AnjaK

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Montag, 11. Februar 2008 - 03:12
Hallo,
ich sitze hier an meinem Schreibtisch und spühre nur Ängste und Schmerz.
Mein Papa rief mich heute an und teilte mir mit, er komme Morgen ins Krankenhaus und wird am Dienstag operiert. Darmkrebs
Er weiß es schon seit Freitag...
Ich habe Ängste und Panik, er ist nun der 6te in meiner Familie der unter Krebs leidet. Mein Patenonkel (Bruder von meinem Vater) lag bis Anfang letzten Jahres einige Monate auf der Intensiv mit Magenkrebs. Das war ein harter Kampf. Er hat es zum Glück geschafft, auch wenn er unter Folgeschäden leidet.
Mein Vater hat mir auch nicht viel über den Darmkrebs erzählt. Nur das er 15 - 20 cm weggeschnitten bekommt, falls die nicht noch mehr finden.
Ich weiss einfach nicht mehr weiter =(
Montag, 11. Februar 2008 - 14:29
Hallo Anja,
viele Menschen stehen der Diagnose Darmkrebs erst einmal fassungslos gegenüber. Sie fühlen sich ohnmächtig und wie gelähmt. Häufig ist der Schock besonders groß, weil in vielen Köpfen das Bild von Krebs unmittelbar mit dem Tod verbunden ist. Obwohl einerseits jeder Krebs eine sehr ernst zunehmende Krankheit ist, stehen andererseits auch vielfältige Diagnose- und Therapieverfahren bereit, die für viele Patienten ein sehr ermutigendes Behandlungsergebnis ermöglichen.
Da Sie zudem von einer erhöhten familiären Disposition schreiben, würden wir Ihnen dríngend empfehlen, sich selbst in ein Vorsorgeprogramm zu begeben, bzw. einen humangenetischen Beratungstermin zu vereinbaren, damit Ihr eigenes Risiko entsprechend abgeklärt und vorsorglich eingestuft werden kann.
Wir wünschen Ihrem Vater und auch Ihnen alle Kraft und das Beste.
Viele Grüße
Stephanie Hennekemper
Felix Burda Stiftung

tinka

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Montag, 11. Februar 2008 - 19:32
Hallo Anja,
ich kann dich sehr gut verstehen. Mir ging es vor 6 Monaten genau so! Meine Papa hatte plötzlich Blut im Stuhl und dann ging alles sehr schnell. Darmspiegelung- Diagnose-Chemotherapie-Strahlentherapie-OP-und jetzt wieder Chemo! Ich war auch fix und fertig, bis es eigentlich immer noch! Außerdem kenne ich auch das Gefühl das alle Familienmitglieder nur an Krebs erkranken! Krebs die Panik meines Lebens. Aber ich habe eine sehr gute Ärztin, die hilft mir sehr- Sonderuntersuchungen incl.! Bitte gib nicht auf- die Hoffnung stirbt zu letzt. Eine liebe Freundin sagte mir, die Hoffnung darf erst am Grab geerdtigt werden- klingt zwar sehr hart aber sie hat doch recht, oder! Ich finde wir haben viele Gemeinsamkeiten- wenn Du noch Fragen hast schreib mir einfach, Du bekommst 100%ig eine Antwort. Mir hat dieses Forum sehr gut geholfen! Also schreib einfach! Lg Kathrin

AnjaK

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Montag, 11. Februar 2008 - 20:11
Vielen lieben Dank für die nette Worten!
Mein Papa sollte heute ins Krankenhaus kommen. Allerdings hat der Arzt ihm vorher nicht gesagt, er darf nichts zu sich nehmen und auch keine Tabletten. Mein Vater war bisher kaum im Krankenhaus, ich kann mich nur an einziges Mal erinnern. (Ich bin gerade 26 geworden).
Jetzt muss er Morgen rein und wird Mittwoch operiert. Es tat so weh als er sagte "ich bin froh wenn ich operiert werde, ich habe so dolle Schmerzen".
Gast
Dienstag, 19. Februar 2008 - 19:17
Liebe Anja,
mir geht es gerade genauso wie dir. Mein Vater ging letzte Woche zum Arzt, weil er kaum noch essen konnte, Bauchschmerzen hatte ohne Ende und in letzter Zeit ein rapider Gewichtsverlust festzustellen war, den er aber eher auf die über Silvester gewesene Magen-Darm-Grippe geschoben hatte.
Montags wurden diverse Untersuchungen gemacht und ein großer, turmähnlicher Tumor im Zwölf-Finger-Darm festgestellt. Am Freitag kam das Ergebnis: Der Tumor ist bösartig. Seit gestern ist er nun im Krankenhaus und bekommt drei Tage lang diverse Untersuchungen. Nur, von einem OP-Termin wurde noch nix gesagt. Ich habe nun solche Angst, dass festgestellt wird, dass mehr Organe angefallen sind und alles vielleicht inoperabel ist.
Mein Papa wird nächsten Monat 51. In der gesamten Familie gab es noch nie Krebs. Ich bin so hilflos, mag auch mit niemandem darüber reden. Ich will meine Mama und meine Schwester nicht noch mehr belasten und gebe einfach vor, immer POSITIV denken. Aber es fällt mir so schwer. Ich habe Angst.
Liebe Anja, ich wünsche deinem Papa von ganzem Herzen, dass er wieder gesund wird.

