Gast
Dienstag, 21. September 2010 - 12:34
Ich möchte hier eigentlich nur mal schreiben, wie stolz ich auf meine Mutter(71 Jahre) bin. Sie erhielt einen Tag nach Ostern die niederschmetternde Diagnose Darmkrebs. Wir waren natürlich alle total verzweifelt. Wir heißt in unserem Fall mein Vater, meine 2 Geschwister jeweils mit Partnern und Kindern. In der ersten Zeit rennt man rum, ist völlig kopflos, versucht sich überallher Rat zu holen und man muß immer wieder sehr geduldig sein (bezügl. Therapiepläne, Ärzte usw.). In unserem Fall wurde meine Mutter knapp 3 Wochen nach der Diagnose operiert. Sie hatte 2 Tumore, einen im Mastdarm und einen im Enddarm. Beide wurden vollständig entfernt. Ein paar Lymphknoten waren jedoch befallen. Ihr wurde ein künstlicher Darmausgang gelegt, wovor ihr im Vorfeld Angst und Bange war. Jetzt nachdem sie ihn hat, muß ich sagen, daß alle Bedenken umsonst waren. Es ist nichts entzündet und meine Mutter kommt super damit klar. Sie überlegt schon, ob sie das Stoma lieber behält, als vielleicht nach einer eventuellen Rückverlegung eine Menge an Lebensqualität einzubüßen. Nach der OP ging es ihr zwar einen Tag so richtig schlecht, sodaß wir schon mit dem Schlimmsten rechneten, aber einen Tag später hatten die Ärzte wieder alles im Griff. Der Grund war der, daß die Kanüle die noch von der PDA im Rücken steckte scheinbar nicht mehr richtig saß und somit die verabreichten Schmerzmittel nicht wirken konnten. Meine Mutter hatte Schmerzen ohne Ende und glaubt mir, so schnell jammert meine Mutter nicht! Inzwischen hat sie ihren 9. Zyklus Folfox hinter sich.Drei Zyklen hat sie noch vor sich (immer 14tägig für 3 Tage ambulant). Sie hat natürlich auch mit Nebenwirkungen zu tun, wie heftiges Kribbeln in Finger- und Fußspitzen, sie kann nichts heißes oder kaltes anfassen, na und - dann zieht sie eben Handschuhe an; ihr ist manchmal sehr schwindlig, dann ruht sie sich halt öfter mal aus; und ihr sind die Haare ausgefallen, na und - sie hat eine tolle Perücke, die sie bestimmt 10 Jahre jünger macht. Alles in allem muß ich sagen, meine Mutter war schon immer fleißig, stillsitzen war noch nie ihr Ding, aber wie sie mit ihrer Krankheit umgeht - alle Achtung. Ich habe das Gefühl, daß sie noch einen Gang hochgeschalten hat. In ihr steckt so viel Energie, daß ich mit meinen 40 Jahren und ohne Krankheit manchmal echt neidisch bin. Wir betreiben seit 20 Jahren ein Blumengeschäft und haben jeden Tag zusammen dort gearbeitet. Als meine Mutter mit 60 Jahren in Rente ging, tat sie das nur auf dem Papier. Sie stand mir jeden einzelnen Tag zur Seite, mein Vater übrigens auch. Und ob ihr es glaubt oder nicht, auch jetzt steht sie am Wochenende mit mir im Verkaufsraum und verkauft als wenn nichts wäre unsere Blumen - sie ist einfach toll. Ich glaube auch, daß ihr der Kundenkontakt viel gibt. Wir haben fast ausschließlich Stammkunden und so kennt man sich halt auch schon ewig und wenn sich dann dann einzelne Kunden bewundernd äußern, tut ihr das gut. Das Schöne ist, das wenn es mal einen Tag nicht so gut läuft, geht sie eben nach hause - sie muß ja nicht arbeiten. Ich wünschte mir, daß sie den Rest der Chemo auch so gut bewältigt, genau an meinem Geburtstag ist sie fertig damit. Und dann hoffen wir natürlich, daß das alles auch den gewünschten Nutzen hat.
Es ist jetzt doch `ne ganz schön lange Geschichte geworden, aber vielleicht konnte ich hiermit auch ein bischen Mut, Zuversicht und Hoffnung weitergeben.
Seid lieb gegüßt, Ina.

ena

36 posts
Dienstag, 21. September 2010 - 14:13
Das hört sich toll an.
Bewahrt euch diesen Lebensmut.
Ich wünsch euch alles erdenklich Gute!!!
Liebe Grüße
Elena
Gast
Dienstag, 21. September 2010 - 20:46
Schön:-)
Das freut mich auch sehr. Ich habe auch solch "ähnlich" Mutter:-)
Alles Liebe für euch.
Gast
Dienstag, 21. September 2010 - 20:54
Hallo Anonym.
Na klasse, wenn sich Deine Mutter so gut macht.
Kleiner Hinweis zum Kribbeln in den Händen und Füßen:
Laßt es nicht allzusehr darauf ankommen - lieber das Oxaliplatin absetzen. Jedenfalls bei mir haben die Ärzte sehr optimistisch geschildert, daß das wieder weggeht. Ist aber nach über 5 Jahren immer noch nicht ganz weg.
Für feine manuelle Arbeiten (im Blumengeschäft oder bei Handarbeiten) ist das nix.

Ansonsten weiterhin viel Erfolg
Wolfgang R

Biggi

506 posts
Dienstag, 21. September 2010 - 22:10
Auch ziehe den Hut vor deiner Mama. In dem Alter noch so viel Power. Aber so sind sie eben unsere Senioren. Total fit. So kommen sie auch mit solch einer Diagnose und der Bekämpfung klar. Sie wird das schaffen, da bin ich mir sicher. Sie hat die richtige EInstellung und das tut ihr sicher gut, zu arbeiten. Das ist die beste Ablenkung. Aber immer schön die Kräfte einteilen. Da musst du auch ein bisschen auf sie aufpassen, dass sie sich nicht überschätzt. So eine Behandlung kosten immens viel Kraft. Ich merke das sehr und bin erst fast 50.
Also weiterhin den Kopf hoch .
LG Biggi
Gast
Mittwoch, 22. September 2010 - 00:15
Einfach spitze,da freut mann sich .Ich wünsche euch weiterhin so viel Kraft .