Neuere Krebsmedikamente zielen auf molekulare Schlüsselprozesse in Zellen, die bei einer Krebserkrankung gestört sind. Anders als bei der Chemotherapie oder der Strahlentherapie richten sich diese Wirkstoffe gegen spezifische Angriffspunkte, die bevorzugt oder vermehrt in Tumorzellen vorkommen. Stark belastende Nebenwirkungen, wie sie bei einer Chemotherapie auftreten können, werden so weitestgehend vermieden oder erheblich reduziert. In der Fachsprache nennt man diese Angriffspunkte "Targets" (von engl. target = Ziel) und deshalb wird diese Form der Therapie auch als "targeted therapy", auf Deutsch "zielgerichtete" oder "gezielte" Therapie, bezeichnet. Auch der Begriff "molekulare Therapie" wird verwendet.

Zu den zielgerichteten Wirkstoffen gehören beispielsweise Arzneistoffe, die die Neubildung von den Tumor versorgenden Blutgefäßen hemmen (Stichwort "Anti-Angiogenese") oder das unkontrollierte Wachstum von Tumorzellen blockieren (Stichwort "Wachstumsblockade").

Zielgerichtete Krebstherapien werden in der Regel in Kombination mit einer herkömmlichen Chemotherapie eingesetzt. Bei der Behandlung von (fortgeschrittenem) Darmkrebs haben bisher mehrere zielgerichtete Wirkstoffe Eingang in die klinische Praxis gefunden. Dies sind die monoklonalen Antikörper Bevacizumab (Handelsname Avastin®), Cetuximab (Handelsname Erbitux®), Panitumumab (Handelsname Vectibix®) und Ramucirumab (Handelsname Cyramza®) sowie das Fusionsprotein Aflibercept (Handelsname Zaltrap®) und der Multi-Tyroskinase-Hemmer Regorafenib (Handelsname Stivarga®).


Dieser Text entstand mit fachlicher Unterstützung des Krebsinformationsdiensts (KID).
Quelle:
Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom, Langversion 2.0, 2017, AWMF Registrierungsnummer: 021/007OL, http://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/kolorektales-karzinom/