sigi55

80 posts
Mittwoch, 15. Dezember 2010 - 10:37
Hallo,
ich bin 55 Jahre alt und ganz neu hier,
Habe seit einiger Zeit immer mal Blut im Stuhl festgestellt, dem aber fälschlicherweise nicht die gebührende Bedeutung beigemessen, da es mir ansonsten gut geht; bin aber gestern wg. Krebsvorsorgemaßnahme zur Darmspiegelung gegangen. Dabei wurde ein im Durchmesser ca. 2,5 cm großer(nimmt 2/3 des Darmumfanges ein) großer Darmtumor festgestellt. Am kommenden Montag soll ich ins Krankenhaus und in einer OP wird ein 20 cm großes Darmstück entfernt - noch vor Weihnachten!
Nun suche ich von anderen Betroffenen, die ähnliches durchgemacht haben, Erfahrungen, Mut und Zuversicht.
Übrigens habe ich schon des öfteren Studien gelesen, dass die Einnahme von Ass100 (Wirkstoff: Acetylsalicylsäure) das Risiko an Darmkrebs zu erkranken um ein vielfaches verringert. Ich nehme seit 18 Jahren, nach einem Herzinfarkt, täglich eine solche Tablette - verstehe die Welt nicht mehr!

Martl

188 posts
Mittwoch, 15. Dezember 2010 - 10:50
Hallo Sigi,
erstmal willkommen hier.
Du hast dich richtig entschieden, indem du dich hier angemeldet hast.
Ich kann mir vorstellen, was das alles für ein Schock für dich ist.
Wichtig ist, dass du ab jetzt immer nur Stück für Stück denkst.
Darmkrebs ist eine der Krebsarten, die heute wirklich gut zu behandeln sind. Daher ist an ein Aufgeben zu keiner Zeit zu denken! Klick auf meinen Nicknamen und dann auf "Beiträge" - dann kanns dir die Geschicht von meinem Dad durchlesen. Er ist vor ner Woche 56 Jahre alt geworden und kämpft seit März diesen Jahres mit der Krankheit.
Wir haben schon viel hinter uns und sind immer noch zuversichtlich - grad eben wird er operiert in Regensburg (an der Lunge).
Mein Dad hat immer gesund gelebt (gute Ernährung, keine Zigaretten, kein Alkohol, ca. 20000 km Rennrad gefahren im Jahr). Auch hatte niemand in der Verwandtschaft je Darmkrebs.
Trotzdem hat es ihn erwischt.
Es ist klar, dass man sich fragt: "Warum ich?", aber in solchen Kategorien darf man heute in dieser seltsamen Welt nicht mehr denken.
Wenn du Fragen hast, dann melde dich jederzeit.
Du findest hier im Forum wirklich viele nette Leute, die sich sehr gut auskennen und auch schon viel mitgemacht haben.
Keiner hier gibt auf und merke dir:
Jede Krebserkrankung ist etwas anders und individuell - es lohnt sich allein schon deshalb zu kämpfen, weil die Medizin Jahr für Jahr Fortschritte macht!!!
Gruß
Martin

sigi55

80 posts
Donnerstag, 16. Dezember 2010 - 10:26
Hallo Martl, vielen Dank für deine schnelle Antwort. Es ist gut zu wissen, dass man mit seinem Problem nicht allein ist.
Am Montag geht`s in die Klinik, um zu sehen, ob sich Metastasen im Körper befinden. Drückt mir alle die Daumen, dass das Ergebnis "negativ" heißt. Dies wäre mein Weihnachtswunsch für mich.

landtechniker

578 posts
Donnerstag, 16. Dezember 2010 - 14:13
Hallo Sigi,
mein Vorgeschichte ist ähnlich, die Diagnose auch, vier Tage vor meinem 44sten Geburtstag (vor 3 1/2 Jahren) wurde ich operiert (40 cm entfernt). Inzwischen geht es mir sehr gut, mit den geringen Einschränkungen habe ich leben gelernt. Also Kopf hoch. Je nach pathologischer Diagnose (dazu mehr, wenn sie vorliegt) werden die nächsten 3-12 Monate kein Zuckerschlecken, aber die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen Heilung ist groß.
Das eine vermieste Weihnachten kannst du nächstes Jahr um so ausgiebiger nachfeiern.
Alles Gute Landtechniker

