Gast
Dienstag, 17. Juni 2008 - 14:16
Hallo,
Ich bin echt verzweifelt. Meine Eltern haben schon fast aufgegeben, obwohl es sich nicht einmal so schlimm anhört (im Vergleich zu anderen Fällen). Aber mal von Anfang an: Bei meinem Vater (51)wurde vor 1,5 Jahren Darmkrebs diagnostiziert. 5 cm Durchmesser...wurde operiert und keine Funde von von Metastasen in Lymphknoten. Daher wurde davon ausgegangen, den Krebs unter Kontrolle zu haben. Die Ärzte waren sich so sicher, dass sie sogar eine Nachsorgeuntersuchung wegließen. Nun wurden aber 3 Metastasen in der Leber entdeckt, wobei 2 wohl gut wegoperiert werden können. Die größte ist 2,5 cm, die beiden kleineren wissen wir nicht. Ich kann aber nicht verstehen, warum die eine nicht auch weg kann... ist die Situation wirklich so aussichtslos? Gibt es nicht Möglichkeiten, die eine Metastase abzutöten und im Gewebe zu lassen?
Jetzt steht eine Chemo an um die Metastasen zu verkleinern. Gibt es eigentlich noch Heilungschancen?
lg Michèle
Gast
Dienstag, 17. Juni 2008 - 14:54
Hallo,
wieso wurde denn die Nachsorgeuntersuchung weggelassen?! Was war denn das für ein Arzt? Ich bin einigermaßen erstaunt. Aber das hift Dir wahrscheinlich auch nicht weiter.
Leider habe ich nicht so viel Ahnung, was die Heilungschancen bei Lebermetastasen angeht, aber ich würde nicht zu früh den Kopf in den Sand stecken und vor allem (!) eine zweite Meinung einholen, bei einem ganz anderen Arzt. Ein Arzt, der auf die Nachsorge verzichtet, ist in meinen Augen inkompetent.
Bitte geht nochmal woanders hin und erkundigt Euch dort.
Viel Erfolg und alles Gute!
Tina

conny

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Dienstag, 17. Juni 2008 - 15:26
Hallo! Habe mich im Vorfeld einer ähnlichen Untersuchung bei meinem Mann auch mal schlau gemacht. Das Problem ist wahrscheinlich, das die 3. Metastase an einer Stelle sitzt, wo man nicht operieren kann. Das heißt aber nicht gleich aufgeben, denn in der Regel werden die Metastasen entweder bestrahlt oder mit Chemo zum Halten gebracht oder verkleinert. Jemand im Forum hatte auch schon geschrieben, dass 70% der Leber weg operiert wurden und sie ist fröhlich. Sieh mal im Thema von LaTina wegen Statistiken nach. Da müßte das drin stehen.
Liebe Grüße und alles Gute!
Conny

Arwed

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Mittwoch, 18. Juni 2008 - 09:04
Hallo Michele,
es gibt sehr berechtigte Hoffnung!
Diese eine Metastase soll erst durch Chemo, eventuell unterstützt durch ergänzende Maßnahmen, verkleinert werden, um z.B. den Abstand zu lebenswichtigen Blutadern zu erhöhen. Ist er dann groß genug, kann, wie bei mir in der letzten Woche geschehen, mit RFA (Hochfrequenzerhitzung) verkocht werden. Diese Metastase ist dann incl. Krebsstammzellen endgültig vernichtet! In der nächsten Woche werden mir 70% der Leber entfernt, in der sich viele Metastasen befinden!
Die Prognose meines Krankenhausarztes: gute Aussichten auf Heilung!!!! Dasselbe gilt vermutlich auch für dich!
Mit lieben Grüßen
Arwed
Gast
Mittwoch, 18. Juni 2008 - 12:19
Wow, vielen Dank für eure Beiträge. Könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr die mich aufbauen. Ich selber dachte ja Anfangs an nichts all zu schlimmes (3 kleine Metastasen hören sich ja nicht all zu schlimm an + Generation unendliches Vertrauen in die Medizin), aber als die Aussage kam "Macht euch keine falsche Hoffnungen. Es ist besser ihr stellt euch auf das schlimmste ein!" ... da wird einem echt übel. Was mich noch brennend interessiert. Bei der Chemo werden die Krebszellen vernichtet oder nur aufgehalten? Und wenn man die Metastasen weg hätte, wieso gibts dann noch so eine große Rückfallsquote? Hoffe ihr könnt mir meine Fragen beantworten!
lg Michele

