Die auf Heilung ausgerichtete Therapie von Patienten mit Mastdarmkrebs (Rektumkarzinom) beinhaltet fast immer eine radikale Operation. Diese hat das Ziel, den Tumor mit ausreichend großem Sicherheitsabstand samt der zugehörigen Blutgefäße, Lymphbahnen und Lymphknoten zu entfernen. Wann immer möglich, versucht man dabei den Afterschließmuskel zu erhalten.
In bestimmten Fällen von Mastdarmkrebs (wenig aggressiver Tumor im frühen Stadium) kann auf eine radikale Operation verzichtet werden, d. h. es wird nur der Tumor selbst mit einem dünnen Randsaum gesunden Gewebes herausgeschnitten.
Operationen am Mastdarm (Rektum) sind technisch äußerst anspruchsvoll und weit schwieriger, als am restlichen Dickdarm. Der Grund: Der Raum im unteren Becken ist sehr beengt, andere Organe und Strukturen wie wichtige Nerven, Blase, Harnleiter und Genitalorgane befinden sich in unmittelbarer Nähe. Deshalb erfordern Operationen am Mastdarm besondere Kenntnisse und Erfahrung.
Die Rückfallrate oder Heilungsaussichten insbesondere beim Mastdarmkrebs hängen auch von den Fähigkeiten und der Erfahrung des Operateurs ab. Je öfter ein Chirurg erfolgreich Mastdarmkrebspatienten operiert hat, umso besser sind die Heilungserfolge. Nehmen Sie sich als Patient die Zeit, um sich über geeignete, erfahrene Kliniken zu erkundigen, wie zum Beispiel die zertifizierten Darmkkrebszentren.
Um das Rückfallrisiko zu verringern und/oder den Tumor im Mastdarm vor der Operation zu verkleinern, wird bei vielen Patienten eine Vorbehandlung durchgeführt. Diese besteht in einer kombinierten Strahlen- und Chemotherapie oder einer Kurzzeit-Strahlentherapie (siehe unter "Strahlentherapie").
Schließmuskel und Kontinenz
Der Mastdarm ist zusammen mit dem inneren und äußeren Schließmuskel wichtiger Bestandteil des so genannten Kontinenzapparates.
Als Kontinenz bezeichnet man die Fähigkeit, flüssigen oder festen Stuhlgang sowie Darmgase willentlich zu kontrollieren und an einem gewählten Ort zu einem gewählten Zeitpunkt aus dem Körper zu entlassen. Kontinenz ist somit mehr als das einfache mechanische Zurückhalten des Stuhlganges. Zu einer ausreichenden Kontinenz gehört auch, dass die Stuhlgangshäufigkeit eine bestimmte Frequenz nicht übersteigt, dass wir ausreichend Zeit haben, nach dem ersten Stuhldrang eine Toilette aufzusuchen, und dass wir über ein Unterscheidungsvermögen für festen und flüssigen Stuhl oder Darmgase verfügen.
Beteiligt sind daran auch die Hämorrhoidal-Kissen, ein mit Blut gefülltes Venengeflecht am Darmausgang. Diese Kissen sind normalerweise leicht geschwollen und verschließen so den Darm luft- und wasserdicht. Das komplexe Zusammenspiel der Muskeln von Mastdarm und Afterschließmuskeln steuert ein dichtes Nervengeflecht.
Als Folge einer Mastdarmoperation kann bei einigen Patienten die Kontinenzfunktion ganz oder teilweise gestört sein. Der Grund liegt in der Komplexität des Kontinenzapparates. Je näher der Operationsbereich am Schließmuskel liegt, desto wahrscheinlicher werden Kontinenzstörungen.
Erfreulicherweise verfügt der Körper - auch noch im höheren Alter - über gute Ausgleichmöglichkeiten, so dass sich die Probleme bei den meisten Patienten im Laufe der Zeit wieder bessern. Hierzu ist allerdings Geduld erforderlich. Die Anpassungsvorgänge können ein Jahr oder auch länger dauern. Typischerweise kommt es anfangs zur raschen Besserung, später dann folgen weitere, jedoch langsamere Fortschritte. Nur in sehr wenigen Fällen macht eine schwere Kontinenzstörung nach Mastdarmoperation später noch einen künstlichen Darmausgang nötig.
Künstlicher Darmausgang
Manche der Darmtumoren liegen so nahe am Schließmuskel, dass dieser womöglich bei einer Operation entfernt werden muss und ein dauerhafter künstlicher Darmausgang angelegt wird, ein so genanntes Stoma oder Anus praeter.
Es gibt allerdings eine Reihe von Grenzfällen, bei denen es maßgeblich auf das Geschick und die Erfahrung des Chirurgen ankommt, ob der Schließmuskel erhalten werden kann oder nicht. Umso wichtiger ist es, sich als Mastdarmkrebspatient in einer Klinik mit großer Erfahrung in diesem Bereich operieren zu lassen. Mehr zum künstlichen Darmausgang lesen Sie hier.
Darüber hinaus lässt sich ein schließmuskelnaher Tumor bei manchen Patienten durch eine Vorbehandlung (siehe oben) so weit verkleinern, dass der Afterschließmuskel doch erhalten werden kann.
Laparoskopische Verfahren
Auch beim Rektumkarzinom hat sich die Tumorentfernung mittels einer Bauchspiegelung (Laparoskopie oder "Schlüsselloch"-Chirurgie) inzwischen etabliert und kann ein ebenso gutes Ergebnis liefern wie die offene Chirurgie - vorausgesetzt der Operateur hat ausreichend Erfahrung mit der Methode.