Biggi

506 posts
Donnerstag, 16. Dezember 2010 - 14:30
Hallo Sigi,
gut, dass du hierher gefunden hast. Das kenne ich: auch meine Darmkrebs-OP war am 19. Dezember, allerdings schon 2007. Aber ein paar Tage später ging es mir (dank Schmerzpumpe im Rücken) schon wieder recht gut und am 1. Weihnachtsfeiertag bekam ich Sauerbraten und Kartoffelbrei. 1. feste Mahlzeit und am 30.12. durfte ich wieder nach Hause. Ich war damals 46. Heute mache ich zwar immer noch Chemo aufgrund nach einem 3/4 Jahr aufgetretener Metastasen, aber mir geht es trotz allem gut.
Gut ist, dass der Tumor jetzt erst einmal ganz schnell rauskommt und danach wirst du mehr wissen, z.B. ob du eine Chemo brauchst oder vielleicht nicht. Aber selbst dann ist noch nicht aller Tage Abend. Irgendetwas geht immer noch. Viele Wege stehen offen. Lass den Kopf nicht hängen. Guck, trotz berechtigter Angst, mutig nach vorne. Weglaufen kannst du sowieso nicht. Schau, dass das Krankenhaus Erfahrung mit einer solchen OP hat und du vertrauensvolle Ärzte um dich hast. Ich kann dir auch nur raten, mit Familie oder Freunden über deine Ängste und Gedanken zu sprechen. Und wenn das nicht geht, schreibst du hier an uns und bombadierst uns mit Fragen, egal welcher Art. Es wird immer jemand antworten. Hier ist ein reichhaltiger Erfahrungsschatz vorhanden, von dem ich schon mehr als einmal profitiert habe.
Ich weiß, wie du dich jetzt fühlst. Man weiß eigentlich gar nicht, was einem geschieht. Irgendwie steht man neben sich, denkt man träumt und wacht jeden Moment auf und alles ist wieder gut. Aber das ändert sich. Man muss lernen, damit zu leben und dabei hilft halt drüber zu reden.
Also, Kopf hoch ! Ich schicke dir ein dickes Kraftpaket und stelle dir einen Schutzengel an die Seite, der Montag bei dir mal nach dem Rechten schaut. Für Montag drücke ich dir ganz fest alle Daumen. Wünsche können wahr werden. Glaube nur fest daran !
LG Biggi

sigi55

80 posts
Donnerstag, 16. Dezember 2010 - 15:56
Danke, ich bin froh bei euch gelandet zu sein, aus Erfahrungen anderer Betroffener kann man nur lernen. Freue mich über jeden Mutzuspruch und lerne bestimmt auch bald, damit zu leben.

sigi55

80 posts
Donnerstag, 16. Dezember 2010 - 16:12
Habe hier einen schönen Spruch über das Leben gefunden, den ich euch nicht vorenthalten möchte:
Leben
Das Leben ist eine
Herausforderung..... begegne ihr.
Das Leben ist ein Geschenk nimm es an.
Das Leben ist ein Abenteuer.....wage es.
Das Leben ist Kummer....überwinde ihn.
Das Leben ist eine Tragödie.....tritt ihr entgegen.
Das Leben ist eine Pflicht.....erfülle sie.
Das Leben ist ein Spiel.....beteilige dich an ihm.
Das Leben ist ein Geheimnis.....Iüfte es.
Das Leben ist ein Lied.....singe es.
Das Leben ist eine Gelegenheit.....ergreife sie.
Das Leben ist eine Reise.....mache sie bis zu Ende.
Das Leben ist ein Versprechen..... halte es.
Das Leben ist Schönheit.....preise sie.
Das Leben ist ein Kampf.....stelle dich ihm.
Das Leben ist ein Ziel.....erreiche es.
Das Leben ist ein Rätsel.....Iöse es.
(A-ed Robinson)

