Leben68

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Samstag, 17. Juli 2010 - 09:49
Hallo,
ich bin "neu" hier. Habe schon sehr viel hier auf der Homepage gelesen und erfahren. Vielen Dank für diese tolle Seite.
Mein Anliegen: Meine Mutter ist seit April 2010 sehr krank; angefangen hat alles mit einem Herzinfarkt zu Hause. Transport mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus. Im Krankenwagen die erste Reanimation, im Krankenhaus 2 weitere Reanimationen....von diesen ganzen schlimmen Vorfällen hat sie sich relativ gut erholt. Konnte sogar die AHB beginnen. Dann wurde während der AHB eine Darmspiegelung gemacht und festgestellt, dass sie Darmkrebs hat...sie wurde innerhalb einer Woche operiert und dass nach der schlimmen Herzerkrankung....die OP. war am 09.06.. Seit letzter Woche bekommt sie Chemo. Eine sehr leichte wie der Arzt sagte, da sie ihr nicht mehr geben können wegen der Herzkrankheit. Einen Tag hat sie eine Pumpe, die sie mit nach Hause nimmt. Danach hat sie 14 Tage "Pause"...
Ich weiß nicht, ob das alles so richtig ist mit der Chemo.... ich habe solche Angst um sie und denke manchmal, sie macht es nur für ihre Kinder...meine Mama hat 10 Kinder:-) sie schaut immer so traurig drein....
Bitte teilt mir doch eure Erfahrungen mit, vielleicht geht es ja jemanden ähnlich?!!!
Ganz lieben Dank

Binweg

596 posts
Samstag, 17. Juli 2010 - 20:46
Nachdem hier noch nicht irgendjemand geantwortet hat, tue ich das jetzt mal.
Erst ein Mal: Willkommen hier, Leben68. Auch wenn der Grund für Dein "hiersein" nicht sehr angenehm ist.
Dass Du Angst hast um Deine Mutter, das kann ich sehr gut begreifen, ich bin auch Mutter, mein Mann hat Darmkrebs und auch meine Tochter(27) und die beiden Kinder(13 und 16) meines Mannes haben sehr Angst um ihren Vater.
Ich glaube, die Ärzte wissen genau, was sie tun bei deiner Mutter. Und wenn sie wegen der Herzerkrankung die Chemo niedrig dosieren-->
der Krebs sollte ja doch nicht wiederkommen.
Und, die OP, wie ist sie ausgegangen? Hast Du den Befund?
Daraus kann man viel rauslesen, ob alles rausgeschnitten wurde.
Die Chemo wird oft sicherheitshalber noch gemacht. Auch mein Mann sollte 12 Chemo bekommen, auch wenn alles rausgeschnitten wurde mit dem halben Meter Darm ;-))
Er hat 10 gemacht und hört jetzt auf.
Wenn Du dir Deiner Angst bewusst bist, dann ist das gut. Eine gute Voraussetzung, damit umzugehen.
Und steh Deiner Mutter bei, sei oft bei ihr, höre ihr zu und lass sie reden, was ihr auf dem Herzen liegt.
Eine Mutter, sie wird sich immer für alle ihre Kinder verantwortlich fühlen, und vlt ist das einer der Gründe, warum sie so traurig schaut... Weil sie euch nicht allein lassen will.
Wie alt seid ihr denn alle schon? Und gibt es da noch einen Papa, der auch für Euch da sein könnte?
Schreib ein wenig mehr über Dich.
Und bleibe weiter hier, hier gibt es viele Infos und viele Menschen, die alle irgendwie in einem Boot sitzen.
Ob als Angehöriger oder als Betroffener.....
rosti 55

