nicreizer

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Sonntag, 23. März 2008 - 15:17
Hallo,
ich habe vor einigen Wochen erfahren, dass mein Bruder (40) Darmkrebs hat. Der Tumor ist am Schließmuskel und die Ärzte wollen noch nicht operieren, weil mein Bruder sonst Gefahr läuft, den Schließmuskel zu verlieren. Weitere Untersuchungen haben ergeben, dass der Krebs schon gestreut hat zur Leber und zur Aorta. Ich habe wahnsinnige Angst, dass mein Bruder das alles nicht übersteht. In unserer Familie sind einige schon an Krebs gestorben. Er hat von Januar bis jetzt schon ca. 20 Kilo abgenommen. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Es schmerzt mich, wenn ich sehe, wie abgemagert und krank mein Bruder aussieht. Vor 2 Wochen wurde im ein künstlicher Darmausgang gelegt und ein Port gesetzt für die Chemo. Seit einer Woche bekommt er Bestrahlung und seit letzten Donnerstag Chemo. Eine ganz neue Art. Er hat eine Flasche immer bei sich. Die Chemo läuft durch eine Pumpe und bleibt bis nächsten Dienstag dran.
Wie kann ich meinem Bruder helfen? Er möchte nicht über das Thema "Darmkrebs" sprechen. Meine Schwägerin hat auch fürchterliche Angst. Ich bin eigentlich immer schon eine starke Person gewesen, habe selbst viel durchgemacht, doch jetzt bin ich total überfordert weil ich nicht weiß, was noch kommt. Die OP am Darm wird erst in knapp 9 Wochen durchgeführt. Was kann bis dahin noch alles passieren?
Gast
Sonntag, 23. März 2008 - 18:54
Hallo nicreizer,
ich hatte dieselbe Diagnose wie deon Bruder. Ein karzinom direkt im Schließmuskel , einen 17 cm weiter oben. Ea gibt 2 Methoden zur Therapie. Erst operieren und dann Chemo und Bestrahlung oder umgekehrt Ich wurde erst operiert, der Schließmuskel wurde dauerhaft entfernt und ein Stoma gelegt. Dann kam über ein halbes Jahr Chemo (28 mal) und Bestrahlung (24 mal). Ich habe beides gut vertragen , bis auf kleine Nebenwirkungen (krippeln in den Füßen und Fingerspitzen) Das ein Port gesetzt wurde ist gut, dadurch werden die Armvenen geschont. Auch ich hatte die Flasche am "Hals hängen". Man gweöhnt sich daran. Sollte dein bruder den künstlichen Darmausgang behalten , geht die Welt auch nicht unter. Ich lebe jetzt schon 4 Jahre damit, und verichte alle Arbeiten. Ich fahre Traktor schlage Holz ein gehe zur Jagd u.v.m.Es gibt die Methode der täglichen Darmspülung (Irrigation), damit kommt man gut klar. Nach so einer Darmspülung habe ich zu 95 % 24 std. Ruhe. Es sei denn ich habe mal Durchfall, dann muß ich den Beutel auch mal zwischendurch wechseln. So das wäre mein Krankenverlauf. So könnte es bei deinem Bruder auch kommen. Aber bei jedem ist der Verlauf halt anders. Erzähle ihm meine Geschichte, mache ihm Mut, auch deiner Schwägerin. Auch du selber muß vorraus blicken. Seit aufmerksam zu íhm, ohne ihn zu verwöhnen. Er darf seine machbare Selbständigkeit nicht verlieren .Ich wünsche deinem Bruder und seiner Famolie alles erdenklich Gute. Werner
Gast
Montag, 24. März 2008 - 20:50
Hallo Werner,
vielen Dank für die lieben netten Worte. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Heute habe ich meinen Bruder besucht mit meinem Mann und Sohn. Mein Bruder sieht sehr schlecht aus. Er war immer ein Kerl wie ein Baum und ich das kleine Schwesterchen. Jetzt ist er einfach nur noch ein Häufchen Elend. Die Augenringe machen es nur noch schlimmer. Er ist auch so dünn geworden. Ich denke es liegt an der Chemo. Mittlerweile merkt man ihm an, dass ihm die Krankheit doch zu schaffen macht.
Ihm war heute schlecht und für ihn bedeutet es dann, dass er auch nichts isst.
Gott sei Dank hat er dann plötzlich hunger auf eine McRip von McDonalds. Mein Mann ist sofort mit meinem Bruder losgefahren und hat sogar 2 McRip gekauft, die er auch fast komplett gegessen hat. Das ist für uns ein riesiges Ereignis, weil er sonst nicht sehr viel isst.
Ich habe mir Deine Worte zu Herzen genommen und ihn so normal wie möglich behandelt. Es tut aber sehr weh, wenn ich meinen Bruder so sehe. Ich habe schon meinen Papa (der übrigens auch Werner hieß) an Krebs verloren vor 10 Jahren. Ich habe immer noch fürchterliche angst, doch muss ich ja stark sein.
Eine Frage hätte ich noch. Ich habe gelesen, dass man während der Chemo keine Himbeeren essen sollte. Stimmt das?
Nochmals vielen Dank für die lieben netten Worte.
Gruß
Nicole
Gast
Dienstag, 25. März 2008 - 11:17
Hallo Nicreizer, ichmöchte dir in Bezug auf Essen noch folgendes mitteilen. Mir wurde empfolen , überhaupt kein frisches Obst zu essen. Nur gekochte Früchte waren erlaubt. Gleichzeitig habe ich nach jedem Essen meinem Mund mit einer Lösung ausgespült. (Name habe ich vergessen)Diese Spülflüssigkeit wurde mir vom Arzt verschriebe. Dadurch hatte ich überhaupt keine angegriffenen Mundschleimhäute. Das dazu, Tschüß Werner

