Monika

27 posts
Dienstag, 22. Juli 2008 - 15:12
Liebe Forumsmitglieder!
Einige von Euch werden meine Krankengeschichte schon kennen (Beitrag: fortgeschrittener Darmkrebs - nicht verzweifeln!). Die magischen 5 Jahre nach der Diagnose des metastasierenden Darmkrebses sind fast um und keine Rezidive in Sicht; der nicht mit dem Darmkrebs zusammenhängende, im Dezember 2007 diagnostizierte Brustkrebs im Anfangsstadium ist restlos entfernt und auch keine nachfolgende Therapie notwendig. Was will ich damit sagen? Auch wenn es anfänglich so besch....eiden wie nur denkbar aussieht, bitte nicht verzweifeln!
Ich habe festgestellt, dass sehr viele Angehörige in diesem Forum posten und möchte dazu etwas bemerken, was meine individuelle Erfahrung ist und natürlich nicht allgemein gültig. Ich bin zwar von der Mentalität her eine Kämpferin und gehe mit der Erkrankung ziemlich offensiv um, aber auch für mich gab es in den vergangenen Jahren und gibt es immer noch Momente der Angst und des Zweifelns. Ich lasse meine Familie irgendwie heraußen und bespreche das dann mit meiner Freundin, die Ärztin ist und mir damals die Diagnose mitgeteilt hat (sie war auch diejenige, die mich mehr oder weniger zur Untersuchung meiner Symptome in ihre Station gezwungen hat). Ihr gelingt es mit ihrer direkten aber sehr warmherzigen Art sehr schnell, mich wieder ins Lot zu bringen. Würde ich meine Ängste mit meinem Mann oder meinem Sohn besprechen, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass ich zwar aus meinem schwarzen Loch möglicherweise schon nach kurzer Zeit wieder draußen wäre, meine Familie aber voller Sorge noch drinnen. Ich werde nie vergessen, wie ich nach der Darmoperation vor 5 Jahren im Aufwachraum war und die Gesichter meines Mannes und meines Sohnes gesehen habe - die Angst in den Augen der beiden hat sich mir eingeprägt und damals habe ich mir vorgenommen, mir sehr gut zu überlegen, inwieweit ich sie an möglicherweise schnell vorüber gehenden psychischen Tiefs teilhaben lasse. Das hat nichts damit zu tun, dass ich die Fürsorge und Zuneigung, die ich bekomme, nicht genießen würde, ganz im Gegenteil.
Mich würde interessieren, wie die Erfahrungen anderer auf diesem Gebiet sind.
Ich wünsche allen alles Gute!
Monika

KatjaH

34 posts
Dienstag, 22. Juli 2008 - 18:17
Liebe Monika,
dein Beitrag ist sehr interessant. Ich als Angehörige (Ehefrau) finde, dass es meist einen Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt. Frauen jammern viel seltener, zeigen ihren Kindern und auch Männern gegenüber nicht alle Furcht und Gefühle. Sie können Angehörige seltener Leiden sehen.
Mein Mann ist da ein typischer Mann. Er ist sehr wehleidig, jammert, lässt sich gehen. Ich und leider auch manchmal die Kinder (8 und 10) bekommen die schlechte Laune zu spüren. An mir liegt es dann die Kinder aufzubauen, meinem Mann gut zuzureden und ihn aufzumuntern. Ständig muss ich ihn an die Tabletten, die Bandage und sonstige Dinge erinnern. Nach über einem Jahr immer für Alles da sein, immer Rennen, und immer gut Zuredens und jede Woche zur Chemo fahren, brauche ich auch mal Ruhe. Ich gönne mir und den Kindern eine Woche Usedom ohne Mann. Dieser ist natürlich gut versorgt. Wird bekocht und weiterhin gefahren. Krank sein kann ich mir nicht leisten, da er auch dann nichts macht und alles weiter laufen muss (Kinder, Haus und Garten und Tiere).
Frauen sind größtenteils tapferer.
Ich will jetzt nicht gegen alle Männer schießen und bin vielleicht nach langer Zeit als Angehörige ziemlich fertig.
Ich drücke allen Angehörigen und Betroffenen die Daumen und wünsche alles Gute.
Katja

Monika

27 posts
Dienstag, 22. Juli 2008 - 18:45
Liebe Katja,
was Du schreibst, deckt sich mit Beobachtungen, die ich während der fasteinjährigen wöchentlichen Chemo gemacht habe. Ich hatte Zimmerkolleginnen, die durch ihre Therapie körperlich sehr beeinträchtigt waren, die aber alles mit großer Tapferkeit ertragen haben und sich trotz Ihrer Belastung hauptsächlich gesorgt haben, ob der Ehemann es schafft, sich etwas in die Mikrowelle zu schieben, überhaupt, wie der Haushalt läuft. Ich habe besuchende Männer erlebt, die schon fast ein fleischgewordener Vorwurf waren, dass ihre Frau es sich im Krankenhaus gut gehen lässt, während sie ohne die gewohnte Versorgung auskommen müssen. Ich habe aber auch wirklich fürsorgliche Ehemänner erlebt.
In meinem Bekanntenkreis sind (waren) auch krebskranke Männer, die sich zum größeren Teil so verhalten haben, wie Du es beschreibst. Ich habe auch einmal mit meiner Freundin, die Internistin ist darüber gesprochen und sie hat gesagt, dass es eine bekannte Tatsache ist, dass Frauen normalerweise mit ihrer Krebserkrankung besser umgehen können als Männer (damit einhergehend auch bessere Überlebenschancen haben). Sie sind meistens disziplinierter, haben aber auch weniger Probleme, z.B. bei einer Chemo die Nebenwirkungen, vor allem die Müdigkeit und Schlappheit, zu akzeptieren. Und sie sind im Schnitt wiklich weniger wehleidig.
Ich wünsche Dir alles Gute und dass Du und die Kinder sich gut erholen.
Monika

Monika

27 posts
Dienstag, 22. Juli 2008 - 19:22
Liebe Katja,
ich habe Dir eine PN geschickt.
Liebe Grüße, Monika