purpurlotte

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Donnerstag, 13. November 2008 - 21:53
Hallo,
ich habe mich neu in diesem Forum angemeldet, da ich im Moment sehr verzweifelt bin. Mein Vater hat gestern die Diagnose Darmkrebs, genauer gesagt Colon Karzinom erhalten. Er wird schon morgen früh operiert. Sie wollen ihm 35 cm Dieckdarm entfernen. Der Tumor sitzt im rechten Dickdarmstrang relativ hoch, so dass schien bar aus heutiger Sicht kein künstlicher Ausgang nötig sein soll. Die Leber haben Sie per Ultraschall untersucht und bisher keinen Befall erkennen können. Die Ärzte sagen aber, dass sie es erst genau sagen können, wenn Sie reingeschaut haben. Auch dann können Sie erst sagen, wie die weitere Behandlung sein wird. Mein Vater wollte sich eigentlich nur am Donnerstag (06.11.08)die Venen in seinem Bein durchpusten lassen. Da stellten die Ärzte fest, dass er an Blutarmut leidet. Er hatte nur noch die Hälfte an Blut. So bekam er Bluttransfusionen und eine Magen- und Darmspiegelung. Dabei stellten Sie das Geschwür fest. Gestern wurde uns gesagt, dass das Geschwür bösartig sei. Er wird im Dominikus Krankenhaus in Düsseldorf-Heerdt behandelt. Ich bin mir aber nicht so sicher, ob das das richtige Krankenhaus ist. Gegen die Ärzte und die Vorgehensweise kann ich zwar bisher nicht viel sagenm, aber ich bin ja auch Laie. Jetzt ist es zwar eh zu spät da er ja morgen schon operiert wird, aber ich wollte mal nachfragen ob jemand etwas über den Ober- oder Chefarzt Dr. Lopez weiß?
Darüberhinaus hätte ich gerne ein paar Erfahrungsberichte, da ich mich mit diesem Krankheisbild überhaupt nicht auskenne.
Kann mir jemand helfen?
Liebe Grüße
purpurlotte

Arwed

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Freitag, 14. November 2008 - 09:40
Hallo Lotte,
zunächst hört sich die Beschreibung gut an. Wenn der Tumor auf den Darm beschränkt ist, wird der befallene Dickdarmteil entfernt und das wars dann. Da der Tumor im aufsteigenden Darmteil (rechts) befindet, ist ein künstlicher Ausgang nicht zu befürchten.
Während der OP, ich weiß nicht wie das Krankenhaus ausgestattet ist, kann ein spezieller Ultraschallkopf auf die Leber aufgesetzt werden und somit Mikrotumore bis 1 mm Auflösung sichtbar gemacht und ggf. entfernt werden. Falls nichts gefunden wird, kann er als geheilt entlassen werden. Falls größere Mengen von Mikrometastasen gefunden werden, ist die Situation deutlich schlechter, dann kann unter Umständen nur noch mit Chemotherapie vorgegangen werden.
Das mal als erste Übersicht.
Liebe Grüße!
Arwed
Gast
Freitag, 14. November 2008 - 10:25
hallo purpurlotte,
wenn du uns die genaue diagnose mitteilen könntest (tumorklassifikation usw), würde man verbindlichere antworten geben können. so bleibt nur viel spekulation. schwarzmalerei wie von arwed ist völlig unangebracht.
liebe grüsse, saro

purpurlotte

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Samstag, 15. November 2008 - 12:32
Hallo Saro,
danke für Deine Antwort. Nach jetzigem Stand hat mein Vater die Operation soweit gut überstanden. Er ist sogar schon einmal kurz aufgestanden, so sagt die Schwester auf der Intensivstation. Heute Nachmittag dürfen wir ihn besuchen und dann bekommen wir hoffentlich mehr Informationen von dem Chirurgen, der meinen Vater operiert hat. Im Moment werde ich schier wahnsinnig! Diese Warterei auf Ergebnisse ist horror. Dieses Gefühlschaos ist einfach nicht auszuhalten. Aber wem sag ich das ...
Soweit ich weiß erfahre ich die Tumorklassifikation wohl erst nächste Woche. Der Pathologe braucht wohl so lange. Aber ich hoffe, dass ich heute nur positive Nachrichten erhalten werde und damit alles ausgestanden ist. Die Hoffnung stirbt zuletzt ...
Liebe Grüße
purpurlotte

purpurlotte

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Samstag, 15. November 2008 - 12:36
Hallo Arwed,
der erste Teil Deiner mail hat mich beruhigt. Es ist tatsächlich so, dass er kein Stoma bekommen hat. Als "geheilt entlassen" wünschen wir uns so sehr. Ich hoffe einfach, dass keine Mikrometastasen gefunden haben. Das erfahre ich dann wohl heute nachmittag. Über die Chemotherapie möchte ich noch gar nicht nachdenken, aber es schießt einem natürlich immer wieder durch den Kopf. Die Verdrängung klappt nicht immer. Danke aber erswt einmal für Deine Übersicht. Ich hoffe nur, dass der 2. Teil uns erspart bleibt. Ich werde berichten.
Liebe Grüße
purpurlotte

