Tochter

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Samstag, 6. Februar 2010 - 10:19
Ich bin hier ganz neu und habe erstmal viel gelesen.
Es ist wie eine andere Welt. So viele fremde Begriffe, die ich nicht kenne und mir ein Gefühl der Unsicherheit vermitteln.
Bei meinem Vater wurde vor zehn Tagen ein Dickdarmtumor festgestellt. Eigentlich war er nur zur Voruntersuchung wegen einem Nabelbruch. Seit mehr als zehn Jahren ist bei ihm eine Osteomyelofibrose bekannt (eine Form von chronischem Blutkrebs). Klar war das eine gute Erklärung für eine zunehmende Anämie, Kräfteverfall und Müdugkeit.
Dass er seit vielen Monaten abwechseln Durchfall und Verstopfung hat, gab er jetzt erst zu.
Am 15.02. muss mein Vater zu einer Darmspiegelung und MRT ins Krankenhaus. Ob er gleich da bleiben muss oder erstmal wieder heim kann, hat er nicht gefragt.
Mein Vater klagt nie über irgend etwas. Sein Lebensprinzip ist Dankbarkeit. So weiß niemand über seine Beschwerden bescheid.
Mein Bruder fährt meinen Vater ins Krankenhaus. Was ist wichtig? Was muss gefragt werden?
Ich habe meinem Vater "fortimel" geschickt, was ihm Kraft gibt. Ist das gefährlich und füttert eventuell nur den Tumor?
Entschuldigt bitte meine naiven Fragen! Ich versuche innerhalb kurzer Zeit möglichst viele Informationen zu bekommen. Es ist eine fremde neue Situation. In mir löst es Sorgen und Unsicherheit aus.
eine Tochter

PeterErnst1977

499 posts
Samstag, 6. Februar 2010 - 10:34
Hallo Tochter,
jeder hier im Forum kennt die Situation. Es fühlt sich an, als ob man sich im freien Fall befinden würde und man versucht, die Reißleine zu ziehen um den Sturz abzufedern.
Naive Fragen gibt es hierbei nicht. Habe also keine Hemmungen. Du bist hier gut aufgehoben und hier im Forum sind viele Betroffene unterwegs, die Dir viele Fragen, auch sehr spezielle Fragen, beantworten können.
Aus meiner Sicht ist folgendes wichtig: Kühlen Kopf bewahren ! Krebst ist kein automatisches Todesurteil !

sandmarie

65 posts
Samstag, 6. Februar 2010 - 11:54
Liebe Tochter,
ich kann dich sehr gut verstehen, bin auch eine (meine Mutter hat seit 4 Jahren Darmkrebs mit Lebermetastasen).
Ich glaube nicht, dass fortimel deinem Vater schadet. Auch wegen seiner Vorerkrankung möchte ich dir die Seite: http://www.biokrebs.de empfehlen. Unser Crack Birgit (busymouse) verweist auch immer mal darauf. Da findest du viel zu Ernährung, Lebensweise und Einstellung und eine Beratungshotline, hat mir am Anfang sehr geholfen.Wir waren auch schon bei einigen Veranstaltungen von denen und vieles war für meine Mutter hilfreich, sind halt alternative Methoden.Die deutsche Krebshilfe und Krebsgesellschaft hat auch Beratungtelefone und Hilfe vor Ort: http://www.krebshilfe.de/informations-und-beratungsdienst.html
http://www.krebsgesellschaft.de/wub_ip_krebs_beratung_hilfe,78277.html Die haben mich am Anfang auch gut auffangen können.
Nun heißt es erstmal ganz ruhig bleiben und die Sache Schritt für Schritt angehen, ihr kommt da schon durch.
Alles Gute!
sandmarie

Tochter

50 posts
Samstag, 6. Februar 2010 - 13:39
Oh Mann, bin gerade vom Einkauf zurück und dann so viele Antworten!
Ich werde die einzelnen Seiten durchlesen und bin sehr dankbar für die Hinweise.
Es ist im Moment so ziemlich das Einzige, was ich für meinen Vater tun kann. Wir wohnen sehr weit weg.
Drei meiner vier Brüder sind vor Ort, aber alle beruflich und familiär sehr eingespannt.
Mein Vater ist Medizin und Ärzten gegenüber nicht sehr aufgeschlossen. Er war Jahrzehnte lang Vegetarier. Außer Halswickeln, Schwitzen und frischer Luft hat er bisher kaum etwas gegen Kranheiten getan.
Seit Herbst bekommt er nun 14 tägig Transfusionen, wegen seiner Anämie. Es wird für ihn sehr schwer, sich auf Ärzte und Medikamente einzustellen und darin eine notwendige Hilfe zu sehen.
Meine Mutter ist ziemlich gutgläubig und hat schon bei den Transfusionen gedacht, sie machen meinen Vater wieder jung und gesund. Es geht ihm danach auch immer ein paar Tage besser.
Wie soll man den beiden nun den Ernst der Lage klar machen, ohne sie zu schocken, aber doch zu motivieren, sich realistisch vorzubereiten?
Ich möchte sie nicht bevormunden, aber auf jeden Fall tun, was ich kann.
Nach einem Psychoonkologen werde ich mich erkundigen. Oft ist es hilfreich, wenn eine dritte neutrale Person Ratschläge gibt.
Mein Herz ist sehr schwer. Die Diagnose mit dem Darmtumor ist eigentlich nur eine neue Erklärung, warum mein Vater immer kraftloser, schwächer und müder geworden ist. Seit längerer Zeit haben wir große Sorge um ihn.
Wir sehen ihn nur zwei-dreimal im Jahr und erschrecken uns jedes Mal mehr.
Sollte vieles auf den Tumor zurückzuführen sein, gibt es neue Hoffnung.
Ich danke für alle Berichte, die ich hier lesen darf. Es ist alles so voller Menschlichkeit geschrieben. Mit Stärken und Schwächen.
Einen herzlichen Gruß von Beate