Bei etwa 15 Prozent aller Darmkrebspatienten kommt es zu Lungenmetastasen. Die Lunge ist nach der Leber das zweithäufigste Organ, in dem sich bei Darmkrebs Metastasen bilden. Wie bei Lebermetastasen können Chirurgen auch Lungenmetastasen operativ entfernen oder versuchen, sie durch andere Verfahren zu zerstören.

Wie bei Lebermetastasen unterscheidet man zwischen synchroner und metachroner Metastasierung (siehe Lebermetastasen).

Die Metastasen-Operation ist nur dann sinnvoll, wenn auch eine Operation des Darmtumors durchgeführt wird bzw. wurde- mehr zur Operation lesen Sie hier. Das Entfernen der Metastasen kann die Lebensqualität verbessern und das Krankheitsgefühl vermindern.

Nicht jeder Hinweis auf Metastasen in der Lunge bestätigt sich. Nicht in allen Fällen handelt es sich dabei um Lungenmetastasen. Es kann auch ein Zweittumor vorliegen, der sich unabhängig vom Darmkrebs entwickelt hat. Das könnten beispielsweise ein Lungen- oder Bronchialkrebs sein. Manchmal handelt es sich gar nicht um Krebs, sondern um gutartige Gewebsveränderungen der Lunge.

Metastasen-Operation

Ein Patient kann eine oder mehrere Lungenmetastasen haben, wobei auch eine größere Anzahl kein Hinderungsgrund für eine Operation sein muss. In Ausnahmefällen müssen die Chirurgen bei der Operation größere Anteile der Lunge entfernen. Das bedeutet hinterher zwar eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit, aber man kann trotzdem annähernd so weiterleben wie bisher. Bilden sich später erneut Metastasen in der Lunge, kann unter bestimmten Voraussetzungen noch einmal operiert werden.

Vor einer Operation sind verschiedene Untersuchungen wie ein Lungenfunktionstest und eine Blutgasanalyse notwendig, um das Operationsrisiko festzustellen und um abschätzen zu können, ob die Lungenfunktion nach der Operation ausreichend sein wird.

Lokal ablative Verfahren

Verfahren mit örtlicher Gewebeabtragung oder -zerstöung (lokal ablative Verfahren) können eingesetzt werden, wenn sich Lungenmetastasen nicht chirurgisch entfernen lassen oder wenn der Allgemeinzustand des Patienten eine Operation nicht zulässt. Hitzebasierte (thermische) Ablationsverfahren wie die Radiofrequenzablation (RFA) oder Mikrowellenablation (WMA) eignen sich für Lungenmetastasen bis zu 3cm mit einer Zahl von bis zu 3 Metastasen pro Lunge. Alternativ kann auch eine lokale Strahlentherapie (stereotaktische Bestrahlung, abgekürzt SBRT) in Betracht gezogen werden.

Chemotherapie

Meistens sind beim Auftreten von Lungenmetastasen auch schon andere Organe von Metastasen betroffen. Wenn es nicht möglich ist, die Lungenmetastasen und die anderen Tumorabsiedelungen operativ oder mit einem Ablationsverfahren zu entfernen, wird in den meisten Fällen eine Chemotherapie begonnen.

Eine Chemotherapie ermöglicht dem Betroffenen oft eine bessere Lebensqualität und verhindert, dass die Krankheit weiter fortschreitet. Bleibt die erwünschte Wirkung jedoch aus oder wachsen nach vorübergehender Besserung die Metastasen wieder neu, besteht die Möglichkeit, auf ein anderes Chemotherapieschema auszuweichen. Mehr zur Chemotherapie lesen Sie hier.


Dieser Text entstand mit fachlicher Unterstützung des Krebsinformationsdiensts (KID).
Quelle:
Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom, Langversion 2.0, 2017, AWMF Registrierungsnummer: 021/007OL, http://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/kolorektales-karzinom/