Komplementäre oder alternative Verfahren

Komplementäre oder alternative Medizin soll die Genesung fördern, indem beispielsweise die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert werden. Begriffe wie Naturheilkunde, sanfte Medizin, traditionelle Medizin, oder Ganzheitsmedizin werden in diesem Zusammenhang ebenfalls verwendet.

Eine allgemein anerkannte, einheitliche und umfassende Festlegung, was komplementäre und alternative Medizin (KAM) ist, gibt es jedoch nicht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) versteht unter KAM Behandlungen, die nicht der Tradition des jeweiligen Landes entstammen und deshalb nicht Teil der dort üblichen Medizin sind. In Deutschland sind aber auch komplementäre und alternative Methoden verfügbar, die ihre Theorie ausdrücklich auf Erkenntnissen der wissenschaftlichen Medizin aufbauen. Oder die Methoden leiten sich beispielsweise aus der traditionellen europäischen Heilkunde ab.

Es gibt Versuche, eine klare Trennung zwischen komplementären und alternativen Methoden zu ziehen: Eine komplementäre Methode wird ergänzend zur Standardtherapie eingesetzt. Im Gegensatz dazu wird eine alternative Methode anstatt der Standardtherapie angewendet.

Gemeinsam ist komplementären oder alternativen Methoden, dass sie eben nicht Teil der medizinischen Standardbehandlung sind. Die medizinische Standardbehandlung wird in Evidenz-basierten Leitlinien oder Konsensuspapieren festgelegt. Sie stellt die derzeit übliche und empfohlene Behandlungsform dar.

Damit die Wirksamkeit einer Methode – auch eine KAM – belegt werden kann, muss sie in einer klinischen Studie entweder mit der medizinischen Standardbehandlung oder mit einem Scheinmedikament (Placebo) verglichen werden. Solche vergleichenden Studien sind nur dann vertretbar, wenn es aus der Grundlagenforschung und frühen klinischen Studien starke Hinweise (Evidenzen) gibt, dass man sich von der Methode eine Wirkung erwarten kann. Andernfalls wäre es unethisch, einem Patienten eine nachgewiesenermaßen wirksame Standardtherapie vorzuenthalten. Da für eine Vielzahl von KAM solche Evidenzen fehlen, gibt es auch keine entsprechende vergleichende Studienergebnisse.

Wirksamkeit und Sicherheit komplementärer oder alternativer Methoden wurden in der Regel nicht (ausreichend) im Rahmen wissenschaftlicher Studien nachgewiesen. Es handelt sich somit oft um Methoden unbewiesener Wirksamkeit.

Leider nutzen viele Geschäftemacher das positive Image der Naturmedizin, um aus den Ängsten und Sorgen der Patienten Kapital zu schlagen. Ein Laie kann die Fülle und Seriosität der Angebote oft nicht überblicken. Ziehen Sie vor Anwendung einer komplementären oder alternativen Methode einen erfahrenen Arzt zu Rate. Er wird Ihnen keine Anwendung verwehren, die dazu führen könnte, dass Sie sich wohler oder besser fühlen. Er kann Sie darüber aufklären, ob eine gleichzeitige Behandlung möglich ist. Oder ob sie Risiken birgt, wie etwa Wechselwirkungen mit der Standardtherapie. Durch solche Wechselwirkungen kann es beispielsweise zur Wirkungsabschwächung oder zu verstärkten Nebenwirkungen kommen. Verzichten Sie niemals auf Ihre regulären Therapien.

Wichtig ist, wenn Sie eine zusätzliche Therapie erwägen, sollten Sie immer auch Ihre behandelnden Ärzte darüber informieren.

Zum Weiterlesen

Bücher:

Münstedt K. (Hrsg.). Komplementäre und alternative Krebstherapien, 3. Aktualisierte und erweiterte Auflage ecomed. Medizin. 2012

Hübner J. Komplementäre Onkologie – Supportive Maßnahmen und evidenzbasierte Empfehlungen, 2. Auflage. Schattauer. 2012

Links:

Alternative Methoden zur Behandlung von Krebs: https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/alltag/alternative-methoden.php

CAM-Cancer-Übersetzungen bei Onkopedia: https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines Stichwort: Komplementäre und alternative Therapieverfahren.


Dieser Text entstand mit fachlicher Unterstützung des Krebsinformationsdiensts (KID).