Hallo,
auch ich bin neu hier, und wie wahrscheinlich andere auch, nur aus Verzweiflung auf dieses Forum aufmerksam geworden.
Angefangen hat alles vor drei Monaten, der Bruder meines Vaters (mein Vater starb auch an Krebs, ich habe ihn zuhause gepflegt) gerade Mal Anfang 60, fühlte sich nicht gut und suchte den Arzt auf. Dieser beförderte ihn sofort ins Krankenhaus.
Von da an geht alles Schlag auf Schlag: Diagnose Darmkrebs Magensonde, nach zwei Wochen wieder nach Hause, Chemo, Pflegedienst und nun nach weiteren zwei Wochen wieder Krankenhaus, Körper voller Wasser, das Gesicht und die Arme abgemagert bis auf die Knochen.
Mein Onkel hatte sich seit dem Krankenhausaufenthalt komplett zurückgezogen (er lebt alleine und hat sonst keine Angehörigen mehr), keiner durfte ins Haus, kein Telefonat, er reagierte auf nichts und ich wußte nicht was er hatte und was los war, nur das er im Krankenhaus war. Durch meine Tochter kam Kontakt zustande, wenigstens bat er sie um Hilfe so hatte ich also ein paar Informationen.
Gestern nun der Schock: Ich fahr ins Krankenhaus, komme ins Zimmer und sehe nicht den großen Muskolösen Mann der mir das schrauben an Autos beigebracht hat, der zwar eigen aber herzlich war und mit dem ich aufgewachsen bin ( er ist nur ca.17 Jahre älter als ich). Der er im Januar noch war.
Nein, im Bett liegt ein im Gesicht ergrautes und abgemagertes, im Körper mit Wasser aufgequollenes Häufchen Mensch und schaut mich mit traurigen Augen an. Ich reiße mich zusammen, gehe aber kurz darauf unter einem Vorwand aus dem Zimmer. Ich kann nur noch weinen, alles kommt wieder hoch, das langsame sterben meines Vaters und meines Stifvaters und den anderen die in den letzten 14 Jahren in meiner Familie an Krebs gestorben sind. Ich habe Angst heute wieder hin zu gehen, vor dem Ende, diese verdammte Hilflosigkeit.
Das schlimmste ist doch als Betroffener dort zu liegen und zu wissen es geht dem Ende entgegen, nur noch warten bis es so weit ist.....
Nun heißt es stark sein (mal wieder) und ihm alles so angenehm wie möglich zu machen, zum Glück hat er keine Schmerzen. Ihn auf das Hospitz vorbereiten, da zu sein und die Hand halten denn schweigen sagt manchmal mehr als Worte.
Liebe Angi !
Es ist gut dass du hier bist und dir deinen Kummer ein wenig von der Seele reden kannst, das erleichtert ein wenig. Denn wie du schon schreibst, musst du wieder einmal viel Kraft aufbringen. Und ich ziehe den Hut vor dir, dass du, obwohl dir das Herz so schwer ist, deinen Onkel begleitest. Das wird ihm sehr sehr gut tun und sicherlich etwas Ruheund die Möglichkeit geben, sich mit seiner Situation zurecht zu finden. Mann braucht einen oder noch besser mehrere Menschenan seiner Seite. Einfach nur da sein, das hilft schon.
Er wird dir sicher von Herzen dankbar dafür sein. Ich wünsche dir für diese Aufgabe ganz ganz viel Kraft.
Danke einmal an alle lieben Familienangehörigen, Freunde usw., dass ihr diesen Weg, egal wie eraussieht, mit uns geht.
Liebe Grüße
Birgitt