In aller Regel ist die Operation der erste Schritt zur Behandlung bei Dickdarmkrebs. Dabei richtet sich die Art und das Ausmaß des Eingriffs nach der Lage und der Ausbreitung des Darmtumors.

Ziel einer radikalen Operation ist es immer, den Tumor mit ausreichend großem Sicherheitsabstand samt der zugehörigen Blutgefäße, Lymphbahnen und Lymphknoten zu entfernen. Wieviel Darm letztendlich herausgeschnitten werden muss, richtet sich nach der Blutversorgung: Der Chirurg entfernt stets die Darmabschnitte als ganzes, die vom jeweiligem Blutgefäß gemeinsam versorgt werden. Zur Sicherheit muss zum gesunden Darm rechts und links des Darmtumors ein Mindestabstand von 10 cm eingehalten werden. Im Laufe der jahrzehntelangen Erfahrung haben sich bewährte Standardoperationen zur radikalen Operation von Dickdarmkrebs entwickelt.

Einige Patienten haben einen wenig agressiven Tumor, der in einem frühen Stadium entdeckt wurde. Dieser kann mit einem örtlich begrenzten Eingriff entfernt werden, eine radikale Operation ist dann nicht notwendig.

Gesamten Dickdarm entfernen

Bei Patienten mit einem extrem hohen Darmkrebsrisiko kann eine vollständige Dickdarm- und Mastdarmentfernung notwendig sein. Dies betrifft beispielsweise Menschen z.B. mit Familiärer Adenomatöser Polyposis (FAP). Sie haben ein nahezu 100%-Risiko im Laufe ihres Lebens an Darmkrebs zu erkranken (mehr zur FAP lesen Sie hier). Hier wird, genauso wie bei Darmkrebspatienten mit langjähriger Colitis ulcerosa (chronischer Entzündung der Dickdarmschleimhaut), zur Sicherheit der gesamte Dick- und Mastdarm entfernt, wobei alles daran gesetzt wird, den Afterschließmuskel zu erhalten.

Vorübergehender künstlicher Darmausgang

In schwierigen Fällen von Dickdarmkrebs kann sich der Chirurg dazu entscheiden, einen vorübergehenden künstlichen Darmausgang anzulegen. Dies kann der Fall sein, wenn der  Tumor beispielsweise in die Bauchhöhle durchgebrochen ist oder eine Infektion der Bauchhöhle vorliegt. Mit Hilfe des Stoma wird dann der Stuhlgang vor dem eigentlichen Operationsgebiet durch die Bauchhaut ausgeleitet, was die frische Darmnaht für einige Zeit entlastet, damit sie in Ruhe abheilen kann. Ein solches "Entlastungsstoma" besteht nur vorübergehend: Nach 2 bis 3 Monaten wird der künstliche Ausgang in einer kleinen Operation zurückverlegt, d.h. der natürliche Verdauungsweg wieder hergestellt und das Loch in der Bauchhaut verschlossen.

Laparoskopische Verfahren

Bei Patienten mit einem Kolonkarzinom ist die laparoskopische Tumorentfernung ("Schlüsselloch-Chirurgie) etabliert und wird breit angewendet, d.h. gehört inzwischen zur Routine. Die Laparoskopie liefert ein ebenso gutes Ergebnis wie die offene Chirurgie und hat den Vorteil, dass sich die Patienten schneller von dem Eingriff erholen und weniger Schmerzen haben. Der Eingriff sollte durch einen in dieser Technik erfahrenen Chirurgen durchgeführt werden. 

Operationsverfahren Dickdarmkrebs im Überblick

Lage des Tumors Operationsverfahren Fachausdruck/Beschreibung
Tumor im Blinddarm oder im aufsteigenden Dickdarm Hemikolektomie rechts
  Der komplette rechte Teil des Dickdarms (Zökum und Kolon aszendens) inklusive der rechten Dickdarmbiegung (rechte Kolonflexur) werden samt der zugehörigen Blut- und Lymphgefäße entfernt. Anschließend wird das Querkolon mit dem letzten Teil des Dünndarms (Ileum), verbunden.
   
Tumor an der rechten Dickdarmbiegung oder im ersten Drittel des Querdarms Erweiterte Hemikolektomie rechts
  Zusätzlich zum rechten Dickdarmteil wird auch der Querdarm (Kolon transversum) entfernt. Je nach Situation wird dabei die linke Dickdarmbiegung (linke Kolonflexur) belassen oder mit herausgetrennt. Alle zugehörigen Lymphgefäße, Lymphknoten und Blutgefäße werden entfernt.
   
Tumor im mittleren Drittel des Querdarms Transversumresektion
  Das Querkolon (Kolon transversum) wird samt seiner Lymphabflusswege entfernt. Von der jeweiligen Situation macht es der Chirurg abhängig, ob die beiden Dickdarmbiegungen belassen werden können oder einseitig oder auf beiden Seiten mitentfernt werden müssen.
   
Tumor im letzten Drittel des Querdarms oder an der linken Dickdarmbiegung Erweiterte Hemikolektomie links
  Der Querdarm (Kolon transversum), der absteigende Dickdarm (Kolon deszendens) und ein Großteil des Sigma (S-Darm) werden entfernt, wobei es sich nach der jeweiligen Situation richtet, ob dabei die rechte Dickdarmbiegung belassen werden kann oder nicht. Alle zugehörigen Lymphbahnen und Blutgefäße werden entfernt.
   
Tumor im absteigenden Dickdarm oder angrenzenden oberen S-Darm Hemikolektomie links
  Der gesamte linke Dickdarmteil wird entfernt, d.h. die linke Dickdarmbiegung Linke Kolonflexur), der absteigender Dickdarm (Kolon deszendens) und das Sigma. Der Querdarm wird anschließend mit dem oberen Mastdarm verbunden. Die zugehörigen Lymph- und Blutgefäße werden herausgetrennt.
   
Tumor im mittleren oder unteren S-Darm Sigma-Resektion
  Das Sigma wird zusammen mit den angrenzenden Teilen des absteigenden Dickdarms und oberen Mastdarms entfernt, inklusive der zugehörigen Blut- und Lymphbahnen. Der absteigende Dickdarm wird mit dem verbleibenden Mastdarm verbunden.
   
Vorbeugende Darmentfernung, z.B. bei der FAP oder bei Colitis ulcerosa mit Darmkrebs Kontinenzerhaltene, totale Proktokolektomie, ggf. mit Ileum-Pouch
  Der gesamte Dickdarm (Kolon) und Mastdarm (Rektum) wird entfernt. Es gibt zwei Möglichkeiten: 1.) Der letzte Dünndarmabschnitt (Ileum) wird mit einem Mastdarmrest verbunden. 2.) Der Mastdarm wird komplett entfernt, mit dem Ileum wird ein Reservoir (Pouch) gebildet, der direkt an den Afterschließmuskel genäht wird. In beiden Fällen bleibt der Schließmuskel erhalten.

Dieser Text entstand mit fachlicher Unterstützung des Krebsinformationsdiensts (KID).
Quelle:
Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom, Langversion 2.0, 2017, AWMF Registrierungsnummer: 021/007OL, http://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/kolorektales-karzinom/