Gast
Mittwoch, 26. September 2012 - 15:36
Ich weiß nicht mehr weiter. Ich habe versucht meinem Lebensgefährten zur Seite zu stehen. Er zieht sich immer mehr in sich selbst zurück. Weiterhin habe ich das Gefühl, dass er sich sehr mit seiner Kranheit beschäftigt obwohl die Chemo gut anschlägt und die Tumore sich verkleinert haben. Verhalte ich mich verkehrt, indem ich versuche, ihn wie einen "Gesunden" zu behandeln? Vielleicht können mir auf diese Weise ein paar "Betroffene" Ratschläge geben, wie ich mich verhalten soll. Danke.
Guten Abend,
zunächst meine Anerkennung dass Du Deinem Lebensgefährten in dieser schwierigen Zeit beistehst. Das ist keinesfalls selbstverständlich. Dass er in dieser Zeit sich intensiv mit sich selbst, seiner Zukunft und sich selbst beschäftigt liegt in der meiner Meinung nach in der Natur der Sache.
Bin selbst kein Therapeut, aber aus der Paartherapie (hab mal ein Seminar belegt) weiß ich dass ich ein offener Umgang mit den wechselseitigen Gefühlen einen sehr hohen Stellenwert haben. Am wichtigsten scheint es mir aber dass Du ihm gegenüber authentisch auftritts. Ist natürlich nicht immer ganz einfach da die neue Lebenssituation ständig neue Anpassungsleistungen erfordert; auf Dauer trägt eine solche Einstellung aber sicherlich am besten.
Kopf hoch,
Diar
maincoon10
647 postsHallo Rettungsanker;)
gute Ratschläge sind da schwierig.. jeder Krebspatient und jeder Angehörige muss seinen eigenen Weg finden, die Krankheit zu akzeptieren, damit fertig zu werden, die Ängste zu bewältigen. Hier gibt es leider keine Patentrezepte..... daher probier einfach vieles aus und frag nach wie dein Partner sich fühlt, wie es ihm geht.
Ich stelle dir mal ein paar Fragen, die dich ev. zum Nachdenken und zum Finden einer Lösung für Euch anregen können....
Will er denn reden? Oder zieht er sich nur noch zurück? Psychologen können da oft gut weiterhelfen (dir, wie auch deinem Partner). Ihr geht durch eine schwere Zeit, da tut es manchmal sehr gut, eine geschulte Sicht von aussen zu bekommen. Wäre Selbsthilfegruppe ein Thema? Oder vielleicht möchte er hier ins Forum kommen?
Wie will dein Partner denn behandelt werden? Will er Aufmerksamkeit? Will er als Gesunder behandelt werden?
Und was willst du? Wie stellst du dir das Ganze vor? Wie geht es Dir damit?
Wie gehst du mit deinen Ängsten um? Wie geht er mit seinen Ängsten um?
Wie würdest du dich an seiner Stelle verhalten?
Wie hat er früher seine Probleme gelöst? Was sind seine Bewältigungsstrategien für schwierige Situationen? Was sind deine?
Ich weiss schon, das sind jede Menge Fragen, du musst sie hier nicht beantworten.. die sind mehr für dich gedacht, denn auch wenn wir hier Tipps geben können, Umsetzen und Euren Weg finden, das müsst ihr leider alleine..
Alles Alles Gute für Euch.
lg andrea
Hallo,
jeder geht anders mit seiner Krankheit um. Ich bin ein Mensch, der immer offen auf die Menschen zugegangen ist. Das hat beiden Seiten den Umgang miteinander sehr viel leichter gemacht. Niemals wolltge ich wie eine Kranke behandelt und gesehen werden. Vielleicht ist das als Frau auch etwas einfacher. Ich habe Familie, Kinder für die ich sorge. Von daher wurde hier immer ein normaler Alltag gelebt. Das hat mir geholfen, die Krankheit anzunehmen und damit zu leben. Und mir ging es immer gut dabei.
Jemand aus einer Ecke herauszuholen, in die er sich verkrochen hat, ist sehr schwer. Auch ich möchte die den Tipp geben, zu versuchen, ihn hier für das Forum zu interessieren. Vielleicht hilft es ihm, wenn er merkt, wie andere Betroffene mit ihrem Schicksal umgehen und dass es gut tut, sich auszutauschen. Hier sind Gleichgesinnte, die einen verstehen. GGfs. will er dich auch schützen, nicht mit seinen eigenen Ängsten belasten. Sprich mit ihm, bleib mit ihm in Kontakt. Sag ihm, wie es dir dabei geht. Weiß er, dass du hier im Forum bist ? Lies ihm vor. Vielleicht lässt er sich damit locken.
Auf jeden Fall ist das Forum hier so immens wichtig für mich. Fast 5 Jahre bin ich erkrankt und werde auch nie richtig gesund. Ich bin in Chemo-Dauerbehandlung und habe trotzdem jede Menge Lebensqualität.Vom Erfahrungsschatz der Betroffenen konnte ich mehr als einmal profitieren und für meinen Weg viel herausziehen. Behandlungsmöglichkeiten taten sich mir auf, von denen ich vorher nichts gewußt habe und habe sie auch mit Erfolg wahrgenommen.
Es ist eine schwierige Zeit für euch. Vielleicht braucht er selber etwas Zeit, damit klarzukommen. Bleib an seiner Seite und helfe ihm weiterhin. Das ist nicht selbstverständlich und ich finde es toll, dass du das machst.
Ich wünsche dir, dass ihr sehr bald einen Weg aus der Sprachlosigkeit findet und euch mutig wieder dem Leben stellt. Denn das gibt es ohne Zweifel und es isttrotz allem schön ! Kopf hoch !
Liebste Grüße Biggi
Hallo Biggi,
Deine Antwort hat mir unheimlich gut getan. Aber was mach ich, wenn er absolut nicht will. sich nicht helfen lassen. Weder von einem Psychologen noch sonst von Irgendeinem. Seine Gedanken werden immer schwärzer, d.h., er spricht immer häufiger davon, dass er ja doch bald nicht mehr da ist. Dabei stehen seine Chancen gar nicht so schlecht, noch ein paar Jahre einigermaßen zu leben. Die Metastasen haben sich deutlich zurück gebildet. Die Chemo verträgt er auch sehr gut. Bis auf Kribbeln in den Füßen und Händen, ab und zu ein bißchen Nasenbluten, mehr nicht. Als wir zusammen gekommen sind, haben wir uns beide fünf Jahre gegeben. Ich betone "Beide". Nun ist es noch nicht einmal ein Jahr und jeder Tag wird depressiver. Ich bin eine sehr positive Frau und hatte gedacht, ihm ein weinig davon abzugeben. Ist das verkehrt? Bin Witwe und habe meinen Mann auch durch krebs verloren (Speiseröhre). Also ich weiß, was es bedeutet, Krebs zu haben. Ich würde mich freuen, wieder etwas von Dir zu hören.
Es grüßt Dich herzlich und bleib weiter so optimistisch!
Rettungsanker