Arwed

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Samstag, 15. November 2008 - 13:28
Hallo Lotte,
ich freue mich sehr, daß die OP so gut überstanden worden ist. Auch bei mir im Krankenhaus brauchen die Pathologen weit über eine Woche, um die Klassifikation zu ermitteln. Ich wünsche Euch jedenfalls beste Ergenisse! Aber erste Ergebnisse könnt Ihr sofort im Krankenhaus erfahren, die Ärzte und meistens auch die Schwestern wissen normalerweise Bescheid (bei mir zumindest), vermutlich bereits auch Dein Vater, nur das Problem ist aufgrund der Narkosenachwirkung sich das alles zu merken.
Liebe Grüße!
Arwed
Gast
Samstag, 15. November 2008 - 23:11
Hallo Arwed,
war heute bei meinem Vater. Er hatte einen riesen Durst und durfte nichts trinken. Er phantasierte von einem Glas Bier. Hunger hatte er auch, aber auch das ist ja untersagt. Komischerweise tat ihm das linke Knie mehr weh, als der Bauch. Hier handelt es sich allerdings um das Bein in dem er die Venen durchpusten lassen wollte und dann der Tumor entdeckt wurde. Es gibt schon komische Sachen ...
Ich habe heute leider nichts erfahren. Es war nur eine Ärztin vor Ort, die mit der OP nichts zu tun hatte. Ich habe trotzdem die Krankenakte von meinem Vater genommen und bin zu ihr hin. Hat nichts genutzt. Sie sagte, dass nur der operierende Arzt etwas dazu sagen könnte. So ging ich wieder weg. Sie gab mir den Tipp morgen um 9.00 Uhr zu kommen, da wäre einer der 3 Ärzte, die meinen Vater operiert haben.
Dann habe ich in die Patientenakte geschaut und da waren leider nur Aufzeichnungen von vor der OP:
1) CEA Erhöhung
2) das rektum auch in inversion unauffällig
3) keine divertikel
4) semizirkulär wachsendes Kolonkarzinom im Kolon Ascendens oberhalb der Ileo Coecalklappe
5) Biopsien: kein Zweittumor, keine polypösen Veränderungen
Klingt doch alles erste inmal ganz gut, oder?
Mehr war auch aufgrund der Sauklaue der Ärzte nicht zu erkennen.
Ist es eigentlich richtig, dass kein einziges Wort über die OP zu finden war? Nur über die Schmerzbehandlungen u.s.w. nach der OP.
Es war auf jeden Fall höchst unbefriedigend, dass ich heute keine Auskunft erhalten habe. Das macht mich im Moment nicht glücklicher.
Jetzt werde ich mich morgen um 09.00 Uhr da hinsetzen und warten, dass der Arzt kommt. Super! Wieder eine schlaflose Nacht ... Aber Du weißt ja wovon ich spreche.
Wie geht es Dir denn so? Über Dich haben wir noch gar nicht geredet.
Liebe Grüße
purpurlotte

Arwed

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Sonntag, 16. November 2008 - 11:37
Hallo Lotte,
daß man nach der OP nichts essen oder trinken darf, ist bei mir auch so gewesen. Allerdings durfte ich 1 Tag nach der OP schluckweise Tee trinken, wobei die Dosis bis zum übernächsten Tag auf beliebig gesteigert wurde. Das Essen wurde am 2. Tag mit Zwieback in kleinen Mengen (früher war Haferschleim üblich) gestartet und dann zügig gesteigert. Die Schnittstelle(n) am Darm müssen etwas zusammenheilen.
Der Bericht über die OP wurde bei mir erst auf Anforderung der Onkologen nach 3 Wochen geschrieben, zuvor ging alles nur mündlich, im Wesentlichen in Besprechungen am Nachmittag.
Die Erhöhung des CEA- Werts ist auf den Darmtumor zurückzuführen. Er wird in Zukunft der wichtigste Indikator für die Überwachung sein. Falls sich wieder etwas bilden sollte, meldet sich dieser Wert als Erster. Kein Zweittumor, besser kann es nicht sein. smiley Kein Grund für eine schlaflose Nacht!
Die Ileo Coecalklappe ist im Übergang zwischen Dünn- und Dickdarm. Wurde auch bei mir entfernt. Der Tumor saß bei Deinem Vater an derselben Stelle wie bei mir.
Ich hatte neben dem einzigen Darmtumor leider 9 Metastasen auf der Leber. Der Darmtumor wurde beseitigt, indem wegen Durchblutungsverhältnissen der halbe Dickdarm entfernt wurde. Jetzt hoffe ich auf die Entsorgung der rechten Leberhälfte mit 5 Metas, auf der linken wurden bereits 2 Metas durch Hochfrequenz verkocht, eine kleine und eine oberflächliche müssen noch weg geschnitten werden. Nächste Woche erfolgt ein "Staging", d.h. mindestens ein MRT wird gemacht und den Chirurgen wird das Ergenis vorgelegt und sie beraten miteinander, ob und wie operiert werden kann. Danach wird mir die Gesundung in Aussicht gestellt.
Liebe Grüße!
Arwed

