Gast
Sonntag, 27. Juni 2010 - 20:29
Hallo Ihr Lieben,
mein Vater selber rief mich eben an, um mir mitzuteilen, dass er nicht mehr will und nicht mehr kann (man konnte ihn aber kaum noch verstehen). Seit heute verweigert er die Ernährung, die er ansonsten nachts über den Port erhalten hat. Ich respektiere seine Meinung, auch wenn es schwer fällt und fahre gleich morgen früh zu ihm, um zu bleiben. Hat jemand Erfahrung, ob das Absetzen wirklich eine Hilfe ist bzw. wielange er dann noch evtl. leiden muss? Werden morgen noch mit dem Arzt reden, aber mich beschäftigt das gerade sehr. Vielen Dank an alle, die mir antworten...
mein Vater selber rief mich eben an, um mir mitzuteilen, dass er nicht mehr will und nicht mehr kann (man konnte ihn aber kaum noch verstehen). Seit heute verweigert er die Ernährung, die er ansonsten nachts über den Port erhalten hat. Ich respektiere seine Meinung, auch wenn es schwer fällt und fahre gleich morgen früh zu ihm, um zu bleiben. Hat jemand Erfahrung, ob das Absetzen wirklich eine Hilfe ist bzw. wielange er dann noch evtl. leiden muss? Werden morgen noch mit dem Arzt reden, aber mich beschäftigt das gerade sehr. Vielen Dank an alle, die mir antworten...
für mich war es eine ganz schlimme Erinnerung, das Absetzen der "weißen Nahrung"
Allerdings kam der Wunsch nicht von meinem Schatz... die Ärzte hatten so entschieden und ich konnte damit zunächst nichts anfangen, bis man mir auf meine Frage hin, warum dieser "B E U T E L" fehle, die Antwort nannte.....das braucht ihr Mann nicht mehr.
Ich war wie vor den Kopf gestossen.....
2 Tage später hat mein Engel seine Augen für immer geschlossen.
Doch im Leben läßt sich selbst jetzt nichts vorbestimmen und ob dein Paps gehen darf oder nicht, entscheiden niemals wir...
sei stark und vorbereitet, denn dein Paps wird dennoch kämpfen bis zuletzt.....erst dann findet er seine Erlösung.
Ich schicke dir ein wenig von meiner Kraft, um sie mit dir zu teilen
Petra
vielen Dank für Deine Antwort! Zunächst möchte ich Dir aber mein tiefes Mitgefühl aussprechen. Habe von euch hier im Forum gelesen, aber nie die Worte gefunden, um Dir zu schreiben.
Ich hoffe wirklich, dass diese Entscheidung für meinen Vater die Richtige ist. Er hat am Wochenende über die BGH-Entscheidung zum Thema Sterbehilfe gelesen. Denke, daher zieht er jetzt den Mut und die Hoffnung, dass er schnell erlöst werden kann. Wenn ich mir was wünschen dürfte, dann würde ich mir wünschen, dass er sich einfach "rüberschläft". Und dass ich dabei sein darf und meine Mama nicht allein sein muss in diesem Moment. Bin gerade selber erstaunt, wie ruhig ich all das schreiben kann. Wie gesagt, ich kann meinen Vater durchaus verstehen und habe tiefen Respekt vor seiner Entscheidung...
Ganz lieben Gruß
Esther
Liebe Esther,
auch ich habe erst gestern durch unseren Sohn von der Sterbehilfeentscheidung erfahren....
Es ist seit langem das Beste, was der BGH entschieden hat...
Wenn ich bedenke, wie lange die eigentlichen Patienten, die ihren Körper besser kennen als jeder andere, unter Umständen noch weiter leiden müssen, sie sich für die Erlösung entscheiden und dennoch nicht gehen dürfen , weil die Ärzte sie nicht lassen.....ich habe dafür so unendlich viel Einsehen, dass ich dieses Urteil wunderbar finde.....
....denn die vorhandene Patientenverfügung, die mein Schatz novh widerwillig vorab unterschrieben hat, kommt nur dann zum Zug, wenn "geistige Umnachtung" bzw. Komazustand eingetreten ist.
ABER WAS IST, WENN DER PATIENT, OB ALL SEINER LEIDEN, IM VOLLKOMMENEN BESITZ SEINES GEISTIGEN ZUSTANDES IST, dieser aber dennoch gehen möchte auf das andere Ufer????
Dann darf niemand an dieser Situation etwas ändern....dank des neuen Beschlusses wäre es jedoch möglich....
Ein großer Schritt nach vorne, wie ich finde....wenn man sich mit seiner Krankheit im Endstadium befindet.