muffi

1 posts
Donnerstag, 16. Dezember 2010 - 23:25
Hallo Ihr alle,
ich bin neu hier, stelle mich deswegen wohl auch was blöd an, tut mir leid. Wir haben auch eine Darmkrebsdiagnose zu Weihnachten bekommen, nur bin nicht ich die betroffene, sondern meine Mutter.
Wir wissen noch nichts wirklich Genaues. Momentan ist sie immernoch im Krankenhaus für ein ganzes Arsenal an Untersuchungen. Fest steht: bösartiger Tumor, schon was größer in ungünstiger Lage nahe dem Schließmuskel. Daher auch die Prognose: zu 95% künstlicher Darmausgang unumgänglich. Leber und Milz nicht betroffen, Lunge steht noch aus. Im Bauchraum ein hühnereigroßer Polyp noch ohne Befund.
Mir ist zum heulen. Das Schreiben fällt mir schwer, wenn ich dran denke, dass es meine Mutter ist, über die ich hier grad spreche.
Angeblich soll sie am Montag mit Chemo anfangen (die Ärzte hoffen wohl, den Tumor schrumpfen zu können, um besser operieren zu können!?)
In unserer Familie hat, soweit ich weiß, Krebs nie eine Rolle gespielt. Und jetzt plötzlich haben wir alle nur noch ne Sch...Angst, was aus unserer Mutter / Oma / Ehefrau wird und ob einer von uns der nächste ist.
Solche unbeschreibbare Angst hab ich noch nie gehabt.
Ich weiß, das Leben muss weitergehen und das tut es ja auch. Aber dennoch werde ich die dunklen Gedanken nicht los, dass das unter Umständen auch das letzte Weihnachten für meine Mutter sein könnte.
Vielleicht dramatisiere ich das alles auch nur, und alles wird gut ( nur zu gern will ich diesem Glauben erliegen). Doch das liegt sicher daran, dass keiner aus unserer Familie a) mit sowas gerechnet hätte und b) null Erfahrungen mit Krebs hat.
Könnt Ihr helfen? Bitte? Ich weiß nicht wie, womit oder warum ihr das tun könntet - ich bitte nur.
Liebe Grüße
Eure Muffi

Arwed

650 posts
Freitag, 17. Dezember 2010 - 08:56
Hallo Muffi,
wenn jetzt auch in der Lunge und sonst nicht an Metas gefunden wird, sind die Aussichten auf Heilung sehr gut. Wenn doch noch etwas gefunden wird, kann man dagegen gut vorgehen.
Wenn du hier im Forum dich weiter umschaust, wirst du viele sehen, die mit schwerer Erkrankung einigermaßen gut leben können.
Ich hatte auch Sept. 2007 Darmkrebs mit 9 Lebermetas und mein Ende stand bevor, aber gute Chemos und OPs lassen mich trotz ständig neuer Metas heute noch leben.
Also Kopf hoch, deine Mutter wird höchstwahrscheinlich noch sehr viele Weihnachten erleben, wenn nichts Dummes dazwischen kommt.
Mit dem künstlicher Darmausgang leben auch sehr viele und kommen gut damit zurecht. Außerdem macht die Medizin große Fortschritte, derzeit eher in der Chirurgie.
Liebe Grüße Arwed