Arwed

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Donnerstag, 19. Juni 2008 - 09:26
Hallo Michele,
bei der Chemo wird die Vernichtung aller sich schnell teilenden Zellen angestrebt. Aus diesem Grund ergeben sich die Nebenwirkungen der ebenfalls schnell teilenden Zellen, wie z.B. Darm-, Magen-, Mundschleimhaut sowie Haarzellen u.s.w., wo ggf. mit Medikamenten wieder repariert werden muß.
Die Antikörper behindern die Blutzufuhr der Tumore durch "Verklebung" der Rezeptoren, sodaß diese idealerweise absterben und durch den Körper im Laufe der Zeit abgebaut werden.
Leider gehören die Krebsstammzellen nicht im Gegensatz zu den massenhaften Gewebestammzellen zu den schnell wachsenden Zellen, wodurch sie nur wenig angegriffen werden. Aus diesen Krebsstammzellen können sich dann neue Gewebs- und neue Krebsstammzellen entwickeln (Rezidiv).
Deshalb werden bei mir nächste Woche, entgegen der veralteten Auffassung meines Stationarztes, auch alle erloschenen (PET-CT nicht aktiv) Tumore vollständig entfernt und nicht wie bisher, als nicht vorhanden ignoriert. Als weitere Sicherheit für die nicht sichtbaren und vagabundierenden Krebsstammzellen hofft man auf eine gut funktionierende Chemo und vor allem auf eine gute Immunabwehr. Auch während der OP ist nicht ganz zu vermeiden, daß Krebszellen in Bewegung gebracht werden und sich im Körper verteilen. Mäßiger Sport, vor allem um den OP- Termin herum, soll die Rezidivrate bereits um 60%! senken. Also Bewegung und Streßvermeidung! Deshalb gehe ich auch gleich zum Fahrrad fahren.
Weitere Ergänzungen sind in http://www.ftd.de/forschung_bildung unter "Fettattacke auf den Krebs" nachzulesen.
Mit freundlichen Grüßen
Arwed
Gast
Freitag, 20. Juni 2008 - 18:07
hi,
erst einmal danke für alle antworten und arwed dir viel glück bei der op nächste woche.
ich weiß ich sollte nicht die ganze zeit im internet nach informationen suchen, da sie einen fast verzweifeln lassen, aber ich kann nicht ohne min. 1h.
ich habe jetzt gelesen, dass man schon patienten gehabt hat, die man operieren wollte und dann wurde wieder zugemacht, da die ganze leber voller kleiner metastasen war. bei meinem vater wurde ja ein ct gemacht und ich frage mich, ob man da auch evtl. ganz kleine metastasen sehen könnte oder erst nach ner bestimmten größe?!
und dann wegen dem sport vor der op. mein vater bekommt ab nächsten dienstag chemo. muss ca. ne woche im krankenhaus bleiben, danach jeden tag tabletten + 6 mal muss er chemo im krankenhaus nehmen. ist man danach nicht zu geschwächt um sport zu machen?
last but not least: mein vater hat mir erzählt, dass sie ihm so ne art kügelchen in die leber spritzen, die die blutverbindung unterbinden sollen. er meinte die stücke der leber die befallen sind (um zu schauen ob die leber ohne die teile auskommen könnten), ich gehe davon aus, dass sie die blutbahnen der metastasen stopfen wollen, um diese quasi verhungern zu lassen. würde die chemo dann trotzdem noch die metastasen erreichen, also ohne blutbahnen? ist jetzt vielleicht ne dumme frage, aber geht mir so durch den kopf...
schon mal danke für alle antworten
liebe grüße
Michèle

Arwed

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Freitag, 20. Juni 2008 - 18:23
Hallo Michele,
vielen Dank für guten Wünsche für die OP!
für die Erkennung von kleinsten Metastasen ist eine Mindestgröße von lt. Birgit 500 Zellen erforderlich, das ist ein Risiko. Ich mußte nur alle 2 Wochen zur Chemo ins Krankenhaus. Nach etwa 5 Tagen war der Körper wieder in der Regerationsphase, wo ich Fahrrad fahren konnte.
Wenn die Blutbahnen verstopft werden sirbt das nicht versorgte Gewebe ab (war bei mir auch geplant, aber verworfen). Das Risiko der Tumorstreuung ist zu hoch, weil dieser Vorgang allmählich abläuft. Die Chemo ist ab dieser abgeklemmten Stelle wohl nicht wirksam.
Dumme Fragen gibt es nicht, nur solche, die gar nicht gestellt werden!
Mit lieben Grüßen
Arwed
Gast
Freitag, 20. Juni 2008 - 21:07
Hilfe, aber wieso gibt es dann noch diese methode, wenn die den tumor quasi streuen lassen. fühle mich echt hilflos, weil man kann den ärzten ja auch nicht was anderes einreden, schließlich haben die das studiert. bei der besprechung sind ja auch nur meine eltern... ich hoffe nur, dass die nichts falsches machen! das einzig beruhigente ist, dass es sich um das claraspital handelt, dass auf krebs spezialisiert ist. diese ohnmacht macht mich echt fertig!!! auf der einen seite kann ich kaum warten bis die behandlung endlich anfängt, um diese ungewissheit loszuwerden, auf der anderen seite ist diese angst, dass das schlimmste passiert...
meine mutter hat nun bierhefe gekauft, soll vor allem gegen übelkeit während chemo helfen. hat jemand erfahrungen damit gemacht und gibt es noch anderes zu beachten- gerade auf dem gebiet ernährung? bin bis zum studium im september die köchin im haus...
lg

