Tunc

8 posts
Mittwoch, 19. Dezember 2012 - 23:24

Ich frage mich ob ich anstelle meiner Mutter sterben würde, oder mit Ihr ?

Ja ich würde ist die Antwort.

Bin ich nicht lächerlich,da ich vor lauter Egoismus nur an meine Gefühle denke?

Wisst Ihr wie das ein Gefühl ist die Diagnose so ohne jegliches Mitgefühl des Arztes gesagt zu bekommen.... genau es ist wie in ein Loch zu fallen, oder wie stehend zu sterben während man weiter atmet.

Wenn der Tag kommt, an dem ich dran glauben muss, werde ich keine Angst haben. Ich werde vereint sein mit meinen Eltern ,oma und opa und meinen Verwandten und Freunden.

Entschuldigt ,ich wollte nicht euer Fest vermiesen,ich wollte nur mein innerstes loswerden.

Möge Gott mir diese Zeilen nicht übel nehmen.

Dennoch trotz allem, ich wünsche euch ein Frohes Fest.

Stark ist nur derjenige, der immer nach einem Sturz wieder aufsteht....

Gast
Donnerstag, 20. Dezember 2012 - 02:55

Hallo Tunc,
nein, man muß nicht immer stark sein! Und nein, Du bis nicht lächerlich, solche Gefühle sind "im Rahmen", schließlich bist Du direkt davon bedroht Deine Mutter zu verlieren. Ich habe lange Zeit wie Du gefühlt. Es erscheint alles so unfair und dann habe ich losgelassen, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Wenn meine Mum am Krebs stirbt, dann verliere ich sie nicht, dann lasse ich sie gehen. Und ich komme nach wenn mein Leben zu Ende ist. Deine Mutter will sicher nicht, dass Du an Ihrer Stelle stirbst. Ganz sicher nicht!
Und ja, ich kenn das Gefühl von Ärzten eine schlechte Diagnose in ihrem Alltagstrott mitgeteilt zu bekommen. Mittlerweile sind uns so viele schlechte Diagnosen nebenläufig mitgeteilt worden, dass ich etwas abgestumpfter bin, so übel sich das auch anhört. Ich denke nur noch von Schritt zu Schritt, von Tag zu Tag. Ich habe auch mittlerweile rausgefunden, dass man sich kleine schöne und damit wichtige Situationen durch die Trauer "entwerten" kann. Wie doof nur auf die Zeit nach dem Sterben fixiert zu sein, es passieren gerade so viele schöne Momente, die ich in meiner alten Stimmung gar nicht wertgeschätzt hätte.

Vielleicht liesst sich das ganze so, als würde ich denken, dass Deine Mutter im Sterben liegt. Ich weiß gar nichts über Eure Situation. Ich finde es nur wichtig Dir mitzuteilen, dass Trauer, Wut und Verzweiflung nicht immer in der gleichen Intensität und Blickwinkel stattfinden.

Thorsten

maincoon10

647 posts
Donnerstag, 20. Dezember 2012 - 09:58

hallo tunc,

ich habe seit 3 Jahren krebs,immer wieder Metastasen, zwei Chemos hinter mir.. aber ich arbeite auch, reise, gehe meinen hobbys nach... treffe freund....

ich lebe und mir geht es im wesentlichen gut. das zählt, an den kleinigkeiten - wie ich eine situation bewerte, kann ich etwas ändern. jeden tag aufs neue, denn ich hab mein leben in der hand!

wie der rahmen ist, wo man was mitgeteilt bekommt, ändert an der tatsache, dass es krebs ist nichts, daher versuche ich mich nur auf die wesentlichen dinge zu konzentrieren und den rahmen so weit zu ignorieren oder mich wenn dann nur kurz zu ärgern.

letztendlich geht es um den krebs - etwas was ich keinem wünsche, ob ich das zwischen tür und angel erfahre oder einfühlsam, ändert nichts an der tatsache an sich.

dies hier jetzt und heute ist mein leben, ein anderes hab ich nicht und das versuche ich so erfüllt wie ich nur irgendwie kann zu leben und es mir und den menschen um mich rum so schön wie möglich, so erfüllt wie möglich zu machen. so dass das leben lebenswert ist.

vielleicht hilft dir diese sichtweise eines betroffenen etwas.....
lg andrea

ps: wenn das jetzt alles einfach klingt oder wie auch immer... ich bin mit dieser weisheit nicht vom himmel gefallen... es war harte arbeit.. aber ich bin ja schon lange genug dabei um so weit zu komen....

Binweg

596 posts
Freitag, 21. Dezember 2012 - 15:52

Du bist keineswegs lächerlich, wie oft wollte ich sterben an stelle von Volker, damit er noch viele Jahre mit einem Sohn, den er endlich wieder an seiner Seite hatte nach vielen Jahren des Umgangsverbotes durch die Mutter, miterleben könne, mit ihm das Abitur durchkämpfen, und weiter im Keller ausbauen.

Aber, ein anderer Plan wurde durchgezogen, und ich fürchte, ich muss irgendwann verstehen lernen, warum das so ist.

ich muss allein weiterleben, ich muss auch ein stückweit für seinen Sohn dasein, und die Rechte von Volker, die er in seinem letzten Willen ausgesprochen hat, durchkämpfen und verteidigen gegen alle außen herum.

Auch Du, TUNC, hast einen Auftrag, du wirst ihn verstehen, und wirst ihn annehmen müssen.

Wenn es geht, sprich mit deiner Mama darüber, es ist für sie wichtig und für dich auch.

Ich schicke Dir ein dickes Kraftpaket.

Friderike

Gast
Mittwoch, 26. Dezember 2012 - 18:26

Hallo,

habt vielen Dank für eure antworten

Ich werde eure Zeilen mir zu Herzen nehmen. Ich wünsche mir nur die Kraft, um all das durch zu stehen.

Was mir übrig bleiben wird, ist das reine Gewissen,alles mögliche getan zu haben um meine Mama am Leben zu halten und Ihr bei zu stehen.

Auch wenn es ein Tröpfchen auf das heisse Stein sein mag. Ich lebe jetzt und werde wie Ihr auch geschrieben habt,das beste draus machen und jede Situation mit Ihr genießen.

Danke Freunde