KatjaH
34 posts
Donnerstag, 10. April 2008 - 14:38
Hallo,
was mich immer mehr stört?: Alle Menschen fragen, wie es meinem kranken Mann geht. Kein Mensch fragt, wie es mir geht. Ich habe vor 2 Jahren schon den Krebs-Tod meines Vaters bekleidet. Bei jedem Krankenhausaufenthalt (6) meines Mannes war ich vormittags im Krankenhaus und nachmittags für die Kinder da, ich bin jede Woche bei der Chemo meines Mannes dabei (muss aber irgendwie meine 40-Stunden-Woche schaffen), ich baue meinen Mann immer häufiger mental auf, ich kümmere mich um alles (Haus, Hof, Garten, Kinder, Tiere).
Jetzt wo ich weiß, dass wir keine so guten Aussichten mehr haben (es sind wieder Metastasen in der Leber und Lunge trotz einiger Chemo´s und Antikörpertherapie), mache ich alles was mein Mann gefällt/will, da die restliche Zeit, egal ob Wochen oder Monate, schön sein soll.
Aber alleine schaffe ich alles nicht.Ich traue mich ja kaum mal zu sagen, dass er mir auch etwas im Haushalt helfen könnte.
Katja
was mich immer mehr stört?: Alle Menschen fragen, wie es meinem kranken Mann geht. Kein Mensch fragt, wie es mir geht. Ich habe vor 2 Jahren schon den Krebs-Tod meines Vaters bekleidet. Bei jedem Krankenhausaufenthalt (6) meines Mannes war ich vormittags im Krankenhaus und nachmittags für die Kinder da, ich bin jede Woche bei der Chemo meines Mannes dabei (muss aber irgendwie meine 40-Stunden-Woche schaffen), ich baue meinen Mann immer häufiger mental auf, ich kümmere mich um alles (Haus, Hof, Garten, Kinder, Tiere).
Jetzt wo ich weiß, dass wir keine so guten Aussichten mehr haben (es sind wieder Metastasen in der Leber und Lunge trotz einiger Chemo´s und Antikörpertherapie), mache ich alles was mein Mann gefällt/will, da die restliche Zeit, egal ob Wochen oder Monate, schön sein soll.
Aber alleine schaffe ich alles nicht.Ich traue mich ja kaum mal zu sagen, dass er mir auch etwas im Haushalt helfen könnte.
Katja
du hast dir mit deinem hang zur aufopferung eine grosse last aufgebürdet. niemand in deiner umgebung kann deine gedanken lesen und jeder sieht zuerst einmal, dass dein mann schwer krank ist. da hilft nur eines, nämlich dich anderen personen anzuvertrauen. in fast jeder stadt gibt es so etwas wie sozialpsychologische dienste oder beratungsstellen. dorthin solltest du dich dringend wenden. auch dein mann würde dort mit einbezogen werden. auch haushaltshilfe kann von dort organisiert werden. versuche dass mal, denn wenn du nicht mehr kannst, ist damit deiner familie nicht geholfen und alles würde zusammenbrechen. gib dir einen ruck und hole dir hilfe.
KatjaH
34 postseine Haushaltshilfe bekomme ich nicht, dieser Staat ist der Meinung, dass ich es auch ohne schaffe.
Die Beratungsstelle habe ich schon aufgesucht. Man hat mir dort in Bezug auf den Schwerbehindertenausweis geholfen.
Ich selber nehme schon seit dem Tod meines Vaters Antidepressiva, da ich es sonst garnicht schaffen würde.
Katja
dann versuche es mit einem ambulanten hospitzdienst, dort wird dir mit sicherheit geholfen. im internet kannst du dich schon mal darüber informieren. einfach den begriff Ambulante hospitzdienste eingeben.
KatjaH
34 postsHospiz ist so etwas endgültiges. Dazu kann ich mich noch nicht bewegen. Vor allen, denkt mein Mann dann, ich hätte ich schon aufgegeben.
Er hat gestern verkündet, dass er noch einmal mit seiner Familie in den Urlaub fliegen will, im Sommer.
Ich freue mich darüber, bin aber auch unsicher, wie es ihm dann geht, wie evtl. eine med. Versorgung z.B. in Spanien oder Griechenland aussieht.
Katja
ich verfolge Deinen Bericht schon ein paar Tage.
Ich bin in einer sehr ähnlichen Situation ( mein Mann ist auch erst 40 Jahre alt und wir haben zwei Kinder).
Oft habe ich mich auch überfordert und irgendwie "in die Ecke gestellt" gefühlt.
