Nini Seege

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Mittwoch, 5. Januar 2011 - 15:30
Ich merke das ich als Angehörige ganz schön Nervenmaterie gelassen habe, ich konnte über Weihnachten und Jahreswechsel obwohl ich frei hatte nichts an Nerven und Ruhe in meinem Körper aufbauen. Vom 27.12. bis 31.12.hat Vater wieder täglich Chemo gehabt,nun gehts ihm wieder schlechter, nimmt ab obwohl er ißt, sein Gesicht um Mund rum völlig angeschwollen, sein Gebiß kann er nur mit Mühe tragen, damit er wenigstens besser reden kann.Raus aus der Wohnung geht er garnicht hat zu große Angst das er fällt, weil er ständig Kreislaufbeschwerden hat, haben jetzt alle Medi gaben was Blutdruck und Herz betraf eingestellt, aber besser gehts so auch nicht(Entzugserscheinungen??)
Meine Mam kann mit Vater überhaupt nicht umgehn ich verstehe sie nicht, sage ich was, heult sie und ist bockig,
macht aber ständig schlechte Bemerkungen, wie Papa ist mit nichts zu frieden, macht ständig das Clo schmutzig, das Bett muß ich ständig beziehen und die viele Wäsche waschen,ach man das nervt alles so, dabei hat sie nichts anderes zu tun. Ich versuche ihr zu erklären, ihm bitte eine Stütze zu sein und das es nach der Chemo / Ende Feruar langsam besser gehn wird, das ich es so hier im Forum schon oft gelesen habe, aber sie ist zu ungeduldig. Dann ruft sie nachts an Vater ist wieder umgefallen ihm gehts so schlecht ich bekomme immer einen Schreck und an schlafen nicht zu denken. Spreche mit Paps sagt es ist alles im grünen Bereich das muß ich durch.
Nicht das wir kurz vor Weihnachten den Todesfall meines Onkels zu verwinden hatte, ist nun auch noch am 03.01.der Vati meiner Freundinn verstorben, hatten Silvester noch alle bei Ihr zusammen gesessen, da war ihr Vati nur etwas ruhig aber sonst sah er gut aus, und drei Tage später...ich glaube alles nicht schon wieder zur Beerdigung.
Immer zu diese Sch.....Krebs!!!!
Hab mich wieder nen bißchen ausgeheult!
Wünsche alle Kämpfenden und Angehörigen noch ein gutes neues jahr!
Nini

sonnenkind

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Donnerstag, 6. Januar 2011 - 22:51
Liebe Nini,
ich wünsche Dir auch ein schönes neues Jahr, mit wenig Ärger/Sorgen und Aufregung. Es ist ganz wichtig, bei der Unterstützung von kranken Angehörigen, selber bei Kräften zu bleiben...sonst ist man keine Stütze. Man muß sich Auszeiten nehmen. Klingt schwierig, ist aber machbar. Dann hat man wieder Kraft sich um die Sorgen anderer zu kümmern. Ich bin in der gleichen Lage, wie Du. Mein Vater ist auch ein stiller Leidener und meine Ma ist unzufrieden und oft schlecht gelaunt. Alles wird ihr zuviel. Dabei hat sie 2 Töchter, die ihr (fast) alles abnehmen. Sie braucht meinen Dad nicht mal zum Arzt begleiten. Ich mache ihr aber keine Vorwürfe, ein bisschen kann ich sie auch verstehen.
Ich wünsche mir mit jeder Faser meines Körpers, daß es endlich ein Medikament gibt, was Heilung verspricht und dieses Versprechen auch hält!!! Damit ALLE hier in diesem Forum und auf der ganzen Welt nicht mehr länger leiden müssen. Man darf die Hoffnung nicht aufegeben, von irgendwo kommt immer ein Lichtlein, was uns wieder Kraft gibt und hoffen lassen kann...
Alles Gute und ganz viel Kraft...
Anja

Martl

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Montag, 10. Januar 2011 - 13:00
Nur Betroffene und direkte Angehörige können nachvollziehen, wie schwer, belastend und kraftraubend es ist, mit dieser Krankheit konfrontiert zu werden.
Geduld und Halt sind sehr wichtig im Kampf gegen diese Krankheit.
Solange man immer wieder etwas Verschnaufpausen hat (wie wir gerade bzw. hoffentlich auch nach dem Staging nächste Woche) ist es zu ertragen.
Ich wünsche dir die oben besagten Dinge, um durchzuhalten und weiterzukämpfen.
Der Mensch ist hart im Nehmen und man schafft und erträgt oft viel mehr als man denkt!

