Entscheidend für den Therapieplan bei Darmkrebs ist, wie stark sich die Krankheit bereits entwickelt hat. Um das Stadium der Erkrankung zu ermitteln - der englische Fachbegriff dafür lautet "Staging" – bedarf es einiger Untersuchungen, und dies braucht einige Tage bis Wochen Zeit.

Ein wichtiger Teil der Behandlung von Darmkrebs ist oft die Operation. Sie liefert auch entscheidene Hinweise auf das tatsächliche Krankheitsstadium: Wie weit sich die Erkrankung tatsächlich ausgebreitet hat, d. h. wie tief der Tumor in die Darmwand eingewachsen ist und welche Absiedlungen er in Lymphknoten und angrenzenden Organen gebildet hat, lässt sich erst nach der Operation genau bestimmen. Dazu kommt, dass erst nach der mikroskopischen Untersuchung des entnommenen Tumorgewebes dessen Eigenschaften, die Aggressivität der Erkrankung, festgestellt werden kann ("Grading").

Sind alle wichtigen Informationen zur Erkrankung eines Patienten zusammengetragen, können die Ärzte das Krankheitsstadium festlegen. Wir wollen Ihnen hier eine Übersicht geben, welche Kürzel dabei benutzt werden und was sie bedeuten.

TNM-Klassifizierung

Das Krankheitsstadium wird mit Hilfe der TNM-Klassifizierung ausgedrückt. Bei diesem System werden drei Merkmale beurteilt:

  • T steht für Tumor und beschreibt die Größe und Ausdehnung des Tumors, bei Darmkrebs ist dies der Tumor im Darm.
  • N bezeichnet die angrenzenden Lymphknoten (N für Nodus, lateinisch: Knoten), die von Absiedlungen des Tumors befallen sind.
  • M kennzeichnet das Fehlen oder Vorhandensein von (Fern-)Metastasen, also entfernte Absiedlungen und Tochtergeschwülste in anderen Organen.

Dem Buchstaben folgt eine Zahl, die das jeweilige T, N und M-Stadium wiedergibt.

T1-4 und Tis: T steht für Tumor, je höher die Zahl, desto stärker hat sich der Krebs in der Darmwand oder im umliegenden Gewebe ausgebreitet.

Tis So genanntes Carcinoma in situ: Sehr frühe Form von Krebs. Krebszellen sind hier nur in den oberen Schichten der Darmschleimhaut zu finden.
T1 Der Tumor beschränkt sich auf die Darmschleimhaut (Mukosa).
T2 Zusätzlich zur Schleimhaut ist auch die Muskulatur (Muskularis) der Darmwand befallen.
T3 Der Tumor ist in alle Schichten der Darmwand eingewachsen.
T4 Der Darmtumor hat sich in benachbartes Gewebe oder benachbarte Organe ausgebreitet.

N0-2: N steht für Nodus, lateinisch: Knoten. Hier sind die Lymphknoten gemeint, deren Zustand durch die N-Kategorie beschrieben werden.

N0 Die benachbarten (regionären) Lymphknoten sind frei von Tumorzellen.
N1 Ein bis drei Lymphknoten in der Umgebung des Tumors sind von Krebszellen befallen.
N2 Vier oder mehr Lymphknoten der näheren Umgebung sind von Krebszellen befallen.

M0-1: M steht für Metastasen. Hier sind die Fernmetastasen gemeint, also Metastasen in anderen, entfernten Organen.

M0 Es sind keine Fernmetastasen vorhanden.
M1 Es sind Fernmetastasen in anderen Organen oder entfernten Lymphknoten vorhanden.

Einige weitere Kürzel vervollständigen die TNM-Klassifikation:

  • x : Anstelle einer Zahl bedeutet das "x", dass hier die Verhältnisse noch ungeklärt sind, z.B. T2 NX MX.
  • c : Vor der Operation beruht die TNM-Klassifikation auf den Ergebnissen der durchgeführten klinischen Untersuchungen (engl.: clinical). Dies kann mit einem "c" verdeutlicht werden, z.B. cT2 N1 M0.
  • p : Wenn das Tumorgewebe nach der Operation mikroskopisch untersucht wurde, wird dieser histopathologische Befund mit einem "p" angegeben, z.B. pT2 pN1 pM0.
  • m : Wurden mehrere, von einander unabhängige Tumoren (keine Metastasen) gleichzeitig gefunden, findet das mit einem "m" (multiple) Berücksichtigung, z.B. T1(m) N0 M0.
  • r : Handelt es sich um ein Tumorrückfall, ein so genanntes Rezidiv, wird dies mit dem "r" ausgedrückt, z.B. rT3 N1 M0.

