Jetzt ist es leider schlimme Gewissheit. Die Chemo bei meinem Freund(nicht Partner) hat leider nicht angeschlagen. Selbstverständlich wird alles weitere versucht, zumal er gerade mal Anfang 30 ist. Er hat bereits Metas in Lunge und Leber und der Primärtumor ist auch wieder da, auch wenn Gott sei Dank ziemlich klein. Bei ihm scheint es ein sehr agressiver Krebs zu sein. Natürlich weiß und hoffe ich von ganzem Herzen, dass sich jederzeit alles ändern kann, aber bei dem bisherigen Verlauf kann es auch sein, dass es nur eine Frage der Zeit ist...Das bricht mir das Herz und bringt mich zur Verzweiflung!!! Leider wohnt er nicht mehr in der Nähe(600 km entfernt), sodass persönliche Treffen nicht mehr so oft stattfinden können, obwohl wir uns schon regelmäßig sehen. Der Telefonkontakt ist natürlich ständig da. Aber mir fällt es zunehmends schwer mit ihm zu reden weil ich bei vielen Dingen nicht weiß, ob es jetzt angebracht ist. Bei uns im Freundeskreis geht es bei vielen gerade richtig "los". Sprich Heiraten, Familienplanung, Bauen... Ich und mein Partner reisen viel und planen dementsprechend die Reise für den Sommer bereits jetzt schon...und freuen uns eigentlich drauf. Aber wenn ich mit meinem Freund telefoniere muss ich doch immer wieder inne halten. Ist es angemessen wenn ich über unsere Pläne rede? Oder auch über ein schönes Wochenende was wir verlebt haben? Über die schönen Dinge die wir machen oder machen wollen? Über die letzte Party. Während mein Freund sich mit den Folgen der Chemo quälen muss. Ich weiß es nicht....Einerseits will ich ihn ja auch nicht ausschließen, so nach dem Motto:,,Das wirst du alles vielleicht nicht erleben können." Ich will ihn auch aufmuntern und ablenken indem ich von schönen Dingen erzähle.Denn die Hoffnung ist ja unendlich groß, dass sich alles noch zum Guten wendet. Andererseits ist es ja fatal so zu tuen als wäre alles in Ordnung...denn das ist es ja gerade nicht. Ganz ganz schwierig!Habe mich auch schon nach Selbsthilfegruppen umgeschaut...ich möchte auch für meinen Partner stark sein. Er ist sein Kindergartenfreund..Mein Partner ist immer noch am verdrängen, er kann es nicht fassen. Ja, es ist unfassbar und so unfair[smiley:smiley-yell]
LG Hope
ursus
256 postsHallo Hope,
es ist immer schlimm als "Zuschauer" neben einem krebskranken Menschen, den man gern hat zu leben.
Mache deinem Namen alle Ehre und gib die Hoffnung nie auf. Mir hat man 2009 noch 6 Wochen gegeben....daraus sind nun bereits 5 Jahre geworden.
Und Gespräche führen über schöne Erlebnisse eurerseits....ja, ich würde deinen Freund einfach fragen! Will er das hören? Kann er das hören?
Helft ihm, sein positives Denken zu stärken!
Alles Gute für euch alle, liebe Grüße, Ursula
Liebe Ursula,
danke für deine Worte. Deine Geschichte macht Hoffnung und es ist echt schön, dass es mittlerweile Jahre sind anstatt der Wochen, die man dir gegeben hat.
Ja natürlich darf/werde ich die Hoffnung niemals aufgeben, aber mein Freund geht so passiv mit der Erkrankung um.Ich könnte schreien.
Meiner Meinung nach geht es auch um kämpfen...aktiv gegen den Krebs kämpfen. Angefangen mit einer positiven Einstellung bis hin zu gesundem Essen, Sport etc. Er lässt sich nicht hängen, was extrem super ist, gibt die Hoffnung nicht auf, tut aber auch nichts "aktiv". Er hat seine Genesung völlig an die Ärzte übertragen. Es ist deren Aufgabe, sagt er. Ich bin oft absolut erstaunt über seine Sachlichkeit. Wenn er erzählt was demnächst alles ansteht, erzählt er es so als würde es um jemanden anderen gehen, als würde es ihn nicht betreffen. 10000 Leute sehen diese Passivität und geben deswegen ständig Tipps was helfen könnte. Das ist zu viel und nervt ihn, sagt er. Deswegen will ich auch nicht mit Tipps um die Ecke kommen, zumal ich auch schon vieles gesagt habe, er es aber nicht annimmt.Deswegen fällt mir das Hoffen so schwer! Ich will von ihm hören: ,,Ja, ich pack das" anstatt: ,,mal schauen ob das was die Ärzte dieses mal vorschlagen, hilft."
Ich weiß, ER muss den besten Weg finden damit umzugehen, aber wir stehen so hilflos daneben und leiden im stillen Kämmerlein,wollen es ihm aber nicht zeigen, da es ihn nicht auch noch zusätzlich belasten soll.
Schwierig. Und schon wieder beschäftigt mich dieses elendige Thema den ganzen Tag
Dir auch alles Gute
Hope
Hallo Hope,
jeder geht anders mit der Krankheit um. Es ehrt Dich, dass Du die Last der Krankheit auf Deinen Schultern tragen und Deinem Freund so gut es geht helfen willst.
Bedenke bitte dennoch: Krebs zu überleben hat viel mit Glück und Pech zu tun. Man kann versuchen, den Krankheitsverlauf zu beeinflussen, hat es aber leider nur in einem geringen Maße selbst in der Hand.
Verschone bitte Deinen Freund mit Aussagen wie "Du musst kämpfen!". Ich habe diesen Spruch bei meiner Diagnose gehasst! Gegen was und wen und warum eigentlich (ich?)? Versuche es eher mit Fragen wie "Wie geht es Dir?" und "Was kann ich für Dich tun?". Das ist viel besser als dieses "Kämpfen! Kämpfen! Kämpfen!".
Auch wenn Du es nicht gerne hören möchtest: Vergiss bitte Deinen Partner und vor allem Dich nicht. Wenn Du es zu nah an Dich heranlässt, wird es Dich und Deine Beziehung sehr stark negativ beeinflussen. Es ist schlimm, was da passiert. Aber die Welt dreht sich weiter...
Ich wünsche Dir Kraft!
Hallo Heino,
danke für deine Antwort. Du hast recht,der Krebs hat viel mit Glück zu tun. Selbst der Arzt hat zu meinem Freund gesagt:,,Jetzt brauchen wir eine Riesenportion Glück." Und ich weiß natürlich, dass man mit gesunder Ernährung etc leider wenig ausrichten kann. Deswegen habe ich mir bis jetzt den tollen Ratschlag:,,Kämpfe!" auch verkniffen. Auch weil ich merke, dass er sowas nicht hören will.Wahrscheinlich ist es die Hilflosigkeit unsererseits. Ich merke, dass es immer extrem schlimm ist, wenn Termine, neue Befunde etc anstehen. Dann beschäftigt mich das Thema extrem und zieht mich so runter... Aber nach ein paar Tagen verstehe ich, dass ich nicht mehr machen kann als für meinen Freund und auch meinen Partner da zu sein und gemeinsam durch diese schwere Zeit zu gehen. Dennoch: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wer sagt denn, dass er nicht zu den glücklichen gehören kann?! Die gibt es ja Gott sei Dank auch noch. Er ist in sehr guter körperlicher Verfassung, sehr sportlich und stark. Mental ziehe ich auch den Hut vor ihm....
Alles Gute dir
LG Hope