Arwed

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Samstag, 21. Juni 2008 - 11:46
Hallo Michele,
das ist schon o.K. mit der Methode, da gleichzeitig eine Chemo im Gegensatz zu mir erfolgt, die streuende Zellen vernichtet.
Gegen die Übelkeit haben mir MCP- Tropfen geholfen. Bei den weiteren Chemobehandlungen habe ich Cortison dagegen bekommen. Nachteilig ist die aufputschende Wirkung, da Cortison ein Stresshormon ist.
Als Getränk bin ich mit Apfelschorle gut zurecht gekommen, den Rest muß man ausprobieren.
Mit lieben Grüßen
Arwed
Gast
Dienstag, 24. Juni 2008 - 00:24
Morgen ist es jetzt soweit. Mein vater muss ins Krankenhaus und bekommt dann auch nach einem weiteren Gespräch die Chemo. Wir reden nicht viel über den Krebs- jeder verdrängt bzw. geht mit der Sache anders um. Ich frage nicht viel, denn ich habe gemerkt, dass vor allem mein Vater nach Gesprächen über das was passiert ist (passieren wird und könnte) in ein tiefes Loch fällt. Habe aber wieder ein bisschen an Informationen aufgeschnappt. Zum einen was bedeutet N0 MO (Diagnose vor 1,5 Jahren).
Und dann zur Chemo. Er muss ab morgen täglich Tabletten nehmen und alle 3 Wochen bekommt er eine Infusion. Kann mir jemand was zu dieser Methode sagen!? z.B. Erfahrungen damit, Verträglichkeit, und vor allem sollte er doch Sport vor OP machen-ist das dann überhautp möglich,...
Und wie sieht das mit Alkohol aus. Also mein Vater trinkt schon gerne sein Bier oder 1-2 Gläser Wein am Tag. Sollte ich versuchen ihn davon abzubringen. Sind Chancen auf Heilung dann besser? Würde sehr schwer sein, denn das ist ihm schon fast Heilig...
Zum Schluss: Ich habe auch gelesen, dass nahe Verwandte von Darmkrebspatienten schon ab dem Alter von 20 Jahren jährlich Vorsorgeuntersuchungen machen sollen. Ist das wirklich empfehlenswert, da so eine Darmspiegelung doch auch nicht das harmloseste ist? Meine Mutter will meine Schwester und mich auf dieses Gen testen lassen, dass Darmkrebs auslösen kann. Wird das vom Hausarzt gemacht per Blutprobe oder wie kann man sich das vorstellen?
liebe Grüße und eine gute Woche
Michèle

Arwed

650 posts
Dienstag, 24. Juni 2008 - 08:34
Hallo Michele,
zum Verlauf dieser Chemo kann ich nichts sagen, weil ich eine andere hatte, aber zum Alkohol. Falls die Leberwerte in Referenzbereich liegt, ist ein Alkoholverbot nicht erforderlich.
Mein Krankenhausarzt hat gegen eine Flasche Weißbier, aber nicht mehr, bei mir nichts einzuwenden, da meine Leberwerte normal im Refernzbereich liegen.
Meine Tochter muß jetzt auch ab einem Alter von 25 zur Koloskopie, obwohl kein Erbdefekt vorliegt. Die Untersuchung der Erblichkeit hat bei mir das Krankenhaus in Zusammenarbeit mit einem Genetikzentrum durchgeführt, weil eine umfangreiche Beratung (Familienvorbelastung usw.) erforderlich ist, wobei sogar Gewebsproben auch von Verstorbenen auf Mikroinstabilität untersucht wird. Auch hier im Forum gibt es ausfühliche Information, siehe Überschriften oben im braunen Bereich.
Mit lieben Grüßen
Arwed

conny

78 posts
Dienstag, 24. Juni 2008 - 16:00
Hallo Michele! Zum Alkohol kann ich Dir sagen, dass mein Mann da ganz schnell die Finger von gelassen hat. Durch die Chemo hat er ganz schöne Probleme mit dem Kreislauf bekommen. Sonst ist er relativ fit gewesen. Und gegen Sport hat wohl auch keiner was. Er hatte nämlich auch ganz gerne mal nen Weissbier getrunken. Ich glaube, das liegt an jedem selbst, wie er das verträgt. Immer probieren. Das hatten wir auch mit dem künstlichen Darmausgang. Erst sollte da eine Diät eigehalten werden. Wir haben dann immer probiert, was verträglich ist und was nicht. Und sind jetzt bei der Ernährung wie immer, nur dass meine bessre Hälfte nicht dicker wird nur ich, weil ich dann immer mit esse.
Und versuche Optimismus zu verbreiten.
Liebe Grüße Conny

