Arwed

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Sonntag, 23. November 2008 - 15:47
Liebe Lotte,
es freut mich sehr, so viel Gutes über deinen Mann zu hören!! Der Krebs ist besiegt und das mit der Verdauung wird auch besser werden!! smiley Immerhin war er schon erfolgreich auf der Toilette!

Ja, das Rauchen ist schon eine Sucht! Die Abhängigkeit soll immerhin so stark sein wie die von Heroin?! Ein Süchtiger wird immer Gründe finden, wie z.B. Stress, um sich eine Entwöhnung zu entziehen und einen Rückfall für sich zu rechtfertigen. Durch das Rauchen geht es nicht nur um Lungenkrebs sondern um unzählige anderen Gesundheitsrisiken, die einen das Leben zur Hölle machen können.
Du hast zur meiner Krankheit eine Menge Fragen, ich werde diese am besten chronologisch beantworte:
- 2001: Entfernen von Dickdarmabschnitten hinter dem Dünndarm (Krebsvorläuferzellen), kein Krebs, Nachkontrolle durch Koloskopie
- Okt. 2002: Kontrollkoloskopie, keinen Befund
- Okt. 2007: Schmerzen im Leberbereich, wobei ich zum MRT geschickt wurde: Diagnose: 1 Darmkrebstumor, 1 Lymphdrüse befallen, 9 Lebermetastasen (<6 cm)
- 1 Woche später: Koloskopie, Diagnose bestätigt
- 3 Wochen später: Einleiten eine neo-adjuvanten Chemotherapie, da OP unmöglich. Leberwerte noch im Referenzbereich, CEA: 116
- 13.3.08: CEA: 8,4, Leber bei besten Werten
- 11.6.08: RFA (Verkochung) von 2 Metas auf der linken Leberhälfte (Rest: 2 Metas, einer davon 6mm (nicht sichtbar mit MRT))
- 26.6.08: Entfernung des halben Dickdarms incl. 10 cm Dünndarm, 10% aktives Tumorgewebe in der Leber neben der RFA- Zone
- 25.8.08: Wiederaufnahme mit Chemo, CEA: 121
- 20.10.08: CEA: 39,8
- 17.11.08: CEA: 28,0
- 26.11.08: Rötgen- CT, Ergebnisse etwa 2 Tage später, Entscheidung über Entfernung der rechten Leberhälfte (5 Metas) oder Fortsetzung der Chemo
Falls ich zur OP freigegeben werde, muß 6 Wochen vor dem OP- Termin das Avastin beendet werden (Venenproblem), während der Rest der Chemo, 2. Teil (FOLFIRI) bis < 2 Wochen vor dem OP- Termin fortgesetzt werden muß.
Nach der OP ist eine Nachchemo erforderlich. 6 Wochen nach der OP kann wieder Avastin eingesetzt werden.
Das mit der Resistenz einer Chemo abzuschätzen fehlt mir die Erfahrung. Setzt z.B. eine Resistenz in Laufe von wenigen Zyklen oder plötzlich ein oder durch was ist so etwas zu erkennen? Die Ärzte sind jedenfalls mit dem CEA- Verlauf wie immer zufrieden!
Das mit dem Sterben ist so ein Thema, das normalerweise verdrängt wird. Meine Mutter ist inzwischen 83 Jahre alt und da muß ich mir im Klaren sein, daß es auch mal ein Ende nimmt, daher will ich die Zeit bis dahin erst recht genießen!
Du und dein Mann haben auf alle Fälle das Schlimmste überwunden. Jetzt kann es nur noch bergauf gehen! smiley
Bis zum nächsten Zwischenbericht alles Liebe!
Dein Arwed

