Jasmin

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Dienstag, 15. Januar 2008 - 21:22
Hallo zusammen,
ich bin zur Zeit als Aupair in England. Letzte Woche haben mir meine Eltern leider mitteilen muessen, dass bei meinem Vater Darmkrebs diagnostiziert wurde. Sie haben es genau eine Woche vor Weihnachten erfahren, doch haben es nicht geschafft mir die schreckliche Nachricht mitzuteilen. Mein Vater wurde daruafhin gleich operiert und der Haupttumor im Darm, sowie die 2 von Metastasen befallenen Lymphkonoten wurden entfernt. Er hat die Operation erstaunlich gut ueberstanden, allerdings hat man spaeter Metastasen auf der Leber festgestellt. Naechste Woche beginnt die Chemotherapie meines Vaters (FOLFOX). Da ich hier in einer Arztfamilie untergebracht bin, weiss ich ziemlich genau wie ernst die Lage ist. Besonders die Mutter (hier), veruscht mir taeglich zu uebermitteln, dass ich meinen Vater hoechst wahrscheinlich nicht mehr lange sehen werde. Dieses Wochenende fahre ich nach Hause. Sind Metastasen auf der Leber wirklich so lebensbedrohlich?
Ich haenge so sehr an meinem Vater und wuerde alles dafuer geben dass er es schafft. Doch um ehrlich zu sein weiss ich nicht wie ich ihm helfen soll/ kann. steht es wirklich so ernst und schlecht um ihn? vielleicht koennt ihr mir ja weiter helfen. ich weiss einfach nicht was ich tun soll und fuehle mich so schlecht, jetzt nicht fuer ihn da sein zu koennen. ich waere euch so dankbar fuer einige erfahrungsberichte! ganz liebe gruesse jasmin

sterntaler

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Dienstag, 15. Januar 2008 - 23:54
Hallo Jasmin,
das tut mir sehr leid mit deinem Vater. Das ganze auch noch in der Weihnachtszeit zu erfahren,ist ganz besonders hart.
Ich kann sehr gut nachempfinden, wie du dich fühlst. Bei meiner Mutter wurde im letzten September Darmkrebs festgestellt,mit mehreren Metastasen in der Leber. Sie ist auch gleich nach der Diagnose operiert worden, der Tumor im Darm konnte dabei komplett entfernt werden. Sie hat die OP auch gut überstanden und war sogar sehr munter danach. Leider sind bei ihr dann andere Komplikationen dazugekommen, der Darm hatte sich total entzündet und sie musste gleich darauf noch einmal notoperiert werden. Von der 2.OP hat sie sich nicht so schnell erholt, mittlerweile geht es ihr aber schon wieder besser. Zum Glück ist das bei deinem Vater wohl etwas besser gelaufen.
Ich glaube, es ist ein gutes Zeichen, dass bei deinem Papa eine Chemotherapie gemacht werden kann. Bei meiner Mutter ist das leider nicht möglich, weil die Ärzte meinen, sie sei allgemein viel zu schwach, um das zu überstehen. Noch dazu hat sie eine künstliche Herzklappe, was die Ärzte sehr vorsichtig macht, eine solch agressive Therapieform anzugehen. Meine Mama wird jetzt von einem palliativen Pflegedienst betreut, und sie muss auch immer wiedermal stationär auf die Palliativstation, um dort ein wenig aufgebaut zu werden. Obwohl man dort meint, sie sei noch gar nicht so schlecht dran...im Vergleich zu den Patienten, die dort sonst sind und die wirklich nah am Ende stehen.
Die Diagnose war wie ein Faustschlag ins Gesicht.Man steht erstmal völlig im Nebel, bis man wieder einen klaren Gedanken fassen kann. Ich habe mich danach sehr an die Idee einer möglichen Chemotherapie geklammert, weil das, wie ich meine, ein grosses Stück Hoffnung bedeutet. Es war ziemlich ernüchternd zu erfahren, dass bei meiner Mutter nichts mehr gemacht werden kann. Deshalb bin ich richtig froh, dass du bei deinem Vater diese Hoffnung haben kannst. Manchmal funktioniert eine Chemo natürlich nicht so wie gewünscht, aber es bestehen gute Chancen, dass sie die Metastasen zumindest aufhalten, vielleicht sogar verkleinern kann. Es wird sicher nicht leicht für deinen Papa, aber es lohnt sich zu kämpfen! Wie heisst es so schön: "die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos!"
Ich verstehe auch sehr gut, dass du dich schlecht fühlst, weil du so weit weg bist.Man kommt sich dann ganz besonders hilflos und auch ein bisschen nutzlos vor. Ich selbst wohne in Nordfrankreich, 400km weg von meinen Eltern (angefangen habe ich übrigens auch als AuPair, vor 18 Jahren!). Aber auch so kannst du deinen Vater unterstützen und ihm immer wieder Mut machen. Trotz der schweren Realität vor Augen: immer dran glauben, dass es besser werden kann!
Etwas unverständlich finde ich allerdings die Reaktion deiner derzeitigen englischen Mum. Wir sind auch mit gruseligen Prognosen überschüttet worden. Trotzdem glaube ich, sollte man nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen. Uns hat man gesagt, wir sollten den Rest der verbleibenden Zeit einfach geniessen, aber wie macht man sowas, wenn man an nichts mehr glauben kann? Auch in jeder noch so ausweglos erscheinenden Situation muss es irgendwo noch Zuversicht geben, damit es weiter gehen kann. Und bei Euch besteht Hoffnung! Ich hatte bei meiner Mutter immer den Eindruck, dass es ihr half, wenn ich ihr Mut gemacht habe. Lügen darf man nicht, die Krankheit ist da. Aber wünschen und hoffen darf man. Das hat sie irgendwie immer aufgebaut.
Ich drücke deinem Vater ganz fest die Daumen, dass die Therapie was bringen wird. Und du lass den Kopf nicht hängen...
Liebe Grüße
Sterntaler