purpurlotte

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Sonntag, 16. November 2008 - 16:50
Hallo Arwed,
was auch immer die Chirurgen noch mit Dir machen, aber das klingt doch nicht schlecht. Immer wenn ich von Metastasen gehört habe dachte, bitte nur das nicht. Das ist aber wohl eher mein Laienwissen. Wenn sie operabel sind ...
Wer braucht schon ne ganze Leber (kleiner Scherz).
Was heißt das denn konkret? Wirst Du dann zum Tabletten Junkey, um die Leber am Laufen zu halten oder schafft die restliche Leber das dann auch alleine?
Aber Mensch "Gesundung ist Aussicht gestellt" ist doch wirklich gut, trotz der Prozedur die noch vor Dir liegt. Das freut mich auf jeden Fall erst einmal für Dich.
Aber wieso schreibst Du eigentlich "ob und wie operiert wird"? Was heißt denn ob? Steht das noch in Frage? Wenn ja, was wäre die Alternative?
Was heißt eigentlich "2 Metas durch Hochfrequenz verkocht"? Ist das die sogenannte Bestrahlung?
Ich wünsche Dir an dieser Stelle auf jeden FAll schon einmal viel Glück nächste Woche!!!
Ich war heute morgen auf jeden Fall bei meinem Vater und der Arzt kam dann gegen 10.30 Uhr und verkündete uns, dass sie keine weiteren Auffällikeiten gesehen haben. Rund herum um den Tumor gab es keine weiteren Geschwüre bzw. Metastasen. Es war mir gar nicht klar, dass die das bei der OP sehen können, oder ich habe den Arzt falsch verstanden. Er fand auf jeden Fall alles gut und wie natürlich auf die Auswertungen des Pathologen hin, die wir dann nächste Woche erhalten. Dann wird entschieden, ob eine Chemo oder sonstiges nötig ist. Aber ich bin schon einmal heil froh, dass die sonst nix im Bauch oder wie bei Dir in der Leber gefunden haben.
Übrigens, in der Nacht und auch heute noch tat meinem Vater das linke Knie weh, darüber hat er mehr geklagt als über die Schmerzen am Bauch. Das Knie wurde auch heute morgen noch geröngt, aber außer Arthrose und Venenverkalkung konnten sie nichts feststellen. Hatte schon wieder kurzweilig Sorge ... Ist schon witzig, genau wegen diesem Bein ist er überhaupt ins Krankenhaus gegangen und die Venendurchpustung (ich kenne leider den Fachbegriff nicht) konnte ja dann wegen der Blutarmut nicht gemacht werden.
Nun versuche ich mich diese Woche noch zu bezwingen, dass ich nicht am Rad drehe. Ich werde in den nächsten Tagen auf jeden Fall zum Rescue-Junkey (tolle Beruhigungstropfen). Aber ich schaue auf jeden Fall jetzt schon viel optimistischer drein ...
Liebe Grüße
purpurlotte

