Zerlina

67 posts
Donnerstag, 14. Februar 2008 - 12:36
Hallo zusammen,
meine Schwester, 44Jahre alt ist an Darmkrebs erkrankt. G3, T4, pN1, pM1, Chemo startet nächste Woche, OP gut überstanden. Nachdem was ich bislang in Büchern und im Netz gelesen habe, sieht die Zukunft für meine Schwester nicht so gut aus, die Ärzte sprechen aber von einer kurativen Therapie. Meine Schwester ist auch der Meinung, dass die Chemo nur zur Vorsicht gemacht wird, aber eigentlich ist sie ja schon wieder ganz gesund. Wir, also die Familie, haben Kopfkino, machen uns Sorgen und sie ist ganz guter Dinge, sieht auch nicht die Schwere ihrer Krankheit. Ich bin nicht der Meinung, dass wir uns unnötig Sorgen machen, glaube aber, dass es richtig ist, sie in dem Glauben zu lassen, dass alles in Ordnung ist bzw. wieder kommt. Bitte um geballte Meinungen, Erfahrungen...
Danke

Zerlina

67 posts
Donnerstag, 14. Februar 2008 - 14:45
Liebe J.
vielen Dank für Deine ermutigenden Worte. Meine Schwester hatte keine Lebermetastase, sondern eine kindskopfgroße Metastase am Eierstock und Karzinominfiltrate am Sigma, am Peritoneum und eben einen Lyphknotenbefall. Chemo wird über 12 Zyklen mit Folfox laufen. Was für eine Chemo bekam Dein Mann? Liebe Grüße, Anja
Gast
Samstag, 16. Februar 2008 - 15:33
Liebe Anja,
wie bei Deiner Schwester war
das Bauchfell bei meinem Mann auch betroffen und ebenfalls 3/21 Lymphknoten.
Ferner das Blasendach.
Operiert wurde R0
Insgesamt wurden 15 Zyklen FOLFOX mit Oxaliplatin angesetzt.
Der Allgemeinzustand meines Mannes ist wirklich nicht der Erkrankung "entsprechend". Es geht ihm sehr gut und er hat seit der Leber-OP (auch unter der Chemotherapie) insgesamt 10kg zugenommen.
Das Leben ändert sich nach der Diagnose vollständig und gestern haben wir fast 2 Stunden beim Ultraschall zugebracht weil uns ein "Knoten am Hals" beunruhigte, der aber wohl nur ein eingewachsenes Haar ist ;-)
Man muss aufpassen, nicht sein komplettes Leben am "Krebs" zu orientieren, sonder wirklich die Zeit die einem bleibt ( wie lange sie auch immer sein mag... aber diese, unsere Spanne kennen Du und ich auch als "Gesunde" nicht)zu geniessen.....
Mein Liebelingszitat seit der Diagnose lautet:
"Gibt nicht dem Leben Jahre, sondern den Jahren Leben....."
Dem ist ja eigentlich nichts hinzuzufügen ;-)
Ganz liebe Grüße und ein schönes Wochenende
J.
Gast
Dienstag, 4. März 2008 - 09:54
Liebe J.
hatte so viel um die Ohren, dass ich mich noch nicht wieder melden konnte. Deine Emails machen Mut! Meine Schwster hat sich nun für einen niedergelassenen Onkologen entschieden, der ihr mal kurz reinen Wein eingeschenkt hat. Danach totaler Zusammenbruch. Mittlerweile hat sie sich wieder gut gefangen und hat die zweite Chemo intus. Bislang `nur`kalte Hände und leichter Durchfall. Die Chemo ist nun anders zusammengesetzt als ürsprünglich gedacht.Letzte Woche Montag und davor die Woche Montag Infusionen, kommenden Montag Kombi von Tabletten und Infusionen. Meine Schwester konnte mir aber nicht die genaue Medikamentenbezeichnung nennnen. Da der Darmkrebs genetisch bedingt ist habe ich diese Woche selber eine Kolonendoskopie. Mir laufen jetzt schon die Nerven auf Grund. Sonst hat mir so etwas nie etwas ausgemacht. Nach dem Motto: wird schon alles in Ordnung sein. Aber jetzt... Nochmals vielen Dank für Deine aufmunternden Zeilen. Hat Dein Mann die Hilfe eines Psychoonkologen in Anspruch genommen?
