Samstag, 18. August 2007 - 15:23
Hallo,
ich schreibe hier als Angehöriger und suche Rat und auch Hilfe.
Meine Schwester, 43 Jahre jung, ist seit April 2006 an Darmkrebs erkrankt. Sie wurde im Mai 2006 operiert, ein Tumor wurde ihr entfernt. Ein weiterer Tumor sitzt auf der Leber und nimmt mehr als 50 % der Leber ein. Die Ärzte in den Städtischen Kliniken beschlossen eine 24 Std Chemo im 14tägigen Rythmus. Es sollte versucht werden, den noch vorhandenen Tumor zu verkleinern mit der Perspektive, den Tumor mit dem anhängenden Teil der Leber zu entfernen. Das Wachstum des Tumors konnte gebremst werden, leider hat sich bis heute keine Verkleinerung ergeben. Meine Schwester wurde wegen eines drohenden Darmverschlusses Anfang diesen Jahres wieder operiert, vor 6 Wochen wäre sie fast schon wieder auf dem OP-Tisch gelandet, der drohende Verschluß konnte auf natürlichem Weg noch verhindert werden, sie hat allerdings Höllenqualen erleiden müssen.
Meine Schwester bekommt jetzt wöchentlich Chemo, kann ohne Morphium nicht mehr leben und hat innerhalb eines Jahres 40 kg abgenommen.
Meine Frage, die mich zur zeit am meisten beschäftigt
Ist meine Schwester in Oldenburg als Patient gut aufgehoben? Sie wurde erstmalig in der Onkologie der städtischen Kliniken in Kreyenbrück behandelt. Diese Praxis hat sie mittlerweile enttäuscht verlassen und wird nun in einer Praxisgemeinschaft am ev. Krankenhaus behandelt. Sie wurde auch schon auf die Palliativstation des ev. Krankenhauses behandelt.
Nun hat sie von einer Ärztin ihres Hausarztes einen Appetitanreger erhalten, der einen starken Pilz im Rachenraum ausgelöst hat und nun wiederum mit starken Medikamenten behandelt werden muss.
Ich weiss nicht, wie lange Sie noch Zeit für sich und Ihre Familie hat, aber diese Zeit sollte sie doch zumindest erträglich erleben könnnen und nicht als Versuchskanninchen dienen.
Ich freue mich über jede Antwort, Danke.
Samstag, 18. August 2007 - 16:45
Vielleicht sollte ich meine Frage etwas anders formulieren.
Wie sinnvoll ist es, bei diesem Krankheitsverlauf und schon einmal erfolgten Arztwechsel, nochmals einen anderen Arzt aufzusuchen.
Gibt es "gute" Ärzte in Hannover und oder Hamburg?
Gast
Sonntag, 19. August 2007 - 13:44
Hallo Reiner,
ich habe eine sehr kompetenten Prof. im israelitischen Krankenhaus in Hamburg kennengelernt.
Es soll einer der besten chirurgen im norddeutschen Raum sein.
Er ist auf Krebspatienten bzw. Darmerkrankungen spezialisiert.
Versucht doch mal einen Termin bei ihm zu bekommen.
Sagt, dass es sehr dringend ist.
Ich konnte so auch kurzfristig einen Termin bekommen.
Der Prof. ist sehr nett und auch verständnissvoll.
Das Krankenhaus selber genießt ebenfalls einen sehr guten Ruf. Und da es ein recht kleines Krankenhaus ist, ist man dort nicht nur eine Nummer.
Das Krakenhaus und die Adresse kannst du unter Google finden.
Prof. Dr. Zornig
Israelitisches Krankenhaus Hamburg
Viele, liebe Grüße und alles Gute.
PS: Ich würde immer zu diesem Prof. gehen.

rowena graalmann

20 posts
Montag, 20. August 2007 - 00:48
Hallo Reiner,
in Sachen Lebermetastasen würde ich mich immer vertrauensvoll an Dr. Birth in Stralsund wenden. Der hat schon viele Patienten operiert, die von nderen Ärzten abgelehnt wurden.
Bin nicht selbst betroffen, meine Mutter hatte Darmkrebs- sie ist im Dezember 05 verstorben.
Trotzdem gucke ich hier von Zeit zu Zeit mal rein. Und den Namen Dr. Birth habe ich schon sehr oft gelesen.
Es wäre sicher ein Versuch wert.
Liebe Grüße aus Ostfriesland
rowena
Sonntag, 2. September 2007 - 17:25
Hallo,
vielen Dank für die Antworten auf meine Fragen nach Ärztekompetenz in Norddeutschland.
Meine Schwester ist gestern aktuell wieder in die Klinik gekommen, Verdacht auf wiederholten Darmverschluß.
Momentan bekommt sie jeden Tag einen Tropf über Nacht angeschlossen (zu Hause von einem Pflegedienst) um überhaupt zu Kräften zu kommen. Sie ernährt sich nur sehr kärglich und dann anscheinend auch nicht so ganz richtig.
Ihr "Innenleben", sprich Darm und Magen sind dermassen überreizt, daß sie nicht mehr so richtig weiß, was sie zu sich nehmen soll, damit sie wieder an Gewicht zunimmt.
Bei uns herrscht zur Zeit eine grosse Ratlosigkeit, da wir als Familie keine vernünftige Lösung haben, wie wir ihr, wenn überhaupt, helfen können. Dieser Zustand ist nur schwer zu ertragen.