Arwed

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Sonntag, 16. November 2008 - 18:26
Hallo Lotte,
es freut mich sehr, daß keine Auffälligkeiten gefunden wurden. Jetzt kann noch Aufschluß aus dem pathologischen Ergebnis gezogen werden, wie tief der Darmtumor in die Darmwand eingedrungen ist und ob Lymphknoten befallen sind (sieht aber nicht danach aus!). Daraus wird über eine Nachchemo entschieden. Mit Venen kenne ich mich überhaupt nicht aus. Deine tollen Beruhigungstropfen kannst du beiseite legen! smiley
Die Leber ist ein wunderbares Organ! Man kann bis zu etwa 75% wegschneiden und sie wächst innerhalb von etwa 10 Wochen nach ohne Einschränkungen in der Lebensführung. Es werden zwar keine neuen Leberzellen gebildet aber die vorhandenen werden größer.
Ob operiert werden kann hängt davon ab, ob z.B. lebenswichtige Blutgefäße zu nah dran sind oder zu viele Kleinstmetas da sind, die aufgrund der Vielzahl nicht vollzählig entfernbar sind. Diese räumlichen Verhältnisse können erst mit z.B. MRT beurteilt werden. Da die Auflösungsgrenze bei MRT etwa 6 mm ist, können Kleinstmetas nicht gesehen werden. Auch müssen die Metas so klein werden, daß mit Sicherheitszone um die Metas und Entfernung der rechten Hälfte noch genügend Lebermasse übrig bleibt.
Ich mußte nach meiner Darm- OP eine verlängerte Chemopause einlegen, weil meine OP- Naht vereitert war und somit die noch vorhandenen Metas kräftig gewachsen sind und ich nicht genau weiß, ob sich neue gebildet haben (der Bericht der Radiologen war äußerst ungenau).
Die Verkochung der Metas ist ein Verfahren, bei dem unter lokaler Betäubung eine Elektrode in die Mitte einer Metastase eingestochen wird, der Gegenpol für einen geschlossenen Stromkreislauf wird an den Beinen angeklebt, und durch Anlegen einer hohen Wechselstromfrequenz entsteht eine immer stärker werdende Hitze durch Reibung der Wassermoleküle, bei denen die Metas verkocht werden. Kontrolliert wird dieser Zerstörvorgang bis etwa 1 bis 2 cm ins gesunde Gewebe (Sicherheitszone) hinein über Röntgenbilder.
Das Bestrahlen ist ein Beschuß mit Röntgenstrahlen, die die Zellenstrukturen der Tumore vernichten sollen.
Die Alternative zur OP und dem Verkochen (RFA) ist eine Chemo, die solange angewendet werden kann bis Resistenzen auftreten. Wenn das geschieht, kann man nur noch die Chemozusammensetzung ändern und dann ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Ich hoffe, daß ich diesen Zustand nie erreiche!
Vielen Dank für die Wünsche für ein positives MRT, ich gehe zur Zeit davon aus, daß auf der linken Leberhälfte nichts gewachsen ist. Die Radiologen haben jedenfalls nichts erwähnt.
Liebe Grüße!
Arwed

purpurlotte

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Sonntag, 16. November 2008 - 18:43
Hallo Arwed,
ich würde vorschlagen, dass wir beide von dem Besten ausgehen und, dass die nächste Woche unsere Woche wird. Die werden Dir einfach die Leber verkleinern und dann wird alles gut! Ich halte Dir auf jeden Fall ganz fest die Daumen und würde mich über einen Bericht von Dir freuen. Ich habe irgendwie ein gutes Gefühl ...
Auf jeden Fall sind Deine bisherigen Erläuterungen ein Highlight für mich. Dass Du das alles so in der Tiefe beschreiben kannst finde ich erstaunlich aber natürlich auch sehr wichtig für Dich. Ich finde es immer sehr wichtig, dass man weiß wovon die Ärzte sprechen und was sie mit einem anstellen. Aber diese Verkochung der Metas klingt irgendwie unheimlich. Es ist immer wieder erstaunlich, was man alles schon machen kann ...
Etwas hat mich allerdings betroffen gemacht, dass Du eine Chemopause einlegen musstest und diese verdammten Metas so schnell wachsen. Und was ich irgendwie noch schlimmer finde, dass diese verfluchten Dinger noch nicht einmal Zeichen geben, wenn sie da sind bzw. sich vermehren. Das ist doch eigentlich das teuflischste an dieser unnützen Krankheit!!!
Aber, wie schon gesagt, das wird unsere Woche und ich bin schon ganz gespannt auf Deine Nachricht. Nicht vergessen!
Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend.
Liebe Grüße
purpurlotte

