tin

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Samstag, 1. Dezember 2007 - 01:12
Hallo,
ich weiss garnicht, wie ich anfangen soll? Anfang Oktober wurde bei meiner Mutter Darmkrebs festgestellt. Ab da war das Leben nicht mehr so wie vorher, ich teile es ein in die Zeit vor der Diagnose und danach...
Ich bin zur Zeit in einem tiefen Loch und habe Probleme mein Leben so weiter zu führen wie bisher. Sie war immer sehr fit und lebenslustig und jetzt? Auf einmal - zack, Vorschlaghammer! Vor der OP hatten wir grosse Angst, sie ist aber gut verlaufen. Zuerst hiess es sie hätten alles rausbekommen, am Entlassungstag wurde ihr dann doch noch mitgeteilt, dass der Krebs in einen Lymphknoten gestreut hätte. Die schlechten Nachrichten rissen einfach nicht ab, wir konnten nicht mehr.
Sie hat einen künstlichen Darmausgang und einen Port gelegt bekommen durch den sie jetzt 5 Tage Chemo hinter sich hat. Jetzt bekommt sie erstmal nur Bestrahlung und dann an Ende der Therapie nochmal 5 Tage Chemo.
Es tut so weh, sie leiden zu sehen und nicht wirklich helfen zu können, ich verstehe ja selber nicht alles.
Ich habe so viele Fragen und jetzt fällt mir keine ein...
Hat jemand dasselbe schonmal durchgemacht?
Ganz blöde Frage jetzt, daber da könnt Ihr mal sehen, wie durcheinander ich zur Zeit bin: habt Ihr eine Idee, wie ich meine Mutter zum Fest überraschen könnte mit einem Festessen? Sie darf ja fast garnichts zu sich nehmen und hat auch ganz wenig Appetit, aber wenn ich mir vorstelle, wir sitzen alle vorm Fondue, nein, das geht nicht.
Mir ist echt nicht nach feiern, aber das Leben muss ja weitergehen, soll es ja auch, alleine schon um ihr zu zeigen, wieviel Hoffnung wir haben, aber es ist sooo schwer...
LG Tina
Gast
Samstag, 1. Dezember 2007 - 07:32
hallo tina,
ich kann dich gut verstehen.bei meiner schwiegermutter ist es genauso.auch sie hat darmkrebs-festgestellt im september.op bisher noch nicht.sie bekommt erst bestrahlung.meine schwiegermutter hat sich total verändert.sie kann kaum noch für sich allleine sorgen.sie kocht nicht mehr,pflegt sich nicht mehr,läßt ihren haushalt verkommen.und das schlimmste is,sie hat das trinken angefangen.wir haben überhaupt keinen zugang zu ihr.von tag zu tag wird es schlimmer.auch wir sind sooo hilflos.
tina, gib mir doch bitte mal deine e-mail adresse.dann schreib ´ich dir ne mail...
liebe grüße bine
Gast
Samstag, 1. Dezember 2007 - 11:52
hallo tina,
du solltest mehr das positive in all dem unglück sehen. deine mutter hat keine fernmetastasen, befallene lymphknoten sind gut zu behandeln. ich nehme an, dass deine mutter mit dir über die krankheit spricht, das ist auch positiv. es gibt menschen, die sich total zurückziehen und bei denen das reden über den krebs tabu ist. andererseits hat sie das recht, sich auch mal zurückzuziehen, schliesslich ist sie von der krankheit betroffen und mindestens genauso hilflos wie die angehörigen. wenn sie jetzt nicht mehr so lebenslustig ist, dann ist das normal, die diagnose ist immer schwer zu verkraften, je mehr man die einzelheiten und konsequenzen im kopf erfasst. auch die behandlung an sich ist anstrengend und ermüdend. die diagnose krebs ist so schwerwiegend, dass das leben plötzlich auf den kopf gestellt wird und sich viele fragen ergeben,eine endlos scheinende spirale nach dem sinn des lebens, dem tod, es entwickeln sich ängste. man zieht bilanz und es werden die kleinen und schönen dinge wichtig, die ein gesunder kaum mehr zu schätzen weiss.
wenn du sowieso ein gutes und inniges verhältnis zu deiner mutter hast, werdet ihr auch über alles, was sie oder dich bedrückt, reden können.
es gibt aber auch momente, in denen ein betroffener wütend ist. in solchen momenten habe ich meinen angehörigen vorgeworfen, dass mir ihr kümmern auf den geist geht, schliesslich habe ich die schmerzen, den stress und die angst zu sterben, und überhaupt, es ist meine krankheit und sie sollen das nicht zum täglichen thema machen. aber ganz tief in mir bin ich doch froh, dass man sich sorgen um mich macht und das thema nicht unter den teppich kehrt. aber das muss alles ausgesprochen werden, können die angehörigen ja nicht riechen, dass es nur ein kurzes gewitter war.
also tina, kopf hoch. es wird alles seine zeit brauchen, aber es geht mit deiner mutter erst mal nur bergauf, so anstrengend die behandlung auch ist.
was das fondue angeht: eigentlich eine gute idee, weil sich jeder nur soviel zum essen nimmt, wie er auch schafft. andererseits könnte es sein, dass deine mutter nicht lange sitzen kann, wegen der strahlenschäden. da kommt es darauf an, wie ihr eingerichtet seid,wenn das essen im wohnzimmer stattfindet, wird sie sich bei bedarf auf das sofa setzen oder legen können, das wäre ideal. wahrscheinlich wird für sie die schönste teit sein, wenn die familie im wohnzimmer vor dem geschmückten baum sitzt und nur das hier und jetzt geniesst, gute gespräche führt und nebenher am weihnachtsgebäck knabbert.
ich wünsche euch, dass sich alles zum guten wendet.
Gast
Samstag, 1. Dezember 2007 - 12:11
hallo bine,
vielleicht ist deine schwiegermutter einfach nur zu erschöpt, sich um ihren haushalt zu kümmern und sich zu pflegen. mir ging es während der behandlung genauso. die familie hat mich in dieser zeit sehr unterstützt, schliesslich war der rat meines onkologen, dass ich den bedürfnissen meines körpers nachgebe. also nichtstun, wenn ich die kraft nicht habe. das ist natürlich von mensch zu mensch verschieden, es gibt ja such welche, die während der therapie noch bäume ausreisssen können. macht bitte der schwiegermutter keine vorwürfe sondern bietet ihr hilfe an.
das trinken ist natürlich fatal, da weiss ich jetzt keinen rat. aber auch da helfen vorwürfe nicht sondern setzen sie unter druck. erst wenn es bei ihr im kopf klick macht, wird sie da was ändern können. es könnte sein, dass ihr arzt das trinken bemerkt und ihr die konsequenzen deutlich klarmacht. da könnt ihr nur hoffen. sprecht das thema ruhig bei ihr an, aber hackt nicht ständig auf ihrem trinkverhalten rum, das geht oft nach hinten los. eine traurige situation, aber ich hoffe für euch, dass ihr diese meistert. wenn sie erst wegen ihrer krankheit angefangen hat zu trinken, könnte sie noch rechtzeitig die kurve bekommen. sagt ihr, dass sie euch wichtig ist und ihr in jeder situation zu ihr steht.
alles gute für euch.

