glückskind

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Freitag, 16. April 2010 - 10:48
Schlage mich mal wieder mit Wissen, bzw. Unwissen über die Krankheit herum.
Wenn ich es richtig verstehe, bilden sich Metastasen doch ausschließlich aus einem Tumor, bzw. aus den kranken Zellen, die der Tumor an den Körper freigibt. Sie können sich doch nicht selber bilden, oder ist das falsch? Können also solche "freigegebene" Zellen ein lebenlang (unser Leben) im Körper rumgeistern und sich nach belieben heute, morgen oder auch erst in 30 Jahren irgendwo "niederlassen" um sich zur Metastase zu entwickeln? Oder sogar in unserem Körper spatzieren und sich garnicht häuslich einrichten?
Ich meine, wie z.B. bei edithmaria, 4 Jahre sind sie rumgewndert und dann zack, ruhen wir uns doch mal an der schönen Leber hier aus...
Ich meine, was machen die solange in unserem Körper wenn sie nicht angedockt sind?
Weiß es jemand besser als ich?
Danke
glückskind
Gast
Freitag, 16. April 2010 - 12:32
Hallo Glückskind,
ich möchte den guten Beitrag von Birgit noch um ein paar Gedanken ergänzen.Es gilt als wahrscheinlich, dass die Chemo weitestgehend nur dann wirkt, wenn sich die Krebszelle gerade teilt, also aktiv ist. Chemotherapien sind bei "ruhenden" Zellen möglicherweise unwirksam, daher die Skepsis der Chemotherapiegegner bei "adjuvanter" Gabe nach Metastasenoperation. Ein Arzt hat einmal von pseudoadjuvanter Therapie gesprochen, was meiner Meinung nach so nicht ganz richtig ist.
Birgit hat auch erwähnt, dass eventuell Botenstoffe aus dem Primärtumor für das Zellwachstum verantwortlich sein könnten. Das hab ich auch gelesen. Aus diesem Grund gibt es im Bereich der Chirurgie noch nicht abgeschlossene Untersuchungen, dass es eventuell prognostisch günstiger sein könnte, zuerst die Lebermetastasen und erst danach den Primärtumor zu operieren (sog. Liver-first-Methode). Das ist sehr interessant, denn es scheint tatsächlich so zu sein, dass es zwischen den Zellen so etwas wie eine Interaktion gibt.
Es ist darüber hinaus auch noch nicht erforscht, weshalb einzelne Zellen Jahre lang "ruhen" und dann aktiv werden, sich also zu teilen beginnen. Es ist richtig, dass die meisten Rezidive und Metastasen binnen der ersten fünf Jahre in Erscheinung treten, leider können Metastasen aber noch nach 10 Jahren manifest werden.
lg.
Vinnie
Gast
Donnerstag, 22. April 2010 - 12:13
Hallo Birgit,
danke für Deinen weiteren Beitrag. Von einer Ausbreitung entlang der Organstrukturen, die aus den gleichen embryonalen Keimblättern entstehen, habe ich noch nichts gelesen. Leider weiss ich auch nicht, was mit Organstrukturen aus gleichen embryonalen Keimblättern gemeint ist.
Ich möchte noch einen weiteren Gedanken hinzufügen. Es wurde wissenschaftlich herausgefunden, dass der Grund, weshalb die Chemo nicht immer vollständig anspricht, darin besteht, dass die Tumormasse nicht nur aus sich unkontrolliert teilenden Zellen, sondern zu einem kleinen Teil auch aus sich nicht teilenden Stammzellen besteht. Diese Stammzellen verfügen über spezielle Pumpsysteme, mit welchen die Wirksamkeit der Chemo verhindert werden kann (vereinfacht ausgedrückt). Ich bin daher der Meinung, dass - wenn möglich - immer eine OP versucht werden sollte, selbst dann, wenn die Chemo gut anspricht. Im metastasierenden Stadium ist eine vollständige Heilung allein durch Chemo wahrscheinlich nicht möglich, wird hingegen eine OP (allenfalls in Kombination mit Chemo)durchgeführt, dann ist eine Heilung vielleicht noch möglich, zumindest nicht auszuschließen. Ich stimme daher Manfred (Riesterer) bei, wenn er in einem Forumsbeitrag (an Anna) gemeint hat, dass er (sinngemäß) die OP befürworte und diese Zellen raus haben will.
Birgit, hier noch ein link, der Dich in diesem Zusammenhang vielleicht noch interessieruen könnte:
http://gastroenterologie.universimed.com...nk-kras-testung
lg.
Vinnie