annachristine

307 posts
Samstag, 17. Juli 2010 - 21:42
ich kann mich den Worten von rosti 55 nur anschließen.
Die Angst, welche man hat, wenn ein Angehöriger an Krebs erkrankt, kenne ich aus eigener Erfahrung. Man hat das Gefühl durch einen nicht endenen Tunnel zu gehen und sucht das Licht am anderen Ende.
Als mein Mann erkrankte konnte ich mich "nur" nach der Arbeit und am Wochenende um ihn kümmern. Bei der Arbeit waren die Gedanken bei ihm.
Für meine Mutti hatte ich dann schon mehr Zeit, als sie an Darmkrebs erkrankte. Ich war wegen meinem Mann zuvor in den Vorruhestand gegangen.
Und zur gleichen Zeit brauchten mich dann beide. Ich mußte mich teilen.
Mit meinem Mann erleben wir beide jeden Tag. Es gibt keine großen langen Planungen für irgend ein gemeinsames Erlebnis.
Bei meiner Mutti bin ich täglich viele Stunden gewesen. Ich habe ihr vorgelesen, mit ihr gesungen, erzählt aber auch einen Tagesausflug mit ihr gemacht. Sie hat diesen Tag sehr genossen und in sich aufgenommen. Für mich die schönsten Stunden mit ihr. Das war ca. 4 Wochen nach ihrer OP.
Versuch viel mit Deiner Mutti zu machen. Gib ihr die Gewissheit, daß sie loslassen kann und gehen kann.
Es klingt sehr hart, doch es wird ihre Ängste beseitigen.
Viele Grüße
Anna-Christine

Biggi

506 posts
Sonntag, 18. Juli 2010 - 18:16
Herzllich willkommen,
Ich bin Mama und betroffen von Darmkrebs (Diagnose Dez. 2007, seit 20 Monaten Chemo)und mir geht es - bis auf ein paar Nebenwirkungen - ganz gut. Meine Kinder sind 17 und 24. Ich kenne das nur zu gut. Deine Mama hat verständlicherweise schreckliche Angst. Alles ist noch so frisch und dann gleich 2 lebensbedrohliche Krankheiten. Und man will auf keinen Fall seine Lieben allein zu lassen. Ihr seid 10 Kinder , seid alle für sie da. Unterstützt sie, wo ihr nur könnt. Und wie die anderen schon geschrieben haben, wenn es ihr gut geht, unternehmt schöne Dinge mit ihr. Das wird sie stärken. Irgendwann lernt man auch mit der Krankheit zu leben, dann wird es für alle etwas leichter.
So wie ich das einschätze, ist das mit der Chemo so richtig. Es gibt da Standards, nach denen sich alle Ärzte richten. Und wenn sie das für euch macht, wie du meinst, ist doch klasse. Sie hat ein Ziel.
Bitte nicht aufgeben. Ich wünsche euch ganz viel Kraft für die nächste Zeit.
LG Biggi
Gast
Montag, 19. Juli 2010 - 08:23
Hallo,
erstmal: hier bist du richtig.
Wenn Du sorgen oder ängste hast. Der Schritt war schonmal gut....mich würde interessieren wie alt Deine Mutti ist...
Nach der Reanimation kann es normal weitergehen...Ich hatte meinen Herzstillstand 2007...und davon wirklich Null folgen...
Alles was ich dir raten kann haben meine Vorschreiberinnen schon gemacht....
Ich wünsche mal vorab alles gute für die Chemo....
Lieben Gruß
Steffi

Leben68

23 posts
Montag, 19. Juli 2010 - 15:54
Ganz lieben DANK für eure tröstenden Worte!!!
Ich weine jetzt erst einmal ausgiebig; aber es tut immer gut!
Ich melde mich !
Liebe Grüße