Arwed

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Montag, 17. November 2008 - 12:03
Hallo Lotte,
heute war ich zum 1. Teil der nächsten (7.) Chemo mit Antikörper (Avastin), der noch der angenehmste Teil ist. Morgen kommt der 2. Teil dran.
An Naturwissenschaften hatte ich schon immer Interesse und wenn es einen direkt betrifft, dann erst recht. Auch die Ärzte sind sehr erfreut, wenn deren Erklärungen gut aufgenommen werden, dann erzählen sie noch viel mehr!
Das Wachstum der Tumore kann man bei mir sehr gut am CEA- Wert ablesen, aber nur bei 2/3 aller Darmpatienten. Da aber bei eiternden Wunden keine Chemo durchgeführt werden darf, konnten sich so die Metas vergrößern.
Heute wurde wieder Blut abgenommen, aber das CEA- Ergenis kann ich wegen der langen Analysezeit erst morgen erhalten. Jedenfalls habe ich heute einen Termin am 26.11. für Röntgen- CT erhalten, um grob abzuklären, ob eine OP lt. Ärztin überhaupt möglich ist. Ein MRT ist ihrer Meinung nach noch nicht angebracht.
Ich werde dann ein paar Tage danach berichten.
Noch etwas, wenn du die Klassifikation der Pathologen bekommst: Du kannst die Abkürzungen der Bezeichnungen unter:
http://www.darmkrebs.de/de/frueherkennung-diagnose/stadieneinteilung/staging-grading/
hier auf der Webseite ansehen und vielleicht einprägen, ob z.B. eine "R0"- OP erreicht wurde usw..
Ansonsten hoffen wir beide auf gute Ergebnisse und auf eine positive Woche!
Liebe Grüße!
Arwed

purpurlotte

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Donnerstag, 20. November 2008 - 22:44
Hallo Arwed,
leider komme ich heute erst dazu Deine Nachricht abzurufen, da es meinem Vater sehr schlecht ging. I wahrsten Sinne des Wortes. Daher war ich abends sehr lange im Krankenhaus und hatte keine Kraft mehr mich vor den PC zu setzen. Mir war eher nach einem Rotwein und ein paar Tränen. Du glaubst wahrscheinlich, dass ich eher überspannt bin, aber meine Tränen galten meinem Vater, der mir einfsch nur so leid tut und dem ich das Ganze eigentlich gerne erspart hätte, oder ihm einfach abgenommen hätte.
Ein kurzer Bericht:
Nachdem mein Vater heute morgen um 04.45 Uhr sich häftigst übergeben hatte (ihm war in den letzten Tagen sehr schlecht - Sodbrennen, Aufstoßen und Übelkeit, nachdem er Nahrung zu sich genommen hat) habe ich heute Mittag den Arzt ziemlich energisch gebeten sich damit auseinanderzusetzen. Mein Vater hat sich danna m Nachmittag nochmal ausgiebig übergeben. Daraufhin bekam er dann eine Magensonde. Der Bauch sieht irgendwie aufgequollen oder aufgebläht aus. Er saggte mir, dass sein Auswurf ziemlich schwarz war - ich dachte gleich an seinen Stuhlgang, der nun den falsch Weg über den Magen genommen hat ...
Das was ich heute abend dann in dem Schlauch der Magensonde gesehen habe sah aus wie kalter Kaffe mit ein paar kleinen Partickelchen drin. Da ich heute abend keinen Arzt erwischen konnte, weiß ich derzeit nicht, welche Substanz tatsächlich aus ihm herauskommt. Morgen werde ich allerdings eine offensive Attacke auf die Ärzte starten, denn das Wochenende(wo mir sicherlich wieder keiner Auskunft gibt) kommt bestimmt. Ich habe nur gehört, dass der Darm noch nicht richtig funktioniert, hoffe nur, dass keine neue OP ansteht. Ist das etwa normal nach so einer OP?Außerdem will ich morgen die Ergebnisse vom Pathologen haben. Das macht mich schier wahnsinnig, dass wir immer noch nichts wissen ... Ich hoffe nur, dass er nun bald zu Kräften kommt und nicht mehr so viel leiden muss ...
Das zu meinem Vater, nun zu Dir:
Ist der 2. Teil der (7. Chemo) der schlimmere oder habe ich das falsch verstanden? Wenn ja, wie geht es Dir jetzt?
Mir war nicht bewusst, dass Du derzeit eine Chemo bekommst. Ich dachte, dass Du erst die weiteren Ergebnisse abwarten musst.
O.k., wie ist Dein CEA Ergebnis, das müsstest Du ja jetzt haben, oder? War das Ergebnis positiv, wie wir es uns gewünscht haben (also positiv auch im positiven Sinne)?
Wie geht es Dir mit alledem?
Den 26.11.08 musst Du ja noch abwarten, aber ich hoffe, dass Du wirklich daran denkst mir zu berichten.
Habe gerade mit meiner besten Freundin telefoniert. Deren Mama hat Gebärmutterkrebs. Sie wurde letztes Jahr operiert aber man hat leider dabei Metastasen festgestellt. Sie bekam ein Chemo und nun war Sie zur Kontrolle und man stellte gfst, dass der Tumormarker auf 72 steht. Er ist wohl stetig angestiegen. Also eher nicht so gut. Beim CT war allerdings nichts zu erkennen. Aber, wie Du schon mal sagtest, kann man Metastasen mit dem CT erst erkennen, wenn sie etwas größer sind. Jetzt wartet man ab, bis das CT mehr sagt. Also wachsen lassen...
Ist für mich eine komische und auch unheimliche Vorstellung, dass man abwarten soll, wie die Dinger größer werden und ggf. auch mehr werde, bis man entscheidet, ob man eine neue Chemo macht oder nicht. Irgendwie unheimlich!
Was ich damit sagen will ist, wenn man anfängt sich mit anderen über diesen verdammten Krebs zu unterhalten, hört man plötzlich von vielen Seiten "Ach ja, das hatte meine Mutter, mein Vater, meine Tante, mein Bruder etc." Aber es wird sonst irgendwie doch totgeschwiegen...
Das ist doch völlig unnotwendig, oder? Es ist unsere Zivilisationskrankheit, warum soll man nicht darüber reden. Auch wenn es mich persönlich nicht betrifft, entziehe ich mich doch nicht der Realität!!! Auch bevor mein Vater erkrankt ist, habe ich mich damit auseinandergesetzt insbesondere, da ich Raucher bin aber hauptsächlich, da ich Anteil an dem Leben meiner Bekannten und Feunde nehme. Und ich möchte auch soweit alles über die Krankheit wissen, alleine schon damit ich im Bedarfsfall vorbereitet bin. Man weiß ja nie, warum sollte der Kelch ausgerechnet an einem selber vorüber gehen.
Ups, jetzt bin ich aber ein bisschen philosophisch geworden ...
Nichts desto trotz würde ich mich über Deinen Bericht, spätestens am oder kurz nach dem 26.11.08 freuen.
Halte Dich wacker bis dahin und habe bis dahin (soweit möglich) eine gute Zeit. Ich drücke Dir die Däumchen (und das ist nicht so dahin geplappert)!!!
Liebe Grüße
Deine Lotte

