Die virtuelle Koloskopie, auch CT-Kolonographie oder MR-Kolonographie genannt, ist ein Verfahren zur Frühkennung von Darmkrebs, das sinnvoll sein kann, wenn eine herkömmliche (endoskopische) Darmspiegelung nicht möglich ist oder nur unvollständig durchgeführt werden konnte. Während bei der klassischen, optischen Darmspiegelung ein Untersuchungsinstrument, das biegsame Endoskop, in den Darm eingeführt wird, ist dies bei der virtuellen Koloskopie nicht erforderlich. Mittels Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) werden Schnittbilder des Darms erzeugt, die mit Hilfe einer Software so umgewandelt werden, das virtuelle koloskopische Aufnahmen entstehen.

Wird eine virtuelle Koloskopie durchgeführt, so ist dies in den meisten Fällen eine CT-Kolonographie. Geräte zur MR-Kolonographie sind nur in begrenztem Umfang verfügbar. Genauso wie vor der normalen Darmspiegelung ist es auch bei der virtuellen Koloskopie sehr wichtig, den Darm mit Abführmitteln komplett zu reinigen, um die Sicht auf die Darmwand nicht zu versperren.

Wie funktioniert das?

Zur virtuellen Koloskopie benötigt der Arzt Bilder, die präzise den Innenbereich Ihres gesamten Darmes darstellen. Um diese Aufnahmen zu gewinnen, führt er entweder eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) durch. Mit Hilfe dieser Untersuchungen werden feine Schnittbilder aus dem Körperinneren erzeugt und stellen Schicht für Schicht die Gewebestrukturen der Organe dar.

Eine spezielle Computersoftware wandelt anschließend die Aufnahmen in dreidimensionale Bilder um, die auf einem Computerbildschirm betrachtet werden können. Der Arzt sitzt vor seinem Monitor und begibt sich auf eine virtuelle Fahrt durch den Darm, dessen Innenansicht sich mit all seinen Windungen und Biegungen auf dem Bildschirm darstellt. Darüber hinaus kann er auch andere Organe und Strukturen außerhalb des Darmes mitbeurteilen.

Vorbereitung zur virtuellen Koloskopie

Die Vorbereitungen zur Untersuchung sind ganz ähnlich wie vor einer klassischen Darmspiegelung. Denn auch für eine virtuelle Koloskopie müssen Dick- und Mastdarm frei von Speise- und Stuhlresten sein, damit die Aufnahmen einen ungetrübten Blick auf die Darminnenwand ermöglichen und der Arzt später eine sichere Auswertung vornehmen kann.

Zur gründlichen Darmreinigung müssen Sie am Tag vor der Untersuchung eine spezielle Trinklösung zu sich nehmen, die Sie entweder von der Röntgenpraxis oder Ihrem Hausarzt erhalten. Auch die genauen Anweisungen, was es nun zu beachten gilt, bekommen Sie mit. Rund zwei Liter an Abführlösung, der ein jodhaltiges Kontrastmittel beigemischt wurde, müssen Sie innerhalb von zwölf Stunden trinken. Einen Tag vor dem Untersuchungstermin ist nur noch leichte Kost oder klare Flüssigkeit erlaubt (Mineralwasser oder Tee).

Was passiert bei der Untersuchung?

Kurz vor der eigentlichen CT-Untersuchung wird Ihnen durch den After ein dünner Schlauch eingeführt, durch den Luft oder Kohlendioxidgas geleitet wird. Dieses leichte Aufblähen des Dick- und Mastdarms dient dazu, aneinander liegende Darmwände sanft von einander zu trennen, den Darm also zu entfalten, damit während der Untersuchung das gesamte Darminnere gut abgebildet werden kann. Vor einer MR-Koloskopie erfolgt anstelle des Lufteinlassens ein leichter Einlauf mit Wasser.

Für die Untersuchung begeben Sie sich in einen Ultraschnellen-Spiral-Computertomographen (UCT) oder einen hochauflösenden Magnetresonanztomographen. Welches der beiden bildgebenden Verfahren bei Ihnen angewandt wird, hängt u.a. davon ab, inwieweit der Arzt neben dem Darm auch noch umliegendes Gewebe mit betrachten möchte. Bei der UCT-Aufnahme müssen Sie sich ungefähr 15 Minuten im Untersuchungsgerät aufhalten, wobei aber nur für ca. 20 Sekunden Röntgenstrahlen ausgesandt werden. Die Untersuchungszeit im Magnetresonanztomographen beträgt circa 30 Minuten. Bei beiden Verfahren nimmt man die Bilder in der so genannten "Atemanhaltetechnik" auf. Für Sie bedeutet das, während der entscheidenden Untersuchungsphase im Gerät kurz die Luft anzuhalten.

