Dorette

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Montag, 19. März 2007 - 17:29
Nachdem ich jetzt ein paar Stunden die aktuelle Diagnose für meinen Mann kenne und den ersten Schock verarbeitet habe, bin ich vor Verzweiflung auf dieser Seite gelandet. Mein Mann ist 18 Jahre älter als ich und war bis jetzt immer sehr gesund - und stolz darauf. Von Ärzten und Medikamenten wollte er nie etwas wissen. Seit ca. 4 Monaten hatte er ständig Durchfall, und eine Gewichtsabnahme war ebenfalls festzustellen. Ich habe auf ihn eingeredet wie ein Buch, dass er doch zum Arzt gehen sollte. Leider brachte er diesbezüglich eine ziemlich große Sturheit auf. Nachdem er dann plötzlich Bauchschmerzen hatte, konnte ich ihn endlich zum Arzt schleppen, das war vor gut 10 Tagen. Er wurde gleich ins Krankenhaus eingewiesen.
Nach allen Untersuchungen hat man jetzt eine Geschwulst am Enddarm festgestellt (der Arzt sagte mir, dass es sich um ein "noch" differenziertes Karzinom handelt, was das genau bedeutet, ist mir noch nicht ganz klar).
Als Therapie wurde mir folgender Vorschlag gemacht:
1. Ambulante Bestrahlungs- und Chemotherapie, damit sich der Tumor etwas zurückbildet,
2. danach Operation.
Hinzufügen muss ich noch, dass mein Mann leider ein großer "Verdrängungskünstler" ist. Ich habe den Eindruck, dass er die Diagnose noch gar nicht an sich herangelassen hat.
Wer hat einschlägige Erfahrungen und kann mir Tipps geben, wie das alles zu bewältigen ist. Ich habe schreckliche Angst, dass ich das alles nicht richtig organisieren kann, da ich außerdem vollbeschäftigt bin und leider erst immer sehr spät nach Hause komme. Zum Glück ist unser Sohn noch zu Hause, dieser wird aber ab Herbst 2007 zum Studium gehen.
Alleine bekommt mein Mann das garantiert nicht in die Reihe, da er streckenweise schon recht vergesslich ist.
Gast
Montag, 19. März 2007 - 21:00
Mmmmhhh,vielleicht würdest Du uns erst einmal verraten,wie alt Ihr alle seid?
Ich denke,in solch einer Situation muss man als Frau nicht zimperlich sein,das Alter zu verraten,oder?
Bei meiner Mutter wurde vor der Darm-OP auch erst eine Bestrahlung gemacht.
Nach OP dann eine Chemo.
Halte uns doch auf dem laufenden,alles Liebe,Gudrun N.

Dorette

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Dienstag, 20. März 2007 - 11:45
Sorry, es war eigentlich nicht meine Absicht, das Alter zu verschweigen (da bin ich ganz uneitel), ich habe es in der Aufregung einfach vergessen. Also mein Mann wird im nächsten Monat 70 Jahre alt. Ich werde im November 52.
Gast
Dienstag, 27. März 2007 - 10:05
"noch differenziert"

Ich versuch mal eine Erklärung:
Stammzellen sind undifferenziert, aus ihnen werden im Laufe eines Differenzierungsprozesses dann z.B. Lungenzellen, Darmzellen, Hautzellen .... gebildet.
Beim Krebs geht der Weg umgekehrt, da gibt es einen Prozess der Entdifferenzierung. Man teilt den in 4 Stadien ein: G1 und G" sind noch gut differenzierte Krebszellen, also "weniger schlimm" als G3 und G4. Bei G4 sind die Krebszellen nicht mehr differenziert, d.h., sie erinnern nicht mehr an ihre ursprüngliche Funktion z.B. als Darmzellen.
Vile wichtiger aber ist bei der Krebserkrankung, ob bereits Lymphknoten mit Krebszellen befallen sind, weil dann die Gefahr besteht, dass der Krebs schon gestreut hat und Metastasen in Lunge oder Leber, seltener im Hirn bildet. Das kann man erst nach der OP feststellen.
Wenn erste Chemo und Bestrahlung notwendig ist, heißt das, dass der Tumor ziemlich groß ist. Über seine Bösartigkeit sagt das aber noch nicht unbedingt etwas aus.
Die Darmkrebstherapie ist standardisiert. Es gibt sogenannte "Leitlinien" für das kolorektlale Karzinom. Man kann sich sehr gut darüber im Internet informierten. Einbach in Google "Darmkrebs" eingeben.
Wichtig ist auch immer, eine "zweite Meinung" einzuholen, die von der Kasse bezahlt wird. Sehr gute Erfahrungen habe ich mit Frau Professor Möslein von der St. Josefs-Hospital Bochum-Linden gemacht. Kann ich nur wärmstens empfehlen.
Ich hoffe, Dir etwas weiter geholfen zu haben.
Liebe Grüße
Heide

Dorette

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Dienstag, 27. März 2007 - 16:14
Vielen Dank für die gute Erklärung, sie hat mir schon sehr viel weiter geholfen. Zu Beginn solcher Diagnose steht man ja zunächst recht hilflos da. Inzwischen habe ich mich auch schon im Internet mit dem Thema beschäftigt und habe auch schon viel Interessantes gefunden.
Letzte Woche war ich mit meinem Mann in der Klinik, die die Bestrahlungs- und Chemotherapie ausführen soll (Strahlenklinik Neuruppin). Das Arztgespräch dort war sehr gut, ich konnte den Arzt alles fragen, was mir auf dem Herzen lag. Angst habe ich ja vor den evtl. auftretenden Nebenwirkungen und wie man damit umgeht.Ich hoffe so sehr, dass mein Mann das alles gut übersteht.

Dorette

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Dienstag, 5. Juni 2007 - 12:16
Eigentlich ging alles recht schnell. Wenn ich bedenke, dass mein Mann die Diagnose Darmkrebs Anfang März 07 erhalten hat. Jetzt hat er die Strahlen- und Chemotherapie hinter sich gebracht und wurde am 30.05.07 operiert. Ich hoffe so sehr, dass er alles gut übersteht und sich an seine neue Lebenssituation gewöhnt (ihm wurde - da der Tumor sehr weit am Rekum war - der gesamte Schließmuskel entfernt, so dass er einen dauerhaften künstlichen Darmausgang erhalten hat).
An dieser Stelle möchte ich allen danken, die an diesem Forum teilnehmen, denn ich habe hier neue Hoffnung finden können. Viele schreiben, wie sie mit ihrem neuen Leben zurecht kommen und wie sie es geschafft haben. Das kann ich alles an meinen Mann weitergeben.
Viele Grüße und Danke
Dorette