Vorweg gesagt: Darmkrebs kann nicht allein über Laborbefunde diagnostiziert werden. Allerdings liefert die Untersuchung des Blutes dem Arzt wertvolle Informationen über den Allgemeinzustand Ihres Körpers sowie die Funktionstüchtigkeit einzelner Organe, wie zum Beispiel der Leber und den Nieren. Sollte ein Verdacht auf Darmkrebs bestehen, wird der Arzt bei Ihnen eine umfassende Blutuntersuchung durchführen und die Ergebnisse in die Planung der nächsten diagnostischen und therapeutischen Schritte mit einbeziehen.

Schon aus einer Blutprobe kann der Arzt sehr viele Werte bestimmen, die ihm wichtige Hinweise über die Zusammensetzung Ihres Blutes und die Funktionen Ihres Stoffwechsels geben. Folgende Laboruntersuchungen werden im Rahmen der Krebsdiagnostik am häufigsten durchgeführt:

Blutbild

Hier bestimmt der Arzt die Zahl der Zellen Ihres Blutes sowie auch die Menge des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Zu den Blutzellen gehören die roten Blutzellen (Erythrozyten), die weißen Blutzellen (Leukozyten) und die Blutplättchen (Thrombozyten):

  • Anhand der Menge der roten Blutzellen in Ihrem Blut sowie deren Konzentration an Hämoglobin kann der Arzt eine Blutarmut (Anämie) diagnostizieren. In einem Mikroliter Blut befinden sich bei einem Mann normalerweise ca. 5 Millionen Erythrozyten, bei einer Frau rund 4,5 Millionen. Der Hämoglobinwert beträgt beim Mann 14,0 bis 18,0 Gramm pro Deziliter Blut, bei einer Frau 12,0 bis 16,0 Gramm pro Deziliter.
  • Die Zahl der weißen Blutzellen gibt dem Arzt Aufschluß über die Abwehrreaktionen des Körpers, da die Leukozyten im Immunsystem eine wichtige Rolle spielen. Sind sie deutlich erhöht, kann dies Hinweis auf eine akute bakterielle Infektion sein, die der Körper gerade bekämpft. Eine verringerte Leukozytenzahl läßt manchmal eine Infektion vermuten, die durch Viren ausgelöst wurde. Doch auch wenn im Rahmen einer Darmkrebserkrankung Metastasen das Knochenmark befallen haben, kann das die weißen Blutzellen verringern, weil sie aus Vorläuferzellen im Knochenmark gebildet werden.

Medikamente, die eingesetzt werden, um Krebszellen zu töten, können als Nebenwirkungen die Leukozyten im Blut reduzieren. Wegen dieser Nebenwirkung ist während einer Chemotherapie die regelmäßige Kontrolle des Blutbildes sehr wichtig.

Für besondere diagnostische Fragen kann der Arzt auch ein so genanntes Differentialblutbild bei Ihnen anfertigen. Dabei testet er, in welchem prozentualen Verhältnis die verschiedenen Unterarten der weißen Blutzellen zueinander stehen. In einem Mikroliter Blut zählen die Mediziner normalerweise 4000 bis 9000 Leukozyten.

Eine erhöhte Zahl an Blutplättchen entdeckt man oft nach schweren Infektionen sowie bei manchen Tumorerkrankungen des Knochenmarks. Ist die Zahl der Thrombozyten vermindert, kann dies Hinweis auf eine Leukämie sein. Eine Beeinträchtigung des Knochenmarks durch Metastasen im Knochenmark oder aber durch Bestrahlung oder durch Zytostatika im Rahmen einer Chemotherapie führt ebenfalls häufig zu einer Verminderung der Blutplättchenzahl. In einem Mikroliter Blut befinden sich bei Mann und Frau normalerweise 140.000 bis 440.000 Thrombozyten.

Blutsenkung (BSG, Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit)

Diese Untersuchung zeigt dem Arzt, mit welcher Geschwindigkeit die Blutzellen in einem Messröhrchen absinken. Bei vielen Krebspatienten ist die BSG erhöht, das heißt die Blutzellen sinken schneller ab. Allerdings können andere Erkrankungen wie z.B. akute und chronische Entzündungen ebenfalls die Senkungsgeschwindigkeit beschleunigen. Deshalb muß der Arzt zur genauen Diagnose weitere Untersuchungen durchführen. Die "Senkungswerte" werden nach einer Stunde gemessen und dann noch einmal nach zwei Stunden. Normalwerte sind bei Männern 3 bis 8 Millimeter nach der ersten, 6 bis 20 Millimeter nach der zweiten Stunde. Bei Frauen: 3 bis 10 Millimeter und 6 bis 20 Millimeter.

