Susi1985

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Montag, 24. März 2008 - 02:13
Ich schreibe diese Zeilen um mir alles von der Seele zu reden. Mein Vater ist gerade 48 geworden und hat vor ca 5 Wochen die Diagnose Darmkrebs bekommen. Hätte er nicht drauf bestanden eine Darmspiegelung durch führen zu lassen wäre es vermutlich nie ans Licht gekommen.
Ich weiß nicht sehr viel über die Zustände die bei meinen Eltern zur Zeit ablaufen. Sie wohnen 250km von mir entfernt und möchten mich aus all dem etwas raus halten. Ich bin in der 30ten Woche schwanger und werde auch am 11. April heiraten und die Diagnose kam jetzt zu dem aller schlechtesten Zeitpunkt den man sich denken kann. Zu alle dem werden mein Mann und ich auch in etwa 3 Monaten nach Frankfurt/Main umziehen aus beruflichen Gründen. Dann bin ich noch weiter von ihnen entfernt und weiß nicht wie ich das alles durchstehen soll.
Bei meinem Vater wurde vor 2 Wochen der Darm nach außen gelegt da der Tumor schon zu dicht am Schließmuskel liegt. Zurück legen können sie ihn leider nicht mehr. Das steht fest. Zusätzlich hat er Metastasen in der Leber und nicht gerade wenig. Die Chemo fängt am 1. April an. Einmal in der Woche. Zu unserer Hochzeit wird er aber kommen, das sei mit dem Arzt abgesprochen worden. Vor einigen Tage rief ich meine Mutter an und sie erzählte mir das es um meinen Vater nicht gut steht und das die Ärzte das erste Mal Klartext gesprochen hätten. Er wird nie gesund werden!!!!
Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll, er ist doch noch so jung und nie hat ihn irgendwas aus der Bahn werfen können. Er ist stark und zeigt seine Angst nicht. Jedenfalls nicht mir gegenüber. Ein Mal da rief er mich mitten in der Nacht an und weinte sich bei mir aus. Er hatte viel Wein getrunken, das konnte ich an seiner Stimme hören. Er erzählte mir wie mies er sich fühlt und das er sich wie ein Krüppel vorkommt da er nicht mehr als 7 Kilo heben darf. Ich wusste nicht wie reagieren sollte und hörte ihm einfach nur zu. Eine halbe Stunde lang hat er nur erzählt, obwohl er sonst kein großer Redner ist. Er sagt mir ständeig wie lieb er mich doch hat und das er sich so für mich freut den richtigen Mann gefunden zu haben. Das alles hätte er vorher nie getan. Er scheint so hilflos zu sein und ich leider auch. Jetzt muss ich mich mit dem Gedanken abfinden das er bald nicht mehr da sein könnte. Die Ärzte wissen nicht wie lange er durchhalten wird. Vielleicht 2 Jahre vielleicht auch nur ein halbes Jahr. Ich bin verzwiefelt und stehe zwischen dem Glücksgefühl bald eine Familie zu haben und dem schwarem Abgrund bald meinen Vater zu verlieren.
Vielen Dank fürs lesen und vielleicht kann mir auch irgend jemand einen Guten Rat mit auf den Weg geben.
Liebe Grüße Susi