nicreizer

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Montag, 31. März 2008 - 18:51
Ich mache mir immer größere Sorgen um meinen Bruder. Er hat schon wieder 3 Kilo abgenommen. Vorhin haben wir telefoniert und er sagte mir, dass er keine Lust mehr habe. Wenn er in den Spiegel sieht, sieht er einen fremden Mann. Aus einem Kerl wie ein Baum ist ein "Ästchen" geworden.
Ich hatte ihm geraten, weil er ja nichts essen kann, den Arzt nach Astronautenkost zu fragen.
Hat irgendjemand einen Tipp, was man als Krebspatient "runterkriegt"? Ihm schmeckt kein Essen mehr. Trinken wäre schon möglich, aber der Durst fehlt.
Ich mache mir große Sorgen. Die Bestrahlungen sind jeden Tag außer am Wochenende. Die Chemotherapie lief durch von Donnerstag bis letzten Dienstag. Kann die Appetitlosigkeit auch von der Chemo kommen.
Wie kann ich helfen. Ich fühle mich so hilfslos.

Mümmelchen

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Montag, 31. März 2008 - 20:54
HAllo Nicole,
habe soeben Deine Beiträge gelesen und kann verstehen, das Du Dir Sorgen um Deinen Bruder machst.
Ich bin selbst auch betrtoffen allesdings nicht vom Stoma wie Dein Bruder. Aber ich habe aufgrund der Chemo auch sehr viel abgenommen, da ich auch kaum Appetit hatte und mit massiven Druchfällen zu kämpfen hatte.
Ich bin also auch nur noch ein schatten meiner selbst gewesen. DA ich zur Zeit Therpiepause habe, geht es wieder ein wenig bergauf.
Ich habe in mder Zeit der Chemo auch Astronautenkost bekommen. Weiterhin habe ich mir in der Apotheke eine Pulver Namans Clinutren geholt. Das ist auch hochkalorisch und man kann es unter alles drunter mischen. Verändert den Geschmack auch nicht. Sollte Dein Bruder das alles jedoch auch nicht runter bekommen, sollte man die Ärzte mal ansprechen, wie es mit zusätzlicher Nahrung über den Port aussieht. Das habe ich zwischendurch auch bekommen. ISt ne prima Sáche und dank des Ports keine große Sache.
Du hast geschrfieben, das Dein Bruder auch nicht viel trinkt. Bestimmt haben ihm das die Ärztem auch schon gesagt, aber das er viel trinkt ist sehr sehr wichtig. Es ist ja allgemien bekannt, das viel trinken gesund ist, aber mir haben die Ärzte erklärt, das es während der Chemo noch wichtiger ist, da die Chemo zum Teil über die Nieren abgebaut wird und es daher enorm wichtig ist, das die richtig gespült werden. Ich weiß, das fällt nicht immer leicht. Ich mußte mich teilweise auch dazu zwingen. Aber es hat geklappt.