purpurlotte

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Sonntag, 23. November 2008 - 22:29
Hallo lieber Arwed,
vielleicht habe ich das nicht klar genug formuliert, aber es handelt sich um meinen Vater. Er ist 77 Jahre und war in seinem Leben nie krank.
Leider geht es mir im Moment noch schlechter als in den letzten Tagen. Wir waren heut im Krankenhaus und mein Vater hing am Sauerstoffgerät und bekam überhaupt keine Luft mehr. Er war total abwesend und japste förmlich nach Luft. Der Arzt sagte dann etwas von einer Lungenentzündung und man müsse abwarten, dass das Antibiotika wirkt. Dann habe ich meinem Papa die Hand gahlten und wir haben gewartet, dass es besser wird. Es war total grausam wie er nach Luft schnappte.
Dann kam zum Glück eine Schwester rein und sah, wie schlecht es ihm ging. In Null komma nix wurden wir aus dem Zimmer geworfen und sie gingen mit großen Gerät zu ihm rein. Dann schoben sie meinen Vater im Jogginglauf auf die Intensivstation. Es war grauenvoll das mit anzusehen.
Den Arzt, mit dem wir zuvorgesprochen haben könnte ich glatt verprügeln, wir haben aufgrund seiner Erklärungen bestimmt 20 Minuten am Bett meines Vaters verbracht, bis eine Schwester die Not erkannte. Dieser Dorftrottel gehört auf jeden Fall nicht ins Krankenhaus. Wir haben wegen ihm gar nicht realisiert in welchem Zustand sich unser Vater befand. Wir haben uns auf seine Ausführungen verlassen und nicht den Notknopf trotz dramatsichem Anblick gedrückt.
Dann konnten wir mit dem Arzt auf Intensiv sprechen. Er sagte uns, dass sie noch einige Tests machen müssen und, dass sie ein Lungenödem vermuten. Ich solle um ca. 19.00 Uhr nochmal anrufen. Das tat ich dann auch.
Der Arzt berichtete mir dann, dass mein Vater wahrscheinlich eine Lungenemboli hat. Ich bin fast aus allen Wolken gefallen. Jetzt hat er alles eigentlich überstanden und nun das. Ich kann nur noch weinen und bin wie betäubt. Der Arzt sagte zwar, dass der Kreislauf, die Lunge und das Herz wieder ruhiger sind aber auch Wasser in der Lunge sei. Da der Wasserhaushalt meines Vaters eher schlecht ist müssen sie abwägen wie sie mit dem Wasser in der Lunge umgehen werden. Das habe ich allerdings nicht richtig verstanden. Meiner Meinung nach muss doch das Wasser direkt raus ...
Er sagte, daß mein Vater insgesamt stabiler ist und, dass er im Moment künstlich beatmet wird und er abwesend ist. Heißt, er bekommt von alledem nichts mit.
Jetzt können wir nur bangen und zittern, dass sie die Ursache für all das finden, noch wissen sie nicht recht, wo das konkret herkommt. Diese Auswertungen dauern nun auch noch bis morgen früh. Er sagte ich könne ja mal gegen 11.00 Uhr anrufen. Bis dahin soll ich mich beruhigen und wenn irgendetwas sein sollte, würde er mich als erstes anrufen.
Jetzt sitze ich neben meinem Telefon und bin zu nichts anderem fähig.
Kannst Du mir sagen, warum das jetzt, nachdem es ihm wieder relativ gut ging, passieren muss???
Wieviel muss mein armer alter Vater denn noch aushalten? Ich habe auch gelesen, dass man an einer Lungenemboli sterben kann. Ich hoffe dass die Intensivstation das verhindert. Und ich hoffe, dass die vorher im Krankenhaus nicht zu lange gepennt haben. Ein Patient auf seinem Zimmer hat die Atemnot schon in der Nacht bemerkt - um 14.00 uhr wurde er erst auf Intensiv gebracht, Antibiotika bekam er wohl ab ca. 11.00 Uhr ...
Tja, jetzt kann ich wieder nur abwarten und hoffen und bangen ...
Nun zu Dir:
Du hast ja nun wirkich eine lange Tortur hinter Dir, aber Du klingst auf jeden Fall etwas optimistischer. Wenn ich bedenke, wie Du das alles schon gemeistert hast ...
Danke auch für den ausführlichen Bericht. Dann hattest Du ja 7 Jahre Ruhe nach Deiner ersten Darm OP. Haben Die vielleicht zu wenig weggeschnitten, so dass das dann wieder aufgetreten ist? Warst Du eigentlich Raucher? Weiß man woher Du den Krebs bekommen hast? Oder hat man eine Vermutung?
Dann hoffe ich, dass Du mir am 28.11.08 berichtest, was weiter für Dich getan wird. Was wäre Dir eigentlich lieber die OP oder die Chemo weitermachen? Hoffentlich war das jetzt keine blöde Frage ...
Auf jeden Fall würde ich sagen "ein Hoch auf Deinen CEA-Wert", das lässt doch hoffen!!! Und wenn die Ärzte zufrieden sind, dann können wir das doch auch erst einmal sein, oder?
Bis jetzt hat noch keiner aus dem Krankenhaus angerufen. Ich hoffe das ist ein gutes Zeichen. Ich werde jetzt einfach mal eine Flasche Rotwein köpfen und hoffen, dass die Nacht schnell vorübergeht und ich morgen früh eine gute Nachricht bekomme.
Tut mir leid, dass ich Dich so vollmülle mit meinen Sorgen, Du hast wahrlich genug mit Deinem Leid zu kämpfen. Sorry! Aber es tut irgendwie gut sich das ganze von der Seele zu schreiben und besonders gut, wenn der Leser einen verstehen kann.
Bis dahin danke ich Dir auf jeden Fall für Dein offenes Auge und wünsche Dir erst einmal eine gute Nacht.
Liebe Grüße
von Lotte