Arwed

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Samstag, 22. November 2008 - 10:09
Hallo Lotte,
das ist sicher nicht normal, wenn nach einer OP erbrochen wird. Haben die Ärzte nicht vorher versucht, mit Tee festzustellen, ob der Darm überhaupt arbeitet? Bevor ich Zwieback bekommen habe, mußte ich erst beweisen, daß ich den Tee vertrage. Daß der Auswurf schwarz war, zeigt, daß größere Mengen Blut beteiligt sind. Hoffentlich ist keine erneute OP erforderlich!! Da sind eine Menge Fragen an die Ärzte! Das das alles belastend ist, kann ich nachvollziehen, aber ich kann dir leider nicht weiterhelfen, ich bin leider kein Arzt. frown
Abwarten auf Ergebnisse kann ich leider nicht. Eine Unterbrechung der Chemo würde sofort das explosive Ausbreiten der Lebertumore bedeuten. Nur mit Chemo kann der CEA- Wert sinken! Er ist von 39,8 auf 28,0 gesunken. Die Ärzte sind zufrieden, weil er überhaupt sinkt. Gegenüber dem früheren Verlauf vor der Darm- OP hätte er aber bei unter 20 sein müssen. Ist das schon ein Hinweis auf kommende Resistenz? Ich muß wohl mehr Geduld haben! Es geht mir relativ gut, kein Erbrechen dank Kortisontabletten (möglicherweise auch ein Grund für nicht so starken CEA- Abstieg)und kein Durchfall, sondern nur ein wenig Schwierigkeiten mit der Schleimhaut, aber gut zu ertragen.
Zu deiner Freundin: lt. einem Labor für Tumormarker soll mit einer Chemo angefangen werden, wenn innerhalb von 4 Monaten sich der Tumormarker verdoppelt hat. Ich weiß nicht, welcher Tumormarker bei deiner Freundin angegeben ist, folglich weiß ich auch nicht, ob 72 hoch ist.
Man kann fast jeden fragen: jeder kennt im Verwandschaft- und Freundeskreis Krebskranke. Selbst mein Abteilungsleiter in der Firma ist davon betroffen und bemüht sich, mir mit einer guten Abfindung die Zeit bis zur Rente zu überbrücken.
Man weiß nur nicht, wann der Kelch bei einem selbst vorbei geht oder nicht, aber bei einem Raucher kommt er bestimmt öfters vorbei!! Bei mir in der ambulanten Tagesklinik sitzen viele Ex- Raucher, die ihr Tun bedauert haben und nun schlechte Aussichten haben. Das muß nicht sein!!
Ich hoffe, daß bei deinem Mann der Darm inzwischen doch schon funktioniert und er wieder essen kann! Es sind inzwischen schon ein paar Tage vergangen.
Bis zum nächsten Zwischenbericht alles Gute und viel Kraft!
Liebe Grüße!
Dein Arwed

