Colitis-ulcerosa-Patienten tragen ein erhöhtes Darmkrebsrisiko. Im Durchschnitt entwickeln etwa fünf Prozent der Patienten, die an Colitis ulcerosa leiden, einen Darmkrebs. Das Risiko für einen Darmkrebs steigt mit der Dauer der Erkrankung an, wobei auch eine Rolle spielt, welche Bereiche des Darms entzündet sind.
Chronische Entzündung des Darmes
Die Colitis ulcerosa ist – ähnlich wie der Morbus Crohn – eine chronische Darmerkrankung, die zu Entzündungen und Geschwüren in der oberen Schicht der Darmschleimhaut führt. Die Krankheit beginnt stets im Mastdarm und weitet sich bei etwa der Hälfte der Betroffenen auf andere Abschnitte des Dickdarms, selten auch bis in den Dünndarm, aus.
Die Entzündungen verursachen eine häufige Entleerung des Darms. Das vorherrschende Symptom ist deshalb der Durchfall. Wenn die Entzündungen die oberste Zellschicht der Darmschleimhaut zerstört haben, bilden sich Geschwüre, die bluten und Schleim absondern können – es entstehen blutiger Durchfall mit Schleimbeimengungen und Leibschmerzen. Erkrankte leiden manchmal auch unter Müdigkeit, Appetit- und Gewichtsverlust.
Ursache noch unbekannt
Trotz großer wissenschaftlicher Bemühungen konnte die Ursache der Colitis ulcerosa noch nicht ergründet werden. Möglicherweise geht die Krankheit auf Störungen des Immunsystems zurück. Diskutiert wird aber auch, ob Umweltfaktoren wie Viren, Bakterien, bestimmte Ernährungsformen oder Gifte als auslösende Komponenten hinzukommen müssen.
Am häufigsten erkranken Menschen im Alter von 15 bis 40 Jahren an Colitis ulcerosa. In anderen Altersstufen tritt die Krankheit relativ selten auf. Jedes Jahr registriert man in Deutschland zwischen drei und neun Neuerkrankungen je 100.000 Einwohner. In einigen Familien kommt die Krankheit überdurchschnittlich oft vor.
Colitis ulcerosa und Darmkrebs
Das Darmkrebsrisiko hängt von der Lage der Entzündung im Darm ab. Sitzt der Entzündungsherd im Mastdarm oder dem letzten Dickdarmanteil (Sigma), ist das Krebsrisiko kaum erhöht. Ist jedoch der gesamte Dickdarm befallen, erkranken die Patienten mit 32-mal höherer Wahrscheinlichkeit an Darmkrebs als die Normalbevölkerung.
Der Grund dafür ist, dass es bei Patienten mit Colitis ulcerosa zu Veränderungen der Zellen im Dickdarm kommt, zu so genannten Dysplasien. Dysplasien werden als eine Art Übergangsform von gutartigen zu bösartigen Zellen angesehen. Solche Zellveränderungen diagnostiziert der Arzt, indem er während einer Darmspiegelung mit einer feinen Zange Gewebeproben aus der Darmschleimhaut entnimmt und sie im Labor mikroskopisch untersuchen lässt.
Vorsorge bei Colitis ulcerosa
Für Colitis-ulcerosa-Patienten gelten spezielle Maßnahmen zur Darmkrebsvorsorge:
- Beim Befall des gesamten Dickdarms wird empfohlen, ab dem 8. Jahr nach Erkrankungsbeginn einmal jährlich eine Darmspiegelung mit Gewebeproben aus allen Dickdarmabschnitten durchführen zu lassen.
- Beschränkt sich die Erkrankung auf den Mastdarm, das Sigma und den linksseitigen, absteigenden Dickdarm wird ab dem 15. Jahr nach Beginn der Erkrankung einmal jährlich eine Darmspiegelung durchgeführt. Ergeben sich aufgrund der entnommenen Gewebeproben Hinweise auf einen beginnenden Darmkrebs, kann eine Operation mit Entfernung des gesamten Dickdarms und Mastdarms notwendig sein. Hierbei bleibt der Schließmuskel erhalten. Auch im Anschluss an eine solche Operation muss die innere Nahtstelle und der verbliebene Mastdarmrest regelmäßig mittels Mastdarmspiegelung (Rektoskopie) auf Krebsvorstufen untersucht werden.