Arwed

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Montag, 24. November 2008 - 11:05
Hallo liebe Lotte,
das mit deinem Vater klingt sehr bedrohlich!
Lungenentzündung in diesem Alter ist schon bedrohlich, die Lungenemboli wird man mit blutverdünnenden Mittel wohl auflösen können. Ich hatte nicht gewußt, daß dein Vater bereits 77 Jahre alt ist. Um 11 Uhr wirst du erfahren, wie es weiter geht. Ich vermute, das Bedrohlichste ist die Lungenentzündung, bei gleichzeitigen Lymphdrüsenkrebs ist mein Bruder mit 47 gestorben . Aber das ist auch schon ein paar Jahre her.
Warum das jetzt alles passiert, willst du von mir wissen, dürfte auf das geschwächte Immunsystem sein, geschwächt durch OP, Ex- Tumor, Krankenhausumgebung, vermutlich durch Rauchen, falls er Raucher war, dann ist der Körper besonders empfindlich.
Ob die Ärzte bei mir zu wenig herausgeschnitten haben, kann ich nicht beurteilen. Sie haben sich damals sehr viel Mühe gegeben und mit Kontrollkoloskopien das OP- Ergebnis zu überprüfen.
Warum ich den Krebs bekommen habe, hat auch einen Grund, ist derzeit aber noch nicht geklärt: mein Vater hat in genau denselben Alter wie ich den Darmkrebs bekommen und mein Bruder aber wesentlich früher, aber rechtzeitig entdeckt, aber er konnte von diesen geheilt werden bis er Lymphdrüsenkrebs bekam und daran, wie oben erwähnt, verstarb.
Nach derzeitigen Kenntnisstand, gewebsprobenmäßig hat keiner einen Gendefekt (HNPCC usw.), aber man sucht zur Zeit im Genetikzentrum trotzdem nach neuesten Kenntnissen an einer anderen Stelle in der Genkette nach Fehlern, man hat schon einen Verdacht. Ich warte auf die Ergenisse, weil die auch meine Tochter betreffen.
Raucher war ich nie, das Taschengeld hätte nie dafür ausgereicht [smiley:smirk]
Nun OP oder Chemo: Die OP und RFA ist derzeitig die einzige Möglichkeit gesund zu werden. Eine Chemo endet derzeit grundsätzlich in einer Resistenz, da die Tumore mutieren und sich so gegen die Chemo wehren können und dann munter ungehemmt weiter wachsen können...bis zum bitteren Ende.
Jetzt ist es 11 Uhr und man wird wissen, was nun genau los ist. Ich hoffe jedenfalls, daß die Nachricht aus dem Krankenhaus postiv ist, sodaß es wieder bergauf geht.
Bis zur nächsten Nachricht, alles Gute und viel Mut!!
Liebe Grüße vom deinem Arwed!

