Aus der langjährigen Erfahrung und Forschung mit Darmkrebs kann man heute unterschiedliche Faktoren benennen, die das Risiko für Darmkrebs erhöhen:

Risikofaktor Alter

Die Häufigkeit von Darmkrebs nimmt ab einem Alter von 50 Jahren zu, deshalb gilt Darmkrebs als eine Alterskrankheit. Die Krebsvorstufen enstehen jedoch bereits 10 bis 15 Jahre vor dem Tumor. Der Beginn der Entwicklung hin zu Darmkrebs liegt also meist viele Jahre vor der eigentlichen Erkrankung.

Im Rahmen der gesetzlichen Krebsvorsorge sind alle Menschen ab 50 aufgerufen, an der Darmkrebsfrüherkennung teilzunehmen – bei einer familiären Vorbelastung mit Darmkrebs auch schon früher! Lesen Sie hier alles Wichtige zur Früherkennung bei Darmkrebs.

Risikofaktor männliches Geschlecht

Männer sind etwas stärker gefährdet, an Darmkrebs zu erkranken als Frauen: Im Laufe ihres Lebens sind 7 von 100 Männern von dieser Erkrankung betroffen, bei Frauen sind es 6 von 100. Auch tritt bei Männern Darmkrebs im Durchschnitt einige Jahre früher auf als bei Frauen. Daher wurde in der gesetztlichen Krebsfrüherkennung das Alter, ab dem eine Vorsorge-Darmspiegelung in Anspruch genommen werden kann, für Männer von 55 auf 50 Jahre gesenkt. Mehr Informationen hier.

Risikofaktor familiäre oder genetische Belastung

Etwa 70 Prozent aller Darmtumoren treten spontan auf, also ohne eine nach heutigem Stand der Forschung erkennbare Ursache. Daneben gibt es eine große Gruppe von Patienten mit familiärer oder erblicher Belastung: Bei etwa 30 Prozent aller Darmkrebsfälle handelt es sich um eine familiäre oder erbliche Form der Erkrankung.

Wie viele Darmkrebspatienten haben eine familiäre Vorbelastung?

Um ein familiäres bzw. erbliches Risiko zu erkennen, gibt die Familiengeschichte die entscheidenden Hinweise. Hier können Fälle von Darmkrebs oder Darmpolypen ausschlaggebend sein. Das Tückische: In den betreffenden Familien erkranken leider auch junge Menschen an Darmkrebs. Mehr zum Darmkrebsrisiko bei familiärer, erblicher Belastung lesen Sie hier.

Risikofaktor chronisch entzündliche Darmerkrankung

Eine langjährige, chronisch entzündliche Darmerkrankung erhöht das Risiko für die Entstehung von Darmkrebs, da die chronische Entzündung der Darmschleimhaut über längere Zeit zu bösartigen Zellveränderungen und Krebs führen kann. Das Darmkrebsrisiko für Patienten mit Colitis ulcerosa liegt noch deutlich höher als für Patienten mit Morbus Crohn. Mehr zu diesem Thema finden Sie hier.

Risikofaktor Diabetes mellitus Typ 2

Patienten mit Typ 2-Diabetes haben im Vergleich zu Personen ohne Diabetes ein um etwa  30 Prozent höheres Risiko für Darmkrebs. Dies bedeutet: Wenn ohne besondere Risikofaktoren zirka 7 von 100 Männern (oder 6 von 100 Frauen) im Laufe ihres Lebens an Darmkrebs erkranken, so sind es unter den Typ 2 Diabetikern 9 von 100 Männern (oder 8 von 100 Frauen). Häufiger auch verläuft die Darmkrebserkrankung tödlich, wenn der Krebspatient gleichzeitig Diabetes hat. Die Ursache dafür sehen Experten in der wachstumsfördernden Wirkung des Insulins, was die Entstehung und Vermehrung von Tumorzellen begünstigt. Der Diabetes mellitus Typ 2 ist häufig die Folge eines ungesunden Lebensstils. Vor dem Beginn einer Insulintherapie benötigen Diabetes-Patienten eine Vorsorgedarmspiegelung. Hier lesen Sie mehr dazu.

Risikofaktor ungesunder Lebensstil und Ernährung

Rauchen gilt als wichtiger Risikofaktor für Darmkrebs. Auch viele für den westlichen Lebensstil typische Lebens- und Ernährungsgewohnheiten fördern die Erkrankung: Wer zu viel Fett und rotes Fleisch ißt, wenig Ballaststoffe, Obst und Gemüse zu sich nimmt oder übergewichtig ist, der erhöht sein Darmkrebsrisiko. Darüber hinaus begünstigen Bewegungsmangel und Alkoholkonsum die Entstehung von Darmkrebs. Mittlerweile gilt es als erwiesen, dass ein gesunder Lebensstil vor vielen Erkrankungen schützen kann, auch vor Darmkrebs. Mehr zum Thema gesunde Ernährung und Lebensstil finden Sie hier.

Mikrobiom

Es gibt Hinweise, dass die Zusammensetzung der Mikroorganismen im Darm – Darmflora oder Mikrobiom genannt – das Krebsrisiko beeinflusst. Das Mikrobiom ist in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus der Wissenschaft geraten, die Forschung in diesem Bereich steht aber noch ziemlich am Anfang. Studiendaten legen nahe, dass eine ungesunde Ernährung mit viel Fleisch und Fett sowie wenig Ballaststoffen ein Milieu im Darm schafft, das tumorfördernde Bakterien begünstigt.

Risikofaktor Darmpolyp

Wer bereits einen Darmpolypen hatte, trägt – auch wenn der Polyp entfernt wurde – ein erhöhtes Risiko, dass sich erneut Darmpolypen ausbilden. Die vorgegebenen Kontrolluntersuchungen sollten unbedingt eingehalten werden, damit möglicherweise erneut gewachsene Polypen rechtzeitig entdeckt und entfernt werden können. Weitere Informationen zu Darmpolypen und Polypentfernung finden Sie hier.


Dieser Text entstand mit fachlicher Unterstützung des Krebsinformationsdiensts (KID). 
Quellen:
Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e. V. (GEKID) und Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) im Robert Koch-Institut (Hrsg.): Krebs in Deutschland 2013/2014. 11. Ausgabe, 12/2017. https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutschland/krebs_in_deutschland_inhalt.html
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