AnjaK

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Mittwoch, 20. Februar 2008 - 19:12
Hallo Jenny,
ich kann nachvollziehen wie es dir geht. Mir geht es seit dieser Woche etwas besser. Ich habe sehr viel geweint, Nächte nicht geschlafen und nur gelesen und mich Informiert.
Mein Vater war auch im Krankenhaus und kam danach wieder raus. Er bekommt am Freitag erstmal einen Port für die Chemo eingesetzt. Wir erhoffen uns so, dass der Tumor kleiner wird und er endlich operiert werden kann.
Ich selber habe niemanden mit dem ich so wirklich darüber reden kann. Meine Eltern sind getrennt, mit meiner Stiefmutter rede ich zwar darüber, aber es fällt mir schwer. Mit meiner Mutter und meiner Schwester rede ich gar nicht darüber. Einmal hab ich mit denen versucht darüber zu reden. Da wurde mal wieder aufgezählt wer alles Krebs hatte, wer es geschafft hat und wer nicht. Wie es mit Papa weitergeht und wie es beruflich für ihn ausschaut. Das er nicht neu geheiratet hat usw.
Seitdem meide ich diese Gespräche!!!
Mit Freunden kann ich auch nicht so wirklich darüber reden, ich meine, was sollen sie auch schon grossartiges darüber sagen? Wenn man nicht selber drin steckt oder drin gesteckt hat, weiss man nicht wie sowas ist.
Mein Vater redet mit mir fast gar nicht darüber. Er sagt nur "ich bekomme jetzt eine Chemo, dann schneiden sie mir es raus und ich bin wieder gesund" ich denke er will mich damit beruhigen.
Ich glaube aber nicht, dass es für deine Mutter und Schwester eine Belastung sein wird. Ihr werdet alle Ängste und viele Fragen haben und vielleicht ist es da mal gut zusammen drüber zu reden. Ich hätte es mir bei meiner Familie gewünscht.
Wenn du magst, dann meld dich doch einfach hier im Forum an, dann schicke ich dir meine Emailadresse und wir könnten uns so austauschen.
Ich lese viel in diesem Forum und es gibt mir sehr viel Mut.
Auch das mein Onkel damals so schwer an Krebs erkrankt ist und ich oft bei ihm auf der Intensiv war und er es geschafft hat, gibt mir Mut.
Auch dir wünsche ich von Herzen das dein Vater wieder gesunder wird und deine Familie Stark ist.
Liebe Grüße

JennyK

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Freitag, 22. Februar 2008 - 18:33
Liebe Anja,
vielen Dank für die tröstenden Worte.
Ich komme gerade aus dem Krankenhaus. Heute Mittag hieß es noch, Galle, Leber und Bauchspeicheldrüse sind ncht befallen. Ich habe zum ersten Mal seit einer Woche wieder gelacht. Zwei Stunden später kam ich ins Krankenhaus. Dieses Bild werde ich nie vergessen. Niemand wollte mir sagen, was los ist. Ich hab Papa in den Arm genommen, er hat geweint. Bei der Lungen-CT wurden zwei Schatten/Metastasen festgestellt. Jetzt untersuchen sie, welche Krebsart es ist. Streukrebs und noch was konnte sie ausschließen. Er soll nächste Woche wohl operiert werden, wenn Montag dann der Befund da ist.
Ich habe solche Angst um ihn, weil gesagt wurde, dass der Tumor nicht ganz enfernt werden kann.
Ich habe Papa zum Abschied seit Jahren zum ersten Mal wieder in den Arm genommen und habe ihm gesagt, dass wir das schaffen. Ich glaube dran.