Keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Das gilt auch für die Strahlentherapie. Jedoch haben die modernen Geräte und eine exakte Therapie- und Strahlendosisplanung die unerwünschten Begleiterscheinungen der Bestrahlung in den letzten Jahren immer weiter verringert.

Das Charakteristische einer Strahlentherapie ist, dass sie Tumorzellen gezielt angreift, Nebenwirkungen beschränken sich damit im Wesentlichen auf den bestrahlten Körperbereich. Wie ausgeprägt die Nebenwirkungen sind, hängt dabei ab von der verabreichten Strahlendosis, von der Empfindlichkeit der bestrahlten Gewebeart und von der individuellen Reaktion des Patienten.

Man unterscheidet akute Nebenwirkungen, die unmittelbar nach der Bestrahlung auftreten, von chronischen Nebenwirkungen oder Spätreaktionen (Monate bis Jahre nach einer Bestrahlung). Da Teile des Darms und die Harnblase im Bestrahlungsfeld liegen, können Durchfall sowie Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen auftreten. Außerdem kann es zu Hautreizungen kommen. Diese akuten Nebenwirkungen sind gut behandelbar und klingen wieder ab. Neben körperlichen Beschwerden leiden Patienten unter seelischen Belastungen. Auch darüber sollten Sie mit ihrem Strahlentherapeuten reden, der Ihnen in bei Sorgen und Fragen zur Strahlentherapie ein wichtiger Ansprechpartner ist.

Akute Nebenwirkung an Darm und Harnblase

Während der Therapie, oft auch noch Wochen nach dem Ende der Bestrahlung können Durchfälle auftreten, gelegentlich mit Bauchschmerzen. Um den Darm zu schonen, wird mitunter zur Lagerung während der Bestrahlung ein sogenanntes "Lochbrett" verwendet, eine ca. 10 cm dicke Platte aus Kunststoff mit einem Loch in der Mitte. Legt man sich bäuchlings auf dieses Brett, kann der Bauch einschließlich Darmschlingen in dieses Loch fallen und so teilweise aus dem Bestrahlungsfeld herausgehalten werden.

(Quelle: DEGRO-Broschüre "Strahlen für das Leben" (2008), Einlegeblatt "Tumoren des Enddarmes (Rektumkarzinom)"; abrufbar unter http://www.degro.org/jsp_public/cms/index.jsp?top=25&left=4)

Zu Beginn der Therapie gibt es keine besonderen Diätempfehlungen. Günstig ist eine leichte, möglichst wenig blähende Kost. Rohes Obst oder Gemüse und Salat sollten während der Bestrahlungswochen nur in kleinen Portionen verzehrt werden; sehr fette, scharf gebratene oder gewürzte Speisen, sind eher zu meiden. Günstig sind hingegen gedünstetes Gemüse, Kartoffeln, Teigwaren und Reis. Falls Durchfall auftritt, sollten Sie darauf achten, ausreichend zu trinken und evtl. Spurenelemente zu sich zu nehmen.

(Quelle: DEGRO: http://www.degro.org/dav/html/download/pdf/EinlageRektum.pdf)

Eine andere Nebenwirkung ist die Entzündung der Harnblase oder des Nierenbeckens. Weisen Sie Ihren Arzt sofort darauf hin, wenn Sie Anzeichen verspüren wie Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen, andauernden Harndrang oder dumpfe Schmerzen im Rücken. Gegen diese Entzündungen gibt es Medikamente, die helfen, die akute Entzündung rasch abklingen zu lassen.

Hautpflege

Die Haut im Bestrahlungsfeld kann Reizungen erleiden. Sie sollten dann all das vermeiden, was diese Reizungen noch verstärken könnte. Tragen Sie also locker sitzende Kleidung, kratzen Sie sich nicht und vermeiden Sie übermäßige Wärme (z.B. Wärmflaschen) genauso wie Kälte (z.B. Eiswürfel) an den betroffenen Hautstellen. Beim Duschen und Baden sollten Sie den gereizten Hautbereich sehr behutsam waschen, benutzen Sie an diesen Stellen keine Deos oder Duftstoffe, und vermeiden Sie kräftiges Abrubbeln, insbesondere beim Abtrocknen. Fragen Sie Ihren Strahlentherapeut, wie Sie Ihre Haut am besten pflegen, etwa mit Puder oder Salben. Manchmal könnrn auch Sitzbäder mit Kamillenlösung helfen.

 (Quelle: „Leitlinienprogramm Onkologie“ der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. und der Deutschen Krebshilfe (Hrsg.) Patientenleitlinie: Darmkrebs im frühen Stadium - Ein Ratgeber für Patientinnen und Patienten (Juli 2014))

Fatigue - Müdigkeit, Schlaffheit, seelische Belastung

Allgemeine Symptome wie Müdigkeit, Unlust, Abgeschlagenheit oder Erschöpfung werden als Nebnenwirkung der Krebsbehandlung beobachtet, auch während einer Strahlentherapie. Man spricht von Fatigue. Jeder der Patienten geht auf unterschiedliche Art und Weise damit um. Sie sollten in dieser Zeit intensiv auf sich hören, und das tun, was Ihnen gut tut. Körperliche Aktivität wirkt sich günstig auf das Allgemeinbefinden aus (Sport treiben bzw. sich viel bewegen).

(Quelle: DEGRO-Broschüre "Strahlen für das Leben" (2008), Einlegeblatt "Tumoren des Enddarmes (Rektumkarzinom)"; abrufbar unter http://www.degro.org/jsp_public/cms/index.jsp?top=25&left=4)

Berichten Sie stets Ihrem Strahlentherapeuten über die Schwierigkeiten oder Probleme, die Sie an sich beobachten. Sprechen Sie mit dem Arzt ab, falls Sie Medikamente einnehmen möchten. Vorübergehend kann sich durch die Bestrahlung das Blutbild verändern, was Ihr Arzt mit Laboruntersuchungen kontrollieren wird. Bei starken Veränderungen im Blutbild muss die Therapie unterbrochen werden.

Spätfolgen sind selten

Die modernen Geräte und ein genauer Bestrahlungsplan lassen Spätfolgen einer Strahlentherapie seltener werden. Denkbar sind ein länger anhaltender Durchfall, häufiger Stuhldrang und Blähungen. Im Extremfall können sich Darmschlingen verengen oder verkleben. Außerdem können Verfärbungen der Haut und Verhärtungen des Unterhautfettgewebes auftreten. Inwieweit die Fruchtbarkeit oder Zeugungsfähigkeit durch die Bestrahlung beeinträchtigt wird, hängt sehr vom genauen Ort der Bestrahlung ab. Auch hier kann Ihnen Ihr Strahlentherapeut Auskunft geben.

Das Risiko, wegen einer Bestrahlung 20-30 Jahre später einen Zweitkrebs zu bekommen, ist sehr gering. Das Risiko ist so klein, dass man sich zweifellos für eine Bestrahlung entscheiden sollte, um die aktuelle Darmkrebserkrankung wirksam zu bekämpfen.


Dieser Text entstand mit fachlicher Unterstützung des Krebsinformationsdienst (KID).
Quellen:
DEGRO-Broschüre "Strahlen für das Leben" (2008), Einlegeblatt "Tumoren des Enddarmes (Rektumkarzinom)"; abrufbar unter http://www.degro.org/jsp_public/cms/index.jsp?top=25&left=4
„Leitlinienprogramm Onkologie“ der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. und der Deutschen Krebshilfe (Hrsg.) Patientenleitlinie: Darmkrebs im frühen Stadium - Ein Ratgeber für Patientinnen und Patienten (Juli 2014)