LaTina

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Dienstag, 15. Juli 2008 - 13:30
Jetzt melde ich mich mal nach längerer Zeit wieder zu Wort. Vielleicht kann ich damit ein wenig Mut verbreiten, aber auch mal wieder Zuspruch bekommen.
Die ausführliche Vorgeschichte meiner Mama (61) kann man aus meinem früheren Beitrag entnehmen. Als kurze Zusammenfassung: bei ihr wurde, nachdem sie Blut im Stuhl festgestellt hat, die Diagnose Darmkrebs am 22. Mai gestellt. Ein T3-Tumor, ohne Metastasen in den Organen, aber leider mit befallenen Lymphknoten. Am 2. Juni folgte die OP, bei der ihr 20cm Darm sowie 35 Lymphknoten entfernt wurden, von denen 16 befallen waren.
Seit dem 23. Juni bekommt sie jetzt die adjuvante Chemotherapie, um evtl. Micrometastasen auszumerzen.
Die Chemo verträgt sie bisher sehr gut, bis auf Kribbeln in den Fingern und Problemen, Kaltes anzufassen (Türklinken reichen schon aus dafür). Ansonsten höchstens mal Sodbrennen, in den ersten Tagen - sie bekommt die Chemo alle zwei Wochen, zwei Tage lang - Abgeschlagenheit und Depressionen, aber keine Übelkeit oder Durchfall, was ich sehr positiv finde.
Nun aber leider doch ein Haken: der Port funktioniert nicht vernünftig. Die Infusionen brauchen bei ihr Stunden. Heute wurde dann nachgesehen, woran es liegt. Da man ihre Hohlvene nicht fand, wurde der Katheter in den Hals verlegt. Hier ist aber leider der dünne Schlauch abgeknickt. Morgen muß sie nun doch nochmal operiert werden deswegen. Vermutlich wird ein neuer Port eingesetzt, der Katheter dafür dann ganz woanders entlang geführt. Davor hat sie jetzt natürlich große Angst, weil die Ärzte ihr den sogenannten "worst case" vor Augen führen (müssen), der bei der erneuten OP auftreten könnte. Dazu kommt, dass durch die bereits angefangene Chemo der Heilungsprozeß langsamer verlaufen wird an der erneuten Wunde.
Nach der letzten Chemo, die sie nur im Liegen bekommen konnte, damit überhaupt etwas läuft, hatte sie ebenfalls eine unschöne Reaktion. Ich hoffe, diese ist der Tatsache zuzuschreiben, dass sie den ganzen Tag, von morgens bis abends liegen mußte und die Injektionen viel zu langsam in ihren Körper liefen. Sie bekam einige Minuten nach dem Aufstehen plötzlich heftige Atemnot und wurde mit Sauerstoff beatmet. Beruhigende Medikamente hat sie ebenfalls bekommen.
Nun hoffe ich, dass morgen beim erneuten Port legen alles gut läuft, der Port endlich funktioniert und sie nicht wieder so reagiert. Eine allergische Reaktion schließe ich eigentlich aus, da sie beim ersten Mal nicht so reagierte.
Mir bleibt wieder, ihr nicht von der Seite zu weichen, alle Finger zu Daumen zu erklären, die ich drücken kann und zu beten, dass danach alles gut läuft. Denn ansonsten sind wir, Mama und ich, mit der OP und dem Ergebnis bis jetzt sehr zufrieden.
Gast
Dienstag, 15. Juli 2008 - 14:07
Hallo Tina! Schön, dass Du Dich auch mal wieder meldest. Das mit dem Port ist ja nicht so toll, aber das wird schon. Bei meinem Mann haben sie ihn nicht über die Hohlvene gelegt, sondern über der rechten Brust angefangen und dann in Rictung Herzen. er hat auch so einen Nothilfepass bekommen, falls der Port abreißt und ans Herz stößt. Kann aber jetzt wohl nicht mehr passieren, da alles eingewachsen ist.
Ich habe da mal ne Frage: Du sagtest, dass Deine Mama depressiv reagiert. Ich habe jetzt das Problem mit meinem Mann auch, obwohl gar kein Anlaß besteht. Wie zeigt sich das denn so bei Deiner Mama? Mein Mann ist total empfindlich, wenn man ihn mal zu direkt anspricht und meint, er sei geistig nicht mehr belastbar. Ich überlege schon, ob ich mal einen Psychologen einschalte.
Liebe Grüße Conny

LaTina

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Dienstag, 15. Juli 2008 - 14:46
Hallo Conny,
ich war in letzter Zeit irgendwie zu sehr mit meinem Kopf woanders und ein wenig "mundfaul", wobei "fingerfaul" es wohl passender beschreiben würde. Zeitweise ist man geistig einfach gelähmt und muß seine Gedanken erstmal selber sortiert bekommen.
Meine Mutter ist dann einfach wie ein Schatten. Sie sitzt da, starrt irgendwie durch den Fernseher hindurch und spricht sogar hin und wieder von Abbruch, weil ja "soweiso alles keinen Sinn macht". Sie weint viel, da reicht schon ein Anruf von z.B. Freunden aus. Aber ich nehme ihren Unmut in der Zeit nicht allzu ernst, da ich die Ursachen kenne und weiß, wie gut sie sich plötzlich in der zweiten, chemofreien Woche fühlt. Da ist sie völlig voller Elan und Mut. Ich denke, einen Psychologen würde ich erst nach der Behandlung einschalten. Unsere "Sorgenkinder" stehen unter Einfluß starker Medikamente. Erst danach wird sich zeigen, inwiefern Aufbauarbeit seelischer Natur nötig ist. Oder vielleicht läßt man es auch durch einen Psychologen feststellen, OB überhaupt sowas gemacht werden sollte. Sicher nicht das schlechteste. Übrigens auch für uns nicht.
Bis dahin spende ich meiner Mama viel Trost, rufe ihr immer wieder schöne Dinge und Pläne ins Gedächtnis zurück und manchmal rüttel ich sie auch ein wenig, wenn es zu arg wird. ;o) Ich kenn sie schon ganz gut und weiß, wo ihre Grenzen sind, was medikamentös bedingt und was "echt" ist.
Die Aufbauarbeit danach wird ein neues Kapitel werden.
Gast
Dienstag, 15. Juli 2008 - 14:56
Hallo Tina! Also dasselbe "in grün". Mal sehen, ob es für hinterher auch ne Kur für Angehörige gibt. Die gönnen wir uns dann. Manchmal denke ich, dass ich zuviel bemuttere, dann denke ich, ich mache zu wenig, aber ich schiebe es auf die Medikamente. Hoffentlich wirds bald besser. Ich hoffe ja auch auf die Reha im September. In der Klinik haben die ja auch Psychologen. Aber hier in unserer Gegend ist das ein Problem, überhaupt einen Termin beim Psychologen zu kriegen. Bis zum Jahresende keine Termine mehr frei. Wir versuchen es auf die normale Art mit Bohnen pflücken und Bohnensalat kochen. Mal sehen, was mich da heute abend zu Hause erwartet. Himbeeren und Erdbeeren sind ja nun leider abgeerntet. Liebe Grüße Conny