Krankheitsstadien

Die Daten aus der TNM-Klassifizierung fassen Ärzte in Krankheitstadien zusammen:

  • Stadien I bis IV nach UICC: Diese Stadieneinteilung stammt von der "Union Internationale Contre le Cancer" (UICC, Internationale Vereinigung gegen Krebs, 1997). Sie ist heute die gebräuchlichste, modernste und klarste Einteilung. Jedes Stadium wird mit der TNM-Klassifizierung genau beschrieben.
  • Dukes Klassen A-D: Diese Einteilung wurde ursprünglich 1932 entwickelt und ist seither häufig verändert worden. Heutzutage verwendet man häufiger die Einteilung nach UICC-Stadien. Die Dukes Klassen A bis D entsprechen den UICC-Stadien I bis IV.
Stadium (UICC) Dukes T N M
Stadium 0   Tis N0 M0
Stadium I A T1, T2 N0 M0
Stadium II B T3, T4 N0 M0
Stadium III C jedes T N1, N2 M0
Stadium IV (D) jedes T jedes N M1

Gewebeeigenschaften (Grading)

Nach der Operation begutachten Ärzte das Tumorgewebe im Labor. Bei der mikroskopischen Untersuchung wird klar, wie aggressiv und bösartig die Krebszellen des jeweiligen Tumors sind. Diese Tumorcharakterisierung bezeichnet man als "Grading".

Ein Darmkrebs aus aggressiven Krebszellen wächst schneller und bildet früher Metastasen in anderen Organen. Vereinfacht kann man sagen: Je mehr sich die Krebszellen von den normalen, gesunden Darmzellen unterscheiden, umso bösartiger ist die Erkrankung einzuschätzen. Mediziner sagen das so: Undifferenzierte Tumorzellen zeigen eine hohe Malignität, gut differenzierte eine geringe Malignität. Man unterscheidet vier Stufen, G1 bis G4, die so genannten Malignitätsgrade.

G1 Niedriger Malignitätsgrad: Die Tumorzellen sind gut differenziert, d.h. sie besitzen noch das Aussehen von Schleimhautdrüsenzellen, wie sie in der Darmwand vorkommen.
G2 Mittlerer Malignitätsgrad: Eine Zwischenform von G1 und G3; die Krebszellen sind mäßig differenziert.
G3 Hoher Malignitätsgrad: Die Krebszellen sind schlecht differenziert, d.h. ihr Aussehen unterscheidet sich stark von normalen Schleimhautdrüsenzellen.
G4 Sehr hoher Malignitätsgrad: Die Krebszellen sind völlig undifferenziert und ähneln den Schleimhautdrüsenzellen überhaupt nicht.

Einteilung nach Operationsergebnis

Ebenfalls nach der Operation wird untersucht, ob der Tumor im Darm wirklich vollständig entfernt werden konnte. Im Labor wird dazu das herausoperierte Gewebe untersucht. Hier müssen die Operationsränder im gesunden Gewebe liegen, d.h. der Tumor ist dann "im Gesunden" herausgeschnitten worden. Ein solches Ergebnis wird als eine R0-Resektion bezeichnet. "R" steht dabei für einen verbliebenen Resttumor (Residualtumor).

R0 Kein Resttumor vorhanden, d.h. vollständige Entfernung im Gesunden (R0-Resektion).
R1 Resttumor vorhanden, nur unter dem Mikroskop erkennbar.
R2 Resttumor vorhanden, der auch mit bloßem Auge erkennbar ist.

Bei jeder Darmkrebsoperation wird versucht, eine R0-Resektion zu erreichen, was jedoch bei großen und fortgeschrittenen Tumoren nicht immer gelingt. Mehr zur Operation lesen Sie hier.


Dieser Text entstand mit fachlicher Unterstützung des Krebsinformationsdiensts (KID). 
Quelle:
Brierley JD, Gospodarowicz MK, Wittekind C (Editors) Union for International Cancer Control (UICC): TNM Classification of Malignant Tumours. Eighth Edition, Wiley, Januar 2017.