uwe

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Sonntag, 2. Dezember 2007 - 12:33
Hallo Tina,
ich stehe eigentlich vor der gleichen Situation wie Du, und ich dachte, bei mir sei es schon schlimm ... meine Lebensgefährtin läßt sich auch "hängen", aber sie hat noch eine Aufgabe: ihre Kinder ... und obwohl ich der Meinung bin, dass sie ihre Ruhe braucht, kommen die Kinder immer wieder und stellen ihre Wünsche oder tragen ihren Streit aus. Obwohl der eine 12 Jahre und der andere 15 Jahre alt ist und ein weiteres Zimmer zur Verfügung steht, schlafen sie in einem Zimmer. Einer möchte dann immer die Zimmertüre beim Schlafen angelehnt haben, der andere geschlossen ... und die Mama muss dann schlichten. Und das lenkt die Mama - wenn auch nur kurzzeitig - von ihrer Krankheit ab.
Lebt Deine Mutter alleine im eigenen Haushalt? Dann ist sie viel alleine ... und denkt viel über sich und ihr Leben nach und es ist keiner da, der sie von diesen Gedanken losreissen kann.
Ich denke, Ihr solltet Weihnachten sie wie immer feiern ...
Viel Kraft wünsche ich Euch und Deiner Mutter
Uwe
Und wenn ich die Diagnose sehe (nur ein Lymphknoten befallen), sieht die Prognose doch schonmal gar nicht so schlecht aus ...

tin

4 posts
Montag, 3. Dezember 2007 - 00:39
es tut gut, mit jemanden zu kommunizieren, der weiss, wovon man redet. Ich hader halt noch mit der Diagnose, die ich noch nicht wirklich verarbeitet habe, das merke ich jeden Tag der vergeht.
Immer wieder Heulkrämpfe, zum Glück habe ich Kinder vor denen ich stark sein muss und mir die Angst um Oma nicht so anmerken lassen darf, ist schon schwer genug für sie. Am Tag nach der OP hatten wir noch soviel Hoffnung und dann die Nachricht, dass der Krebs doch gestreut hat...
Aber Ihr macht mir ja Mut, ist die Diagnose wirklich hoffnungsvoll, dass es "nur" ein Lymphknoten ist?
Und was sind denn Bestrahlungsschäden? Sie meint immer, dass die Bestrahlung ihr nicht so viel ausmachen würde, nur die Chemo hat sie umgehauen.
@bine: ich habe mein Profil bearbeitet, da müsste jetzt meine E-Mail-Adresse eigentlich zu sehen sein.
LG Tina
Gast
Montag, 3. Dezember 2007 - 21:05
aber ja, die prognose ist gut. noch hilfreicher wäre, die genaue diagnose zu wissen. bei mir war es beispielsweise: t3 n3 mo.
seit wann wird deine mutter bestrahlt, wieviele insgesamt sind geplant ?
hat sie keinen behandlungsplan unterschrieben, auf dem die möglichen nebenwirkungen beschrieben werden ?
ich hatte über dreissig bestrahlungen, nach ungefähr 10 terminen fing die haut in den falten der bestrahlten körperregion an sich zu röten und zu schuppen, dann blauschwarze verfärbungen, dann folgte wundsein im gesamten intimbereich, ähnlich wie bei einer scheidenentzündung. die schlimmsten beschwerden liessen etwa eine woche nach ende der bestrahlung nach, ich habe viel und dick gecremt und mir mit der kaltluft eines föhns erleichterung verschafft. auch die afterregion war betroffen. aber glaube mir, das ist alles schnell vergessen.
gruss, anonym
Gast
Dienstag, 4. Dezember 2007 - 02:17
Sowas kann ich gebrauchen, Hoffnung, dankeschön! Ich weiss garnicht, ob sie ihre Diagnose weiss, sie läuft zur Zeit mit Scheuklappen durch die Gegend, will halt nur den ganzen Mist hinter sich bringen, sie muss noch 21 Mal zum Bestrahlen, Anfang Januar soll sie fertig sein.