Vorteile der virtuellen Koloskopie

  • Die virtuelle Spiegelung ist für manche Patienten angenehmer als die klassische Darmspiegelung.
  • Die virtuelle Koloskopie könnte dazu führen, dass die Menschen aufgeschlossener gegenüber Früherkennungsmaßnahmen gegen Darmkrebs werden.
  • Nach bisherigen Erkenntnissen ist die Methode ähnlich zuverlässig, um Darmpolypen oder Darmkrebs in Größen von über acht Millimeter aufzuspüren.
  • Auch die umliegenden Bauchorgane können mithilfe der virtuellen Methode erfasst und beurteilt werden.
  • Die Untersuchung kann oft ohne Beruhigungsmittel durchgeführt werden.

Nachteile der virtuellen Koloskopie

  • Bei kleinen oder flachen Polypen ist die Methode weniger zuverlässig als die klassische Darmspiegelung; diese Polypen könnten übersehen werden.
  • Entzündliche Veränderungen der Darmwand werden nicht erkannt.
  • Der Arzt kann während der Untersuchung keine Gewebeprobe (Biopsie) entnehmen. Bei Veränderungen im Darm, die verdächtig sind, muss in jedem Fall zusätzlich eine normale Darmspiegelung erfolgen.
  • Bei der virtuellen Koloskopie mit Hilfe der Computertomographie (CT-Kolonographie) ist man einer Röntgenstrahlendosis ausgesetzt.

Virtuelle oder klassische Koloskopie?

In Studien wurde getestet, wie sich die virtuelle Koloskopie in der Praxis bewährt. Befragungen bei Patienten, welche der beiden Untersuchungen sie als belastender empfanden, ergaben, dass etwa die Hälfte eine virtuelle, die andere Hälfte eine klassische Koloskopie bevorzugen.

Bei der virtuellen Untersuchung ohne Endoskop kann regelmäßig auf eine Beruhigungsspritze verzichtet werden. Die Vorbereitung mit gründlicher Darmreinigung ist bei beiden Methoden gleich. Auch das Einblasen von Luft oder Gas in den Darm vor der Untersuchung ist sowohl bei der herkömmlichen als auch der virtuellen Koloskopie erforderlich.

Die Zuverlässigkeit und Aussagekraft der virtuellen Untersuchung ist auch abhängig von der verwendeten Software, welche die Darstellung des Darminneren am Computermonitor aufgrund komplizierter Rechenvorgänge ermöglicht. Mit Hilfe verbesserter Softwareprogramme gelingt es derzeit zunehmend, die Zuverlässigkeit der virtuellen Koloskopie zu erhöhen.

Für eine sichere Früherkennung von Darmkrebs und Darmpolypen gilt dennoch die endoskopische Darmspiegelung weiterhin als die aussagekräftigste Methode, zumal auch sehr kleine, flache oder entzündliche Veränderungen im Darm erkannt werden können. Entdeckte Polypen können bei der normalen Darmspiegelung häufig gleich mitentfernt werden (Polypektomie). Die virtuelle Koloskopie mittels CT ist eine anerkannte Alternative zur herkömmlichen Darmspiegelung, wenn diese nicht oder nur unvollständig durchgeführt werden kann.

Wer übernimmt die Kosten?

Die Kosten für eine CT-Kolonographie betragen etwa 400 Euro. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten nur teilweise oder in begründeten Einzelfällen. Private Versicherungen dagegen sind üblicherweise bereit, diesen Betrag auf individuelle Anfrage zu erstatten.


Dieser Text entstand mit fachlicher Unterstützung des Krebsinformationsdiensts (KID).
Quellen: 
Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom, Version 1.1 – August 2014. AWMF-Registernummer: 021/007OL (Statements 5.1 bis 5.3). 
Fleck K. Virtuelle Koloskopie: Wann ist das CT- oder MRT-basierte Screening eine Alternative zur endoskopischen Darmspiegelung? MedScape Deutschland, 8. Mai 2017