ich

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Montag, 10. Dezember 2007 - 15:49
Hallo an alle!
Mein Papa ist 71 und seit April wissen wir, dass er Darmkrebs hat, mit Metastasen in der Leber, der Niere, der Lunge und seit diesem Monat auch im Gehirn. Trotz täglicher Bestrahlungen ist die Anzahl der Gehirnmetas von 2 auf 9 gestiegen. Chemo wird wegen seines schlechten Allgemeinzustand seit September nicht mehr gemacht.
Ihm geht es sehr schlecht!
Dazu kommt, dass er seit gut 10 Tagen wesensverändert erscheint. Ich weiß nicht, ob das psychisch oder wegen der Gehirnmetastasen so ist, ist aber eigentlich auch egal.
Was ich nicht verstehe, ist, warum immernoch an ihm herumgedoktert wird. Er ist unheilbar krank und sein Zustand verschlechtert sich trotz der Bestrahlungen und trotzdem muß er jeden Tag 35 km zur Bestrahlung fahren und wieder zurück. Ein anständiges Arztgespräch mit uns Angehörigen, hält niemand für nötig. Die Ärzte sind ja auch soooooo beschäftigt.
Ich schwanke gefühlsmäßig immer zwischen hoffen, dass er bald erlöst ist und schlechtem Gewissen, weil ich sowas denke.
Meine Mutter steht kurz vorm Durchdrehen.
Vor Jahren ist meine Schwester durch einen Autounfall gestorben. Ich habe immer bedauert, dass wir uns nicht verabschieden konnten.
Ich dachte, diesmal wäre Zeit sich zu verabschieden, aber das stimmt nicht. Anders ist nur, dass die Trauer schon beginnt, wenn der andere noch lebt.
Oh Mann, jetzt rede ICH schon wirres Zeug. Ich hoffe Ihr versteht mich irgendwie.
LG

sonderburg

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Montag, 10. Dezember 2007 - 20:27
Hallo,
Ich kann dich sehr gut verstehen , meine Papa hat auch krebs, und leider leben meine Familie in Frankreich und ich in Deutschland, ich kann meine eltern leider nicht viel helfen... Die ärtzen in Frankreich sind nicht so super finde ich, die reden sehr wenig... Und wollen nur mehr chemio... mehr tabletten... noch mehr operieren... und wenig werde gesagt leider ! Darum suche ich auch antwort in Internet auf Forum und so...
Ich wünsch dir viel kraft ! Und man solle die leuten sagen das man sich liebt bevor es zu spät ist... Es ist meine angst , das meine Vater geht ohne das ich ihm noch mal sehen kann !
Viele Liebe Grüssen
Marie-Jeanne .

rowena graalmann

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Dienstag, 11. Dezember 2007 - 01:15
Hallo,
Du brauchst eigendlich kein schlechtes Gewissen haben, wenn Du an die Erlösung Deines Vaters denkst. Die weiteren Bestrahlungen sind nur Geldeinnahme für das Krankenhaus, da ja eine Gesundung, bzw. Besserung nicht wirklich möglich ist. Zum Anderen sind diese Bestrahlungen ja auch noch eine Belastung für Deinen Vater, die man sich sparen könnte.
Vielleicht schiebt man von der Krankenhausseite das Gespräch heraus, um die Einnahmequelle zu sichern.
Klingt blöd, aber für einen Aussenstehenden wirkt es wirklich so.
Besteht auf einen Termin mit einem Arzt.
Ich habe das Ganze mit meiner Mutter erlebt, wo es aber noch Überlebenschancen gab. Das Ganze als Angehöriger zu erleben ist sehr schlimm. Es nimmt einen fast so mit als wär man der Patient.
Ich wünsche Dir viel Kraft.
Rowena
Gast
Dienstag, 11. Dezember 2007 - 08:35
von der bestrahlung erhoffen die ärzte sich eine bessere lebensqualität und lebensverlängerung deines vaters. wenn dein vater diese strapazen nicht mehr auf sich nehmen will, muss er das in einem arztgespräch deutlich sagen. drängt die ärzte zu einem gesprächstermin, dazu habt ihr ein recht.
dass man deinen vater als einkommensquelle benutzt, ist natürlich dummes zeug.aber ärzte haben es sich als aufgabe gemacht, das leben eines patienten zu verlängern und vergessen dabei leicht, dass dies nicht immer im sinne des patienten ist. wie sieht dein vater denn die momentane situation ? hat er die hoffnung aufgegeben oder will er noch kämpfen ? seine entscheidung sollte von allen respektiert werden.