Blutgerinnung

Dieser Test zeigt, wie gut das Blut in der Lage ist, eine Blutung (durch äußere Verletzungen oder durch Gefäßveränderungen im Inneren) zu stillen. Dazu bildet es einen Blutpropf, der die Blutungsquelle abdichtet. Hier sind komplizierte Mechanismen nötig, was ein ausgeklügeltes Zusammenspiel von Blutplättchen (Thrombozyten) und verschiedener Gerinnungsfaktoren erfordert. Zur Aufrechterhaltung der Blutgerinnung spielt auch die Leber eine wichtige Rolle. Deshalb kann eine Störung der Blutgerinnung manchmal auf eine gestörte Leberfunktion hinweisen, was etwa durch Lebermetastasen hervorgerufen werden könnte.

Leberwerte

Die Leber spielt für den gesamten Stoffwechsel des Körpers eine zentrale Rolle. Sie hat nicht nur wichtige Funktionen als Entgiftungsorgan, sondern produziert auch zahlreiche Substanzen, wie zum Beispiel Enzyme, die für den Körper lebenswichtig sind. In der Krebsdiagnostik haben die Leberenzyme (GOT, GPT, Gamma-GT, aber auch die beiden Enzyme LDH und AP) deshalb eine Bedeutung, weil sie Hinweise auf Zerstörung von Lebergewebe geben können, die zum Beispiel auf Lebermetastasen eines bösartigen Tumors im Darm zurückzuführen sein könnten.

Nierenwerte

Bei der Blutanalyse darf auch die Bestimmung der Nierenwerte nicht fehlen. Die beiden wichtigsten Parameter sind hier Kreatinin und Harnstoff. Das Kreatinin zeigt an, ob die Nieren richtig arbeiten. Sind sie in ihrer Funktion gestört, steigt der Kreatininwert im Blut an, weil die Nieren es nicht mehr schaffen, ihn ausreichend herauszufiltern. Harnstoff ist ein Endprodukt aus dem Eiweißstoffwechsel. Dieser Wert ist vor allem dann erhöht im Blut meßbar, wenn im Körper verstärkt Gewebe abgebaut wird, wie etwa bei schweren Infektionen, aber auch bei Fieberzuständen oder Verbrennungen.

Erhöhte Nierenwerte geben auch Hinweise auf einen Urinstau in den Nieren, zum Beispiel dann, wenn der Abfluß des Urins aus den Nieren durch einen großen Darmtumor behindert wird.

Tumormarker

Tumormarker sind spezielle Moleküle, die im Blut eines Patienten mit Tumorerkrankung nachgewiesen werden können. Der Anstieg eines Tumormarkers ist meistens ein Zeichen für das Fortschreiten der Erkrankung. Der für Darmkrebs wichtigste Tumormarker ist das Carcino-embryonale Antigen (CEA). Er ist bei vielen Darmkrebspatienten erhöht und wird im Blut bestimmt, wenn der Verdacht auf Darmkrebs besteht. Bei Patienten, deren CEA-Wert zum Zeitpunkt der Diagnose erhöht war, ist die CEA-Bestimmung fester Bestandteil auch der Nachsorge. Weitere Tumormarker, die bei Darmkrebs erhöht sein können, haben keinen Einfluss auf die Behandlung und werden weder im Rahmen der Diagnostik noch in der Nachsorge gemessen.

Wird der bösartige Tumor durch eine Operation entfernt, sinken die Blutwerte der Tumormarker ab. Steigen die Werte dann jedoch wieder an, kann dies auf einen Rückfall der Krebserkrankung deuten. Mehr zum CEA in der Nachsorge bei Darmkrebs lesen Sie hier.

Tumormarker sind nicht bei allen Patienten mit Darmkrebs vorhanden und bieten daher als alleinige Erkennungsmethode keine Sicherheit. Der Test eignet sich aber gut als ergänzende Untersuchung zu den anderen Diagnoseverfahren, zur Beobachtung des Therapieverlaufes und als Hinweis auf einen möglichen Rückfall im Rahmen der Nachsorge.


Dieser Text entstand mit fachlicher Unterstützung des Krebsinformationsdiensts (KID).
Quellen:
Modest DP, Heinemann V. Tumormarker zur Früherkennung – sinnvoll oder sinnlos? Dtsch Med Wochenschr. 2015 Sep;140(19):1438-1441. Epub 2015 Sep 24. doi: 10.1055/s-0041-105626
Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom, Version 1.1 – August 2014. AWMF-Registernummer: 021/007OL (Statements 5.1 bis 5.3).