purpurlotte

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Samstag, 22. November 2008 - 12:31
Hallo Arwed,
habe gestern abend erfahren, dass mein Vater zu 99% geheilt ist und auch keine Chemo braucht. Die Lymphknoten waren in Ordnung. Ist das nicht toll????!!!! Meinem Vater geht es allerdings noch ziemlich mies, da er verstärkte Magenschmerzen hat. Nach der Magensonde war es ihm besser aber nachdem er dann wieder was gegessen hat (Zwieback) hatte er wieder einen starken Druck auf dem Magen. Aber zum Glück war er heute morgen auf Toilette und seitdem geht es wieder ein bisschen besser. Ich hoffe nur nicht, dass sich da wieder Flüssigkeit im Magen sammelt ...
Die Ärztin auch gesagt, dass er noch nicht über dem Berg ist (nach der OP). Aber daran wird er ja nun nicht sterben ... Ich hoffe nur, dass die das bald in den Griff bekommen. Mein Vater ist nun doch sehr geschwächt. Und er muss doch endlich was essen können ...
Erst einmal sind wir heil froh, dass der Krebs mit der OP aus ihm raus ist und alles gut wird.
Ich hoffe auch nicht, dass er eine 2. Op benötigt, das würde ihn zu sehr schwächen. An Blut im Magen hatte ich auch schon gedacht, was ich mir allerdings nicht vorstellen kann, da sie ihm heute den Sekretbeutel ziehen, der übrigens sehr gut aussah. Wo soll denn das Blut herkommen? Könnten natürlich auch die Rest der 50% Blutmenge sein, die ihm in den letzten Wochen vor der OP abhanden gekommen sind. Man hat uns gesagt, dass die im Körper versickert seien. Na ja, ich werde heute mal fragen, was das für eine Flüssigkeit war, die ihm aus dem Magen geholt haben (mit der Magensonde). Übrigens die Magensonde hat mein Vater sich in der Nacht im Trahn aus dem Magen gezogen (50cm). Unglaublich, oder?
Also das mit dem Rauchen ist echt eine Plage. Ich hatte es auch schon einmal geschafft 3,5 Jahre nicht zu rauchen und dann habe ich dumme Kuh wieder angefangen. Das ist jetzt auch schon wieder 5 Jahre her und täglich trage ich mich mit dem GEdanken endlich wieder aufzuhören. Leider sind 3 ernst gemeinte Versuche in die Hose gegangen. Insbesondere, da ich meine Mutter wegen Herzinsuffizienz von Februar bis August immer wieder im Krankenhaus hatte. Das war dann eben auch eine sehr stressige Zeit und da hat Rauchen aufhören überhaupt keinen Sinn. Zigarretten sind echt die Pest. Ich gebe die Hoffnung aber nicht auf. Vielleicht klappt es ja noch in diesem Jahr. Aber Du hast auf jeden Fall recht, dass diese Krankheit einen Raucher sicherlich schneller ereilt als einen Nichtraucher. Deswegen will ich ja aufhören, obwohl ich gerne rauche ...
Aber nun zu Dir, ich finde es ja toll, dass Dein Chef so großzügig ist. Die Krankheit selbst ist ja schon schlimm genug, da braucht man nicht noch finanzielle Sorgen. Ein Hoch auf den Chef.
Wann wirst Du denn erfahren, was mit Deiner Leber OP wird? Aber nicht desto trotz ist es doch auch erst einmal schön, dass die Chemo anschlägt auch, wenn sie noch nicht den Idealwert aufzeigt, oder? Wie kommst Du darauf, dass Du bzw. Dein Krebs resistent sein könnte? Hat der Arzt die Vermutung geäußert oder ist Dir das eingefallen?
Wann ist denn Deine Chemo vorbei? Und was wird derweilen noch unternommen? Oder kann man derzeit nichts weiter tun als abwarten, dass der Tumormarker sich nach unten bewegt?
Die werden doch die OP nicht während der Chemo durchführen, oder?
Ich wünsche Dir auf jeden Fall, dass Du seelisch gut mit Deiner Krankheit zurecht kommst. Wie ich gehört habe, ist das das A und O für eine Heilung.
Wie lange hast Du denn eigentlich schon die Krebsdiagnose? Du klingst irgendwie so abgeklärt oder täusche ich mich?
Fragen über Fragen. Ich hoffe, dass ich Dir damit nicht auf den Keks gehe. Wenn doch, kannst Du mir das gerne sagen (schreiben).
Gestern abend sagte mein Freund zu mir, das ich mich doch mal mit dem Gedanken anfreunden sollte, dass meine Eltern irgendwann auf jeden Fall sterben werden. Ich glaube ich hätte ihn fast erschlagen! Klar er sieht, wie ich mich da reinhänge, aber ich kann Krankenhäusern einfach nicht blind vertrauen und sehe ja auch, dass sie an allen Ecken und Kanten Hilfe brauchen. Und wenn ich dann weiß, dass es ihnen dadurch etwas leichter wird, dann wird es mir auch ein bisschen leichter auch wenn es an meine Kräfte geht. Aber irgendwie hat er ja recht, aber der Gedanke allein macht mich schon fertig.
Gerade der Gedanke an Ihren Tot verfolgt mich seitdem diese ganzen Krankkeiten in diesem Jahr uns ereilt haben. Aber ehrlich gesagt möchte ich gar nicht darüber nachdenken, wenn sie irgendwann nicht mehr habe. Jetzt bin ich 40 Jahre und ich glaube, dass je älter man wird, die Eltern erst bewusster erlebt. Ich möchte einfach nur noch ein paar Jahre mit ihnen haben ...
So, nun packe ich meine Mama ein und werde meinen Papa besuchen und hoffe, dass es ihm nun endlich besser geht.
Ich freue mich über Deine nächste Nachricht und verbleibe
mit liebem Gruß
Deine Lotte