Liebe Grüße
Gast
Donnerstag, 6. März 2008 - 07:27
Liebe Anja,
schön das ich Dir etwas helfen konnte ;-)
Für die Geschwister meines Mannes war nach der Diagnose und der feingeweblichen Untersuchung im Speziallabor in Heidelberg auch klar, das sie gespiegelt werden müssen.
Hier war aber bei allen dreien alles in Ordnung und ich bin fast sicher, das bei Dir auch alles gut geht ;-)
Ich selbst lasse im April die Koloskopie machen ( mit 37 Jahren ja auch eher kein "Risikopatient", aber auch hier gilt : Vorsorge ist jetzt einfach Pflicht!).
Mein Mann ist nicht der Typ für den Psychoongologen.... er hat auch die Anschlussmaßnahme bzw. Reha kategorisch abgelehnt und fährt lieber mit mir in den Urlaub....
Ich denke, das muss jeder selbst entscheiden.
Hier bei uns, können auch die Angehörigen den Psychologischen Dienst in Anspruch nehmen, und ICH habe dies auch getan...
Mir haben die Gespräche geholfen und ich konnte etliche "selbst erarbeitete" Denkanstösse mit nach Hause nehmen, die mir an weniger guten Tagen eine Art "Anker" sind.
Als mein Mann vor einigen Wochen einen "Einbruch" hatte und die Behandlung abbrechen wollte, konnte ich so soverän helfen und Zuspruch geben. Allerdings war auch sofort der Onkologe zur Stelle und das "Rundherum versorgt werden", hat meinem Mann dann die Entscheidung zum Fortführen der Chemo immens erleichtert.
Vielleicht begleitest Du Deine Schwester einmal zum Psychoongologen, selbst wenn Du zur Zeit keine weiterführende Hilfe benötigst?
Die Diagnose "Darmkrebs" überwindet man nicht in ein paar Tagen oder Wochen und ich persönlich finde, es kann nicht schaden, sich gut für den Weg der vor einem liegt zu "rüsten".
Auch als naher Angehöriger wird sich Dein Leben definitiv verändern, aber es muss ja nicht zum schlechten sein ;-)
Dinge die mich vor der Erkrankung gestört haben, oder eine allzu hektische Lebensweise prallen heute an mir ab und ich wähle eine beschaulichere und zufriedenere Gangart....
Krebs kann auch eine Chance sein und ich wünsche Euch, das ihr sie gemeinsam nutzen könnt!
Alles, alles Liebe
J.
Gast
Montag, 14. April 2008 - 17:25
Liebe J.,
hallo erst einmal nach über vier Wochen. Meiner Schwester geht es so weit gut. Zwischendurch waren die Leberwerte mal schlecht, was bei meiner Mutter direkt wieder immense Angst ausgelöst hat. Nun sind sie aber wieder stabil und meine Schwester hat bereits die fünfte Chemo intus und es geht ihr weiterhin gut. Unsere Mutter sorgt momentan für viel Streß, weil ihr Kind für sie quasi schon gestorben ist und bis das dann auch eintritt, muss man nun alle freie Zeit miteinander verbringen. Dies gestaltet sich etwas schwierig, weil meine Schwester samt Familie in Süddeutschland wohnt. Leider schaffe ich es nicht, meiner Mutter die Ängste zu nehmen, da in ihrem Freundeskreis kein Mensch mit Diagnose Krebs noch lebt. Ergo ist ihre logische Schlußfolgerung hier heraus, dass auch meine Schwester sterben wird. Eine Videokamera ist angeschafft worden, es wird täglich telefoniert, meine arme Schwester ist so viel Fürsorge gar nicht gewohnt und reagiert leicht gereizt. Habe mich deswegen auch nicht melden können, da die Organisation von àlle unter einen Hut zu bekommen`echt viel Zeit in Anspruch nimmt. Meine Spiegelung war o.B. - ich höre noch die Steine vom Herzen plumpsen. Ich hoffe Euch geht es gut, vorallem Deinem Mann?! Liebe Grüße, Anja