Alle möchten natürlich immer wissen, wie es meinem Mann geht, und an mich,die nahen Angehörige, denken die wenigsten.
Ich habe mir dann ein paar Termine bei der Psychoonkologin geholt ( wohlgemerkt ICH, nicht mein Mann) und diese Gespräche haben mir sehr geholfen.
Du darfst wütend, traurig und überfordert sein!Gestehe Dir dies einfach auch zu und lass den Haushalt einfach Haushalt sein.... MUSS den jetzt in dieser Situation wirklich alles "perfekt" sein??
Mir hat ein sehr makaberer Satz geholfen,mich in besonders schlimmen Zeiten des Selbstmitleides wieder auf den "Boden" zurückzuholen:
Wenn ich erst Witwe bin, dann werden alle Mich bemitleiden & ich stehe im Mittelpunkt.....
Über unsere Männer wird dann nur noch in der Vergangenheitsform gesprochen.....
Denk einmal darüber nach, wenn Du Dich besonders schlecht fühlst und GENIESSE jeden einzelnen Tag mit Deinem Mann!!!
Ich möchte jeden Tag für ihn da sein, ihn anfassen, streicheln und bei mir haben.....und selbst wenn jetzt alles nach ihm geht, ist es für mich mittlerweile GUT & Richtig.... viellleicht darf ich nicht mehr lange Zeit mit ihm verbringen , und auf die Aufmerksamkeit die eine Witwe bekommt, möchte ich wirklich möglichst lange verzichten!!
Also, stelle ich meine Bedürfnisse jetzt ersteinmal zurück!
Wir waren übrigens auch im Urlaub!
Mallorca war für uns die erste Wahl, da Du täglich unzählige Flüge hast um schnell nach Deutschland zurückzukehren und die medizinische Versorgung dort wirklich perfekt ist!
Ich wünsche Dir ganz,ganz viel Kraft und alles, alles Gute!!
Liebe Grüße
J.
KatjaH
34 postsdanke für deinen Beitrag.
Er hat mich noch einmal sehr nachdenklich gemacht. Du hast recht. Ich bin ja gesund. Die Aufmerksamkeit einer Witwe möchte ich auch nicht.
Schon seit Beginn der Krankheit habe ich andere Prioritäten gesetzt. Den Haushalt vernachlässige ich schon so gut wie möglich. Trotzdem habe ich manchmal ein schlechtes Gewissen, wenn mal Tage nicht gesaugt ist. Mein Mann hat fast täglich Besuch.
Für mich sind nur er, die Kinder und dann die Tiere wichtig. Wenn wir auf etwas Lust haben, machen wir es, egal welche Zeit oder welcher Wochentag. Längerfristiges Planen gibt es bei uns nicht mehr. Es kann ja nur noch nach Gesundheitszustand entschieden werden und diesen kann ich nicht voraussehen.
Danke für den Tip mit Mallorco. Ich werde mich kundig machen. Ein bißchen muss ich auch auf die Kosten schauen.
Wie alt sind deine Kinder? Wissen sie, dass er Krebs hat?
Liebe Grüße Katja
unsere Kinder sind fast 16 und 14 Jahre alt und sie wissen das er Krebs hat.
Am Anfang stand die Überlegung es ihnen nicht zu sagen, aber das Risiko das sie es irgendwie "hintenrum" erfahren, war uns einfach zu groß.Letztendlich hat sich soviel geändert, das sie es auch "einfach gespürt" hätten,egal wie wir versucht hätten uns zu verstellen.
Deine Kinder sind ja noch jünger, aber ich halte es trotzdem für sinnvoll, mit ihnen über die Situation zu sprechen ( das muss aber natürlich jeder für sich selbst entscheiden).
Mir hat ein Buch sehr geholfen, das mir die Psychoonkologin empfohlen hat:
Plötzlich ist alles ganz anders-wenn Eltern an Krebs erkranken von Sylvia Broeckmann.Erschienen im Klett-Cotta Verlag.
Abgestimmt auf die unterschiedlichen Altersstufen werden wirklich gut Ratschläge für die "richtige" Information an die Kidds gegeben.Die Autorin geht davon aus, das die Phantasie von Kindern (auch den jüngsten) oftmals viel schlimmer ist, als die (momentane) Situation selbst.
Zum Reiseziel:
Mallorca ist für Familien mit kleinen Kindern verhältnissmässig günstig und Du findest in verschiedenen Ratgebern sogar Internisten und Onkologen in der direkten Umgebung von Palma.