annachristine

307 posts
Montag, 10. Januar 2011 - 15:30
Hallo Nini,
es gibt so einige dinge, die man nicht erklären kann. Als Partner (Ehefrau) mit der Krebserkrankung und den damit verbunden vielen Veränderungen fertig zu werden gelingt im ersten Moment nicht wirklich. Man funktioniert wie ein Uhrwerk; immer Stärke zeigen und nie die Schwäche zugeben.
Als mein Mann an Krebs erkrankte, hat er diese Krankheit nicht bewußt wargenommen. als die Ärztin es im im KH sagte kam der Zusammenbruch für ihn.
Ich habe mir viele Informationen über seine Erkrankung im Netz gesucht; ein Forum gefunden in dem ich auch mal meine Sorgen schreiben konnte und eine Antwort erhielt.
Habe mir widerum keine Gedanken über die Auswirkungen der Chemo gemacht. (Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit, Fieberschübe usw.) Da gab es nichts zum lesen im Netz, da die Wirkung bei jedem eine andere ist.
Ich ging früh zur Arbeit und habe mir Gedanken gemacht, was zu Hause passiert. Mein Mann hat viele Dinge gemacht, über die ich wütend dann weggesehen habe. Er war nicht mehr der Partner, der vor Kraft stroßte und mit dem ich mich blind verstand.
Ich habe mir meine Auszeit für 2 bis 3 Stunden genommen und di8e haben mir gut getan. Ich konnte von allem richtig abschalten und hatte im Freundeskreis meine Hilfe.
Bettenbeziehen und Waschen kenne ich zugut.
Aber das ist eben die Erkrankung.
Daß Deine Mam wütend ist auf ihn könne auch darin zu sehen sein, daß sie Deinem Papa damit sagen will "Kämpfe um Dein Leben, kämpfe gegen den Krebs!" Sie sieht, daß er sich evtl. aufgibt.
Sie und auch Ihr müßt lernen jeden Tag zu leben.
Wir leben jeden Tag. Ich sehe wenn seine Kraftreserven nicht da sind, wenn er schlecht drauf ist, auch wenn er auf Streit aus ist. Es gibt auch einmal Feuerwerk von mir, wenn er sich gehen läst.
Über runde Ecken beim Staubsaugen und Fensterputzen kann ich nur lachen. Wenn er nicht da ist, beseitige ich diese.
Versucht mit Papa viele Dinge zu machen, die er gerne machen möchte.
Liebe Grüße
Anna-Christine

Binweg

596 posts
Montag, 10. Januar 2011 - 16:46
Ich muss immer wieder schmunzeln über die Runden Ecken beim Staubsaugen, sorry, nicht böse sein. cool
Es ging bei uns schon immer ziemlich locker zu, schon allein wegen der Enge in der neuen Wohnung, wegen der ständigen Baustellen an allen Ecken und Enden, unfertigen "Projekten", und daher bin ich froh, wenn jeder Arbeiten kann, wenn mein Mann so weit arbeitet, wie er kann, denn das hat ihn schon letztes Jahre ungeheuerlich abgelenkt.
Und jetzt, wir haben einen 16-Jährigen in der Wohnung.
Nini, Anna-Christine.
Wenn Ihr bei mir wäret, Ihr würdet denken, die Frau ist ein Schw**n als Hausfrau.
Aber, es geht nicht anders und wir leben, es ist nicht grauselig, es ist einfach nur urgemütlich.
Und, der Bub lebt bei uns und kann langsam sich heimisch fühlen, seine Aggressionen abbauen, vielleicht irgendwann wieder Vertrauen fassen, auch zu mir.
Das ist wichtig, schon allein, dass ich ihm gestern die Haare schneiden durfte, und das bei eine Mähne, die bis zu den SChultern ging, meint Ihr, da kann ich auf 100%iges Ergebnis hoffen? Er ist froh, dass er nicht zum Frisör muss, er ist dankbar, wenn ich ihm über den Rücken streichel.
Und, mein Mann, er ist dankbar, wenn wir ihm Dinge abnehmen, wo er sich nicht bücken kann, und wenn das Clo, die Wand rundherum, die Fliesen mal wieder eine Menge neuer Flecke haben....
Er kanns nicht wegmachen, also mach ich es.Der Ring, wo der Beutel auf der Platte am Bauch befestigt ist, das ist so fest wie der Ring einer Tupperschüssel, da tut jedes Bücken weh! [smiley:mad]
Sich Ärgern, das kostet Kraft, und er kann es wirklich nicht, er sieht es nicht mal, er muss so "zirkeln", damit er beim Beutel ausleeren ( er ist Ileo-Stomaträger, also grundsätzlich eine dünne Brühe, die seinen Darm verlässt!) in die Toilette trifft, seine Hosen nicht versaut.
Also, versucht es gelassen zu nehmen und drückt Eure kranken Angehörigen, seid dankbar, dass sie da sind, Ihr mit ihnen sprechen könnt.
Alles Liebe
Friderike mit Mann, und seinem Ableger, dem lieben Burschen

annachristine

307 posts
Montag, 10. Januar 2011 - 20:35
Hallo Friderike,
ja es ist schon zum Schmunzeln das mit den runden Ecken.
Die sehe ja nur ich bzw. wir Frauen. Unsere Männer sehen die nicht. Sie finden ihre Arbeit lobenswert (nicht vergessen).
Man nimmt sich im Laufe der Zeit aber auch bestimmte Redewendungen an, die man entwerder mal denkt oder auch sagt. Eine davon ist: "Was kümmert es jemanden, wenn in China ein Sack Reis umfällt!"
Unser Sohn kennt von kleinan die Redewendung, wenn mal was erledigt werden soll "Zack, zack die Holzkuh" oder "Sattle die Hühner, wir wollen in die Stadt reiten!"
Und ich nehme vieles jetzt sehr gelassen. Warum soll ich mir Streit aufladen oder mich belasten. Die Sch... Krankheit können wir nicht beseitigen, nur dagegen kämpfen.
Alles Liebe
Anna-Christine