rowena graalmann

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Montag, 24. März 2008 - 23:38
Hallo Susi,
meine Mutter ist auch an Darmkrebs gestorben. Aber das ging in kleineren Schritten vor sich, und sie war auch fast 30 Jahre älter als Dein Vater.
Es gibt da den Dr. Birth in Stralsund, der die Leber oft noch operiert, wenn andere Ärzte schon aufgeben haben.
Vielleicht gäbe es da noch einen Lichtblick?
Leider fehlen genauere Informationen, um die ganze Krankengeschichte zu überblicken.
Viele Grüße
Rowena
Gast
Dienstag, 25. März 2008 - 10:30
Sehr geehrte Susi, es ist wirklich eine schwere und schwierige Situation für Sie alle. Man wird auf eine ganz plötzliche Art und Weise ganz elementar auf die Endlichkeit des Lebens aufmerksam gemacht, wo man in diesem Alter (naturgemäß)natürlich nicht daran denkt und eigentlich auch nicht daran denken soll/muß, denn sonst könnte man eigentlich kein normales Leben mehr führen. Bei allem Unglück sehe ich das einzige Positive, daß Ihr Vater sich offen mit Ihnen aussprechen kann, seine Nöte und Ängste darlegt; dies hilft ihm sicherlich mit der neuen Situation fertig zu werden. Für Sie persönlich ist es verständlicherweise grausam! Aber nachdem die Situation einmal eingetreten ist, gilt es soweit wie möglich kühlen Kopf zu behalten; Hier gilt der lat. Wahlspruch: dum spiro, dum spero = solange ich atme, so lange hoffe ich!. Auch wenn die Prognose zunächst einmal ungünstig scheint würde ich alles nur mögliche unternehmen, um eine entsprechende Therapie (Op/Chemo ...) durchzuführen, die Ihr Vater mit allen Nebenwirkungen und unangenehmen Konsequenzen über sich ergehen lassen und ertragen muß. Daran führt kein Weg vorbei; Ihr Vater wird sich reflexartig - so ging es mir jedenfalls - vor die Familie stellen und und alles daran tun, diese auf das drohende Unabänderliche vorzubereiten.Und noch etwas, so banal es klingt: Das Leben geht weiter, vorallem Ihr persönliches Leben und das Ihres (noch ungeborenen)Kindes und das Ihrer eigenen Familie. Das ist m.E. das wichtigste überhaupt; das bedeutet nicht, daß Sie sich nicht auch um Ihren Vater und Ihre Mutter kümmern sollten soweit es Ihnen möglich ist.
In aufrichtiger Verbundenheit Dr. anonym
Gast
Freitag, 28. März 2008 - 20:55
Hallo Susi
Ich kann gut mitfühlen wie du dich fühlen musst.
Ich habe vor 2 Jahren von meiner Freundin erfahren das sie Darmkrebs hat.Das hat mich auch erstmal in ein ziemliches tief geworfen.Und als ich dann die genaus diagnose gelesen habe und ich mich dann hier im Internet schlau gemacht habe brach eine Welt für mich zusammen.Aber sie sagte dann zu mir das ich den Kopf nicht hängen lassen soll und das sie für uns beiden kämpfen wird.Und ich muss sagen sie hat wirklich gekämpft.Sie war in den seltensten fällen schlecht drauf.Hat sämtlicht untersuchungen , 3 schwere darm op´s und alle chemos und Bestrehlungen über sich ergehen lassen.Nebenbei hat sie auch noch anderen Patienten in der Klinik mit ihrem lachen aubgebaut.
Ich muss jetzt leider sagen das sie mich an 01.03. , nachdem sich ihr zustand in kürzester Zeit verschlechtert hatte , verlassen hat. Ich muss sagen das es mir irgendwie nicht so schwer gefallen ist mich von ihr zu verabschieden weil wir noch 2 schöne jahre hatten und in dieser zeit tschau sagen konnten.
Wir haben auch in der zeit der Krankheit ganz normal weiter gelebt und haben uns über jeden neuen Tag gefreut.
Ich bin heute noch so stolz auf sie das sie so gegen diesen besch... Krankheit gekämpft hat und ich bin auch stolz auf mich das sie mit 43 in meinen Armen eingeschlafen ist.
Sie feht mir zwar tierisch aber ich weiss auch das es ihr da wo sie jetzt ist besser geht und sie wird immer in meinem Herzen sein.Aber das leben geht weiter.
also bitte geniesse jeden Augenblick und lebe mit deinem Vater ganz normal weiter.Du tust ihm sicher auch nen gefallen damit.
Ich wünsche euch alles alles gute und lasst bitte den Kopf nicht hängen
Lieben gruss
Rainer