purpurlotte

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Freitag, 28. November 2008 - 00:11
Hallo Arwed,
es ist zu Ende. Mein Papa ist am Montag den 24.11. um 10.20 Uhr gestorben. Sie hatten noch versucht ihn wiederzubeleben aber leider ohne Erfolg.
Die Ärzte wünschten sich eine Obduktion, wiel sie selber so geschockt waren, dass er so schnell gestorben ist.
Die Obduktion hat ergeben, dass mein Papa eine Lungenentzündung hatte. 2/3 seiner Lunge war entzündet. Scheinbar hatte er noch eine Sepsis. Sie habennoch Lungengewebe entnommen. Die Ergebnisse bekomme ich noch.
Es ist einfach so sonderbar, dass mein Vater in der Nacht von Samstag (tagsüber ging es ihm sehr gut) auf Sonntag Atemnot bekam (wovon wir nichts wussten) Als wir am Sonntag um 13.30 Uhr bei ihm waren (das habe ich ja schon beim letzten Mal berichtet) hatte er solch eine starke Atemnot, dass ich Angst bekam. Aber, dass er am nächsten Morgen tot sein würde, das kann ich mir bis heute nicht erklären.
Sogar die Ärzte sagten, dass sich eine (Bett-)Lungenentzündung erst ankündigt und dass man sie dann noch ggf. heilen kann. Trotz Fiebermessen und Blutabnahmne konnten sie vorher nichts erkennen.
Ich bin so traurig und geschockt. Ich war am Samstag so froh, am Sonntag in Sorge und nun am Boden zerstört. Ich muss immer weinen. Ich war nie ein Heulsuse aber seit Montag schießt es aus mir heraus und ich kann es nicht verhindern. Es tut mir so leid für meinen Papa, er hatte noch so viel vor.
Am schlimmsten sind die Bilder in meinem Kopf. Dass ich ihm noch am Sonntag die Hand gehalten habe und er nur noch Japste und versucht hat mit mir zu reden und ich habe nichts verstanden und habe immer nur gesagt "Papa, gleich wird alles besser" und danns ein Blick und wie stark er meine Hand gedrückt hat. Und ich konnte ihm nicht helfen ...
Dann durften wir uns von ihm verabschieden und er war noch ganbz warm. Und ich habe ihn im GEsicht gestreichelt und meine Hand auf seine Schulter gelegt. Er sah so aus,als wenn er gleich aufstehen würde.
Ich kann das alles einfach nicht verstehen. Ich war einfach nicht vorbereitet und das ist nun so schlimm für mich. Wie unnütz ist es an einer banalen Lungenentzündung zu sterben. Ich konnt einfach nicht glauben, dass man heute noch an einer Lungenentzündung sterben kann. Naiv nicht?
Was haben wir uns für Sorgen um den Krebs gemacht und dann das. Ich bekomme das einfach nicht in meinen Kopf. Übrigens der Krebs von Papa hatte die Stufe T3 soweit ich weiß die höchste Stufe ...
Mein Papa hat mit 56 Jahren aufgehört zu rauchen. Können das noch Folgeschäden gewesen sein?
Wie sieht es denn derzeit bei Dir aus?
Liebe Grüße
Lotte

Arwed

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Freitag, 28. November 2008 - 09:33
Hallo liebe Lotte,
es tut mir sehr Leid, daß dir so etwas widerfahren muß!
Erst den Sieg über den Krebs und dann dieses hier! Auch mit Krebs trotz T3 und metafrei hätte er noch lange leben können!
Wie ich über meinen Bruder berichtet hatte, hatten damals in der Intensivstation wenige die Lungenentzündung überlebt und noch seltener in diesem Alter, ich wollte das leicht andeuten, denn sonst hätte man mir Pessimismus von anderen Forumsteilnehmern vorgeworfen. Da das mit meinem Bruder allerdings über einen Jahrzehnt zurück liegt, habe ich angenommen, daß die Medizin heute bedeutend weiter ist und die Situation in Griff hat. Ganz gefährlich sind heut zu Tage die multiresistenten Bakterien, für die es kaum bis gar keine Antibiotika gibt, die vor allem in Krankenhäuser mangels Hygiene zu finden sind, und schon ein gesunder Körper extrem gefährdet ist. Bei Sepsis sind schon Stunden entscheidend, um Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Das Obduktionsergebnis wird Klärung bringen, wenn auch der Tod nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.
Daß dein Papa seit über 20 Jahren aufgehört hat zu rauchen hat zur Folge, daß sich der Körper vollständig davon erholt hat. Der Körper ist durch die OP zu sehr geschwächt worden, und dann haben es Viren und Bakterien leicht, ihn zu besiegen.
Es tut mir sehr Leid, man kann nicht wissen, wann man selber dran ist.
Liebe Grüße und viel Mut, diesen unerwarteten Schicksalschlag zu überwinden, wünscht dir
Dein Arwed

