- Operation bei metastasiertem Darmkrebs meist unnötig
Sofortige Chemotherapie laut Studie in der Regel besser
Bei den weitaus meisten Patienten mit fortgeschrittenem Darmkrebs, der schon Metastasen gebildet hat, ist eine unverzügliche Operation des Haupttumors nicht sinnvoll. Eine amerikanische Studie zeigt, dass Ärzte stattdessen möglichst schnell eine Chemotherapie einleiten sollten.
Bislang ist es bei diesen Patienten üblich, nach der Diagnose möglichst schnell den Tumor zu entfernen, um weitere Komplikationen wie etwa Blutungen oder einen Darmdurchbruch zu verhindern. Eine Chemotherapie wird dann meist erst drei bis sechs Wochen später begonnen. Mit der Einführung neuer Medikamente gingen manche Ärzte dazu über, zunächst eine Chemotherapie einzuleiten, die sowohl den Primärtumor schrumpfen lässt, als auch die Tochtergeschwulste.
Dieses Vorgehen stützt eine Studie des renommierten Memorial Sloan-Kettering Krebszentrums in New York. «Für Menschen mit metastasierter Erkrankung, die durch eine Operation nicht geheilt werden können, ist eine Darmoperation nicht immer nötig», sagt Untersuchungsleiter Philip Paty, der die Studie auf einem Kongress in Orlando vorstellte. «Mit einem schnellen Beginn der Chemotherapie vermeiden Patienten das Risiko chirurgischer Komplikationen und beginnen die Behandlung aller Erkrankungsstellen ohne Verzögerung.»
In der Studie drohten bei 93 Prozent der rund 230 Patienten keine Komplikationen, die eine Operation erforderten. «Wir wissen jetzt, dass der Routineeinsatz von Operationen bei diesen Patienten auf veraltetem Denken beruht», betont Paty. Es könne zwar immer Ausnahmen geben, «aber unsere Standardvorgehen sollte sein, nicht zu operieren».
Quelle: The Associated Press
14.06.09
Arwed
650 postsHallo Martin,
genau aus diesem Grund gibt es seit mindestens 5 Jahren die neo-adjuvante Chemo und wird auch so, wenn möglich, auch angewendet, wie auch bei mir.
Grüße Arwed
das ist von fall zu fall unterschiedlich. bei meiner mutter musste eine op sein (zumindest bin ich davon überzeugt) denn sie stand ganz kurz vorm Darmverschluss.
so wie ich den artikel verstanden habe, soll dann später der haupttumor operiert werden? aber ich glaube manche würden das nach der chemo gar nicht durch stehen.
Ja das kennen wir schon. Auch in den vor ungefähr fünf Jahren aktualisierten S3-Leitlinien kann man lesen, dass unter besonderen Umständender Primärtumor (zunächst) belassen werden kann. Manchmal wohl sogar belassen werden muß.
Wesentliche Voraussetzung ist dann, dass kein Darmverschluß droht.
xl-Veteran
Guten Abend!
Dazu paßt die Email eines Chefarztes eines Darmkrebszentrums, die ich hier ausnahmsweise einmal öffentlich mache, jedoch anonymisiere. Interessanter Dennkansatz, oder? Also gibt es doch noch Ärzte, die von altbekannten Schemata auch mal wagen abzuweichen? Das lässt hoffen!
In a message dated 03.06.2011 19:38:58 MET, XXX writes:...Eine Vorstellung bei mir ist kurzfristig möglich...Sie erreichen mich auch in der Tagesklinik...Dort halte ich meine Darmsprechstunde ab....Ohne alle Informationen...scheint mir das Entscheidende, ob in der Leber Metastasen des Darmkarzinoms vorhanden sind...Ich gebe Ihnen recht, dass bei nicht einengendem Karzinom bei Nachweis mehrerer Lebermetastasen das zunächst nicht operative, also konservative Vorgehen aus meiner Sicht die Therapie der Wahl wäre...Man würde sofort einen Port implantieren und möglichst auch ambulant zunächst mit Chemotherapie beginnen. Dann wäre der weitere Verlauf abzuwarten...Natürlich müsste man die Leberbilder auf eine mögliche Resektabilität überprüfen, weil man auch bei mehreren Lebermetastasen nach vorangegangener Chemotherapie noch manches erreichen kann...Alternativ wäre eine Radiofrequenzablation zu bedenken. Im Falle von Lebermetastasen würde man erst dann den Tumor operieren, wenn er lokale Probleme macht, d. h. also, wenn er zu einem mechanischen Darmverschluss führen würde...Aber selbst dann versuchen wir im eigenen Procedere, erst noch eine große OP zu umgehen und ggf. einen Stent durch unsere Gastroenterologen implantieren zu lassen...Sie sehen also, hier gibt es eine Vielzahl von Problemen und Optionen...Zu unserem Darmzentrum darf ich Ihnen sagen, dass wir erst kürzlich sehr umfangreich durch die Fa. OnkoZert i.A. der DKG erneut rezertifiziert worden sind...Unsere Erstzertifizierung erfolgte xxx...Dabei sind die Kriterien der Deutschen Krebsgesellschaft in der Tat sehr streng...Es wird praktisch das Unterste nach oben gekehrt...Ich möchte noch einmal die Mail meines Oberarztes wiederholen und biete gerne an, die Patientin hier zu untersuchen und zu beraten...Dafür wäre natürlich wichtig, alle Befunde mitzubringen...Selbstverständlich würde ich den gesamten Fall dann auch in unserer wöchentlichen interdisziplinären Tumorkonferenz des Darmzentrums von allen Fachexperten begutachten lassen...Mit besten Empfehlungen...XXX...Chefarzt...Arzt für Chirurgie, Visceralchirurgie, Gefäßchirurgie und Unfallchirurgie....
wenn jeder was anderes erzählt
wem soll man da noch glauben schenken?
das verunsichert schon sehr, wenn sogar ärzte
sich nicht einig sind wie man vorzugehen hat
ich finde kein krebs hat so schlechte prognosen
und chancen wie darmkrebs - das frustriert ........
So schlecht sind die Chancen bei Darmkrebs auch wieder nicht. Wichtig ist nur dass der Krebs frühzeitig entdeckt wird.
Dazu kann nur immer wieder die Vorsorgeuntersuchung empfohlen werden.
Hallo Marin2,
nun wäre es interessant wie es in dem Fall über den du berichtet hast weiter gegangen ist.
Gern anonymisiert.