Am Ende der vielen Untersuchungen und einige Tage nach der Operation, wenn das Ergebnis der Zelluntersuchung eingetroffen ist, sind alle wichtigen Informationen über den vorliegenden Darmkrebs komplett. Diese Daten fassen Mediziner kurz zu Krankheitsstadien zusammen. Sie alle bezeichnen Schweregrade anhand wichtiger Merkmale, zum Beispiel, wie tief der Tumor in das gesunde Gewebe eingewachsen ist und ob Gefahr besteht, dass bereits einzelne Tumorzellen in andere Organe des Körpers gewandert sind und Metastasen gebildet haben.

Vom Krankheitsstadium abhängig sind auch die Aussichten auf Heilung: je früher der Darmkrebs entdeckt wurde, je niedriger also das Krankheitsstadium, desto höher sind die Aussichten auf eine erfolgreiche Behandlung.

Angaben zur Prognose richtig verstehen

Verständlicherweise wollen Sie es als Patient, auch als Freund oder Angehöriger eines Darmkrebspatienten möglichst genau wissen: Kann ich geheilt werden? Wie hoch sind meine Überlebenschancen? Kurzum: Wie lautet die Prognose? Die hier gemachten Angaben zur Prognose spiegeln den heutigen Stand der Forschung wieder. Einige wichtige Einschränkungen müssen Sie dennoch bedenken:

  • Die Zahlen zur Prognose sind immer Durchschnittswerte, die an vielen Tausenden von Patienten erhoben wurden. Sie geben eine gewisse Wahrscheinlichkeit für den Ausgang der Erkrankung wieder, eine genaue Vorhersage für Sie als einzelnen Patienten lässt sich damit nicht ableiten. So kann es sein, dass ein Darmkrebsfall sich entgegen den üblichen Erfahrungen entwickelt. Angaben zur Prognose können daher immer nur der Orientierung dienen!
  • Die genaue Auswirkung mancher Darmkrebsmerkmale auf die Prognose ist noch nicht ganz gesichert. Die medizinische Forschung ist hier weiter im Fluss. Bitte fragen Sie Ihre behandelnden Ärzte, ob und welche Untersuchung auf Tumormerkmale bei Ihnen sinnvoll ist.
  • Neben den hier beschriebenen Erfahrungswerten über Darmkrebs gibt es noch eine Reihe anderer Faktoren zur Prognose, die nur Ihr behandelndes Ärzteteam wirklich gut beurteilen kann, z.B. der allgemeine Gesundheitszustand oder individuelle Begleiterkrankungen. Besprechen Sie daher Ihre ganz persönliche Krankheitssituation immer mit Ihrem Arzt!

Stadium 0 (Tis, N0, M0)

Das Stadium 0 bezeichnet die früheste Form von Darmkrebs, die Heilungschancen sind dementsprechend ganz hervorragend. Der Tumor ist noch extrem klein und Krebszellen sind nur in den oberen Schichten der Darmschleimhaut zu finden. Meistens entdeckt man ein so frühes Krebsstadium, wenn z.B. ein Darmpolyp im Rahmen der Darmspiegelung entfernt wurde und bei der anschließenden feingeweblichen Untersuchung klar wird, dass bereits Krebszellen in der oberen Schleimhaut vorhanden sind, ein Darmkrebs im Stadium 0 also.

Im Stadium 0 muss nicht operiert werden, eine endoskopische Entfernung des Tumors ist in der Regel ausreichend. Da keine Metastasen in Lymphknoten oder anderen Organen zu befürchten sind, kommen nach erfolgreicher Tumorentfernung keine weiteren Therapien zum Einsatz. Zur Kontrolle werden Darmspiegelungen in gewissen Zeitabständen empfohlen.

Stadium I (T1-2, N0, M0)

Darmkrebs im Stadium I ist die frühe Form von Darmkrebs. Auch hier sind die Heilungschancen sehr gut. Die meisten Patienten können in diesem Stadium dauerhaft geheilt werden, wenn der noch kleine Tumor durch einen meist endoskopisch durchgeführten örtlich begrenzten Eingriff am Darm restlos entfernt wird. Als Marke gilt die so gennannte Fünfjahres-Überlebensrate: Von 100 Patienten mit Stadium I leben nach fünf Jahren noch etwa 90. Die Lymphknoten sind beim Stadium I noch nicht von Krebszellen befallen und es besteht – nach fachgerechter Entfernung des Darmtumors – in der Regel kein Risiko, dass sich Metastasen bilden. Es ist neben der Operation normalerweise keine weitere Therapie notwendig. Informationen zur Operation finden Sie hier.