purpurlotte

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Samstag, 29. November 2008 - 00:35
Hallo Arwed,
heißt das, dass das Krankenhaus nicht hygienisch genug gewesen sein könnte? Was den Obduktionsbericht angeht, so habe ich mit dem zuständigen Arzt schon gesprochen. Er sagte es war eine Lungenentzündung und, dass die Lunge schon zu 2/3 befallen war, dass bei meinem Vater vorher aber kein Fieber festgestellt werden konnte, deshalb dachten die Ärzte erst, dass er eine Lungenemboli haben könnte. Er sprach davon, dass sie sich nicht erklären könnten, woher der Keim kam oder welcher Keim dafür verantwortlich war. Sie haben auch noch Lungengewebe entnommen, diese Ergebnisse bekommen wir aber erst später. Ich glaube die vermuten, dass er ggf. Lungenkrebs oder Metas hatte. Stell Dir vor, das würde ich mir fast wünschen, dann wüsste ich wenigstens, dass es besser ist, dass er so gestorben ist und nicht länger leiden musste.
Wenn ich mir vorstelle, dass mein Vater nach der OP normal hätte weiterleben können und dass diese verdammte Lungenentzündung an seinem Tod schuld ist könnte ich schreien. Das ist so unnotwendig! Hätte er die nicht bekommen würde er noch leben und Schuld ist die nicht vorhandene Hygiene? Das geht mir einfach nicht in den Kopf. Gerade im Krankehaus müsste doch die Hygiene besonders hoch sein. Und Du sagst da zählen Stunden? Hätte man ihn vielleicht schon in der Nacht mit Antibiotika behandelt, könnte er noch leben? Ich weiß ja nicht, wie lange er schon so starke Atemnot hatte ...
Diese ganzen Fragen machen mich noch fertig. Hätte ich etwas tun können, hätte ich abends noch einmal ins Krankenhaus fahren sollen, hätte ich morgens schon ins Krankenhaus fahren sollen und nicht erst um 13.30 Uhr. Warum hat er nicht nach der Schwester geklingelt, wenn er keine Luft bekommen hat? Er wollte nie jemanden belasten oder nerven, war das sein Verhängnis? Haben die Schwestern oder die Ärzte nicht aufgepasst?
Aber die entscheidende Frage ist, wie bekam er die Lungenentzündung? Warum ging es dann so schnell, dass er daran gestorben ist, verläuft so eine Lungenentzündung nicht eher schleichend?
Kann ich als Tochter oder auch meine Mutter eigentlich einen schriftlichen Obduktionsbericht anfordern?
Ich bin einfach so traurig und kann nicht aufhören zu weinen....
Warum hat er nur diese verdammte Lungenentzündung bekommen und konnte nicht mehr dagegen an??????
Wie hast Du das denn verarbeitet, dass Dein Bruder an der Lungenentzündung gestorben ist? Ich habe im Moment das Gefühl, dass ich mir immer Vorwürfe machen werde und immer diese Hilflosikeit meines Vaters vor Augen habe, als ich ihm die Hand gehalten habe und er nach Luft schnappte. Und ich habe noch gesagt "Papa, sobald das Antibiotika wirkt wird alles gut". Er hat meine Hand ganz fest gehalten und war schon fast besinnungslos. Diese Situation und diesen Anblick werde ich nie mehr los!!!!
Übrigens habe ich Deine Worte in Deiner letzten mesasge sehr gut verstanden auch wenn Du sie durch die Blume gesagt hast.
Ich verstehe einfach nicht, wie es so weit kommen konnte ...
Liebe Grüße
Deine traurige Lotte

anigal

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Samstag, 29. November 2008 - 08:53
liebe traurige Lotte,
herzliches Beileid zu deinem unermesslich großem Verlust. Das Schlimmste ist die eigene Hilflosigkeit und die damit zusammnehängenden Selbstvorwürfe. Wie Arwed schon schrieb, wissen wir nicht, wann unsere Zeit aud Erden abgelaufen ist (zum Glück). Deine aufgeorfenen Fragen ändern am Ergebnis nichts, eine mangelnde Hygiene im Krankenhaus nachzuweisen dürfte äußerst schwierig sein. Und wir haben kein Recht an den Ärzten zu zweifeln, den es sind auch nur Menschen, die versuchen Ihren Aufgaben gerecht zu werden. Als mein Vater starb habe ich ähnliches erlebt und musste mich doch damit abfinden das die Menscheit sowie ich nicht in der Lage sind alle Dinge zu beeinflussen.
Versuche einmal die schönen Jahre deines Vaters zu sehen, behalte ihn so im Kopf und streiche die Leidensphase aus deinem Gehirn, denn das Leben deines Vaters kannst du nicht an sienem Ende ausmachen. Und ich denke auch dein Vater wird es nicht gweollt haben, das du dich jetzt mit Selbstvorwürfen peinigst.
Andreas