Sollte Dein Bruder aufgrund der Chemo Porbleme mit der Mundschleimhaut haben, kann ich ein ganz simples Mittel wärmstes empfhelen: Salbeitee. Nicht zum trinken, sondern nur zum Ausspülen. Den Tee konzentriert aufbrühen, erkalten lassen und dann mehrtmals täglich den Mund damit ausspülen. Hat mir persönlich 1a geholfen. HAtte vorher auch einiges aus der Apotheke u.s.w. ausprobiert aber der einfache Teer hat echt am besten geholfen. Vor allem nach der ganzen Chemie die man eh schon in sich reingepumt bekommt, ausnahmsweise mal was natürliches. :-)
Nicole ich wünsche Dir und Deinem Bruder alles Gute und viel Kraft. Es lohnt sich immer zu kämpfen auch wenn man manchmla als Betroffener echt an dem Punkt angekommen ist, wo man manchmal denkt.....wozu. Aber man hat nur dieses eine Leben auf dieser Erde und davor lohnt es sich zu kämpfen.
Solltest Du noch Fragen haben, kannst Du Dich gerne jederzeit melden.
Liebe Grüße
Monika
Gast
Montag, 31. März 2008 - 21:37
Hallo Nic(?),
ja, es ist schrecklich. Meiner Mutter geht es auch so. Nun, was ihr ganz gut hilft ist das Mittelchen Dronabinol. Es wird aus der Cannabispflanze gewonnen und regt den Appetit an. Wenn Dein Burder Kassenpatient ist bekommt er es auf einem Betäubunsmittelrezept für Kassenpatienten, als Privatversicherter hat er keine Probleme ( falls ihr Hilfe in dieser Sache braucht, stehe ich Euch gerne zur Verfügung). Astronautenkost ist an un für sich recht gut, nur müsst ihr darauf achten, dass viele Darmkrebspatienten keine Lactose mehr vertragen und auch durch die Fette Durchfall bekommen können, was dann wieder schlecht ist.
Am Allerbesten ist es keine Erwartungshaltung ( der Geschmack verändert sich oder ist gar nicht mehr da, somit muss man versuchen die Erwartung abzulegen, z. B. Erdbeereis schmeckt nicht mehr danach - egal einfach essen!) an das Essen zu haben und kleine Portionen über den Tag verteilt zu essen. Es ist gar nicht leicht aber nur so geht es. Wenn es sehr schlimm ist, kann man auch über den Port Ernährung bekommen. Meine Mutter hat das abgelehnt und ich bin mit ihr hart ins Gebet gegangen, da sie schon Anwandlungen einer Magersüchtigen bekam! Nun "kontrollier" ich sie und frage sie jedesmal was sie so gegessen hat ( mein Vater und meine Schwester spielen da auch mit). Wie sieht es bei deinem Bruder aus, hat er eine Frau oder einen Partner, der ihn und dich unterstüzten kann?
Außerdem würde ich dazu raten keine Diät zu halten und gehaltvolle Lebensmittel zu essen ( alles was ansetzt ist gut).
Alles Liebe und viel Kraft
Helene