Darmkrebs im Stadium I erzeugt allerdings keine auffälligen Symptome und lässt sich nur im Rahmen der Darmkrebsfrüherkennung feststellen, etwa durch eine Darmspiegelung. Alles zur Früherkennung von Darmkrebs lesen Sie hier.

Stadium II (T3-4, N0, M0)

Beim Stadium II ist die Anzahl der Patienten, die durch die Operation vollständig geheilt werden können, weiterhin hoch. Als Marke gilt die Fünfjahres-Überlebensrate: Von 100 Patienten mit Stadium II leben nach fünf Jahren noch  etwa 70-85. Der Tumor hat bereits alle Schichten der Darmwand durchdrungen und ist entweder noch auf die Darmwand beschränkt (T3) oder hat sich schon in benachbartes Gewebe bzw. Organe ausgebreitet (T4). Lymphknoten sind jedoch noch nicht befallen, ebenso wenig sind Metastasen vorhanden.

Ähnlich wie beim Stadium I hängen auch im Stadium II die Heilungschancen entscheidend von dem Eingriff ab, bei dem der Tumor entfernt wird, in diesem Fall der Operation . Diese muss fachmännisch und sorgfältig durchgeführt werden, sonst steigt die Gefahr, dass der Tumor zurückkehrt. Wichtig: Dickdarm- und Mastdarmkrebs werden ab dem Stadium II unterschiedlich behandelt. Während beim Mastdarmkrebs neben der Operation auch Bestrahlung und Chemotherapie zum Einsatz kommen (häufig als kombinierte Strahlenchemotherapie), wird beim Dickdarmkrebs im Stadium II in der Regel nur operiert. Nur wenn bestimmte Risikofaktoren vorliegen, kann hier eine zusätzliche Chemotherapie erwogen werden. Alles zur Behandlung von Darmkrebs lesen Sie hier.

Stadium III (T1-4, N1-2, M0)

Im Stadium III hat sich die Erkrankung bereits in Lymphknoten ausgebreitet. Damit erhöht sich die Gefahr, dass durch die Operation nicht alle Tumorzellen beseitigt werden und  sich Tochtergeschwülste ( Metastasen) in anderen Organen bilden. Dennoch kann auch in diesem Stadium ein Großteil der Patienten auf Heilung hoffen. Als Marke gilt auch hier die Fünfjahres-Überlebensrate: Von 100 Patienten mit Stadium III leben nach fünf Jahren noch etwa 50-80.

Der Therapieerfolg im Stadium III hängt maßgeblich davon ab, wie gut und erfahren die Klinik ist, in der Sie behandelt werden. Auch in diesem Stadium wird selbstverständlich eine Operation durchgeführt, bei der die Qualität des Chirurgen entscheidend für den weiteren Verlauf der Krankheit ist. Im Falle von Dickdarmkrebs ist zusätzlich eine Chemotherapie notwendig, bei Mastdarmkrebs eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie, die in der Regel noch vor der Operation durchgeführt und nach der Operation durch eine Chemotherapie ergänzt wird. Insgesamt kann die Behandlung bis zu einem Jahr dauern. 

Stadium IV (T1-4, N0-2, M1)

Von Stadium IV ist immer dann die Rede, wenn Absiedlungen des Darmtumors (Metastasen) in anderen Organen vorhanden sind (M1). Im Stadium IV ist der Krebs so weit fortgeschritten, dass nach 5 Jahren nur noch etwa 8 von 100 Patienten am Leben sind.

Aber auch für die Behandlung dieses Erkrankungsstadiums sind in den letzten Jahren Fortschritte erzielt worden, was die Lebensqualität und Überlebenszeit der Patienten betrifft: Es wurden neue Medikamente zur Therapie des metastasierten Darmkrebs entwickelt. Metastasen in der Leber können, wenn technisch möglich, schon bei der Operation des Darmtumors mit entfernt werden. Dies ist allerdings nur sinnvoll, wenn nicht zu viele Metastasen vorhanden sind. Alternativ versucht man, Metastasen mit Hilfe einer medikamentösen Therapie zu verkleinern, um sie in einer späteren, zweiten Operation entfernen zu können. Insbesondere bei Lebermetastasen stehen mehrere neuere Behandlungstechniken zur Verfügung. Mehr zur Behandlung von Metastasen lesen Sie hier.


Dieser Text entstand mit fachlicher Unterstützung des Krebsinformationsdiensts (KID).
Quellen: 
Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom, Version 1.1 – August 2014. AWMF-Registernummer: 021/007OL (Statements 5.1 bis 5.3). 
Stintzing S, Heinemann V. Metastasiertes kolorektales Karzinom: Wahl der Behandlungsstrategie auf der Basis molekularer Marker. Im Focus Onkologie, 26.10.2015;18(11):51-59. First online: 21 November 2015.