Eine palliative medikamentöse Therapie hat zum Ziel, Beschwerden des Patienten zu lindern, seine Lebensqualität zu erhalten oder zu verbessern und sein Leben zu verlängern. Sie kommt zum Einsatz wenn keine Heilung mehr möglich ist, weil der Darmkrebs fortgeschritten ist, schon Metastasen gebildet hat und das Tumorgewebe durch eine Operation nicht mehr vollständig entfernt werden kann.

In der palliativen Situation verhindert die medikamentöse Therapie, dass die Krankheit ungebremst weiter fortschreitet. Gleichzeitig kann der Tumor verkleinert werden, so dass sich Beschwerden und Schmerzen verringern und Komplikationen abwenden lassen. Zu einer Heilung kommt es dennoch leider nicht. Oberstes Ziel soll es sein, die Lebensqualität des Patienten zu verbessern und seine Überlebenszeit zu verlängern.

Der Spezialist soll entscheiden

Welche Medikamente in welcher Kombination und unter welchem Behandlungsschema für Sie als Patient jetzt die richtigen sind, soll immer ein erfahrener Onkologe (Krebsspezialist) entscheiden. Dabei berücksichtigt er Ihre besondere, individuelle Krankheitssituation, d. h. Ihren Allgemeinzustand, die Ausdehnung der Erkrankung sowie bestimmte, für die Wirkungen einzelner Medikamente relevante Eigenschaften des Tumors. Darüber hinaus wägt er die Aussicht auf eine Krebs zerstörende Wirkung gegen das Risiko negativer, belastender Nebenwirkungen ab. Auch ihre persönlichen Wünsche, Erwartungen und Wertvorstellungen können in die Behandlungsentscheidung einfließen.

Der Arzt überlegt sich auch Therapiealternativen für den Fall, dass eine erste Chemotherapie nicht die gewünschte Wirkung zeigt oder zu starke Nebenwirkungen auftreten. Dann kommen Möglichkeiten für eine Zweit- oder Dritt-Chemotherapie in Frage. Es ist zu empfehlen, dass Sie sich für die Chemotherapie an eine erfahrene Klinik oder ein Tumorzentrum wenden.

Erstlinientherapie Zweitlinientherapie

Jüngere Forschungsarbeiten mit neuen Krebsmedikamenten haben auf dem Gebiet der palliativen Chemotherapie einige Verbesserungen für die Patienten erzielt. Dabei hat sich die gute Wirksamkeit gleich mehrerer Zytostatika in klinischen Studien bestätigt, so dass jetzt mehrere Chemotherapieprotokolle bzw. Medikamentenkombinationen zur Verfügung stehen.

Das hat den Vorteil, dass nach einer ersten Chemotherapie ("erste Linie"), auf die der Krebs nach einiger Zeit womöglich nicht mehr richtig anspricht, eine zweite oder dritte Chemotherapie ("zweite Linie, dritte Linie") mit einer anderen Medikamentenkombination folgen kann, die eine Aussicht auf ein Ansprechen des Tumors bietet. Ärzte bezeichnen das als Erst-, Zweit- oder Drittlinientherapie.

Kombination der Chemotherapie mit zielgerichteten Wirkstoffen

Wirkstoffe aus der Gruppe der so genannten zielgerichteten Therapie haben sich mittlerweile zu einer festen Größe in der palliativen Behandlungssituation entwickelt.

Bei Darmkrebs werden sie fast immer in Kombination mit einer Chemotherapie eingesetzt und dies teilweise bereits in der ersten Behandlungslinie, also zusätzlich zur ersten verabreichten Chemotherapie. In Deutschland sind verschiedene zielgerichtete Medikamente für die Behandlung von metastasiertem Darmkrebs zugelassen. Zu ihnen gehören die Wirkstoffe Bevacizumab, Cetuximab, Panitumumab, Aflibercept, Ramucirumab und Regorafenib.

Zu beachten ist, dass manche dieser Wirkstoffe nur dann wirksam sind und eingesetzt werden können, wenn der Tumor bestimmte Eigenschaften aufweist.

Klinische Studien

Um in Zukunft weitere Fortschritte mit der Chemotherapie zu erreichen, laufen klinische Studien, in denen verschiedene Chemotherapiekonzepte für Patienten mit fortgeschrittenem Darmkrebs miteinander verglichen werden. Besprechen Sie mit Ihrem Onkologen, in wie weit es für Sie als Patient von Vorteil ist, an einer solchen Studie teilzunehmen. Mehr zum Thema klinische Studien lesen Sie hier.


Dieser Text entstand mit fachlicher Unterstützung des Krebsinformationsdiensts (KID).
Quelle:
Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom, Langversion 2.0, 2017, AWMF Registrierungsnummer: 021/007OL, http://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/kolorektales-karzinom/