Maya

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Samstag, 5. September 2009 - 17:25
Im August 2008 wurde bei meinem Vater (80 Jahre)Darmkrebs mit inoperablen Metastasen in Leber und Lunge festgestellt. Nachden er sich von der sehr schweren OP erholt hatte, wurde mit der Chemo (Infusion Xeloda + Antikörper)begonnen. er hat sie ohne Nebenwirkungen vertragen und sich auch gut gefühlt. Ein CT in Frühjahr 2009 zeigte keine Verschlechterung. Daraufhin Chemopause zur Erholung. Anf. Juli Umstellung auf Xeloda in Tablettenform.
Erhebliche Nebenwirkungen, Übelkeit, konnte kaum noch etwas essen und hat stark abgenommen. Leber und Nierenwerte aber die ganze Zeit im Normalbereich. Jetzt Wasser in der Lunge, wurde punktiert. Es geht ihm schlecht. Bauch ganz dick. Habe heute mit dem Arzt(Chirurg im Krankenhaus)gesprochen. Er meint wir sollten meinem Vater keine Chemo mehr zumuten. Kommt alles von den Tumoren, Tumormarker sehr hoch. (Onkologe war bis zur Umstellung auf Tabletten sehr zufrieden und hat nie etwas von einer Verschlechterung erwähnt, hat die Übelkeit bei unserem letzten Chemotermin im August auch auf die Xelodanachwirkungen geschoben).
Bin völlig außer Fassung, kommt so unerwartet. Ich habe die ganze Zeit gedacht wir haben den Tumor aufgehalten.
Soll ich meinem Vater zureden doch noch eine Chemo zu verlangen???? Ich will ihn nicht unnötig quälen, aber auch nicht einfach so aufgeben. Bitte gebt mir einen Rat

landtechniker

578 posts
Samstag, 5. September 2009 - 17:47
Hallo Maya,
auch wenn es sehr hart klingt: der Tod gehört zum Leben mit dazu. Dein Vater hat mit inzwischen 81 Jahren schon länger gelebt als die meisten deutschen Männer (mein Vater ist mit 75 an "Altersschwäche" und Herzversagen in Würde gestorben, wir haben das akzeptiert). Entscheidend ist, was er selber will - er muss entscheiden und ihr solltet ihn dabei unterstützen.
Ich wünsche euch viel Kraft und die richtige Entscheidung.
Landtechniker