ich

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Dienstag, 11. Dezember 2007 - 21:35
Heute morgen ist mein Vater wieder ins Krankenhaus gekommen. Er hatte die ganze Nacht starke Schmerzen. Die Schmerzmittel haben nicht angeschlagen.
Er wollte unbedingt in die 35 km entfernte Klinik, in der Hoffnung, dass die Bestrahlungen weiterhin gemacht werden.
Das KH vor Ort wäre für meine Mutter und mich wesentlich besser zu erreichen, aber mein Papa hofft so sehr, dass es ihm bald wieder besser geht, wenn er nur diese Bestrahlungen bekommt.
Heute haben sie ihn wieder geröntgt und wieder ein CT gemacht. Morgen soll er die Ergebnisse bekommen.
Meine Mama ist auf raten der behandelnden Strahlenärztin zur psychonkologischen Beratung gegangen. Die wollten sie aber nicht beraten, sondern sie gleich da behalten.
Der Psychologe sagte, wegen schwerer Depressionen müsse sie sich einweisen lassen. Als sie sich weigerte, meinte er, sie solle jetzt an sich denken und sich nicht nur an meinen Vater.
Sie war empört!
Mir hat es heute den Kreislauf zusammen gehauen. Der Stress wächst mir langsam aber sicher über den Kopf. Mein großer Sohn(6) hat langsam keine Lust mehr ständig Freunde zu besuchen, wenn ich mal wieder unterwegs bin und mein kleiner (10 Monate) hat heute den ganzen Tag auf meinem Arm geknatscht. Mein Mann kommt heute erst seeeehr spät von der Arbeit und unten weint meine Mutter!
Papa anrufen können wir auch nicht, denn leider hat er immernoch keine Chipkarte die er dazu benötigt. Beantragt haben wir diese heute mittag. Auf mein Nachfragen heute abend, hat die Schwester gesagt, dass die zuständige Dame auch noch andere Dinge zu tun hätte.
Haben die alle einen an der Klatsche?
Müde Grüße
ich
Gast
Mittwoch, 19. Dezember 2007 - 19:35
Oh Gott das ist ja echt der totale Horror den du da durch machen mußt. Kann dich denn vielleicht dein Mann etwas mehr unterstützen ? Ich wünsche dir und einer Familie alle Kraft der Welt die Situation weiter aus zu halten.
Liebe Grüße aus Hessen

ich

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Freitag, 21. Dezember 2007 - 10:07
Wir haben meinen Papa am Mittwoch nach Hause geholt. Nachdem er gemerkt hat, dass wir uns das wünschen wollte er sofort heim. Ich denke, er hatte Angst uns zur Last zu fallen.
Er wird jeden Tag schwächer. Gestern konnte er noch mit dem Rollator laufen, heute braucht er den Rollstuhl.
Es ist ganz schlimm für ihn, auf uns angewiesen zu sein und mitzukriegen, dass es körperlich immer schlimmer wird. Er sagte heute zu mir "Noch zwei Tage und ich kann gar nichts mehr!", und ich denke, er hat recht. Das Sprechen fällt ihm immer schwerer und ich habe Angst den Zeitpunkt zu verpassen, ihm noch etwas wichtiges zu sagen, irgendetwas, aber ich weiß gar nicht WAS ich sagen will.
Mein Mann unterstützt mich so gut er kann. Ab morgen hat er Urlaub, ich denke dann wird es für mich etwas einfacher.
Ich habe Angst vor den Feiertagen. Papa´s Arzt ist im Urlaub. Was tun, wenn es ihm viel schlechter geht?
Und außerdem sitzt da noch ein 6-jähriger, ganz erwartungsvoll, dass das Christkind kommt.
Traurige Grüße
ich

ich

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Freitag, 28. Dezember 2007 - 22:03
Nach einer dramatischen Woche wird mein Vater sterben.
Seit Freitag bekommt er immer wieder epileptische Anfälle, er ist halbseitg gelähmt und kann nichts mehr schlucken. Er hatte schlimme Schmerzen, doch diese bescheuerte Notärztin, die am 2. Weihnachtsfeiertag kam, hilt es noch nicht mal nötig stärkere Schmerzmittel zu verschreiben. Seit gestern ist er ein kompletter Pflegefall. Wir wechseln die Windel, waschen und pflegen ihn so gut wir können - er soll auf jeden Fall zuhause sterben, so wie er es sich gewünscht hat.
Heute habe ich ihm stärkere Pflaster verschreiben lassen. Außerdem kam sein Arzt vorbei und hat ihm Morphin und Valium gespritzt. Jetzt schläft er und ich hoffe, er wacht nicht mehr auf. Diese Schmerzen sind nicht zu ertragen.
Ich bin mir nicht sicher, ob er uns heute noch erkannt hat. Er hat nur noch geschrien, gestöhnt und um sich geschlagen.
Ich kann nicht mehr weinen, ich bete einfach nur noch, dass er bald erlöst ist. Er sieht aus wie 100 Jahre.
Ich bin völlig durch den Wind!
ich
Gast
Samstag, 29. Dezember 2007 - 09:22
Hallo Du,
es tut mir sehr leid das es so schlecht um Deinen Vater steht.
Ich kann mit vorstellen das es nicht leicht ist einen so nahen angehörigen so leiden zu sehen, da ist es doch nur verständlich das man völlig durch den Wind ist.
Für die nächsten Tage wünsche ich Dir ganz viel Kraft.
Monika

Jimbo

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Samstag, 29. Dezember 2007 - 23:24
Ich kann Deine Gefühle nachvollziehen und hoffe mit Dir, dass er bald von seinen Qualen erlöst wird.
Jimbo