Als neoadjuvante Therapie bezeichnet man  eine Behandlung, die vor der Tumoroperation stattfindet. Mit Hilfe der neoadjuvanten Behandlung soll das Rückfallrisiko verringert und/oder der Tumor bereits vor der Operation so weit verkleinert werden, dass man ihn anschließend schonend und möglichst vollständig heraus operieren kann. In manchen Fällen hat die neoadjuvante Therapie zum Ziel, dass eine Operation überhaupt erst möglich wird.

Beim Mastdarmkrebs im Stadium II und III ist eine neoadjuvante Therapie Standard, entweder als  Kurzzeit-Strahlentherapie  oder als kombinierte Strahlen- und Chemotherapie (Radiochemotherapie). Bei Dickdarm- oder Mastdarmkrebs im Stadium IV kann eine neoadjuvante Chemotherapie in bestimmten Fällen Lebermetastasen, die zunächst nicht herausoperiert werden können, soweit schrumpfen lassen, dass der Chirurg sie doch noch entfernen kann.

Mastdarmkrebs: Neoadjuvante Radiochemotherapie mit 5-FU oder Capecitabin

Neben ihrer wachstumshemmenden Wirkung auf Tumorzellen sorgen einige Zytostatika dafür, dass der Tumor gegenüber einer Strahlentherapie empfindlicher wird. Das Zytostatikum 5-FU besitzt diese Eigenschaft und wird deshalb im Rahmen der Radiochemotherapie gegen Mastdarmkrebs verabreicht. Statt 5-FU, das als Infusion zugeführt werden muss, kann auch das in Tablettenform verfügbare Capecitabin eingesetzt werden. Capecitabin wird im Körper zu 5-FU umgewandelt. Die Operation erfolgt 6-8 Wochen nach Abschluss der Radiochemotherapie.

Neoadjuvante Kombinationschemotherapie gegen Lebermetastasen

Erscheinen Lebermetastasen prinzipiell einer Operation zugänglich, besteht die Möglichkeit, mittels neoadjuvanter Chemotherapie „vorzubehandeln“.  Solch eine Behandlung wird jedoch nur bei ungünstigen Prognosefaktoren oder unklarer Prognose durchgeführt.

Anders ist die Situation bei zunächst inoperablen Metastasen, die infolge einer Chemotherapie-Vorbehandlung soweit schrumpfen könnten, dass sie doch noch operabel werden: Hier wird eine neoadjuvante Chemotherapie eindeutig empfohlen, wobei ein möglichst intensives (wirksames) Schema angewendet werden sollte.

Klinische Studien

Möglichkeiten zur Optimierung der neoadjuvanten Chemotherapien und Radiochemotherapien werden laufend weiter erforscht. Zu diesem Zweck laufen klinische Studien, an denen Patienten teilnehmen können. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt die Möglichkeiten, in eine solche Studie aufgenommen zu werden.


Dieser Text entstand mit fachlicher Unterstützung des Krebsinformationsdiensts (KID).
Quelle:
Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom, Langversion 2.0, 2017, AWMF Registrierungsnummer: 021/007OL, http://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/kolorektales-karzinom/