Gerty

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Samstag, 5. September 2009 - 21:14
Liebe Maya,
das Wasser kommt von den Metastasen und es müsste immer wieder punktiert werden.
Auch ich glaube, dass es besser wäre, deinem Vater Ruhe zu gönnen und nicht mehr mit einer Chemo zu belasten.
Das hat jetzt nichts mit dem Alter, sondern mit der körperlichen Situation zu tun.
Das Ende zu aktzepieren ist sehr schmerzhaft.
Aber wie schon geschrieben, ist letztendlich der Wille deines Vaters maßgebend.
Ich wünsche dir viel Kraft.
Gerty
Gast
Sonntag, 6. September 2009 - 10:30
Danke, eigentlich weis ich das ja, aber es ist so schwer. Bis vor kurzem ging es ihm noch gut und er hatte noch so viele Pläne, trotz seiner 80 Jahre. Wir haben eine kleine Schreinerei und haben einen Anbau geplant. Er hat noch feste mitgemacht. Es macht mich so traurig, daß er das jetzt alles nicht mehr miterleben wird und ich werde ihn so vermissen.
Gast
Mittwoch, 9. September 2009 - 13:44
Hallo Maya,
ich melde mich auf Deinen Beitrag, weil ich eine ähnliche Geschichte durchgemacht habe.
Mein Vater ist mit 82 Jahren auch an Darmkrebs erkrankt, das war im Februar 2008. Er wurde erfolgreich operiert, kleinere Metas in der Lunge konnten erfolgreich mit XELODA behandelt werden. Er hatte keinerlei Beschwerden bis November 2008. Er war schwach und ist kaum noch aufgestanden. Letztlich hat man eine Hirnmetastase operativ entfernt, am Tage vor Weihnachten.
Von dieser OP hat er sich nicht mehr erholt. Er lag nur noch im Bett, ist noch zu den Mahlzeiten aufgestanden. Er wollte auch keine Behandlung mehr, das haben wir akzeptiert. Am 5. August ist er mit seinem Rollator nachts im Badezimmer gestürzt. Er kam in die Klinik, er hatte sich ganz schlimm die Hüfte gebrochen (Knochenmetas?) Letztlich hat er dann aufgegeben, nichts mehr gegessen. Wir haben den Ärzten gesagt, dass sie nichts mehr unternehmen sollen, um sein Leben zu verlängern. Er hat auch ständig gesagt, das er nicht mehr will. Er hatte neue Metas in Kopf, Leber und Lunge und wahrscheinlich auch in den Knochen.
Letztlich ist er dann am 15. August 2009 eingeschlafen. Warum ich Dir das erzähle? Lass ihn gehen! Auch wenn es Dir schwer fällt. Was will denn Dein VAter? Was mich verrückt gemacht hat, waren die Leute, die gesagt haben, er ist 80 Jahre alt, langes Leben etc. aber er ist auch Dein Vater und Du willst ihn natürlich für immer um dich haben. Das war bei mir auch so, aber es ist für ihn schwierig. Und die Leute haben natürlich recht. Denn eine weitere Therapie oder OP ist nur lebens- und leidensverlängernd. Letztlich geht es mir jetzt besser, weil er es geschafft hat. Und ich behalte meinen Vater so in Erinnerung, wie er vor der Krankheit war.
Ich weiß, das war jetzt etwas wirr, aber Du kannst Dich auch gerne nochmal melden, wenn Du magst.
Alles Liebe
Fiona
Gast
Mittwoch, 9. September 2009 - 15:09
Hallo Maya,
ich kann dem Beitrag von Fiona nur zustimmen. Meine Mutter (84) bekam Februar 2008 auch die Diagnose Darmkrebs im Endstadium, Multi-Meta in Lunge und Leber sowie Knochenmetastasen.Der Schock saß bei mir tief, zumal die Anzeichen hierfür waren schon lange da, aber meine Mutter hatte sich immer geweigert zum Arzt bzw. Vorsorge zu gehen. Meine Mutter wurde notoperiert(Stoma). Chemo/Bestrahlung und weitere Behandlungen hat sie abgelehnt. Und ich habe es verstanden und akzeptiert, auch wenn es schwer fällt. Sie ist im Oktober 2008 auf einer Palliativstation verstorben. Dort war sie in den letzten Tagen aufgrund ihrer unerträglichen Schmerzen untergebracht und sollte nochmals neu auf Morphium eingestellt werden. Meine Mutter hat sich dort wohl gefühlt und meine Tochter und ich haben dort den notwendigen seelischen Beistand erhalten. In diesen 8 Monaten habe ich jede freie Minute mit meiner Mutter verbracht und versuchte ihr jeden auch noch so kleinsten Wunsch zu erfüllen. Es ist eine schwere Zeit in der man all seine Kraft sammeln muß. Rückblickend bin ich aber über jede Minute die ich noch mit meiner Mutter verbringen durfte dankbar.
Brigitte
Gast
Donnerstag, 10. September 2009 - 10:55
Danke für Euren Beistand.
Mein Vater ist seit Montag zu Hause. Er will daheim sterben, nicht im Krankenhaus. Wir machen keine Chemo mehr. Der Onkologe hat eine Ernährung über den Port organisiert,da mein Vaternichts mehr essen und Trinken kann. Ein Pflegedienst hängt die Infusionen an. Unser Hausarzt ist wohl anderer Meinung und hält die Infusionen nicht für richtig. Ich kann meinen Vater aber doch nicht einfach verhungern und verdursten lassen. Mein Vater hat Wasser in der Lunge und den Beinen und atmet so schwer, sagt aber daß erkeine Schmerzen hat, obwohl er nachts häufig stöhnt. Er will nur in Ruhe gelassen werden. Ich hoffe ich tue das Richtige und wünsche Ihm und auch mir (ist das jetzt egoistisch ?) daß es bald vorbei ist.
Danke
Maya
Gast
Donnerstag, 10. September 2009 - 12:01
Liebe Maya,
ich kann dir an dieser Stelle nur ein riesen Kraftpaket senden.
Du bist die Tochter und wirst wissen was deinem Vater gut tut. Dein Bauchgefühl wird dir sicherlich dabei helfen.Ich habe die Erfahrung gemacht das Kopfentscheidungen in dieser Situation nicht wirklich richtig sind und habe mich nur noch auf meinen Bauch und Herz verlassen. Auch ich habe oft still Stoßgebete gen Himmel geschickt, daß es doch schnell vorbei gehen möge. Und habe mich oft danach geschämt. Heute weiß ich daß die Belastung einen lieben Menschen zu verlieren sehr gross ist. Man könnte immer wieder aus dem Zimmer laufen und alles heraus brüllen. Man ist gelähmt, das Herz ist kurz vorm zerspringen und die Gefühle fahren Achterbahn.
Alles Liebe Brigitte

susi_1985

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Sonntag, 20. September 2009 - 15:02
Hallo Maya,
ich kann dich gut verstehen. Wir haben auch gedacht den Tumor bei meinem Vater aufgehalten zu haben. Aber Irrtum!!! Wir hatten im Februar 2008 die Diagnose Darmkrebs bekommen(unheilbar)!!! Wir waren geschockt. Er hat mitte März Chemo bekommen und davor war eine OP. Er hat einen künstlichen Darmausgang bekommen. Niere und Lunge waren nicht befallen von Metastasen. Es ging ihm die Erste Zeit richtig gut. Im Juni hatten meine Eltern noch eine Schiffsreise gemacht und er war wieder das blühende Leben. Er ist richtig aufgegangen. Im September war ich meine Eltern nochmal besuchen und da ging es ihm schon etwas schlechter. Im November waren Lunge und Leber angegriffen von Metastasen. Er wurde gelb am ganzen Körper. Am 2. Dezember 2008 ist er ins KH gekommen. Am 7.Dezember 2008 ist er gestorben im Alter von 48 Jahren. Ich war da als er starb. Es war nicht schön und ich hätte es nicht geglaubt das er tot ist wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. Ich hatte ihm noch die Hand gehalten aber er gab keinen Atemzug mehr von sich. Er hatte noch seine Enkelin gesehen. Sie war zu dem Zeitpunkt gerade 6Monate alt. Er fehlt uns allen sehr und es ist für mich noch ssehr schwer darüber zu schreiben. Er hätte sich nur noch gequält wenn wir noch weiter gemacht hätten und er hat gewusst das er sterben wird. Er hatte mir im September schon leb wohl gesagt. Lass ihn gehen, auch wenn es schwer fällt. Ich habe meinen Vater am 2.Advent verloren und werde nie wieder eine schöne Weihnachtszeit haben. Aber das Leben geht danach wieter. Auch für dich. Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute.
Ganz herzliche Grüße