Jasmin

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Mittwoch, 16. Januar 2008 - 00:52
Hallo Sterntaler,
ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr mir deine Antwort weitergeholfen hat. Es gibt einem doch immer wieder Hoffnung etwas Possitives zu hoeren.
Es tut mir so leid dass man deiner Mutter nicht wie eigentlich geplant weiterhelfen konnnte! ich kann mir gut vorstellen wie es dir in dieser Situation ging! Es ist schoen zu hoeren dass es ihr mittlerweile wieder besser geht! Wie wird es nun mit ihr weitergehen? Wie wird man sie behandeln?
Ich wuensche ihr alles alles Gute und all die Kraft und Staerke die sie sicherlich brauchen wird.
Ich habe vorhin mit meinen Eltern telefoniert. meinem Vater geht es bis jetzt recht gut, er laesst sich kaum etwas anmerken. Doch glaube ich, dass es innerlich ganz anders aussieht.
Obwohl es meinen Eltern sehr schwer fiel mir Genaueres zu berichten, habe ich es geschafft die TNM Klassifikation herauszubekommen. So genau kenne ich mich damit nicht aus, doch ich weiss zumindest dass sich pT4 M1 und G2 nicht sonderlich gut anhoert. Weisst du /oder wisst ihr da Genaueres?
Sind die Hoffnungen bei T4 wirklich so gering wie es staendig berichtet wird?
Es ist wirklich eine schwere Zeit, vorallem die Tatsache dass man ausser, dem Betroffenen immer wieder Mut, Kraft und Hoffnung zu geben, nicht wirklich helfen kann. Man steht wirklich ploetzlich vor dem Leeren und Hilflosigkeit, Angst und Sorgen praegen auf einmal deinen ganzen Alltag.
Gerade wenn man so weit weg ist, was du besonders gut nachvollziehen kannst, hat man Angst als Tochter zu versagen und macht sich Vorwuerfe nicht da zu sein. Besonders bin ich der Meinung die Zeit nicht hier zu 'verschwenden' und sie mit meinem Vater zu verbringen, da ich einfach nicht weiss wie die Chancen stehen und wie lange ich ihn noch habe. Daraufhin habe ich mich entschlossen frueher nach Hause zukommen. Ich habe aber auch grosse Angst, den Gedanken dass er vielleicht bald sterben wird nicht vergessen zukoennen und ihn anstatt aufzubauen nur noch runterzuziehen. Wie gehst du/ ihr in Gegenwardt deiner Mutter/des Betroffenen damit um? Faellt es dir/euch sehr sehr?
Jegliche Magazine, Buecher oder Artikel sind oft so negativ geschrieben dass man sehr haeufig die Hoffnung verliert. Es ist schwer diese wieder aufzubauen. Daher danke ich dir ganz ganz herzlich fuer deinen Beitrag! es ist ein ganz anderes Gefuehl mit anderen Angehoerigen darueber zusprechen. Ich wuensche dir, deiner Familie und besonders deiner Mutter viel viel Kraft all das zu ueberstehen und die Krankheit schliesslich zu besiegen! Vielen Dank fuer deine Wuensche, es ist schoen zu wissen dass man nicht alleine ist, alles Gute und ganz liebe Gruesse
Jasmin
Mittwoch, 16. Januar 2008 - 11:52
Hallo Jasmin,
Viele Menschen stehen der Diagnose Darmkrebs erst einmal fassungslos gegenüber. Sie fühlen sich ohnmächtig und wie gelähmt. Häufig ist der Schock besonders groß, weil in vielen Köpfen das Bild von Krebs unmittelbar mit dem Tod verbunden ist. Obwohl einerseits jeder Krebs eine sehr ernstzunehmende Krankheit ist, stehen andererseits auch vielfältige Diagnose- und Therapieverfahren bereit, die für viele Patienten ein sehr ermutigendes Behandlungsergebnis ermöglichen.
Sie sollten sich jetzt von den Prognosen Ihrer Gastmutter nicht irritieren lassen. Wichtig ist, dass Sie nach Hause fahren, um sich selbst ein Bild zu machen, wie es Ihrem Vater geht. Folgen Sie Ihren eigenen Impulsen und sprechen Sie offen in innerhalb Ihrer Familie über alles was Sie bewegt.
Ihrem Vater das Beste und Ihnen und Ihrer Familie alles Gute.
Stephanie Hennekemper
Felix Burda Stiftung
Gast
Mittwoch, 16. Januar 2008 - 14:31
Hallo liebe Forummitglieder,
es ist wirklich toll dass es eine Seite wie diese gibt. Man fuehlt sich ploetzlich nicht mehr so alleine mit den Problemen und Fragen und es ist sehr hilfreich Erfahrungen auszutauschen! Ich wuensche erstmal allen, die Hilfe hier suchen sehr viel Kraft und fuer die Zukunft alles erdenklich Gute!
Kennt sich vielleicht einer von euch etwas besser mit der TNM Klassifikation aus. Mein Vater wurde leider mit pT4 M1 und G2 eingestuft. Weiss jemand welchem Stadium das entsprechen wuerde? Stehen seine Chancen mit der kommenden FLOFOX chemotherapie 'gut'? Vielleicht wisst ihr ja mehr und koennt mir weiterhelfen! Gerade diese Ungewissheit, wie seine Chancen wirklich stehen, macht einen fertig! Er ist zum Glueck ein sehr starker Mann und ich weiss dass er kaempfen wird und ich immer fuer ihn da sein werde... auch wenn es oft schwer ist stark zu bleiben!
Viele liebe Gruesse
Jasmin