landtechniker

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Samstag, 22. November 2008 - 18:04
Liebe Lotte, lieber Arwed,
gestattet mir bitte, dass ich mich in Euer Zwiegespräch einmische. Zunächst einige Worte zu Lotte: Es ist durchaus möglich, dass Dein Vater "altes Blut" erbrochen hat. Manchmal hat der Körper ganz erstaunliche Selbstheilungskräfte. Bei mir hatte sich nach der OP wegen einer nicht funktionierenden Drainage ca. ein dreiviertel Liter Blut im Bauchraum angesammelt. 10 Tage nach OP bildete sich eine Fistel, die das meiste davon in den Darm beförderte (über ca. 4 Monate). Das Vorhandensein dieser Fistel haben die Chirurgen nie geglaubt - erst beim letzten MRT wurde sie als abgeheilt diagnostiziert.
Leider habe ich auch erfahren müssen, dass meine Chirurgen keine Ahnung von Ernährungsphysiologie hatten und bei Beginn der Ernährung keinen Wert auf den Wiederaufbau der Darmflora gelegt haben. Der Darm ist ein komplexes Gebilde, das nur im Zusammenspiel mit der richtigen Mikroflora funktioniert. Am besten suchst Du den Kontakt zu einem Gastroenterologen - die haben da mehr Erfahrung.
Zu Arwed: Gerade eben habe ich einen Beitrag über Heilung eines "hoffnungslosen Falles" gelesen. Anderen Beiträgen habe ich Deinen Wohnort entnommen. Hattest Du schon Kontakt mit dem TU-Klinikum "Rechts der Isar". Dort gibt es eine Abteilung für Alternative Behandlungsmethoden. Ein anderer Vorschlag wäre die Veramed-Klinik in Brannenburg. Dort werden ganzheitliche Behandlungsansätze angewandt. Ich denke es wäre einen Versuch wert.
Alles Gute
Ludwig

Arwed

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Sonntag, 23. November 2008 - 13:54
Lieber Ludwig,
wahrscheinlich habe ich zu dramatisch geschrieben.
ich habe im Krankenhaus die Genehmigung bekommen, Selen, Zink und Histadin zusätzlich einzunehemen, jedoch nicht die Empfehlung einer Homeopatin, Synerga (lebende Coli E- Bakterien) einzunehmen. Das könnte vielleicht der Schleimhaut des Verdauungstrakts nützen, aber das Risiko, daß ein unkontrollierter Zustand eintritt, ist es nicht wert einzugehen.
Ich werde mich mal Kontakt zum Krankenhaus "rechts der Isar" aufnehmen.
Liebe Lotte, ich mache mal eine neue Themenseite auf!
Liebe Grüße!
Arwed

purpurlotte

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Sonntag, 23. November 2008 - 22:35
Hallo Ludwig,
danke für Deinen Tipp und Deine Erläuterungen zu dem ERbrechen meines Vaters. Da mit dem Gastroenterologen werden wir sicherlich in Angriff nehmen.
Leider haben wir im Moment ein schlimmeres Problem. Mein Vater schient eine Lungenemboli zu haben und wurde heute auf die Intensivstation verlegt, da er um Luft rang. Jetzt müssen wir erst einmal abwarten, wie es weitergeht. Wir müssen erst einmal die Nacht überstehen und herausfinden, wie es nun dazu kam. Das haut uns natürlich erst einmal um. Ich hoffe morgen sind wir schlauer.
Bis bald
Lotte