landtechniker

578 posts
Samstag, 29. November 2008 - 09:54
Liebe Lotte,
bitte akzeptiere, was passiert ist. Die Lungenentzündung hätte sich Dein Vater auch überall anders holen können. Im Krankenhaus (dort sind eben besonders viele Kranke) ist nur die Wahrscheinlichkeit viel höher. Und die extreme Hygiene dort macht die Keime, die überleben, nur noch viel gefährlicher.
Mein Vater ist vor zwei Jahren mit 75 gestorben. Natürlich gibt es Menschen die viel älter werden. Aber auch viele, die viel früher sterben (sein Onkel mit 94, sein Bruder mit 61). Ich bin mit 44 an Krebs operiert worden - ob ich ihn überwunden habe, weiß ich nicht. Wenn ich Pech habe, bleiben mir noch ein paar Jahre. Aber das akzeptiere ich und fühle mich gut damit. Schließlich habe ich Frau und vor allem Kinder, die das Recht auf ein unbeschwertes Leben haben.
Ich weiß, dass der Schmerz über Deinen Verlust groß ist, aber sich hinein zu steigern, hilft niemandem, auch Dir nicht weiter. Dein Vater hat seine Fußspuren auf dieser Welt hinterlassen - solange noch jemand an ihn denkt ist er nicht wirklich tot.
Ich wünsche Dir eine ruhige und besinnliche Adventszeit. Und glaube mir, die Zeit heilt alle Wunden.
Liebe Grüße Ludwig

Arwed

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Samstag, 29. November 2008 - 10:07
Hallo traurige Lotte,
ich habe nicht gesagt oder angedeutet, daß du dir Vorwürfe machen solltest, das sind Dinge, die einfach ablaufen.
Die Aussage, daß binnen Stunden reagiert werden muß, bezieht sich auf die Sepsis. Eine Lungenentzündung entwickelt sich bei nicht geschwächten Patienten langsamer. Daß die Hygiene in deutschen Krankenhäusern im Staatenvergleich nicht die beste ist, ist schon länger bekannt. Das betrifft vor allem auch die von mir erwähnten multiresistenten Keime. Da das Thema hoch brisant ist, wurden in einigen Krankenhäusern Hygienebeauftragte eingesetzt, die sich dieser Problematik annehmen.
Ich denke schon, daß du eine Kopie des Obduktionsberichts erhalten kannst.
Als mein Bruder (47) in der Intensivstation gelegen ist, haben die Ärzte kaum Hoffnung gemacht, daß er die Lungenentzündung überleben wird. Ich kann den Ärzten daraus keinen Vorwurf machen. Die Patienten kämpfen bereits mit anderen lebensbedrohlichen Krankheiten, da gibt die Lungenentzündung nur den Rest. Die Antibiotika haben trotzdem die Lungenentzündung widererwartend bekämpft, aber die explosionsartige Ausbreitung des Lymphdrüsenkrebs hat dann das Ende eingeleitet.
Es ist nicht wahr, daß jede Krankheit mit 100%-tige Sicherheit durch Antibiotika geheilt werden kann. Durch die oft lockere und bedenkenlose Vergabe von Antibiotika auch durch Hausärzte sind Bakterien resistenter geworden und die Forschung ist relativ langsam vorangeschritten. Selbst in Kuh- und Schweineställen sind, damit Massentierhaltung möglich ist, Antibiotika angewendet worden, das hat natürlich Konzequenzen!

Noch eine naive Frage von mir: hat dein Vater nicht fiebersenkende Medikamente erhalten; so viel ich weiß, werden diese routinemäßig mit Antibiotika nach der OP gegeben? Dann kann natürlich auch kein Fieber auftreten!?
Auch mir wurden bei den Aufklärungsbögen für die Darm- OP als mögliche Nebenwirkungen Sepsis usw. eingetragen.
Liebe Grüße und viel Trost sendet dir
Dein Arwed