Jasmin

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Mittwoch, 16. Januar 2008 - 21:57
Lieber Wolfgang,
vielen vielen Dank, die Seite ist wirklich sehr hilfreich. Na ja es hoert sich nicht wirklich gut an.
Die Metastasen liegen auf der Leber. Allgemein sind es 6, 2 davon sind jedoch etwas groesser. Ich weiss nicht wirklich ob 6 eher viele oder wenige sind, oder ob die Anzahl ueberhaupt eine Rolle spielt. Ich hoffe so sehr, dass die Chemo anschlaegt, ansonsten soll er nochmal operiert werden. Ueber Folfox an sich habe ich doch recht positives gelesen. Kennt sich jemand vielleicht etwas besser damit aus? oder hat jemand Erfahrungen mit Folfox oder Folfiri gemacht?
Euch allen weiterhin alles Gute, und danke nochmal Wolfgang fuer deine Muehe, es hat mir sehr geholfen!!!!
LIEBE GRUESSE JASMIN
Donnerstag, 17. Januar 2008 - 11:36
Hallo Jasmin,
auf dieser Website finden Sie die Bezeichnungen unter:
www.darmkrebs.de/de/frueherkennung-diagnose/stadieneinteilung/staging-grading/
Viele Grüße
Stephanie Hennekemper
Felix Burda Stiftung
Gast
Freitag, 18. Januar 2008 - 19:05
Lieber Wolfgang,
vielen, vielen Dank fuer deine Antwort und deine Hilfe! Es gibt einem doch wieder neuen Mut und viel Zuversicht solch positive Erfahrungen zu lesen. Ich hoffe und wuensche meinem Vater, dass es bei ihm genauso gut verlaeuft! Bei ihm faengt die Chemotheraie naechste Woche an. Doch bis jetzt sieht er die ganze Sache doch recht zuversichtlich. Ich habe wahrscheinlich groessere Angst wie er... Wann hattest du deine letzte Chemotherapie?
Ich freue mich sehr fuer dich, dass du alles so erfolgreich und gut ueberstanden hast!!! ich druecke dir natuerlich weiterhin ganz fest die Daumen und wuensche dir alles, alles Gute!!!
viele liebe Gruesse Jasmin
Gast
Freitag, 18. Januar 2008 - 21:38
Hallo Jasmin.
OP war Sept. 2004, Chemo lief dann bis März 2005.
Wenn das Kribbeln auch auftritt:
Mal nach Infusionen mit Magnesiumsulfat + Calziumgluconat fragen. Das hat man bei einer Kur so ganz beiläufig probiert und es war besser als Gabapentin oder Lyrica.
Viel Erfolg und alles Gute für Euch
Wolfgang