Sport und Bewegung bei Krebs

Nicht nur zur Vorbeugung von Darmkrebs und anderen Krebserkrankungen ist Sport wichtig. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Sport und Bewegung sich auch während der Krebsbehandlung und nach deren Abschluss positiv auf Gesundheit und Lebensqualität auswirken.

Während der Tumortherapie verschlechtern sich häufig körperliche Fitness und Muskelkraft. Doch gerade für die Bewältigung von alltäglichen Aktivitäten, wie längere Strecken gehen, Taschen tragen, Treppen steigen und kochen, ist die körperliche Leistungsfähigkeit wichtig.

Versuchen Sie daher so früh wie möglich, wieder auf das Aktivitätsniveau zurückzukehren, das Sie vor der Erkrankung hatten. Versuchen Sie – in Absprache mit Ihren Ärzten – schon während Ihrer Behandlung aktiv zu werden: An dieser Stelle können Sie selbst etwas für Ihre Gesundheit tun.

Welcher Sport kann während der Behandlung durchgeführt werden?

In wissenschaftlichen Untersuchungen hat sich gezeigt, dass körperliches Training während der Krebstherapie keine negativen Auswirkungen hat. Aber das Training sollte an Ihre individuelle körperliche Leistungsfähigkeit angepasst sein und Ihre Erkrankungssituation berücksichtigen. Daher sprechen Sie auf jeden Fall mit Ihren behandelnden Ärzten. Nur wenn Sie sich mit Ihrem persönlichen Trainingsprogramm wohl fühlen, werden Sie es regelmäßig ausüben.

Liegen keine Gegenanzeigen vor, so wird als Training beispielsweise ein moderater Ausdauersport etwa dreimal pro Woche empfohlen. Das kann Spazieren gehen sein, Fahrrad fahren, Tanzen oder leichtes Joggen. Am Stück sollten Sie mindestens zehn Minuten aktiv sein. Fühlen Sie sich gut, können Sie die Aktivitäten auch auf bis zu 60 Minuten pro Tag und mehr steigern. Auch im Krankenhaus kann das Training verteilt auf mehrere Einheiten durchgeführt werden. Zusätzlich bietet sich ein gezieltes Krafttraining an.

Wie viel körperliche Aktivität ist nach der Krebstherapie empfehlenswert?

Vereinfacht lässt sich sagen, dass jede Bewegung besser ist als keine Bewegung. Empfohlen wird pro Woche ein moderates Ausdauertraining von 150 Minuten oder ein intensives Training von 75 Minuten. Wenn möglich, sollte zusätzlich ein Krafttraining mit dem eigenen Körpergewicht oder Hanteln zweimal in der Woche durchgeführt werden. Es wird geraten, mit leichten Gewichten zu starten und 15 bis 20 Wiederholungen anzustreben. Wenn Sie sich stärker fühlen, können die Gewichte erhöht werden. Um Zerrungen zu vermeiden, denken Sie an eine leichte Aufwärmphase und Dehnungsübungen danach.

Das Training sollte als anstrengend empfunden werden, was sich an den typischen Symptomen wie schneller Atmung, Schwitzen oder Gesichtsrötung leicht feststellen lässt. Bauen Sie auch Übungen zur Verbesserung von Koordination und Beweglichkeit mit ein.

Damit Sie Ihren Körper nicht überfordern, halten Sie nach dem Training Belastungspausen ein: Ruhen Sie sich nach einem moderaten Training den nächsten Tag aus. Nach einem intensiven Training kann die Pause auch bis zu drei Tagen lang sein. Und generell: Wenn Sie sich an einem Tag nicht gut fühlen, dann ruhen Sie sich diesen Tag besser aus.

Wo können Krebspatienten Sport durchführen oder sich beraten lassen?

Welche Bewegungsform für Sie in Frage kommt, hängt von Ihren persönlichen Zielen und Vorlieben ab. Mittlerweile beraten viele große Kliniken zu Sport und Bewegung. Diese können Ihnen helfen, für Sie passende Angebote zu finden. Ihr Arzt kann Ihnen Bewegungstherapie beziehungsweise Physiotherapie verordnen.

