Darmkrebs im Stadium I (Dukes Klasse A) ist die frühe Form von Darmkrebs. Die Heilungschancen sind sehr gut. Die meisten Patienten können in diesem Stadium dauerhaft geheilt werden, wenn der noch kleine Tumor durch eine Operation restlos entfernt wird. Noch nicht über die Darmschleimhaut hinaus gewachsene Tumoren (Stadium T1) können manchmal auch endoskopisch, d. h. im Rahmen einer Darmspiegelung, entfernt werden. Zur Einschätzung der Heilungsaussichten gibt man die Fünfjahres-Überlebensrate an: Von den Patienten mit Stadium I leben nach fünf Jahren noch 86 bis 97 von 100 Patienten. Lymphknoten sind im Stadium I noch nicht befallen und das Risiko, dass sich Metastasen bilden, ist äußerst gering. Es ist neben der Operation normalerweise keine weitere Therapie notwendig.

Therapie im Stadium I

TNM

T 1-2, N0, M0

Was bedeutet das?

Kleiner, noch nicht fortgeschrittener Tumor, der sich auf seinen Entstehungsort beschränkt. Er ist auf die Darmschleimhaut beschränkt (T1) oder hat zusätzlich die darunter liegende Muskelschicht mit befallen (T2). Lymphknoten sind nicht betroffen (N0), es gibt keine Metastasen (M0).

Therapie bei Dickdarmkrebs

Immer Operation (bzw. endoskopische Tumorentfernung), sonst keine weitere Therapie notwendig. Eine regelmäßige Nachsorge wird in Anbetracht der geringen Rückfallrate und der günstigen Prognose nach vollständiger Tumorentfernung nicht empfohlen.

Therapie bei Mastdarmkrebs

Immer Operation (bzw. endoskopische Tumorentfernung), sonst keine weitere Therapie notwendig. Eine regelmäßige Nachsorge wird in Anbetracht der geringen Rückfallrate und der günstigen Prognose nach vollständiger Tumorentfernung nicht empfohlen.

 

Operation bringt Heilung

Fast alle Patienten mit Darmkrebs im Stadium I können alleine durch eine Entfernung des Tumors - meist mittels einer Operation - geheilt werden. Wichtig ist, dass das Tumorgewebe dabei vollständig entfernt wird. Der Chirurg operiert den befallenen Darmabschnitt heraus und näht oder klammert die Enden wieder zusammen. Um die größtmögliche Sicherheit zu haben, dass bei der Operation wirklich alle Tumorzellen aus dem Körper entfernt wurden, hält der Chirurg einen so genannten Sicherheitsabstand ein, das heißt, er entfernt außer dem Tumor auch zwei bis fünf Zentimeter des umliegenden Gewebes. Dass sich der etwa 1,5 Meter lange Dickdarm durch die Operation ein Stück verkürzt, bereitet im Normalfall keine Probleme.

Vorsichtshalber werden die dem Tumor zugehörigen Lymphgefäße und  Lymphknoten bei der Operation ebenfalls entfernt, da in ihnen einzelne Krebszellen unerkannt im Körper zurückbleiben und sich wieder vermehren könnten. Erst bei der mikroskopischen Untersuchung der entfernten Lymphknoten im Anschluß an die Operation klärt sich, ob diese Lymphknoten Tumorzellen enthalten oder nicht. Werden in einem der entnommenen Lymphknoten tatsächlich Krebszellen nachgewiesen, handelt es sich dann nicht um das Stadium I - wie vor der Operation angenommen - sondern um ein Stadium III. Wenn dagegen keine Krebszellen in den Lymphknoten enthalten sind und der Tumor vollständig entfernt werden konnte, sind die Chancen auf dauerhafte Heilung groß. Entscheidend ist hierbei auch, dass die Operation von einem erfahrenen Chirurgen ausgeführt wird.

Mastdarmkrebs: Schließmuskel bleibt oft erhalten

Die Operation beim Mastdarmkrebs ist komplizierter als bei Tumoren in den anderen Darmabschnitten. Im kleinen Becken ist es eng, andere Organe liegen in unmittelbarer Nachbarschaft; zudem befindet sich der Tumor in unmittelbarer Nähe des Afterschließmuskels. Bei der Operation ist unter Umständen der Schließmuskel in Gefahr, weil der Chirurg auch hier zur Sicherheit einige Zentimeter gesundes Gewebe um den Tumor herum wegschneiden muß.

Befindet sich der Schließmuskel in dieser Sicherheitszone, muß der Chirurg ihn im ungünstigsten Falle entfernen und einen künstlichen Darmausgang anlegen. Verbesserte Operationstechniken machen diesen Fall jedoch immer seltener. Auch eine Vorbehandlung (neoadjuvante Strahlentherapie bzw. Strahlenchemotherapie) kann zu einem Erhalt des Schließmuskels beitragen, indem sie den Tumor vor der Operation verkleinert - man spricht in diesem Fall von "Downsizing".  Besonders schonend sind mikrochirurgische Operationstechniken, (die so genannte transanale endoskopische Mikrochirurgie, abgekürzt TEM), die allerdings nur im frühen Stadium (T1 N0 M0, G1-2, kein Befall von Lymphgefäßen, Tumordurchmesser maximal 3 cm) von Mastdarmkrebs angewendet werden können. Genaues zur Stadieneinteilung lesen Sie hier.

Als Patient ist es immer wichtig, sich in einer für Mastdarmchirurgie spezialisierten Klinik beraten und operieren zu lassen. Denn die Erfahrung des Operateurs hat maßgeblichen Anteil am Erfolg der Mastdarmoperation. Hier gibt es weitere Informationen zur Operation bei Mastdarmkrebs.


Dieser Text entstand mit fachlicher Unterstützung des Krebsinformationsdiensts (KID).
Quellen:
Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom, Langversion 2.0, 2017, AWMF Registrierungsnummer: 021/007OL, http://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/kolorektales-karzinom/
Cunningham D et al. Colorectal cancer. Lancet. 2010 Mar 20;375(9719):1030-47. doi: 10.1016/S0140-6736(10)60353-4
Schmitt W. Frühneoplasien und T1-Karzinome im Kolorektum -- Die schwierige Grenze zwischen endoskopischer und chirurgischer Therapie. Current Congress 2017. Ausgabe zur 72. Jahrestagung der DGVS mit Sektion gastroenterologische Endoskopie/11. Herbsttagung der DGAV, 13.-16.09.2017". S. 20-21.