Guten Tag,
seit einiger Zeit bin in stiller Leser im Forum. Jetzt habe ich mich dazu durchgerungen, meine Geschichte zu erzählen:
Letztes Jahr im Herbst bekam ich starke Bauchschmerzen, Verdacht auf akute Blinddarmentzündung. Wäre nur zu schön gewesen. Als ich im Krankenhaus auf der I-Station wieder aufwachte, hatte ich eine lange Narbe und einen "Beutel/Stoma" - Darmkrebs , eine solitäre Lebermatastase -. Meine Welt brach zusammen. Ich konnte es nicht fassen. Ich war oder bin noch nicht so alt um zur Vorsorge gehen zu müssen. Ebenfalls hatte ich keine Anzeichen für Darmkrebs. Wie konnte sowas nur passieren? Mir wurde empfohlen, einen Port legen zu lassen und eine adjuvante Chemo durchzuführen. Gleich im Anschluß an die Op's (Freitag aus dem Krankenhaus raus, Dienstag begann die 1.Chemo) gings los. Die Chemo habe ich soweit gut vertragen. Mit dem Taubheitsgefühl in den Füßen kämpfe ich noch, aber es wird jeden Tag etwas besser.
Meine Nachuntersuchungen sind bis jetzt, toi, toi, toi, ohne Befund. Etwas über ein Jahr ist seitdem vergangen. Im Sommer wurde mein Stoma zurückverlegt. Ich hatte damit keinerlei Probleme. Konnte gleich normal wieder auf'n Pott maschieren. Man kann nicht immer nur pech haben. Als ich aus der Narkose, bei der Rückverlegung, aufwachte und keinen Beutel mehr gespürt habe, habe ich vor Erleichterung den ganzen Tag nur geheult. Für mich war das eine große seelische Belastung. Danach ging es jeden Tag aufwärts. Seit einiger Zeit bin ich auch wieder in meinem Beruf tätig und hoffe sehr, dass es noch viele Jahre so bleibt. Aber ich bin auch realistisch, ein Rückfall kann jederzeit, ohne Vorwarnung, kommen.
In diesem Sinne, drücke ich allen die Daumen und wünsche Euch ein besinnliches Weihnachtsfest und ein hoffentlich guten Jahr 2013. Die Technik/Forschung geht immer weiter, es muß irgendwann ein Mittel gegen diese Sch..Krankheit geben.
Viele Grüße Lindi
Riesterer
588 postsSchön, dass du dich überwunden hast.
es ist für viele Anderen wichtig, wie es bei dir war, dass es weiter geht, und das es weiter geht.
Manfred
Hallo Manfred,
vielen Dank!
Es hilft wirklich, sich hier im Forum zu informieren. Was mich zuerst ganz schon geschockt hat, war die Startseite von der Felix-Burda Stiftung (...mein Sohn hat die Diagnose....überlebt). Das baut einen nicht recht auf. Ich habe damals viel zu viel im I-net, auch auf den falschen Seiten nach Informationen gesucht. I-net ist ein Segen aber auch oft ein Fluch. Es steht so viel negativen darin. Viele, die diese schreckliche Krankheit überlebt haben melden sich nicht mehr. Jeder hat seine eigene Krankengeschichte, aber wenn man doch mal was poritives liest, baut einen das doch auf.
Ich muss dazu sagen, ich habe mich nach der Diagnose erstmal in mein Schneckenhaus zurückgezogen. Als dann einige Zeit verstrichen war, ich mich auf meiner Arbeit habe sehen lassen, wurde es langsam besser. Ich hatte und habe jetzt noch manchmal Probleme damit fertig zu werden. Aber mit Hilfe der Familie und auch den Freunden und Kollegen geht es besser. Man darf nicht alles in sich hineinfressen, man muss dampf ablassen und manchmal wirklich austicken. Es ist wie eine Achterbahnfahrt.
Mein Arzt meinte nach der Rückverlegung zu mir: "Sie blühen jetzt erst richtig auf, vorher waren Sie oft lustlos, niedergeschlagen". Wie recht, wie bereits erwähnt sind nach der Rückverlegung 10 kg "Nervenballast" gefallen. Ich fühle mich jetzt leicht und unbeschwert. Es geht weiter. Ich kämpfe jeden Tag und sage mir immer" die Armee in mir räumt auf und alles was nicht gut ist, wird bekämft und wird vernichtet".
In diesem Sinne einen schönes restlichen 3.Advent.
Viele liebe Grüße
Lindi
rolli57
53 postsHallo Lindi,
willkommen im Forum. Ich habe auch erst kürzlich meine Krankengeschichte geschrieben und ich habe mich danach richtig gut gefühlt. Ist eigentlich so, als ob ich ein Tagebuch führe allerdings mit den Vorteil, dassmir hier im Forum Antworten auf Fragen gegeben werden, die ich in der Realität nicht stellen würde. Sehr viele Krankengeschichten habe ich im Forum verfolgt wobei ich auch Parallelen zu meiner Erkrankung feststellen konnte. Dadurchhabe ichauch bereits für viele meiner Fragen Antworten erhalten.Hier im Forum bewegen sich für alle Fachgebiete echte Spezialisten.
Ich finde es sehr wichtig auch über einen positiven Krankheitsverlauf zu berichten um Betroffenen, die weniger Glück mit dieser Krankheit haben, zum Durchhalten und Weiterkämpfen zu animieren.
Ich wünsche dir und auch allen hier im Forum, schöne Weihnachtstage und eine gutes neues Jahr 2013 mit der Hoffnung, dass alle hier dieser üblen Krankheit den Krieg erklären. Nur wer zum Kampf bereit ist hat die Chance zugewinnen.
LG Roland