Petra
annachristine
307 postsbei meiner Mutti wurde die Ernährung auch von den Ärzten abgesetzt; aber sie erhielt über die Sonde täglich 1 Liter Flüssigkeit; Kochsalzlösung und Tee. Damit hat sie 5 Wochen noch gelebt bis sie gegangen ist.
Wie es mit der Flüßigkeitsversorgung aussieht, weiß ich nicht. Glaube die muß wohl noch gemacht werden, denn dafür haben die Ärzte auch gesprochen und es wurde mir auch im Hozpitz so erläutert. Man drosselt diese dann ab.
Wünsche Dir für morgen viel Kraft.
Viele Grüße
Anna-Christine
danke nochmals für Eure Worte. Mein Vater ist noch voll im Besitz seiner geistigen Kräfte. Deshalb ist es auch SEINE Entscheidung. Ich bin auch dankbar, dass er selber beschlossen hat, jetzt gehen zu können bzw. zu wollen.
Halte diese neue Entwicklung der Sterbehilfe auch für sinnvoll. Jeder, der einen geliebten Menschen durch all diese furchtbaren Krankheiten verliert, wird dem zustimmen. Vielleicht tut sich da ja endlich noch mehr...
Es tut mir trotzdem weh. Mein Vater ist gerade 60 geworden und wollte eigentlich zusammen mit meiner Mutter die Rente geniessen. Am Samstag hab ich mir meinen Vater geschnappt und bin mit ihm mitsamt Rollstuhl einfach in einen nahen Wald gefahren. Das war das erste Mal seit Wochen, dass er mal wieder "rauskam". Es war so schön. Wir konnten sogar herzhaft miteinander lachen, auch seit Ewigkeiten das erste Mal. Es wird schwer, ihn gehen zu lassen...
Esther
dakota
38 postsdie parenterale Nahrung (der "weiße Beutel") ist für Krebspatienten, welche die Nahrung sowie Flüssigkeiten nur schwer runter bringen dringend erforderlich. Meine Mami hatte zum Beispiel starke Schluckbeschwerden und zudem noch keinen Hunger. Allerdings wurde meine Mama bis zum Schluss mit der Nahrung versorgt auf Anordnung der Ärzte.
Ich weiß was Du empfindest liebe Esther! Meine Mami war 59 Jahre alt und starb vier Tage vor ihrem 60. Geburtstag (das ist gerade mal 3 Monate her)! Oh wie weh das tut! Aber ich finde es überweltigend, dass Du mit Deinem Papa "rauskamst" in die Natur.... Was allerdings, glaube ich am Wichtigsten ist, dass Ihr zu Zweit sein konntet! Hab Mut und Kraft für die kommende Zeit! Du wirst Dich wundern, wie stark der Mensch sein kann, wenn er den MUSS!
Liebe puffy (Petra),
auch ich habe immer deine rührenden Einträge mitverfolgt. Es tut mir sehr, sehr, sehr leid. Mit voller Bewunderung für Dich und Deinen Mann - Ihr seid richtige Kämpfer! Dein Mann, und daran glaube ich ganz fest, hat seinen Frieden gefunden, Dein Kampf gegen den Schmerz dauert leider noch an.... Aber es gibt ein schönes Sprichwort liebe Puffy: Nach jedem Regen kommt ein Sonnenschein! - Ich glaube ganz fest daran! Ich weiß, wie wahnsinnig schwer die Zeit ist, wie unendlich weh das alles tut! Aber wie ich schon geschrieben habe, der Mensch ist so stark, wenn er MUSS! Ich wünsche Dir vom ganzen Herzen all Kraft und Mut der Welt und das Du Deinen Kampfgeist behältst!
dakota
annachristine
307 postsich halte die neue Regelung zur Sterbehilfe auch für sehr sinnvoll.
Für meine Mutti mußte ich als gerichtlich gestellter Beteuer entscheiden, da sie solche Entscheidungen vor ihrer Erkrankung an Alzheimer nicht getroffen hatte. Für mich waren da alle Entscheidungen schwierig, denn das Gericht hätte seine Entscheidungen einfach ändern können und einen fremden Betreuer einsetzten können.
Nach der OP meiner Mutti im August 09 habe ich sie auch im Rollstuhl auf eine Fahrt des Seniorenheimes begleitet. Es war ein sehr schöner Tag und sie hat alles in sich aufgenommen. Diese Fahrt war für uns beide ein schönes letztes gmeinsames Erlebnis, an welches ich oft denke.
Halte Deinen gemeinsamen Waldbesuch mit Deinem Vati ganz fest in Deinen Erinnerungen. Es gibt Dir viel Kraft für alles, was noch kommen wird.
Liebe Grüße
Anna-Christine