yaccomo grae

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Montag, 1. Dezember 2008 - 14:07
Hallo, liebe Lotte, mein herzlichstes Beileid! Es tut mir sehr leid für Dich und ich kann Deinen Schmerz sehr gut nachfühlen, ich habe am Donnerstag meinen Schwiegervater verloren, er ist auch letztendlich an einer Lungenentzündung im Krankenhaus gestorben. Es ging sehr schnell und nun müssen wir mit diesem weiteren Schicksalsschlag leben lernen. Mich tröstet, daß er sich nicht mehr quälen muß und er jetzt Ruhe und Frieden hat. Liebe Grüße Yaccomo

purpurlotte

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Montag, 27. Dezember 2010 - 23:59
Hallo Arwed,
hast Du eigentlich meine Nachricht vom 10.12.2010 erhalten? Mein PC ist zeitgleich abgestürzt und ich kann nicht mehr erkennen, ob mein Schreiben noch rausgegangen ist.
Wie geht es Dir? Ich war so froh, dass ich Dich nach so langer Zeit wieder in dem Forum gefunden habe. Wie ist denn Dein aktueller Gemütszustand? Du bist ja allen eine tolle Hilfe!!! Aber mich würde eben interessieren, was bei Dir so los ist.
Ich habe es ein wenig anhand der geschriebenen Nachrichten verfolgt, aber ich würde mich freuen, wenn Du mir, wenn Du Lust hast, schreiben würdest.
Da ich nicht weiß, ob Du meine letze Nachricht erhalten hast, so habe ich mich lange nicht gemeldet, da ich mich nach dem Tod meines Vaters umfangreich um meine Mama gekümmert habe, die dann leider nach 16 Monaten auch gestorben ist. Was für mich sehr sehr schwer ist. Insebesondere, da Sie nach 3 Wochen Stationsaufentahlt noch weitere 2 Wochen auf der Intensiv war und nach und nach abgebaut hat, was für mich als Kind sehr dramatisch war und für sie sicherlich eine absolute Qual.
Daher habe ich mich in den letzten Monaten nicht mehr gerührt und als ich nun umgezogen bin, fielen mir so einige Unterlagen in dei Hand unter anderem eben auch unser mail-Verkehr. Ich muss das Ganze wohl mal ausgedruckt haben und als ich das alles so las, musste ich zwar viel weinen aber gleichzeitig war ich so dankbar, dass es Dich damals gab und Du irgendwie immer die richtigen Worte gefunden hast. Sie waren realistisch, klar, tröstend, verständlich und haben mir unwahrscheinlich geholfen in dieser schweren Zeit.
Daher ist es mir ein besonderes Anliegen zu wissen, wie es Dir geht.
Wäre schön, wenn ich etwas von Dir hören/lesen würde.
Ich hoffe es geht Dir soweit gut und freue mich auf Deine Antwort.
Liebe Grüße
Lotte

Arwed

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Dienstag, 28. Dezember 2010 - 16:03
Hallo Lotte,
leider habe ich deine Nachricht vom 10.12.2010 nicht erhalten, sonst hätte ich alsbald geschrieben. smiley
Das ist schon klar, daß man nicht immer schreiben kann. Deine Mama ist wohl nicht an Krebs verstorben?
Ich habe in der Zwischenzeit wenig geschrieben, weil es bei mir fast nichts Neues gibt. Außerdem gibt es hier im Forum viele neue Teilnehmer mit aktuellerem Wissen.
Am Ende meiner Bruch-OP 2.Q.2010 haben sich erneut etwa 10 neue Lebermetaherde gebildet. Bis zur Chemo haben sich die größten auf <3 cm erweitert, nach 3 Monaten sind sie dann auf <2 cm geschrumpft und jetzt vor ein paar Stunden kam per Post die Benachrichtigung, daß am 10.1.11 das MRT statt finden soll. Falls die größten Brocken um die 1 cm groß sein sollten, ist eine SIRT (singulare radioaktive Therapie mit radioaktiven Kügelchen in die Leberarterie) geplant. Diese Kügelchen sollen in die Lebermeta eindringen und mit Betastrahlern, kugelförmig mit 1 cm Radius drum herum, dieses Metagewebe mit Sicherheitszone vernichten. Da dieses Verfahren nicht 100 %-ig ist, sind für die überlebenden Metas Cyberknife, Protonenbestrahlung und/oder RFA vorgesehen. Zumindest kann durch SIRT erst einmal die Größe der Metas drastisch reduziert werden, um dann den Rest gewebeschonend zu vernichten. Bevor das alles so durchgeführt werden kann, soll erst einmal eine PET-CT durchgeführt werden, um weitere Metastasenherde im restlichen Körper auszuschließen.
Es wird einem klar vor Augen geführt, daß noch genügend Krebsstammzellen, hoffentlich nur auf die Leber beschränkt, vorhanden sind. Krebsstammzellen gehören zu den extrem langsam teilenden Zellen und sind somit mit Chemo nicht angreifbar. Eher ist anzunehmen, daß die Krebsstammzelle weiter mutiert und ihre Krebseigenschaft verliert. Insgesamt also keine so erfrischenden Aussichten. Auch ist mein CEA- Wert inzwischen nicht mehr rückläufig, was zwar nicht die Onkis aber dafür mich beunruhigt, da dieser CEA-Wert ein Summenwert aller Metas ist, wobei einzelne so resistent geworden sein und wachsen könnten. Erst das MRT wird Klarheit bringen.
Ich wünsche dir alles Gute!
Liebe Grüße Arwed

