyklen), zu denen auch regelmäßige Therapiepausen zur Erholung gehören. Dadurch haben die gesunden Körperzellen, die während der Behandlung in Mitleidenschaft gezogen wurden, die Möglichkeit, sich zu regenerieren. Zwar schwächt der Abfall der weißen Blutzellen im Blut während einer Chemotherapie das Immunsystem und macht den Patienten anfälliger für Infektionskrankheiten, jedoch geschieht dies nur vorübergehend. Die Zahl der Blutzellen erholt sich in der Regel innerhalb von wenigen Tagen.

Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit

Der Erfolg einer Chemotherapie wird nicht nur am Effekt gegen den Krebs gemessen, sondern auch an der Lebensqualität und dem Befinden des Patienten. Sagen Sie Ihrem Arzt, wenn es Ihnen während der Therapie schlecht geht und Sie unter den Nebenwirkungen, zum Beispiel unter Erschöpfung, leiden. Ihr Arzt ist auf Ihre Rückmeldungen angewiesen, damit er die weitere Therapie entsprechend steuern und mögliche Nebenwirkungen lindernd behandeln kann. Zustände von extremer Erschöpfung, Lustlosigkeit und Traurigkeit während der Behandlungsphase können auf Nebenwirkungen hinweisen, die behandelbar sind. Ihr Arzt wird versuchen, die Ursachen dafür zu klären, damit die Chemotherapie Ihnen besser nützt und weniger schadet.

Achten Sie selbst auch auf Ihr psychisches Wohlbefinden: Füllen Sie Ihren Alltag mit Dingen, die Ihnen Spaß und Freude bereiten. Durch positive Lebensinhalte erlangen Sie mehr Kraft und Hoffnung. Versuchen Sie sich ausgewogen und vitaminreich zu ernähren. Achten Sie insbesondere auf Ihr Gewicht, wovon Sie nicht zu viel verlieren sollten, da Ihr Körper nun auf Energiereserven angewiesen ist. Einige Tipps erleichtern Ihnen das Essen bei Problemen wie Übelkeit oder Erbrechen. 

Wenn sich Ihr Befinden dennoch nicht spürbar bessert, können Sie zusätzlich eine psychotherapeutische oder psychoonkologische Unterstützung erwägen, durch die Sie in Ihrer Situation neue Lösungsansätze finden können, wenn es Ihnen an Kraft, Hoffnung und Freude im Leben fehlt. Fragen Sie auch hier Ihren behandelnden Arzt nach möglichen Ansprechpartnern. 

Haarausfall

Haut, Haare und Nägel können sich durch die Chemotherapie verändern. Wie sehr das tatsächlich passiert, hängt von den eingesetzten Medikamenten ab. Reden Sie darüber mit Ihrem Arzt, der für die Chemotherapie verantwortlich ist. Besprechen Sie mit ihm in Ruhe die möglichen Folgen und scheuen Sie sich nicht, Fragen zu stellen. Denn wenn Sie eine ungefähre Vorstellung von den Auswirkungen haben, können Sie sich vor allem innerlich besser vorbereiten.

Moderne Chemotherapien versuchen, möglichst wenig "Schaden" anzurichten; dennoch sind bestimmte Nebenwirkungen nicht vermeidbar. Bedenken Sie dabei, dass es sich nur um eine zeitlich begrenzte Therapiephase handelt.

Haare und auch Haarausfall bedeuten für jeden etwas anderes. Für viele Frauen sind die Haare ein wichtiges Attribut. Haare geben uns Identität, sie schaffen einen "Look", der uns definiert. Andererseits kann eine andere Frisur oder Farbe zwar Ihren Typ verändern, einen anderen Menschen macht es aus Ihnen aber nicht.

Halten Sie sich vor Augen: Ihre Haare sind vielleicht für eine Weile weg, aber nach der Chemotherapie werden Ihre Haare wieder wachsen.

Was kann man tun, um sich vorzubereiten?

Bei drohendem Haarausfall: Falls es wahrscheinlich ist, dass Ihnen die Haare ausfallen werden, können Sie sich ein Stück weit darauf vorbereiten. Männer mit Glatzenbildung oder kurzem Haarschnitt können sich ihren "nackten" Schädel naturgemäß besser vorstellen als die meisten Frauen. Frauen mit langen oder halblangen Haaren kann es helfen, sich als „Zwischenschritt“ mit einem Kurzhaarschnitt auf die Chemotherapie vorzubereiten. Vielleicht gibt es ja auch einen Kurzhaarschnitt, den Sie immer schon einmal ausprobieren wollten. Je nach Zeitplan der Chemotherapie unternehmen manche Patientinnen noch einen weiteren Schritt und lassen sich einen klassischen "Stoppelschnitt" schneiden. Vorteil: Der Unterschied zu einem kahlen Kopf ist nicht mehr so groß. Auch hinterlassen die ausgehenden Haare weniger große Spuren als längere Haare. Falls Sie einen Friseur gut kennen, wird er vielleicht auch zu Ihnen in die Klinik oder nach Hause kommen. Es gibt zumindest in größeren Städten einen Friseur-"Homeservice". Infos dazu findet man im Branchenverzeichnis der Telefonbücher oder in Stadtzeitungen. Fragen Sie auch in Ihrer Klinik nach besuchswilligen Friseuren, oft haben Krankenhäuser in solchen Fällen gute Kontakte.

Perücken und andere Möglichkeiten: Es gibt heutzutage ein reichhaltiges Sortiment an Perücken für Männer und Frauen. Die meisten Kliniken haben Kontaktadressen von Perückenfachgeschäften, die Sie ganz individuell beraten. Entweder kommt dann ein Berater zu Ihnen ins Krankenzimmer oder nach Hause oder Sie gehen selbst in das Geschäft. Suchen Sie sich dort eine Perücke aus, mit der Sie sich wohlfühlen. Falls Sie nur bedingt fündig werden, entscheiden Sie sich für eine In-etwa-Lösung und lassen sich die Perücke von Ihrem Friseur in die richtige Form schneiden. Neben Frisur und Farbe sollten Sie auf den richtigen Sitz achten. Der Perückenmacher kann sie Ihnen korrekt anpassen. Es ist möglich, bereits vor der Therapie eine Perücke zu beantragen. Besprechen Sie dieses Thema rechtzeitig mit ihrem Arzt, der Ihnen auch ein Rezept ausstellen kann. Bei Frauen übernimmt die Krankenkasse in der Regel die Kosten für die Perücke. Betroffene Männer sollten die Kostenübernahme mit ihrer Krankenkasse besprechen. Eine gute Alternative zu Perücken können auch Tücher, Mützen, Hüte oder fertig gebundene Turbane aus Stretchmaterialien sein (Drogerie- oder Perückengeschäfte, Internet-Shops). Manche Frauen wechseln je nach Bedarf auch zwischen Perücke und anderen Kopfbedeckungen

Ausfallende Gesichtshaare: Eine Chemotherapie kann auch zum Ausfall der Gesichtshaare führen. Insbesondere wenn Wimpern und Augenbrauen ausfallen, verändert es das Aussehen. Es gibt jedoch Möglichkeiten, ausgefallene Wimpern und Augenbrauen wirkungsvoll zu kaschieren. Erfahrene Kosmetikerinnen können dazu hilfreiche Tipps geben. 


Dieser Text entstand mit fachlicher Unterstützung des Krebsinformationsdiensts (KID).