Biggi

506 posts
Freitag, 17. Dezember 2010 - 09:29
Willkommen hier im Forum liebe Muffi,
der Anlass ist kein Schöner, aber auch in deinem Fall kann ich mir vorstellen, dass es dir guttut, hier Fragen zu stellen oder dir einfach nur alles von der Seele zu reden, was dich bedrückt. Die Welt bricht für die ganze Familie zusammen. Erst einmal. Lies mal oben, da hab ich auch schon etwas geschrieben. Ich hätte am Anfang auch nicht gedacht, dass ich das nächste Weihnachtsfest noch erlebe, aber es ist nun schon das 3. und viele weitere werden sicher folgen. Aufgegeben wird nicht, dafür bin ich auf noch viel zu jung. Ich werde im Januar 50 Jahre, meine Kinder sind 24 und 18. Und ich habe mir doch nicht umsonst die ganzen Jahre mit Ihnen soviel Mühe gegeben. Ich will auf ihren Hochzeiten tanzen und meine Enkelkinder hüten.
Mir hat der unendliche Rückhalt meiner Familie, von Freunden, Nachbarn und Arbeitskollegen sehr viel Kraft gegeben. Ich bin sehr offen mit der Diagnose umgegangen und das hat ihnen geholfen mit mir umzugehen. Sprechen hilft, die Angst etwas einzudämmen. Lasst deine Mama, wenn möglich, zu Untersuchungen oder Arztterminen nicht allein gehen. Helft ihr im Alltag (wenn sie von der Chemo erledigt ist), unternehmt schöne Dinge zusammen, versucht die Weihnachtszeit zu genießen. Auch die Enkelkinder werden ihr eine Menge Kraft verleihen. Seit immer für sie da, zeigt ihr eure Liebe. Dann wird sie stark sein und den Kampf aufnehmen können. Es wird nicht leicht, ist aber zu schaffen. Auch wenn es schwer fällt, versucht wieder Zuversicht und Vertrauen zu schöpfen und glaubt fest daran, dass alles wieder gut werden kann.
Schön wäre es, wenn du hier weiter berichtest, welches die nächsten Schritte für deine Mutter sind. Du kannst das auch als eigenes Thema einstellen, dann kann man dich leicht unter deinem Namen finden.
Im Moment wird alles für sie getan. Achtet auf gute Ärzte, wichtig ist ein erfahrener Onkologe. Habt ihr ein Darmkrebszentrum oder vll. eine große Uni-Klinik in eurer Nähe ? Dort kann man sich informieren.
Richtig ist, dass die Chemo den Tumor für eine dann günstigere OP verkleinern soll. Stoma-Erfahrung habe ich persönlich nicht, aber ich weiß hier aus dem Forum, dass es damit glaube ich ganz gut leben lässt. Aber das Thema ist ja jetzt noch nicht akut. Eines nach dem anderen.
Bitte bleib im Gespräch mit uns.
Ein dickes Kraftpaket und auch für dich und deine Familie einen Schutzengel schickt dir
Biggi

Binweg

596 posts
Freitag, 17. Dezember 2010 - 09:52
Hallo Muffi, ich begrüße Dich erst mal ganz herzlich,auch wenn der Grund, warum du hier schreibst, für Eure Familie sehr schlimm ist.
Ich kann es dir ganz gut nachfühlen, wie es Euch geht - mir ist es letzten Weihnachten auch so gegangen.
Ich bin 5 , mein Mann 52 und mein Mann ist am 18.12. 09 notoperiert worden, wir wußten gar nichts vorher, nur Darmverschluss.
Dass wir erst 4 Jahre verheiratet sind, doch eigentlich den Rest unseres Lebens zusammen verbringen wollen, das ist plötzlich wie weggeblasen- wovon lebe ich allein, was mach ich mit unseren Schulden, was mache ich mit seinen Kindern, die ich erst seit 6 Jahren kenne, wie geht es weiter, allein......
Aber, es geht immer weiter... das ist das große Wunder,
der künstliche Ausgang ist inzwischen mit bei unserem Leben, er wird liebevoll Blubb genannt, oder der Halbsohn von mir nennt ihn "Tornister", und die nächste Chemo läuft, weil mein Mann noch Metastasen in der Leber hat.
Die Medizin ist inzwischen so weit, dass lange Zeiten überbrückt werden können, auch lebenswert.
Und, bitte seid bei Mama, redet mit ihr, damit auch sie über ihre Ängste reden lernt, und Ihr alle zusammenhalten könnt.
Bleibe bei uns und schreib es Dir von der Seele.
Lg Friderike aus Bayern