Arwed

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Donnerstag, 30. Dezember 2010 - 13:39
Hallo Lotte,
da hat Deine Mama auch schon Vieles mitgemacht. Aber nicht mit seinen Mitmenschen über Schmerzen und Gefühle zu reden, finde ich nicht so eine gute Idee. Es hilft nicht nur einem selber, sondern es fördert das gegenseitige Verständnis, wenn man mal selbst nicht so gut drauf ist und sich vielleicht zurückziehen möchte. Bei uns wird absolute Offenheit praktiziert. Manchmal hat jemand eine bessere Idee und diese kann zum Wohl aller eingesetzt werden. Dieselbe Offenheit zeige ich den Krankenhausärzten gegenüber, die mich dafür wertschätzen und freundschaftlich unterstützen. Es ist auch für sie leichter, Lösungswege aufzuzeigen, ohne detektivische Fähigkeiten zur Wahrheitsfindung einsetzen zu müssen. Es ist für die Ärzte sehr hilfreich, angenehm und zeitsparend mit aufgeklärten und informierten Patienten zu diskutieren. Auch dieses Forum dient mir als Informationsquelle, insbesondere bezüglich Nebenwirkungen und Krankheitsverläufen.
Wenn man eine Krebstammzelle, aus denen das Krebsgewebe entsteht, bekämpfen könnte, wäre die Krankheit heilbar. Das ist ein Ansatzpunkt bei der Entwicklung von Krebsmedikamenten. Die Krebsstammzelle kann zur Krebszelle und dann von der Chemo zerstört werden. Bleibt die Krebsstammzelle aber in ihrer Form, so kann sie nicht durch Chemo beseitigt werden und jederzeit in einer chemofreien Zeit aktiv werden.
Mit der Zeit wird die Belastung durch die Chemos immer stärker, sodaß die Erholungsabstände erhöht werden müssen. Im meinem Fall hatte ich während der Bruch-OP keine sichtbaren Metas und somit keine Chemo, sodaß der Körper sich wieder erholen konnte. Inzwischen will man nicht mehr so viele Chemos machen und die Bekämpfung der Metas zunehmend durch chirugische Maßnahmen ergänzen, wie z.B. SIRT, RFA, ..., um die medikamentöse Belastung zu reduzieren.
Andererseits hat sich mein Chirurg, den ich zufällig letzte Woche getroffen habe, gewundert, daß ich noch gut beieinander bin. Da ist natürlich auch wieder Glück dabei. Außerdem versuche ich durch Sport und Bewegung körperliche Fitness herzustellen, um Zeiten, wo es einem schlechter geht, ausgleichen zu können, was auch gelingt.
Angst hat man natürlich immer, wenn es Abweichungen zum Bisherigen gibt. Angst hier im Forum hat jeder vor einem Staging und vor einem Rückfall. Da muß jeder selber durch. Ich versuche auch mal zu akzeptieren, daß nichts und niemand ewig lebt.
Ich danke Dir für die guten Wünsche für das MRT und für das Neue Jahr 2011!
Dir wünsche ich auch ein gesundes Neues Jahr und daß Du Dich von diesem so schlimmen Jahr schnell erholen kannst.
Liebe Grüße Arwed
Gast
Freitag, 30. September 2011 - 03:40
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Gast
Freitag, 30. September 2011 - 04:31
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Gast
Sonntag, 2. Oktober 2011 - 19:26
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Gast
Sonntag, 2. Oktober 2011 - 22:11

Doof?