Gast
Sonntag, 15. Januar 2012 - 09:35
Moin, Moin,
Mein Schwager wurde im Januar 2009 an Darmkres operiert. Zuerst mit einem seitlichen Darmausgang, dann konnte wieder zurückverlegt werden. Sein Behinderungsgrad 100%.
Nun kriegt meine Cusine mit ihrem Mann Probleme psychischer Natur. Er war schon immer ein unruhiger Mensch aber was jetzt abgeht ist die Hölle. Er wandert die ganze Nacht durch die Wohnung und sitzt stundenlang auf der Toilette. Ist aufbrausend und beendet einfach Telefongespräche, hört ihre Telefonate ab oder schreit einfach in Telefonate.
Sie ist am Ende mit ihrem Latein und ist schlichtweg bedient.
Kennt ihr ähnliche Gegebenheiten bei Menschen, die Darmkrebs haben?
es ist schwer etwas zu raten, da er seine agressivität nicht so leicht ablegen wird denke ich mal.
wichtig wäre due ursache zu finde, zum beispiel gewisse medikamente können agressiv machen.
typische krebsarten die agressionen auslösen, sind hirntumore und hirnmetastasen.
ich berichtige die krebsarten können agressiv machen.
hier einige erfahrungsberichte
http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=1590
Es ist richtig, Krebskrankheiten aber auch andere Krankheiten und Belastungen können depressiv machen. Ich mußte es am eigenen Leibe erfahren.
Depression kann dann wiederum zu Aggression führen.
Eine Beratung und ggf. Behandlung durch einen Psychoonkologen wäre zu empfehlen.
Nachsatz. Ein Abreagieren durch Aggression oder Wut kann evtl für den Patienten besser sein als die Depression nur in sich hineinzufressen !
Vielen Dank an die Antwortenden. Meine Cousine ist echt angefasst und ich habe ihr schon vor über einem Jahr geraten sich mit einem Psychologen/Psychoonkologen in Verbindung zu setzen. Diesem Terror ausgesetzt zu sein ist schlichtweg entwürdigend. Insbesondere weil zwei Söhne im Hause sind, die miterleben müssen, wie eine Erwachsene Frau lächerlich gemacht wird.
Ich habe meiner Cousine geraten sich aus dem häuslichen Umfeld für eine Zeit zu entziehen, beispielsweise durch eine psychosomatische Kur im Rahmen der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte.
Liebe Grüße
Thermopylae
1 postsLieber anonym,
das mag ja für den Mann meiner Cousine besser sein, sich als Haustyrann zu entwicklen als die Depressionen in sich hininzufressen. Er hat natürlich alles Recht dieser Welt zu schrein oder agressiv zu sein. Dann sollte er in den Wald gehen und brüllen oder seine Agressionen in einem Boxcamp abbauen. Seine Frau sollte er da Ausnehmen, denn das bekommt ihm auf Dauer sicherlich schlecht.
Sehr richtig. Das Abreagieren darf nicht dazu führen, dass er sich zum Haustyrann entwickelt.
Ein bisschen Verständnis für die schwierigen Lage, in der er sich befindet, müssen die anderen Familienmitglider aber aufbringen.
Riesterer
588 postsIch denke hier ist eine zeitliche Trennung notwendig, damit der Tyrann auf den Boden geholt wird, und seine Umgebung wieder zu schätzen weiss.
Dass er aktuell sich als Mittelpunkt des Schmerzes versteht, und sich die ganze Welt nur um ihn dreht, und er auf den Gefühlen anderer tritt, ist in keiner Weise akzeptabel, und tolerierbar. Wahrscheinlich hat deine Cousine dies schon zu lange zugelassen.
Falls deine Cousine nicht mehr zu ihm durchdringt, oder er eine lmaA-Einstellung hat, hilft evtl. der Gang zu Psychiater.
Wenn das auch nicht hilft, ist nicht der Krebs die Ursache der Krise, sondern nur der Auslöser.
Das dieser Weg steinig sein kann, versteht sich. Doch lieber ein Ende mit Schmerz, als Schmerzen ohne Ende.
Manfred
Binweg
596 postsIch melde mich als Angehörige eines krebskranken Mannes mit 53 Jahren jung ( seit Nov. 2010 auch 5 Lebermetastasen!) zu Wort, er hat seit 2 Jahre das Ileostoma, lehnt inzwischen jede Chemotherapie ab.
Diese seine Entscheidung kann ich inzwischen verstehen und auch akzeptieren.
Doch es gibt etwas neues, der Restdarm, beginnt zu arbeiten, alle 6 Wochen kann mein Mann auch regulär auf das WC gehen, ewiglange Sitzungen, Schmerzen plötzlich beim Laufen,... seine Schilderungen erinnern mich an Wehen
Er versucht wirklich an sich zu halten, und sich in Zaum zu halten.
Aber ab und zu wird er doch ziemlich unleidlich.
Mittlerweile denkt er über eine Rückverlegung nach, aber die Naht im Bauch (wo 50 cm rausgeschnitten wurden), ist geschrumpft und verengt, was er so hofft, dass sich das von selbst D E H N T.Durch die Stuhlgänge, die immer häufiger kommen [smiley:smiley-money-mouth]
Ich glaub das insgeheim nicht, und ohne genaue vorherige Untersuchung wird mein Mann wohl nicht operiert werden, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
Die näheren Lebensumstände will ich gar nicht schildern, aber.... ich war vor 1 Jahr für 6 Wochen auf Reha, Psychosomatik, es hat mir BUCHSTÄBLICH den Vogel rausgehauen [smiley:smiley-sealed]und dies 6 Wochen haben mir viel Kraft gegeben.
