Christiane

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Sonntag, 20. Mai 2007 - 12:28
Hallo,
meine Mutter ist 67 und vor ein paar Wochen wurde bei einer Darmspiegelung ein Tumor festgestellt, der extrem nah am Schliessmuskel sitzt und ca. 4cm groß ist.
Seit eineinhalb Wochen bekommt sie eine Kombi aus Chemo - und Strahlentherapie. Danach soll dann die OP stattfinden.
Da der Tumor sich schon in den Schliessmuskel gefressen hat, kann es sein, dass man diesen entfernen muss. Meine Mutter bekäme dann einen künstlichen Darmausgang. Wer hat Erfahrungen damit und kann man sowas auch irgendwann wieder beheben?
Die Diagnose war ein Schock, denn meine Mutter war nie wirklich krank und jetzt gleich sowas! Ich leide mit ihr und würde gerne helfen, da sie durch die Chemo ziemlich am Ende ist. Aber leider bin ich voll berufstätig und somit bleibt mir wenig Zeit, mich um sie zu kümmern. Erschwerend hinzu kommt noch, dass mein Vater auch keine große Hilfe darstellt - er leidet seit ca. 8 Jahren an Tinnitus und lebt anscheinend nur noch für seine Krankheit.
Wenn jemand mit mir seine Erfahrungen austauschen könnte, wäre ich sehr dankbar. Wir dachten immer, Krebs hätten nur die "Anderen"!
Vielen Dank

Gudrun B.

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Sonntag, 20. Mai 2007 - 14:46
Hallo Christiane,
bei meinem Papa wurde 2003 Darmkrebs diagnostiziert. Auch wir waren bis dahin der Ansicht (wie vielleicht viele Familien), uns könne der Krebs nicht treffen, auch weil Papa immer sehr gesund war.
Das hat aber dann auch enorm viel gebracht, denn so hat sein Körper die Strapazen der Chemo, Bestrahlung und OP viel besser weggesteckt als zunächst befürchtet. Das Schlimmste für ihn war ohnehin die Prognose "dauerhafter künstlicher Ausgang". Doch auch das hat er gut bewältigt und mit seinem Stoma fast alles machen können, von Radfahren bis Flugreisen. Bei der Selbsthilfegruppe "ILCO" könnt ihr Broschüren anfordern und auch sonst über Ängste und Probleme rund ums Stoma sprechen - sie sind sehr nett und hilfsbereit (Adresse s.u.)!
In jedem Krankenhaus gibt es auch eine Sozialstation, die euch Adressen von Psychoonkologen oder Ernährungsberatern geben können - vielleicht will Deine Mama jemanden zum Reden ?!
Auf jeden Fall Kopf hoch ! Sofern sich noch keine Metastasen gebildet haben, hat Deine Mama eine gute Prognose und das Stoma ist zu bewältigen. Ich drück euch die Daumen und wenn Du noch Fragen hast oder reden willst, kannst Du mich gerne anmailen.
Liebe Grüße, Gudrun
Deutsche ILCO e.V. - Bundesweit organisierte Selbsthilfevereinigung von Stomaträgern und von Menschen mit Darmkrebs
Thomas-Mann-Str. 40, 53111 Bonn
Telefon: 0228 - 33 88 94-50
Fax: 0028 - 33 88 94-75
E-Mail: info@ilco.de
www.ilco.de
Gast
Sonntag, 20. Mai 2007 - 15:01
Hi Christiane,
auf www.stoma-welt.de und unter www.stoma-forum.de findet ihr die (in meinen Augen) besten Infos zum Thema Stoma und eine sehr nette Community, die nie müde wird, Fragen nett zu beantworten. Mir hat man dort sehr geholfen.
Ich lebe jetzt seit zwei Jahren mit meinem Stoma und fühle mich dadurch nicht beeinträchtigt. Die meisten Stoma-Probleme entstehen im Kopf. Wenn man es schafft, das neue Leben für sich zu akzeptieren, ist es vom vorherigen kaum zu unterscheiden. Man kann nach einer kurzen Eingewöhnungszeit, in der der Darm sich anpasst, mit einem Stoma (mit einer Einschränkung) alles machen, was man vorher auch getan hat. Die einzige Einschränkung: Man sollte nicht mehr als 10 kg heben, um einem Stoma-Bruch (Hernie) vorzubeugen.
Ich wünsche deiner Ma viel Glück.
smiley LG Birgit
PS.: Ich finde es klasse, dass ich jetzt einen Vorwand habe, mir die Getränkekisten tragen zu lassen... *gg*

Christiane

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Sonntag, 20. Mai 2007 - 15:12
Hallo Gudrun,
vielen lieben Dank für Deine aufmunternden Worte.
Im Krankenhaus haben die Ärzte zwar gesagt, dass Mamas Fall gute Heilungschancen hätte, aber ich denke, die Ärzte reden viel bis der Tag rum ist.
Vielleicht ist es ja wirklich von Vorteil, dass sie noch nie wirklich ernsthaft krank war und ich hoffe, dass sie alles gut übersteht. Vorbelastet ist unsrer Familie in gewissem Sinne schon, aber der Krebs war immer ein anderer.
1970 verstarb Mamas Vater an Lungenkrebs und 1986 ihre Mutter an Gebärmutterhalskrebs, der überall Metastasen gebildet hatte. Ich habe einfach nur Angst, denn ich kenne meine Mutter mein ganzes Leben lang als der sprichwörtliche "Fels in der Brandung" und wenn es so weitergeht, wird davon nicht mehr viel übrig sein. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der in so kurzer Zeit so viel Gewicht verloren hat.
Jedenfalls möchte ich mich recht herzlich für Deinen Zuspruch bedanken und ich hoffe, dass wir es schaffen werden.
Viele liebe Grüße
Christiane

Gudrun B.