Marion

64 posts
Montag, 3. September 2007 - 18:05
Lieber Reiner,
betroffen habe ich vom Schicksal ihrer Schwester gelesen.
Es stimmt mich traurig und zugleich wütend, lesen zu müssen, dass eine Frau in diesem Alter (bin selbst 42 und Angehörige einer Darmkrebspatientin) diese schwerwiegende Erkrankung hat. - Es ist für uns Angehörige unglaublich schwer mit ansehen zu müssen wie unsere lieben Angehörigen
leiden müssen. Sie verändern sich zunehmend, wie ich selbst momentan anhand der Erkrankung an meiner Mutter feststellen muss. - Und doch kämpfen wir alle mit unseren Lieben. Und das ist auch gut so. Wenn Ihnen Ihr Bauchgefühl sagt: "Wechsle den Arzt.", - dann wechseln Sie doch den Arzt. Wenn Ihnen nach 1000 Nachfragen ist, dann fragen Sie 1000 mal nach... Handeln Sie einfach intuitiv aus Ihrem Innern... Sie werden sehen, dass ist das Richtige....
Auch meine Mutter hat so sehr abgenommen und isst auch sehr wenig (z.Teil auch Tropf). Aber heute hat sie wieder nach was "Richtigem" zu Essen verlangt. Ich will sagen, man muss jeden Tag aufs Neue nehmen. Die Ärzte sagten mir, wir sollten unserer Mutter alles zu Essen geben was sie möchte. Der Körper würde sich das auch holen was er bräuchte und die Patienten würden noch am ehesten wissen was sie gelüstet und sie vertragen. Und so halten wir es auch. Und Mamma isst somit auch wieder etwas mehr.
Ich wünsche Ihnen ganz viel Kraft für Ihre Schwester und für Ihre Familie
Alles Gute,Marion
Sonntag, 9. September 2007 - 11:14
Liebe Mitleserinnen und Mitleser,
meine Schwester ist gestern abend eingeschlafen.
Sie hat die letzten Tage im künstlichen Koma gelegen, die letzte OP am Mittwoch war zuviel. Sie stand vor Wahl Pest oder Cholera, am Ende stand auf jeden Fall der Tod.
Wir, also meine Familie, konnten uns in aller Ruhe von Ihr verabschieden, rational ist es für meine Schwester die Erlösung, emotional wird es noch lange Zeit benötigen, diesen Verlust verstehen zu können.
Mein grosser Dank geht an das Palliativzentrum in Oldenburg, die ambulante Betreuung hilft besonders meinem Schwager und den Kindern.

Neesie

43 posts
Sonntag, 9. September 2007 - 21:01
Lieber Reiner ,
mein herzliches Beileid .
Mein Vater ist am 25.8.2007 an dieser schrecklichen Krankheit verstorben . Ich kann nachfühlen wie Du dich fühlst ....
Mein Vater und wir als Angehörige sind auch so wunderbar auf der Palliativstation ( in Hannover ) ver-und umsorgt worden .
LG, Anja
************************************************************
Als du auf Heilung hofftest,
blieben dir noch ein paar Jahre.
Als du auf Jahre hofftest,
waren es nur noch Monate.
Als du auf Monate hofftest,
blieben nur noch wenige
Wochen.
Und als du dir noch ein paar
schöne Wochen wünschstest,
begannen deine letzten Tage in
diesem Leben.
Aus den Tagen wurden Stunden,
Minuten, Sekunden…
und so hat sich keine deiner Hoffnungen erfüllt.
Der Tod läßt nicht mit sich handeln,
aber er bewahrte dich davor,
noch schlimmeres Leid ertragen zu müssen.
Der Tod hat dich erlöst,
und wir sind dankbar dafür.

Nicole

38 posts
Donnerstag, 13. September 2007 - 12:04
Lieber Reiner,
von mir auch mein tiefes Mitgefühl. Es ist so schrecklich, was diese heimtückische Krankheit anrichtet. Wir haben den Kampf vor 10 Monaten auch verloren. Mein Mann ließ mich mit unseren Kindern (damals 5 und 9) zurück. Er reißt ein tiefes Loch in unser Leben. Sicher wirst Du bei Deiner Schwester ähnlich fühlen
Ich möchte Dir noch einen Spruch mit auf den Weg geben, den sich mein Mann ausgesucht hatte und der heute auf seinem Grabstein steht:
Ich bin nicht tot,
ich tausche nur die Räume.
Ich leb in Euch
und geh durch Eure Träume.
Alles Gute für Euch
Nicole

evam

1 posts
Donnerstag, 11. Oktober 2007 - 20:10
Liebe Nicole,
wir verloren unsere geliebte Schwester im alter von 41 J., vor 11 Monaten. Nach Ihrem Tod fanden wir in Ihren Sachen einen Zettel auf dem sie den gleichen Spruch geschrieben hatte. Auch bei ihr steht er heute auf ihrem Grabstein. Ich wollte Ihnen das nur mal erzählen
Liebe Grüsse
E.

Nicole

38 posts
Freitag, 12. Oktober 2007 - 22:41
Hallo E.
vielen Dank für diese Mitteilung. Beim Lesen ist mir ganz warm ums Herz geworden und ich hab mich wirklich gefreut. Mein Mann war 40 Jahre und ist inzwischen 11 Monate nicht mehr bei uns.
Ich wünsche Ihnen alles Gute
Nicole