Ich kann mich jetzt auf mich besinnen
, ich seile mich ab und zu ab und mache etwas für mich. Sonst würde ich Hohl drehen,
EHRLICH, ein Psychoonkologen, den lehnt er ab.
Aber ich habe mir eine Psychotherapie "vergönnt" und meine Thera ist mit einem Psychoonkologen in der Praxis, wovon auch ich profitiere.
Was ich damit sagen will: besonders wir Angehörigen müssen auf unsere Kraftreserven achten, sonst gehen wir zugrunde.
Und, es muss vorallem auch im Hinblick auf die Zukunft geachtet werden.
Ich bin gerne bereit, mich als Austauschpartnerin anzubieten, wenn jemand sich "auskotzen" will.
Und, bitte bleibt bei euch, achtet auf Euch und lasst euch nicht alles "gefallen", ewige Rücksichtnahme, das kanns nicht sein.
GLG aus Bayern
Rosti55
maincoon10
647 poststoller beitrag rosti!!! danke dafür
Moin, Moin Anonym,
danke Dir für die Antwort.
Gruß
Moin, Moin Riesterer,
die Ursachen bestehen natürlich nicht aus einem einzigen Grund. er war schon immer ein "schwieriger Zeitgenosse" aber für meine Cousine gut zu ertragen, weil er morgens um 7 Uhr aus dem Haus ging und am Abend zwischen 19 und 20 Uhr zurükkam. Außerdem oft beruflich unterwegs war.
Nun ist er bedingt durch die Krankheit verrentet, zuhause angebunden, ohne Aufgabe, da meine Cousine den Haushalt führt und er gewohnt war immer bedient zu werden. Dann kommt die Krakheit dazu. Da er als Alphabet in der Lage ist zu lesen dürfte ihm die Endlichkeit seiner Geschichte klar sein aber genau das ist kein Grund sich zum Tyrann zu entwickeln.
Wie meine Couine weitermacht? Ich bin mir da nicht sicher. Sie hat salopp gesagt die Schnauze gestrichen voll. Oberkante Unterlippe sozusagen.
Danke für die Zuschrift.
Gruß
Moin, Moin rosti55,
Dir danke ich ganz besonders für Deine Offenheit zumal Du als Angehörige selber betroffen bist.
Auch meiner Cousine habe ich geraten sich in eine psychosomatische Behandlung zu begeben und ihr auch die Kurmaßnahme angeboten, weil die REHAKUR der BfA wirklich sehr gut ist und zumindest die Menschen stabilisiert.
Meine Cousine befürchtet aber durch die Kur zusätzliche Schwierigkeiten zu bekommen, vermutlich weil sie dann erkannt hat, was sie mit sich hat machen lassen.
Danke für Deine offene und ehrliche Zuschrift.
Gruß
Binweg
596 postsMoin an Dich und deine Cousine, kann sie denn nicht auch mal hier mitlesen, mitschreiben? Ich finde es so traurig, dass sie Angst hat vor dem Erkennen.
Mein gott, ich rede mich leicht, weil ich doch auch so viele Jahre im
"nichterkennen- wollen-sumpf" verharrt habe. Ich hab dabei 24 Jahre an der Seite meines ersten Mannes verbracht .
Mein jetziger Mann, ich liebe ihn über alles und ich haue auch jetzt um mich, um gewissen Dinge zu lösen und für mich sicherer zu machen.
Aber es ändert sich ja dann nichts für deine Cousine, da hilft auch kein Jammern und Weinen, wenn frau die eigene "SCH**ß*" weiter so aushält und dann womöglich auch noch selber krank wird davon!
das wollte ich noch loswerden. rosti55
ritschi
72 postsMoin Moin Thermopylae,
ich möchte doch mal eine Lanze für den Tyrannen brechen. Ich kann bis jetzt noch keinen schlimmen Terror des Mannes deiner Cousine erkennen.
Gut,Telefonate sollte man keine abhören aber manchmal kann man solche schon abbrechen, wenn diese belasten. Die nächtlichen ständigen Toilettengänge sind sehr unangenehm und belasten den Betroffenen sehr. Diese sind aber nach der Darmrückverlegung oft unvermeidlich.
Was bedeutet eigentlich der Satz von der " Endlichkeit seiner Geschichte "?
Vielleicht sollte der Mann deiner Cousine sich ein paar neue Aufgaben suchen. Fotografieren, Wandern, ein Haustier oder einfach die Mithilfe in einer sozialen Einrichtung.Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, welchen Einschnitt es bedeutet, wenn man nicht mehr seiner gewohnten Arbeit nachgehen kann.
Versuche einfach mal die Schwere der Situation eines Menschen zu verstehen, der an einer sehr schweren Krankheit leidet. Als Angehöriger ist man zwar auch sehr gefordert, aber man ist letzendlich aber nicht krank.
Ich wünsche allen ein schönes Wochenende und ganz viel Verständnis für alle Mitmenschen.
Ritschi