nicreizer

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Montag, 31. März 2008 - 22:00
Hallo Helene,
es tut richtig gut, von so vielen netten Menschen Tipps zu bekommen. Ich wusste gar nicht, dass Darmkrebspatienten keine Lactose mehr vertragen. Wenn ich so darüber nachdenke, hat mein Bruder in letzter Zeit öfter Durchfall, vielleicht lag es ja an der Milch. Das ist das einzige, was er im Moment gut trinken kann.
Ich werde all diese Tipps meinem Bruder weitergeben und hoffe, dass er einige davon berherzigt.
Ich hänge sehr an meinem Bruder. Aus diesem Grunde tut es mir besonders weh, ihn so leiden zu sehen.
Unsere Familie (Mama, mein Mann, meine Schwägerin und ihr Sohn) sind immer für meinen Bruder da.
Mein Bruder hat im Moment arge Probleme mit dem Stoma. Dadurch, dass der Tumor so groß ist, ist der Darm nach innen gekippt. Es es sehr kniffelig und schwierig das Stoma dicht zu kriegen. Meine Schwägerin macht alles, dass es meinem Bruder gut geht. Sie kümmert sich rührend.
Da wir weit auseinanderwohnen, sehe ich meinen Bruder nur 1-2 x die Woche. Wir telefonieren aber jeden Tag mindestens zweimal.
Sobald ich Neues zu berichten habe, oder einige Fragen melde ich mich wieder. Nochmals vielen Dank für die liebe Hilfe.
Liebe Grüße
Nicole
Gast
Dienstag, 1. April 2008 - 09:09
Hallo Nicole,
den Tip mit der Laktose bekamen wir von der Onkologin, da meine Mutter ununterbrochen Durchfall hatte und nicht viel half. Seit sie keine Milchprodukte mehr zu sich nimmt geht es ihr bedeutend besser. Es ist auch für uns Angehörige sehr schwer, das Leiden unserer Lieben zu sehen, dennoch denke ich sollten wir ihnen etwas von der Last abnehmen, denn wie ist es erst für sie zu wissen - ich bin schwer krank! Meine Mutter darf die Verantwortung ihrer schweren Erkrankung an mich, meine Schwester und ihre Onkologin abgeben und somit geht es ihr relativ gut. Jeden Mittwoch fahre ich meine Mutter in die Krebsambulanz, ich fahre zu meiner Mutter 30 Minuten und bleibe den gesamten Vormittag bei ihr, sie braucht das und ihre Onkologin sagt auch, dass das für sie eine Unterstützung ist. Sicherlich kann das nicht jeder und auch für mich ist es nicht sehr leicht, da ich zwei Kinder habe und der gesamte Mittwoch einfach weg ist. Trotz allem sehe ich, dass sie es nicht ohne mich schafft und ich bin hinterher auch wie ausgepumpt und möchte am Liebsten mit niemanden reden um eine Auszeit zu haben. Der Alltag ist aber spätestens wieder da, wenn meine Kinder von der Schule kommen. Nicole, dein Bruder braucht dich und deine Unterstützung, auch wenn du "nur" anrufst, es ist schon sehr viel wert. Das darfst du nicht unterschätzen. Hol dir Rat hier aus dem Forum und frage ruhig alles was du wissen möchtest, ich denke auch, dass es nicht für jeden gut ist hier ins Forum zu gehen, da manche Berichte doch sehr nah gehen. Nutze es selber, so wie ich es auch mache, meine Mutter könnte hier auch nicht rein gehen, da sie eventuell manche Dinge höher bewertet als ich und nicht so den Abstand hat ( haben kann). Bewundernswert finde ich Betroffene, die den Mut aufbringen über ihre Erkrankung zu schreiben, es ist ja nicht einfach und stimmt zumindest mich des öfteren recht traurig. Dennoch denke ich sollte jeder selber für sich entscheiden ob er den Schritt wagt. Ich finde das Forum hier eine sehr gute Hilfe und es nimmt einen auch ein wenig die Last die man trägt ab.
Deinem Bruder wünsche ich viel, viel Kraft, Zuversicht und auch Dir und seiner Familie. Falls du Fragen hast, versuche ich sie dir gerne zu beantworten.
Alles Liebe
Helene

nicreizer

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Donnerstag, 3. April 2008 - 20:09
Hallo Helene,
momentan bin ich am Ende. Ich bin traurig und wütend. Ich habe das Gefühl, dass mein Bruder nicht die Liebe und Zuneigung zu Hause erhält, die er verdient. Im Gegenteil. Er muss sich jetzt auch noch um seine Frau sorgen. Sie haben viele Probleme (nicht den Krebs betreffend). Meiner Meinung nach sollte man diese Probleme erst einmal auf Eis legen. Mein Bruder geht jetzt vor. Oder bin ich zu egoistisch? Wie soll ich helfen? Meine Mama ist auch sehr traurig. Sie sieht ihren Sohn hilflos und "klein". Manchmal denke ich, dass er sich schon aufgegeben hat. Er redet nicht viel und ihm ist alles zuviel. Ich hoffe, dass alles bald besser wird und dass die Chemo und die Bestrahlung helfen und der Tumor bald endlich wegoperiert werden kann. Ich bete jeden Abend. Für mich ist es besonders schwer. Ich habe schon meinen Papa an Krebs verloren. Es war sehr schlimm. Ich habe immer versucht alles richtig zu machen und war immer für ihn da. Als es zu Ende ging, habe ich mir Gedanken gemacht, ob ich wirklich ALLES für ihn getan habe.
Alles Liebe auch für Dich und Deine Sorgen. Ich schreibe und schreibe immer nur von mir. Tut mir leid. Du verstehst genau wie ich mich fühle. Ich habe auch noch eine Familie und einen Job. Allem gerecht zu werden ist nicht oft einfach.
Gruß
Nicole