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Sonntag, 20. Mai 2007 - 22:07
Hallo Christiane,
warum hat denn Deine Mama so viel Gewicht verloren ? Nebenwirkungen ? Falls sie in Folge der Chemo/Bestrahlungen an Durchfall und/oder Appetitlosigkeit leidet, soll sie das, sofern noch nicht geschehen, dringend ihrem Onkologen mitteilen. Unsere Erfahrung war, daß die Ärzte einen nicht bis wenig beachten, wenn man nicht selbst vehement dahinter ist. Und so wie Du es schilderst, hat Deine Mama auch nicht viel Erfahrung mit Ärzten - wie es bei meinem Papa auch der Fall war...
Nachdem bei Deiner Mama VOR der OP Chemo und Bestrahlung gemacht wird, um den Tumor zu verkleinern, sind bislang keine Metastasen entdeckt worden, das ist sehr gut !!! Und in diesem Punkt haben die Ärzte die Wahrheit gesagt ! Genaueres zur Klassifizierung kann man eh erst nach der OP sagen.
Auch wenn Du sehr beschäftigt bist - Du hilfst Deiner Mama bestimmt viel, mach Dir da bitte keine Sorgen...
Noch einmal liebe grüße und alles Gute,
Gudrun

Dorette

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Montag, 4. Juni 2007 - 12:14
Liebe Christiane,
fast hätte ich eine Schablone auf Ihre Geschichte legen können, denn meinen Mann (70) hat die gleiche Diagnose Anfang Mäarz 07 erhalten. Auch er hatte noch nie viel mit Ärzten und Krankheiten zu tun, er war immer stolz auf seine Gesundheit. Es hat auch sehr lange (wahrscheinlich zu lange)gedauert, bis unser Sohn und ich ihn dazu gebracht haben, endlich zum Arzt zu gehen.
Dann ging alles recht schnell. Zur genauen Diagnoseerstellung eine Woche Krankenhaus, danach bis Ende Mai eine Kombination mit Bestrahlung und Chemotherapie (zu 70 % ambulant).
Am 30.05.07 ist er nun operiert worden. Da der Tumor auch sehr tief am Rektum saß, musste auch der gesamte Sließmuskel mit entfernt werden. Das bedeutet nun, dass er den künstlichen Darmausgang bis zum Lebensende haben muss, eine Rückverlegung ist nun unmöglich geworden.
Die OP hat er sehr gut überstanden und lt. Arzt verläuft der Heilungsprozess auch sehr zufriedenstellend. Die Auswertung der Gewebeproben steht noch aus (wegen evtl. Nachbehandlung durch Bestrahlung). Eine Reha ist auch schon beantragt.
Allerdings ist sein seelischer Zustand nicht so gut. Irgendwie habe ich das Gefühll, dass er alles verdrängen möchte und gar nicht richtig versteht, was nun mit ihm passiert ist. Er ist mächtig unruhig und will immer nach Hause. Ich habe ihm sehr zureden müssen, dass das jetzt nicht ginge und er nach einer so schweren OP noch im Krankenhaus bleiben müsse.
Angst habe ich davor, wie er diese einschneidende Änderung in seinem Leben bewältigen wird. Er war immer so stolz auf seine Gesundheit. Auch hoffe ich, dass ich ihm so gut wie mir möglich seinen "zukünftigen Alltag" erleichtern kann.
Mir geht es da wie Ihnen, denn ich bin auch noch voll berufstätig (mein Alter: 52) und kann meine Zeit nicht ausschließlich auf ihn ausrichten. Unser Sohn (21)ist zum Glück noch zu Hause, er beginnt erst sein Studium mit dem Herbstsemester. Etwas Angst habe ich allerdings doch, ob ich das alles schaffen kann, vor allen Dingen davor, ob ich ihm wieder Freude am Leben schaffen kann, trotz dieses schweren Einschnitts.
Gast
Montag, 4. Juni 2007 - 17:24
Hallo Christiane,
ich bin zwar nicht Betroffenen aber Angehörige. Bei meiner Ma (75 Jahre) wurde im Dezember 2007 ein Rektum-Ca T3N0M0 festgestellt, kurz vor dem Schließmuskel. Sie bekam eine Neoadjuvante Radiochemotherapie und wurde vor ca. 4 Wochen minimalinvasiv (ohne großen Bauchschnitt) operiert. Der Schließmuskel musste leider komplett entfernt werden und nun hat sie ein endständiges Colostoma. Aber alles in allem hat sie das gut überstanden. Mit dem Stoma kommt sie mittlerweile gut zurecht und versorgt es auch allein. Meine Ma sagt heute, am schlimmsten waren die Bestrahlungen und die Strahlenschäden. Die Chemo hat sie relativ gut weggesteckt. Appetitlosigkeit und leichte Übelkeit waren schon gegeben. Zur Zeit ist sie in der AHB, dort wird sie wieder aufgepäppelt und es bekommt ihr gut. Also immer schön positiv denken.
Liebe Grüße
Andrea