Monika

27 posts
Mittwoch, 25. Juni 2008 - 09:59
Liebe Michèle,
bei mir waren Ende August (nach 3 Jahren Ruhe) wieder zwei Metastasen auf der Leber, die ungünstig positioniert waren, was eine Ablation (meine bevorzugte Metastasenentfernungsmethode) sehr erschwerte (eine war in der Nähe von Cava, Speiseröhre und Herz, die zweite von Arterien umgeben). An der Innsbrucker Uniklinik macht man das sogenannte "liver packing". In einem achtstündigen Eingriff hat ein Chirurg laparoskopisch die metastasen sozusagen freipräpariert, Dämmmaterial zwischen die Metastasen und die gefährdeten Bereiche geschoben, dann wurde "verkocht" und das Dämmaterial wieder entfernt. Nach einer Woche war ich wieder zuhause und völlig fit.
Am 4. Juli hatte ich meine Quartalskontrolle und keinerlei Metastasentätigkeit ist zu sehen. Wenn Du magst, schau mal unter http://sip.uki.at/ nach.
Alles Liebe!
Monika
Gast
Donnerstag, 26. Juni 2008 - 21:45
Vielen Dank für die Antworten und den Link. Wir hoffen ja noch, dass die eine Metastase durch die Chemo operabel wird.
Mein Dad ist jetzt wieder aus dem Krankenhaus- zum Glück. Es geht ihm bis jetzt auch super- keine Nebenwirkungen (bis auf erhöhten Appetit [smiley:crazy] ) festgestellt, aber kann sich natürlich noch ändern!
Wir haben von einer Bekannten (hatte Brustkrebs) von der Alternativtherapie "Misteltherapie" erfahren. Nach einem Gespräch mit der Stationsärztin wollen wir die auch machen, trotz Mehraufwand, da die nicht in "unserem" Krankehaus gemacht wird. Was haltet ihr davon? Habt ihr Erfahrungen mit der gemacht? Sie soll die Chemotherapie nicht beeinträchtigen und daher sehen wir kein Grund sie nicht zu tun, oder hat jemand schlechte Erfahrungen gemacht?
Liebe Grüße
Michèle
Gast
Montag, 30. Juni 2008 - 14:14
Oh Gott! Wir müssen die Chemo beenden, da das Herz das wohl nicht verträgt frown Er ist total schnell aus der Puste und sein Hausarzt hat gemeint wir müssen die Chemotabletten absetzen, da es sonst zu einem Herzinfakt kommen könnte. Mache mir totale Vorwürfe, weil ich letzten Samstag unbedingt im See baden wollte und er ist dann natürlich kurz mit rein. Vielleicht hat er sich jetzt eine Erkältung geholt frown Wie geht es denn jetzt weiter? Ohne Chemo können die Metastasen doch nicht schrumpfen... Unser Onkologe meinte doch er solle Sport machen und hat nichts von Badeverbot gesagt... Könnt nur noch heulen frown
Gast
Montag, 30. Juni 2008 - 15:03
Hallo Michele!
Das mit dem Baden und sport dürfte wohl nicht die Ursache sein, dass es Deinem Papa nicht so gut geht. Bei meinem Mann hat das im Gegenteil, immer gut geholfen. Er ist zwar auch immer schnell aus der Puste gekommen, aber dann eben einen Tick langsamer. Bei der Chemo wird sich doch wohl hoffentlich eine Kombination finden, die Dein Vater verträgt. Und ich glaube, dass die Chemo nur ausgesetzt wird, bis die Werte wieder besser sind. Mein Mann hat auch so oft von Leuten erzählt, bei denen die Chemo unterbrochen wurde.
Aber das heißt noch lange nicht, dass sie zu Ende sein muß.
Liebe Grüße Conny
Bleib optimistisch, zumindest versuche es zu bleiben.
Gast
Dienstag, 1. Juli 2008 - 21:32
Er fühlt sich jetzt schon besser... Morgen geht er zur Beratung für die Misteltherapie... Vielleicht hilft die ja wirklich so gut gegen die Nebenwirkungen... Donnerstag macht er ein Belastungs-EKG und vielleicht war es ja nur falscher Alarm. Die Hoffnung stirbt zuletzt...
Gast
Dienstag, 4. Oktober 2011 - 17:19
Thanks for wriitng such an easy-to-understand article on this topic.