Für Angebote können Sie sich auch an Selbsthilfegruppen, Krebsberatungsstellen, Krankenversicherungen, Sportstudios und Sportvereine (Rehabilitationssport) vor Ort wenden. Ein Training ist ebenso zu Hause möglich. Sind Sie sich bezüglich Art und Umfang der Übungen unsicher, lassen Sie sich zu Beginn von einem Physio- oder Sporttherapeuten beraten. Neben Freude und Spaß an der Bewegung fällt es aber in einer Gruppe oftmals leichter, aktiv zu sein. Auch der Austausch und die Erfahrungen von anderen Betroffenen können hilfreich sein.

Wann sollte eine Pause eingelegt werden?

Nach einer Operation oder an den Tagen, an denen Sie eine Chemotherapie-Infusion erhalten, sollte kein Sport gemacht werden. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, wann Sie wieder starten können. Liegt eine akute Infektion vor – besonders mit Fieber – wird von körperlicher Aktivität abgeraten. Auch eine Anämie (Mangel an roten Blutkörperchen), Schmerzen unter Belastung und Blutungen sind Gründe, die gegen ein körperliches Training sprechen.

Ein Stoma ist generell kein Hinderungsgrund. Sie sollten lediglich auf Sportarten mit hartem Körperkontakt verzichten. Dazu gehören zum Beispiel Judo, Boxen und Geräteturnen. Bei einigen Sportarten kann das Tragen von Schutzgürteln und -kappen besseren Schutz bieten. Und: Wann immer Sie sich unsicher sind, sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, ob Sie körperlich aktiv sein können und wie Sie trainieren sollen.

Was kann Sport bei und nach Krebs bewirken?

Regelmäßige körperliche Aktivität kann Krankheits- und Therapie-bedingte Nebenwirkungen bei Krebsbetroffenen verringern. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Sport körperliche Funktionen, Lebensqualität, Ängstlichkeit, Depression und Fatigue (anhaltende belastende Müdigkeit) verbessern kann. Das Risiko für Herz-Krebslauferkrankungen und Osteoporose (Knochenschwund) wird gesenkt, Beschwerden aufgrund von Nervenschäden können mitunter verringert werden.

Aus Beobachtungsstudien gibt es Hinweise, dass Sport nach Abschluss der Therapie möglicherweise das Überleben verlängert. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen zu dieser Fragestellung werden durchgeführt.

Weitere Informationen:

Broschüre zu Krebs und Sport: Broschüre „Sport, Bewegung und Krebs“ vom Nationalen Zentrum für Tumorerkrankungen und dem Krebsverband Baden-Württemberg (2018): https://www.nct-heidelberg.de/fileadmin/media/nct-heidelberg/das_nct/newsroom/broschueren/NCT_KVBW_sport_bewegung_und_krebs.pdf

Beispiele für praktische Übungen: AYApedia. Empfehlungen für Heranwachsende und junge Erwachsene mit Krebs (2018). https://redaktion.onkopedia.com/onkopedia/de/ayapedia/guidelines/pdf/181127_Uebungskatalog%20Ayapedia.pdf

Suche nach Rehabilitationssportgruppen: Rehabilitationssportgruppen beim Deutschen Behindertensportbund: https://www.dbs-npc.de/sportentwicklung-rehabilitationssportgruppen-in-deutschland.html


Dieser Text entstand mit fachlicher Unterstützung des Krebsinformationsdiensts (KID).
Quellen:
Campbell K.L. et al. (2019). Exercise Guidelines for Cancer Survivors: Consensus Statement from International Multidisciplinary Roundtable. Med. Sci. Sports Exerc. 51(11):2375–2390. DOI: 1 0.1249/MSS.0000000000002116. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31626055.
DGHO. AYApedia. Jensen W. et al. (2018). Bewegung und Sport. https://www.onkopedia.com/de/ayapedia/guidelines/bewegung-und-sport/@@guideline/html/index.html
S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom. Langversion 2.1. Januar 2019. AWMF-Registernummer: 021/007OL. https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Kolorektales_Karzinom/Version_2/LL_KRK_Langversion_2.1.pdf.