Da uns Palma selbst aber zu laut,hektisch und "Karnevalsmässig" war, wir aber nicht auf die "Nähe" zur ärztlichen Versorgungsmöglichkeit verzichten wollten, sind wir auf das nur 5 Minuten entfernte Illetas ausgewichen.
Eine "Notfall-Liste" hatte ich immer dabei und auch mit der Reiseleitung hatte ich die Möglichkeit einer "überstürzten" vorzeitigen Abreise besprochen.
Alternativ gibt es aber auch in Deutschland sehr schöne Fleckchen oder eine Schiffreise, wenn der Flug nicht denkbar ist, ist eine schöne Alternative ( Kinder unter 16 Jahren sind hierbei fast immer frei!).
Der Vater meines Mannes ist letztes Jahr an Lungenkrebs gestorben und durfte aufgrund verschiedener Dinge, speziell aber wohl dem Druck-Unterschied beim Flug,im fortgeschrittenen Stadium nicht mehr fliegen, daher haben wir immer nach Alternativen gesucht.
Wichtig zu wissen ist, das keine Reisekrankenversicherung für den Transport aufkommt!Die Vorerkrankung besteht und niemand versichert dieses Risiko!
Das kann im nachhinein ziemlich teuer werden, wenn man sich darauf verlässt, das bei Abschluss der Versicherung keine Gesundheitsfragen zu beantworten sind und glaubt, somit wäre quasi alles was "krankheitsmässig" im Urlaub passiert versichert!
Erkundige Dich sicherheitshalber auch bei Deiner Krankenkasse und / oder stelle sicher, das Dein Mann bei Beschwerden "frühzeitig" und "sitzend" , (also kein Liegend-Transport) abreisen kann.
Mir war es das Risiko aber einfach wert und wir hatten wundervolle, entspannte Tage ( am 2.Mai reisen wir wieder ;-)
Liebe Katja, die Diagnose ist furchtbar und das Leben damit wahrlich nicht einfach, aber wann immer es dunkle Tage gibt, zitiere ich folgende Weisheit, die auch dick unterstrichen in meinem Büro hängt:
Gib nicht dem Leben Jahre, sondern den Jahren Leben.....
Das vertreibt nicht allen Kummer, aber erinnert mich stets daran, möglichst jeden Tag zu geniessen.....
Fühl Dich gedrückt!
Liebe Grüße
J.
KatjaH
34 postses ist angenehm deinen Beitrag zu lesen.
Meine Kinder wissen, da ihr Papa krank ist. Sie werden sehr offen erzogen. Fast jedes Detail ist ihnen bekannt. Nur haben wir den Namen "Krebs" noch nicht erwähnt, da mein Vater daran gestorben ist. Ja und Kinder verbinden das Eine mit dem Anderen. Sollten wir das Gefühl haben, dass es bald ein Ende gibt, reden wir natürlich mit ihnen.
Mein Mann will unbedingt noch einmal Fliegen, Deutschland hat er oft genug gehabt.
Ich danke dir für die Tipps von Mallorca.
Deine Weisheit habe ich mir groß ausgedruckt, einlaminiert und an die Wand neben den Spruch von Tolstoi gehangen: "Die wichtigste Stunde in unserem Leben ist immer der gegenwärtige Augenblick.".
Ich drücke dich auch.
Liebe Grüße Katja
Gerty
22 postsHallo liebe Katja,
dieser Link zum Krebs-Kompass-Forum für Angehörige wird dir vielleicht helfen.
Ich selbst bin Brustkrebsüberlebende und habe nun die Darmkrebserkrankung meines Mannes als Angehörige erlebt und es ist der Horror.
Katja, nimm Kontakt zu den Angehörigen auf. Die Tatsache, dass du nicht alleine bist mit deinen Sorgen und Nöten wird dir helfen.
Alles Liebe
wünscht dir Gerty
KatjaH
34 postsvielen Dank für deinen Beitrag. Habe mich bereits im Link umgeschaut.
Es ist angenehm mit betroffenen Menschen und Angehörigen hier im Forum zu schreiben.
Ich bin der Meinung, dass Betroffene bzw. Angehörige viel sensibilisierter miteinander umgehen und auch das Gesagte und die Gefühle verstehen.
Ich werde oft von Bekannten, Arbeitskollegen usw. angefragt, wie es meinem Mann geht. Ich erläutere dann den jetzigen Zustand. Diese Leute geben dann Tipps und wollen das Gefühl vermitteln, dass sie die Situation verstehen, was oft nicht der Fall ist.
Hier im Forum ist jeder betroffen und man fühlt sich verstanden.
Katja