Gast
Montag, 17. März 2008 - 22:11
Hallo,
weder die Ärzte meines Bruders (bei dem jetzt ein Rektumkarzinom diagnostiert wurde) und noch weniger wir, werden so ganz schlau aus den bisherigen Befunden, daher wollte ich euch um eine Einschätzung des Folgenden bitten.
Laut CT, MRT und Darmspiegelung sieht ein Geschwür im Dickdarm mit 7x2cm, gewachsen in allen Darmschichten höchst bösartig und fortgeschritten aus.
Drei (!) Biopsien und Untersuchungen der Gewebeproben in zwei verschiedenen Laboren brachten jedoch nur stark entzündete Schleimhautzellen und daher eine unspezifische Colitis hervor.
Ein einzelner Arzt hat tatsächlich eine starke Entzündung in Betracht gezogen, während verschiedene andere sich aber auf die bildgebenden Verfahren mit den angeblich eindeutigen Krebsbildern berufen haben.
In einer deshalb vorgenommen vierten Biopsie wurde eine nochmals größere Gewebeprobe entnommen, in der schließlich eine
"Infiltration der Biopsie mit wenig differenziertem, überwiegend verstreutzellig gewachsenem Siegelringzell-Carzinom mit ausgedehnter Lymphangiosis carcinomatosa und oberflächlichen Ulzerationen" festgestellt wurde.
Weitere Untersuchungsergebnisse:
- Tumormarker (weiß leider nicht welcher) leicht erhöht (über Norm, aber noch deutlich unter "sicherer" Bösartigkeit), Entzündungswert normal.
- keinerlei "Krebs"-Symptome (Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit usw.) bis auf starke innerlich ausstrahlende Schmerzen durch das Geschwür.
- Lt. MRT und CT Keine Metastasen in Leber und Lunge, allerdings lokale Lymphknoten verdächtig aber unklar.
- Immunhistochemische Untersuchung: Cytokeratin 20 (CK-20) kräftige spezifische Positivität, CK-7 und TTF-2 negativ, nukleare Reaktivität für CDX-2.
(Dies verstehe ich überhaupt nicht – der Übersichtlichkeit wegen gibt’s dazu aber einen eigenen Beitrag: )
Dazu stellen sich mir jetzt gleich mehrere Fragen:
Kennt jemand ähnliche Fälle, in denen erst nach mehreren Proben der Krebs diagnostiziert wurde? Hat sich dieser dann auch bestätigt. Weil wer lange sucht, findet wohl auch irgendwann was (auch noch ein für den Darm relativ untypisches Siegelringzell-CA). Sind solche positiven (Krebszellfunde) Biopsie-Untersuchungen absolut zuverlässig während man bei negativen (keine Bösartigkeit) immer zweifeln muss? Oder besteht tatsächlich noch die Möglichkeit einer anderen Erkrankung, so dass man sich Chemo, Bestrahlung und OP evtl. sparen kann?
Für jede Anregung, Idee, Information und allein für das Lesen bis hierher bedanke ich mich herzlich! Um weitere Infos kann ich mich bei Bedarf gerne kümmern.
Viele Grüße,
Karsten
Gast
Montag, 17. März 2008 - 22:24
Da ich meinen vorherigen Beitrag nicht editieren kann, hier der Link zu zusätzlichen Fragen zu dem Immunhistochemischen Befund:
http://www.darmkrebs.de/forum/showflat.php?Cat=0&Number=4075&an=0&page=0#4075
Gast
Dienstag, 18. März 2008 - 14:56
Die Unsicherheit zwischen klinischem Befund eines bösartigen Tumors im Rectum einerseits und das eher auf eine entzündlichen Geschwürsbildung hinweisende feingeweblicher Untersuchungs-Ergebnis erklärt sich höchst wahrscheinlich dadurch, daß bei der Biopsie lediglich entzündlich veränderte Randanteile des Carzinoms erfaßt wurden, in denen zunächst keine krebstypischen Siegelringzellen vorhanden oder nachweisbar waren.
Ein derartiger Befund muß unter allen Umständen immer und unbedingt abgeklärt werden!!!- wie dies ja auch geschehen ist. Leider mit dem Ergebnis eines Rectum-Carcinoms; Ich gehe davon aus, daß der Befund des Pathologen absolut zuverlässig ist.Im übrigen: der Nachweis einzelner, weniger Siegelringzellen rechtfertigt immer die Diagnose des Carcinoms vor allem auch bei entsprechendem klinischen, endoskopischen Befund. Eine Operation und alles Nachfolgende müssen sein; keine Illusionen bitte (es mag hart klingen, ist aber nicht so gemeint; ich weiß wovon ich rede).
Siehe auch Beitrag zur Immunhistochemie.
Grüße Dr. anonym
Gast
Montag, 24. März 2008 - 23:52
Herzlichen Dank für die Antworten und die Einschätzung zu meinem Beitrag. Bitte keine Scheu vor harten und/oder klaren Aussagen. Denn auch wenn sich Tatsachen mit Halbwahrheiten kurzzeitig "schön" reden lassen, sind die Konsequenzen früher oder später wohl doch unausweichlich. Zumindest ich ziehe dabei das frühe und rechtzeitige Bescheidwissen vor.
Im weiteren Verlauf ist jetzt eine prä-operative Radio-Chemo-Therapie (mit 5-Fluorouracil (5FU) allein) geplant, dann OP und anschließend nochmals 5FU. Alles im Rahmen einer Studie (im Kontrollarm - also mit der "herkömmlichen" Methode). Weiß jemand, ob dieses Vorgehen (auch ohne Studie) der Standard ist?
Viele Grüße,
Karsten