Leben68

23 posts
Montag, 2. August 2010 - 19:52
Hallo!
Ich wollte mich mal wieder melden, denn eure Beiträge tun mir sehr gut; lieben Dank nochmals.
Also ich habe noch 9 Geschwister, 7 Brüder und 2 Schwestern. Ich bin die 9.!
Ich fahre jetzt alle 2 Wochen mittwochs mit meiner Mutter zur Chemo; meine Arbeit richte ich danach ein. Die Chemo dauert eine halbe Std. und dann bekommt sie eine Pumpe mit nach Hause, die sie am nächsten Tag wieder abgibt. Ich habe das Gefühl, dass sie die Chemo einfach so hinnimmt....habe Angst zu fragen, ob sie es überhaupt will...weil ich Angst habe, dass sie "nein" sagt....sie ist ziemlich schwach, hat letztes Mal nach 3 oder 4 Tage Durchfall bekommen. Wir versuchen alle (meine Geschwiester und ich; mein Vater ist tod) ihr das Leben so schön wie möglich zu machen. Was sie sicherlich auch spürt. Morgen mußt sie zur Untersuchung in die Herzklinik, evtl. bekommt sie noch einen Herzschrittmacher. Mal schauen, was die Ärzte Bsagen....ich habe mir gerade das Buch "Wir sterben nie" von Bernard Jakoby gekauft. Das Buch tut mir gut. Ich versuche mich ein bißchen vorzubereiten, obwohl ich es nicht zu lassen kann und muß ich ja auch noch nicht, denn soweit ist es ja glücklicherweise noch nicht mit meiner Mutter.
Das war erst einmal das Neueste.
Ich wünsche euch alle auch ganz viel Kraft und bis bald
herzliche Grüße smiley
Gast
Dienstag, 3. August 2010 - 19:53
Hallo Leben,
hört sich gut an...Dein Name...
Ja das ist doch wirklich eine Erleichterung wenn ihr so viele Geschwister seid, da kann man alles gut teilen, vorausgesetzt ihr seid alle in der Nähe und nicht durch die ganze Welt verstreut...
Geteiltes Leid ist bekanntlich halbes leid und Deiner Mutti wird es gut tun zu wissen das ihr an sie denkt und Du Dich mit Büchern befasst, die dir kraft geben, alles was noch kommt durchzustehen....
Durchfall während der Chemo hatte ich auch sowas von krass...Aber auch das verging dann irgendwie...
Ist nicht einfach so eine Chemo aber doch schon mehr als ein Strohhalm an den man sich hochziehen kann....
Ich (48 Jahr - Tumor Mai 2009) T3) habe mich recht gut von allem erholt und die vielen Tiefschläge durch die Chemo wegstecken müssen...Ich habe sie auch nur gemacht wegen meiner Tochter, die Krankenschwester ist und denke im Nachhinein, ein NEIN Chemo, kann man wenn man Kinder hat auch schwer durchsetzen...Restzweifel bleiben....
Da hat sie so viele Kinder groß gezogen, da ist sie sicher katastrophengeübt....lächel
Ich drücke die Daumen -
Steffi -

Leben68

23 posts
Dienstag, 3. August 2010 - 22:53
Lieben Dank für deine netten Worte:-)
Tut gut hier zu sein:-)
Heute hat meine Mutter eine gute Nachricht erhalten: Sie benötigt keinen Herzschrittmacher; Yippppppppiiiiiiiiii!!! Sie hat sich auch so gefreut und sogar vor mir geweint!!! Das fand ich sooooooo schön!
Ich umarme die WELT:-)

Binweg

596 posts
Mittwoch, 4. August 2010 - 07:38
Meine Liebe,
das hört sich sehr gut an.
Du hast viel zu tragen, und dazu, dass Du diese KRaft hast und immer wieder neu schöpfen kannst, da drück ich dir die Daumen.
Und ich beglückwünsche Dich zu dem Buch von Bernhard Jakoby.
Ich hab den Mann selbst kennengelernt in einem Seminar über das Sterben.
Ich kenne einige Bücher von ihm und ich bin begeistert!
Das, was du dort liest, das kann Dir weiterhelfen, so manches zu begreifen und leichter anzunehmen.
LG aus Bayern von Friderike

Biggi

506 posts
Mittwoch, 4. August 2010 - 15:57

Hallo,
ich freu mich ganz doll mit dir. Eine Baustelle weniger, um die man sich kümmern muss.
Für alles was noch kommt wünsche ich viel Kraft und drück ganz fest die Daumen, das alles wieder gut wird,
Herzlich Grüße
Biggi
Gast
Montag, 9. August 2010 - 18:08
Lieben DANK!
Ja;das Buch tut mir sehr gut und ich glaube, wenn es soweit ist, was zur Zeit überhaupt nicht danach aussieht, kann ich mit dem Sterben viel besser umgehen!!!Ich habe jetzt schon eine andere Einstellung zum Sterben bekommen!
Liebe Grüße