Darmkrebs zählt zu den am besten erforschten Krebsarten beim Menschen. Man weiß heute, dass ca. 90% der Darmkrebserkrankungen sich aus zunächst gutartigen Darmpolypen entwickeln. Diese Entartung vom Darmpolyp (Adenom) zum Krebs (Karzinom) kann rund 10 Jahre dauern. Wissenschaftler bezeichnen diese Entwicklung als Adenom-Karzinom-Sequenz. Ursache dafür sind aufeinander folgende Genveränderungen (Mutationen) an den Schleimhautzellen der Darmwand. Sie führen schließlich zum Verlust der natürlichen Wachstumskontrolle der Zellen, sodass diese sich als Krebszellen bösartig und zerstörerisch ausbreiten können.

vom Polyp zum Darmkrebs

Darmkrebs entsteht dabei nicht durch ein einziges schädigendes Ereignis. Es dauert meist Jahrzehnte bis sich eine kritische Anzahl solcher Genveränderungen in einer Zelle angehäuft haben. Mit der Zeit, also mit höherem Alter nimmt das Krebsrisiko zu - die meisten Krebspatienten sind daher älter als 50 Jahre. Genveränderungen können allerdings auch schon von den Eltern geerbt werden. Dann bedarf es deutlich weniger Zeit, damit sich genetische Schäden ansammeln, so dass hier Krebs bereits im jüngeren Alter entstehen kann. Bei einem familiären Risiko ist deshalb besondere Vorsicht geboten.

Die Zellteilung als Schwachstelle

Genveränderungen entstehen oft während der Zellteilung. Durch Zellteilung vermehren sich die Zellen in unserem Körper. Der menschliche Körper besteht aus ca. 100 Billionen Zellen. Auch beim Erwachsenen wird Körpergewebe ständig erneuert, durch Zellteilung entstehen fortlaufend neue Zellen. Pro Sekunde sterben rund 50 Millionen Körperzellen ab – ebenso viele werden pro Sekunde durch Zellteilung neu gebildet!

Vor einer Zellteilung müssen alle genetischen Informationen identisch verdoppelt werden, damit die Gene an beide Tochterzellen gleichermaßen vollständig weitergegeben werden können. Um diesen wichtigen Vorgang zu überwachen, hat die Natur komplexe Kontrollmechanismen geschaffen, was die fehlerfreie Teilung einer Zelle in zwei Tochterzellen ermöglicht. Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass allein über 100 Gene an der Überwachung und Steuerung der Zellteilung beteiligt sind.

Trotz ausgeklügelter Sicherungssysteme können bei der Zellteilung gelegentlich Schäden auftreten: Während der Verdoppelung der genetischen Information vor der Zellteilung kommt es zu Übertragungsfehlern. Das führt zu Veränderungen der Erbsubstanz, den sogenannten Mutationen. Auch äußere Auslöser können derartige genetische Veränderungen begünstigen. Dazu gehören krebsfördernde Umwelteinflüsse wie Rauchen, Sonneneinstrahlung oder chemische Stoffe in der Nahrung.

Krebszellen wachsen unkontrolliert

Kritisch sind Mutationen an den Genen, die das Wachstum der Zelle steuern und kontrollieren. Kommt es im Laufe der Zeit zu einer Reihe solcher kritischen Genveränderungen, gerät die betroffene Zelle letztendlich außer Kontrolle - sie ignoriert den Wachstumstakt ihres Zellverbandes, teilt sich häufiger, und auch alle von ihr abstammenden Zellen vermehren sich unkontrollierbar. Es entsteht ein Krebstumor.

Das unkontrollierte Wachstum ist es, was Krebszellen so zerstörerisch macht. Mediziner und Wissenschaftler beschreiben Krebszellen anhand von charakteristischen Merkmalen:

  • Krebszellen wachsen unkontrolliert und teilen sich ungebremst.
  • Dabei beginnt sich ihr Aussehen unter dem Mikroskop gegenüber einer gesunden Zelle zu verändern.
  • Krebszellen missachten die natürlichen Grenzen, sie wachsen in angrenzendes Gewebe ein, sie wachsen invasiv.
  • Krebszellen können sich aus ihrem Zellverband lösen, ihren Entstehungsort verlassen und mit dem Blut oder der Lymphflüssigkeit in andere Organe auswandern und dort Tochtergeschwülste bilden, so genannte Metastasen.

Adenom-Karzinom-Sequenz

In rund 90 Prozent der Fälle entsteht Darmkrebs aus zunächst gutartigen Darmpolypen. Die dafür verantwortlichen Genveränderungen an der Darmschleimhatzelle sind Wissenschaftlern heutzutage weitgehend bekannt. Mit jeder weiteren kritischen Mutation verliert die Zelle ihr geordnetes Wachstum. Zunächst entsteht ein gutartiger, später ein bösartigerTumor. Die Entwicklung von gesunder Darmschleimhaut zum Darmpolypen und weiter bis zum bösartigen Darmkrebs vollzieht sich in mehreren Schritten:

  1. Eine einzelne Zelle der Darmschleimhaut beginnt sich, aufgrund mehrerer kritischer Veränderungen in ihrem Erbgut, unkontrolliert zu teilen. An diesem Ort entstehen immer mehr Zellen, die alle von der einen Zelle abstammen.
  2. Die Zellen beginnen sich übereinander zu schieben, was an einer kleinen Verdickung der Darmschleimhaut erkennbar wird. So entsteht ein kleines, gutartiges Geschwulst, ein Schleimhautpolyp (Adenom).
  3. Die sich permanent teilenden Zellen wachsen in den Innenraum des Darmes hinein: Der Darmpolyp ist nun während einer Darmspiegelung gut erkennbar. Noch wächst der Polyp gutartig, d. h. er durchbricht nicht die natürliche Begrenzungen der Darmwand, zerstört nicht andere Wandschichten oder gar angrenzendes Gewebe.
  4. Nach einiger Zeit erleiden einzelne Zellen des Polypen weitere, schwerwiegende Genveränderungen: Sie ignorieren jetzt die natürlichen Eingrenzungen im Gewebe; sie wachsen invasiv, sind zu bösartigen Krebszellen geworden (Karzinom). Krebszellen dringen in die gesamte Darmwand vor, lösen sich von ihrem Zellverband und lassen sich von Blut und Lymphflüssigkeit an andere Orte des Körpers treiben, wo sie neue Krebskolonien (Metastasen) bilden.

Die gesamte Entwicklung braucht Zeit - man schätzt, dass sich aus einem kleinen Darmpolyp innerhalb von fünf bis zehn Jahren ein Darmkrebs entwickeln kann. Zeit genug also, um den Darmpolypen mit Hilfe der Darmkrebsvorsorge rechtzeitig zu entdecken und aus dem Körper zu entfernen. Wie man Darmkrebs effektiv verhindern kann, lesen Sie hier.